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-»>«i ihr« Stationen, die sie im Innern Afrikas angelegt hatte, aufge- geben hat. Sie wird ihre Thätigkeit nunmehr auf die Küste beschränke». Dieser Beschluß wird von allen Kennern der Verhältnisse als der richtige anerkannt. Die Gesellschaft hatte ihre Kraft zu sehr zersplittert, als daß sie erfolgreich hätte wirken können auf die Dauer. Nachdem sie Mitte August noch die gesammte Küste an der deutschen Interessensphäre in Pacht und Verwaltung genom men hat, war cs sogar absolut nothwcndig, darauf ihre Thätigkeit zu verwenden und die Entwickelung der Küstcnortc zu betreiben. Das ist auch noch aus finanziellen Gründen erforderlich, da die Pachtsumme ziemlich erheblich ist. Man will nun von der Küste schrittweise Vorgehen und so das Innere dem Verkehr offnen. Der Versuch, gleich nach dem Innern vorzugchcn und dort mit kleinen Kulturen anzufangen, hat sich in Deutsch-Afrika ebenso wenig praktisch erwiesen, als am Kongo. Der Kvngostaat hat die meisten der von Stanley ani oberen Kongo errichteten Stationen anfgcgebcn, nur einzelne hervorragende Punkte besetzt gehalten und seine Hauptkraft auf das Gebiet des unteren Kongo beschränkt. Oesterreich Ungar». Bei der Reife des Kaisers Franz Joseph zu den ungarischen Manövern in Bclovar ist ein sehr auf fallender Zwischenfall vorgckommcn. Der kroatische Bischof Stroß- mayer hatte aus Anlaß des Panslawistcnfcstcs in Kiew bekanntlich ein Telegramm dorthin gesandt, in welchem Rußland über alle Ge bühr gefeiert wurde; es hörte sich gerade so an, als sei Stroßmaycr ein russischer Kirchenfürst und kein österreichischer. Beim Empfang der Geistlichkeit in Belovar stellte der Kaiser den Bischof wegen dieses Telcgrammes sehr entschieden zur Rede »nd bezeichnet,: cs als gegen die Monarchie, die Religion und den Papst gerichtet. Ein Bischof könne so etwas nur im Anfälle von geistiger Verwirrung schreiben. Als Bischof Stroßmaycr entgegnete, er habe in bester patriotischer Ueberzeugnng gehandelt, drehte ihm der Kaiser den Rücken ^ und ging davon. Das ist in Oesterreich denn doch noch nicht dagc- ! wesen! — In österreichische» und ungarischen Blättern herrscht über - die strenge Rüge des panslawistischen Bischofs Stroßmaycr durch de» Kaiser große Freude. Allgemein wird betont, der Vorfall beweise, daß Kaiser Franz Joseph niemals dulden werde, daß der Pansla wismus sein Netz auch über die Völker Oesterreich-Ungarns werfe. Italien. Wie die römische „Tribuua" meldet, wird Kaiser- Wilhelm zweimal im Vatikan vorsprcchen; das erste Mal, um den Papst zu besuchen, und das zweite Mal, um die Museen und Galerien daselbst zu besichtigen. Beim zwcitey Male wird der Papst dem Kaiser und seinem Gefolge in den Sälen des Museitln's ein Frühstück anbieten. — Am Tage der Vermählung sciyrZ Bruders, des Herzogs von Aosta, mit der Prinzessin Lätifjss-Bonapartc hat König Humbcrt dem Ministerpräsidenten ErfZpi den höchsten italienischen Orden, den Annunziatcnord?!!,-^Muchen, dessen Inhaber „Vettern des Königs" gMNlit Brx'oen. Wie nachträglich bekannt wird, hat der König bei der Ordensüberreichung au seinen bewährten Minister die Worte gesprochen: „Niemand ist würdiger, diese Insignien zu tragen, als Sie!" Der König umarmte und küßte hierauf den Minister. Frankreich. Vor Präsident Carnot, der in Havre ange- konnnen ist, fand dort eine große Flottenrcvne statt. Der Empfang war für die sprichwörtlich kühle normannische Bevölkerung recht warm. Die Reden des Präsidenten, die er in großer Menge zu halten ge- nöthigt ist, bringen nichts Neues mehr. Carnot betont stets vor Allem die Nothweudigkeit der Einheit aller Republikaner. — Bon- langer ist thatsächlich mit seiner Tochter in Christiania. Diese Reise scheint neuerdings nach französischen Blättern folgenden Grund zu haben: Das junge Mädchen ist in einen Jufanterichauptmann verliebt und möchte ihn gern hcirathcn. Der Herr Hanptmann soll aber keine Lnst habe», die Tollheiten seines Schwiegervaters in spis mitzumachcn und deshalb will Vater Boulanger nicht in die Hcirath Willigen. Um nun seiner Tochter die Liebesgedanken aus den, Kopf zu bringen, habe er mit ihr die weite Reise unternommen. Glnnb's wer will! England. Die erste Folge der Flottenmanöver zeigt sich schon: In der bekannten Armstrong'schen Geschützgießerei sind hundert schwere Geschütze, die zur Vcrtheidigung der Küste dienen sollen, bestellt worden. — Der Verwalter von Britisch-Nenguinca, der Konsul Mac Gregor, hat durch Proklamation vom 4. September im Namen der Königin feierlich von dem britischen Territorium Besitz ergriffen. — Londoner Blätter berichten aus Afghanistan, daß ein Zusammenