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Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188808161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880816
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880816
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-08
- Tag 1888-08-16
-
Monat
1888-08
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.08.1888
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IWWffMWWWWWWMMVVBMVMMV Nr. IW. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum de- folgenden Tage») zur Versendung gelangende „Sächsische Landcs-Anzeigcr" mit täglich einem besonderen Unter- baltungSblatte und mit dem Extrabeiblatt «ästige- Pilderbuch kostet bei den Ausgabe» stellen monatlich 70 Psg., bei den Post-Aust, 75 Pf, (1888er Ztgs.-Preisliste Nr, 5035.) Sächsischer Für Abonnenten erscheint je einmal im Jahr: Sommer-Eisenbadufahrplanlirst für Sachs », 8inter-Eise»bllIl»f»I>rd!andcft für Lachse», Mistr, Kalender de- Sächsischen Landtieren. Zllustrirtes Zahrcsbuch dr-Lattde-^nzciger-. §Mi>ks-APeizkl mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Dachsen nnd Thüringen. Donnerstag, 1K. August 1888. Ltzttzendnt-dt- „Silchf. Sttdet-Snzeieq»', Dem« einer finalen Corputzeike ISWL Bevorzugt« Stelle (lsvalt. Prtitzeste) SOPf. BeiWIederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnfertionsbetrag (in Briefmarken) beifüge» «««Silben CorpnSfchrift bilden ca. IZeöe.) Annoncenannahnie nur bis VormtNa- Nexalldtt Wiek Bnchbnickerei, Eliktniiilz, Dheaterstrabe 5 (Fernsprechstelle Nr. lSS). Telegr -Adr-: Landes-Anzriger, Thenmltz. Mit tüalich einem besonderen 4. Sächsisches Allerlei - Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 5. Illnslrirtes Unterhalt,mgsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lngiges Bil-erbnch. Telegraphische Nachrichten. Vom 14. August. Wien. Das „Neue Wiener Tageblatt" erfährt aus Sofia, der Fürst habe durch eine nnvorsiclp'g: Aeußerung verrathen, daß der jüngst abgehaltene Coburger Familienrath sich mit einziger Aus nahme der Mutter des Fürsten gegen den Weiterverbleib Ferdinands in Bulgarien anssprach. Demselben Blatte zufolge ist eine Einigung zwischen Stambulow und Zankow erfolgt, was eine Umgestaltung der Lage in Bulgarien wahrscheinlich macht. (? ?) Paris. Roubaix aus Paris versuchte gestern in Calais eine Arbeiterbewegung anzustisten. Die Regierung zeigte sich auch hier entschlossen, mit äußerster Energie vorzugehen. Petersburg, 15. August, Mittags. Zur Besprechung des Telegramms der „Agenzia Stefani", wonach Rußland wie auch die anderen Mächte eine Erklärung über die Abschaffung der Kapitu lationen von Massauah gegeben, bemerkt das „Petcrsb. Journal", es erscheine dies als eine gewagte Behauptung. Erwähntes Blatt glaubt, Rußland würde gegen diese Abschaffung von dem Moment an, wo das Resultat der Verständigung unter den Mächten vorliege, nichts einzuwenden haben. Das Princip aber, aus welchem die Abschaffung ipso kaoto hervorgehe, daß das Land, wo die Kapitulationen beständen, von einer civilisirten Regierung besetzt werde, sei eine Neuerung. Solches Princip sei weder erörtert noch angenommen. Rom, 15. August. Nach einer Depesche des Generals Bal- dissera kehrten von den 400 mit einem italienischen Hauptmann ab gegangenen Baschibozuks 22l zurück, wovon 57 verwundet; von den 300 Baschibozuks unter Adamagr kehrten 260 zurück, davon 19 verwundet. Gotha, 15. August. Die Kaiserin-Königin Friedrich ist gestern Nachmittags hier eingetroffcn und begab sich sofort nach Schloß Tenneberg bei Waltershausen. Von dort zurückgekehrt, nahm sie mit Herzog Ernst im Herzogspalais das Diner ein. Potsdam, 15. August. Die Kaiserin Friedrich ist heute Vor mittag 9 Uhr von Gotha hierher zurückgekehrt. Eine ireue Reklamation nach Paris bringt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" an leitender Stelle. Sie schreibt: „Die Mißhandlungen deutscher Studenten in Bclfort haben ein Nachspiel gehabt, welches mehr noch als jene rohen Excesse selbst geeignet ist, ein charakteristisches Licht auf die Zustände in Frankreich zu werfen. Bekanntlich waren die deutschen Studenten von dem sie ver folgenden Volkshanfe» durch Steinwürfe schwer verletzt worden. Namentlich hatte der eine derselben, Studiosus Mnßmann ans Hannover, so schwere Verwundungen erlitten, daß er ans Anordnung des Arztes seine Studien auf längere Zeit unterbrechen und sich einer mehrwöchigen Badekur unterziehen mußte. Die Mißhandelten entschlossen sich, unter diesen Umständen von der Gemeinde Belfort eine Entschädigung zu bcauspruchen, zu deren Leistung dieselbe nach dem Gesetz vom 10. Vendsmiaire des Jahres IV. verpflichtet war. Dieses Gesetz, welches sich unbestritten noch in voller Geltung befindet, stellt in Titel I den allgemeinen Grundsatz auf, daß die Bewohner einer Gemeinde für alle Angriffe, welche in ihrem Bezirk gegen die Person oder das Eigenthnm verübt werden, civilrcchtlich verantwortlich sind. Außerdem ist daselbst in Titel IV Artikel 6. die ausdrückliche Bestimmung getroffen, daß derjenigen Person, welche bei einer Ansammlung von Menschen körperlich ver Jn den Höllengrund. Novelle vvn Rcinhold Ortmann. Forisctziiiiki. Nachdruck verboten. Trotzdem zeigte Rohden eine unbcfnngenc, fast heitere Miene, und die Verlegenheit war durchaus nicht ans seiner Seite, als der Neffe des Hausherrn, der Leutnant Hans v. Trntzschler, ans ihn zn- trat, um nach höflicher Verbeugung gegen die Pastorin ein Gespräch ,„it dem jungen Geistlichen zu beginne». Der junge Offizier hatte offenbar etwas auf dem Herze», das ihm selber sehr peinlich war, denn nach einigen unbeholfen hcrvorgebrachtcn, nichtssagenden Redens arten begann er mit einem energischen Räuspern ganz unvermittelt, wie um sich der fatalen Sache rasch zu entledigen: „Was übrigens Ihre Rede anbctrifft, Herr Pastor, oder Ihren Trinkspruch, wenn man's so neunen darf, so läßt sich ja nicht leugnen, daß allerdings Manches, — ich will nicht sagen Zutreffende, aber doch immerhin recht Beachtenswertste darin enthalten war. Nur will inir scheinen, — Sie gestatten mir doch ein offenes Wort? — als wenn Sic in Anbetracht des Ortes und der Umstände ein wenig — oder vielleicht auch recht erheblich zu weit gegangen wären. Solche Dinge pflegt man nach den Lebensgewohnheiten unserer Kreise einer jungen Dame überhaupt nicht zu sagen, am wenigstens aber vor einer großen Gesellschaft. Mein Oheim ist sehr böse auf Sic, und ich muß gestehen, daß ihm das eigentlich nicht zu verargen ist. Ich für meine Person glaube ja gern, daß Sie unter einem unwider stehliche» Gcwissenszwange, oder wie Sic das nun nennen, gehandelt haben, und der Eine oder Andere von uns mag ja wohl diesen Glauben mit mir theilen; aber die meisten — und ich halte es für meine Pflicht. Ihne» das ganz offen zu sagen, Herr Pastor — die meisten der hier versammelten Gäste können nach de» Begriffen ihres Standes Ihr Auftreten doch nicht anders ansehen, denn als eine gröbliche nnd beinahe beispiellose Verletzung des Gastrechts." Nicht in fließendem Zusammenhänge, sondern mit vielen Stock ungen und Unterbrechungen durch verlegenes Räuspern hatte Hans von Trützschler seine Zurechtweisung vorgebracht. Er war offenbar bemüht gewesen, durch eine höfliche Verbindlichkeit des Tones seinen^ Worten ihre Schärfe zu nehmen, und nun blickte er mit einiger Un sicherheit auf Rohden, dessen Miene ganz unverändert geblieben war, und der keinen Versuch gemacht hatte, die strafende Rede mit einer Rechtfertigung oder einem Widerspruch zu u»verbrechen. letzt wird, vvn den Bewohner» der Gemeinde Schadenersatz geleistet werden muß. Die Verurtheilung der Gemeinde Belfort ans eine Entschädig ungsklage der Studenten konnte hiernach nicht zweifelhaft erscheinen. Da die Mißhandelten aber nach den gemachten Erfahrungen füglich nicht selbst vor dem Gerichte in Belfort anfzutreten vermochten, handelte es sich darum, einen sranzösischen Advokaten zur Führung des Proccsses zu gewinne». Der deutsche Anwalt der Studenten wandte sich zu diesem Zwecke zunächst an einen angesehenen Advokaten in Belfort. Derselbe erklärte indessen, er sei nicht in der Lage, das Mandat zu übernehmen, nnd ebenso hätten seine Kollegen in Belfort es abgelehnt, sich mir der Sache zu befassen. Da sich in Frankreich, die feste Gerichtspraxis gebildet hat, daß der Partei, welche keinen Vertreter zu finden vermag, seitens der Gerichtspräsidenten ein Advocat bestimmt wird, wurde darauf der Versuch gemacht, die Beiordnung eines Advocatcn von Amtswegen zu erlange». Aber auch dieser Schritt blieb vergeblich. Der Präsi dent des Gerichtes in Belfort lehnte das bezügliche Gesuch der Studenten ab, indem er vorschützte, daß er nur in den Fällen, in welchen das Gesetz eine Vertheidigung vorschreibe, zur amtlichen Be stellung eines Advocaten befugt sei. Um kein Mittel unversucht zu lassen, wurde endlich bei einer Reihe von Pariser Anwälte» ungefragt, ob sic zur Uebernahme des Prozesses bereit seien. Aber auch die Pariser Advocaten fanden sämmtlich einen Grund, aus deni sie de» mißhandelten Deutschen ihren Beistand versagten. Ihres klaren Rechtes ungeachtet ist es sonach den deutschen Studenten unmöglich gemacht, ihre Ansprüche in Frankreich zur Geltung zu bringen. Es ist hiermit constatirt, daß der Deutsche in Frankreich kein Recht findet und daß für Vergehen gegen Deutsche in Frankreich keine Sühne zu erlangen ist. Neu ist diese Wahr nehmung allerdings nicht, wir brauchen nur an die Zeit nach dem Kriege zu erinnern, wo, blos einen Fall zu erwähnen, der Franzose, welcher einen sächsischen Soldaten in der Nähe des Forts Rosny ermordet hatte, von dem Assiscuhof des Seine-Departements unter dem Applaus des Auditoriums frcigcsprochen wurde. Die Sage, daß die Franzosen an der Spitze der Civilisation marschiren, findet in Frankreich natürlich noch Gläubige; dem Ans lande beweisen aber Vorgänge, wie die heutigen, daß in Frankreich sogar die Justiz, die früher einen guten Ruf in Europa hatte, in Verfall begriffen ist, und daß die Zustände in unserem westlichen Nachbarreich der Verwilderung entgegengehen." Politische Rundschau. Chemnitz, den 15. August. Deutsches Reich. Der Kaiser hat dem König Dom Lniz von Portugal das in Wittenberg stehende 3. branvenburgische Infanterie-Regiment Nr. 20 verliehen und seinem Gaste eine voll ständige Regiments-Uniform zum Geschenk gemacht. Der König wird zu derselben die Feldmar'chall-Epanlettcs tragen, entsprechend seinem militärischen Range in Portugal. — Der Kaiser hat durch Kabinets- ordre das Protektorat über die preußischen Gnstav-Adolf-Vereine übernommen. — Die Kaiserin Friedrich ist am Dienstag mit ihren Töchtern nach Gotha gereist. Unterwegs wurde dieselbe wiederholt lebhaft begrüßt. — Der Rücktritt des Grafen Moltke von dem Posten des Chefs des Generalstabes der Armee entspricht einem langgehegte» Wunsche des großen Strategen, der sicher, wenn irgend Jemand, den wohl erworbensten Anspruch ans Ruhe hat. Wiederholt hatte Graf Moltke bereits unter Kaiser Wilhelm I. gebeten, ihn von seiner Stellung zu entlasse»; allein der greise Kaiser hatte sich nicht entschließen können, „Wenn ich Sic recht verstehe, Herr Baron," sagte er ruhig, „so haben Sie den Wunsch oder den Auftrag, mir aiizndcntc», daß mein ferneres Verweilen in diesem Kreise den Wünschen des Hausherrn nicht entsprechen und seinen Gästen ein Anstoß sein würde. Ich erwidere Ihnen, daß ich selbst mir dessen bereits be wußt geworden bi», nnd daß ich im Ucbrigcn nicht nur durch diese Erkenntnis;, sondern auch durch meine Pflicht aus diesem Hause ab- gerufcn werde." Hans von Trntzschler stotterte einige verlegene Worte, die wohl vor allem der Pastorin gelten sollten, und dann hatte er es sehr eilig, sich in eine möglichst weite Entfernung zurückzuziehen. „Das ist ein trauriges Ende des Festes für Dich, liebe Mutter," sagte Rohden herzlich, als sie der Thüre znschritten, aber sie lächelte freundlich zu ihm auf und drückte seinen Arm so zärtlich wie ein liebendes Mädchen. „Ich hätte mir's freilich nicht träumen lassen, daß man mich einmal irgendwo zur Thüre hinaus complimentiren würde," er widerte sie scherzend, „aber unter solchen Umständen kann ich mir's schon gefallen lassen. Möchte nur nichts Schlimmeres folgen, als es diese höfliche Ausweisung war!" „Was auch geschehe» mag, Mutter — wenn ich Deine Zustim mung habe, sehe ich Allem mit voller Seelenheiterkeit entgegen. Ich bin nicht gerade stolz ans das, was ich gcthan. Ich hätte viel leicht eine bessere Gelegenheit abwarten sollen, aber es riß mich hin." „Und gerade darum war es gut so! Hättest Du mit Vorbe dacht gehandelt, so würde ich Dich vielleicht ernstlich tadeln, denn Du hast die arme kleine Cvmtesse tiefer verwundet, als es um ihrer Erziehung willen nöthig war. Ich will dafür einstehen, daß ein prächtiger Kern in ihr steckt; aber bei einer so feinen Schale kann auch der Kern gar leicht zu Schaden kommen, wenn man sie mit all.zu rauher Hand zerbrechen will." Der junge Geistliche senkte das Haupt. So freundlich und liebevoll der Vorwurf ausgesprochen war, so schmerzlich schien er ihn zu treffen. Auf jhrem kurzen Heimwege sprachen sie nichts weiter mit einander; aber daheim in seinem Arbeitszimmer vertauschte Rohden unverzüglich den schwarzen Gesellschaftsrock mit einem anderen „Willst Du noch ausgche», Bernhard?" fragte die Pastorin, die ihn unausgesetzt mit ihre» klugen, freundlichen Augen verfolgte. „Ich muß zu den Depeiidahls's, Mutter," entgcgnete er. „Mit dem armen Mädchen geht es Fu Ende. So leicht auch der Typhus. sich von seinem berühmten Feldherrn zu trennen, er hatte mit Be zugnahme ans sei» höheres Alter den Grafen Moltke als General stabschef festgehalten. Unter Kaiser Friedrich hatte der Feldmarschall sein Abschiedsgesuch nicht erneuert, weil er dein kranken Herrscher diese Sorge ersparen wollte. Nach dem letzten Regierungswechsel stand der Entschluß des Grafen Moltke, zu gehen, fest; er hatte nur die erste Konsolidation der neuen Verhältnisse abgewartct und nun, nachdem dieselbe sich vollzogen hat, wird dem Feldherrn der langge hegte Wunsch endlich erfirllt. Graf Moltke behält übrigens seine bisherige Dienstwohnung im Berliner Generalstabsgcbäude bei und auch seine besonderen Adjutanten. — Die Landesverthcidigungs- Kommission, deren Chef Graf Moltke nunmehr geworden, ist zu sammengesetzt aus den höchsten militärischen Autoritäten und besteht aus dem Chef des Generalstabes der Armee, den General-Inspekteuren der Feld- und Fußartillerie, dem Chef des Jngenieurkorps, dem Direktor des allgemeinen Kriegsdepartements, und den vom Kaiser besonders dazu ernannten Mitgliedern. Die Kommission erhält ihre Aufträge direkt vom Kaiser und berichtet auch an denselben. Ihre Aufgabe ist es, zu prüfen und zu begutachte», ob und wo neue Be festigungen im deutschen Reiche anzulegen sind, ob alte Festungen eingehen können, und außerdem andere organisatorische und regle- mentarische Fragen, welche ihre vorgelegt werden, zu erörtern. In den Arbeiten der Landesvertheidigungs-Koinmissio» gipfeln daher du hochwichtigen Entscheidungen über alle Fragen, die sich auf Festungs- anlagcn und Festungsbau, sowie auf Einrichtung von verschanzten Lagern, von Brücken und Paßbefestigungen, von größeren zum Unterhalt und zur Ausrüstung des Heeres dienenden Werkstätten, Magazinen, Depots rc. beziehen. Ebenso gehört zum Ressort der Kommission die militärische Benrtheilnng und Begutachtung aller die Entwicklung und Ausbreitung des Straßen- und Eisenbahnnetzes be treffenden Angelegenheiten. — Die neuen Achselstücke für die preußischen Hauptleute und Subaltcrnoffiziere sind bei den Berliner Garderegimentern schon in Gebrauch. Dieselben entsprechen aber nicht der bisher gegebenen Beschreibung. Sie bestehen nicht aus vier zackig in einander gehen den silbernen Hnsarenschnüren, sondern aus zwei schwarz-silbernen Husarenschnüren von der doppelten Länge des Achselstücks, welche in der Mitte (oberhalb des Befestigungsknopscs) umgelegt sind, so daß das Achselstück unterhalb des Knopfes vier glatt neben einander liegende Schnüre ausweist. Ein zackiges Aussehen erhalten sie nur dadurch, daß die schwarzen Streifen der Schnüre schräg in die Silber- streifen eingcwebt sind. — Eine englische Uebersetzung des Berichtes der deutschen Acrzte über die Krankheit Kaiser Friedrichs wird bei Alfred E. Dornig in London erscheinen. Nun muß sich ja bald zeigen, ob Mackenzie seine Drvhnngen zur Wahrheit zu machen gedenkt. Oesterreich-Ungar«. Die Wiener „N. Fr. Pr." meldet aus Graz: Der neue Corpscvmmandant Feldzcngmeister Baron Schönfeld habe dieser Tage sänimtliche Offiziere berufe» und ihnen Namens des Gcncralinspectors Erzherzog Albrccht das Bedauern über die Kund gebungen anläßlich des Abschiedes des früheren Corpscommandeurs Kuhn ansgedrückt, sowie offiziell mitgetheilt, daß mit Rücksicht auf diese Kundgebungen der Kaiser dem Corpsmanöver in Untcrsteiermark fernbleiben werde. Am Wiener Hefe ist man auf Kuhn sehr er bittert, weil dieser sich über die Militärischen Kenntnisse einer sehr hochstehenden Person mit drastischer Deutlichkeit äußerte. — Das Wiener „Fremdenblatt" schreibt aus Anlaß des Rücktrittes des Grafen Moltke von dem Posten als Chef des Generalstabes der Armee: Die Größe dieses Geistes anzuerkcnnen hat ein Oesterreicher nie gesäumt. Wir haben sie im ehrlichen und ehrenvollen Kampfe erfahren und habe» sie bewundert, als Moltke an der Seite seines königlichen Herrn durch Frankreich den Siegeszug lenkte. Auch als Präses der Landesvertheidigungscommijsion bleibt Moltke jenen Männern zuge zählt, von welchen Deutschland in erster Linie die Ausrechterhaltung «»fall war, ihr schwacher, gebrechlicher Körper vermochte ihm nicht mehr zu widerstehe». Vielleicht kann ich ihr in ihrer letzten Stunde ein Wort des Trostes und der Ermuthigung sagen, obwohl sie, wie mir's scheint, der Ermuthigung zu dem letzten Wege kaum bedarf. Leb' wohl, Mutter, und erwarte mich nicht. Ich weiß nicht, wie lauge cs mich unten im Dorfe sesthalten wird." Er ging, und die Pastorin schaute ihm nach, sv lange sie seine Gestalt auf dem vom Pfarrhause herabführcnden Wege verfolgen konnte. Gedanken eigener Art mochten es sein, welche sich dabei hinter ihrer Stirne kreuzten, denn ganz gegen ihre Gewohnheit be wegte sie die Lippen und sagte halblaut vor sich hin: „Es will mir doch nicht gefallen! Seine Theilnahme für diese kleine Cvmtesse ist eine zu große; der Himmel gebe, daß er zur rechten Zeit auf einen anderen Platz gerufen werde!" Dann legte sie sehr säuberlich nnd bedächtig ihr seidenes Staats kleid ab, und eine Viertelstunde später stand sie mit zurückgeschlagenen Acrmeln am Herde, um eigenhändig in einem umfangreichen Topfe eine kräftige Krankensuppe für die vielen Patienten im Dorfe zu bereiten. 7. Eilig und scheu, als fürchte sie, verfolgt zu werden, war Com- tcsse Elfricde in den dämmernden Park hinaus geflüchtet. Erst als in die tiefe Stille um sie her kein Laut vom Schlosse mehr zu dringen vermochte, machte sie mit fliegendem Athcm Halt und ließ sich auf die nächste Ruhebank fallen, welche sich ihren Blicken bot. Da preßte sie zuerst beide Hände gegen die schmerzenden Schläfen, in denen es so stürmisch pochte und hämmerte, als wenn es die Adern zersprengen wollte, und dann drückte sie die überströmen- den Augen in ihr Taschentuch, während ein wildes, leidenschaftliches Schluchzen ihren schlanken Leib erschütterte. Welch' eine Wendung hatte für sie das Fest genommen, das doch allein ihr zu Ehren veranstaltet worden war! Wie tief gc- demüthigt, wie namenlos erniedrigt fühlte sie sich vor aller Welt, — und wieder war es dieser stille, ernste, furchtbare Mann ge wesen, der ihr mitleidlos ein so unsägliches Herzeleid zugefügt! In ihrem Kopfe war für nichts Anderes Raum als für diesen einzigen Gedanken, und nur wie die dumpfen Töne einer fernen Kirchenglvcke erklangen ihr dazwischen die ernsten, mahnenden, strafenden Worte, welche mit so vernichtender Wucht ans sic niedergefallen waren. Sonst gab es nichts, das in diesem 2 Der heutigen Nummer des Sächsischen Landes-Anzeigers liegt bei das Beiblatt „Sächsische Gerichtszettung".
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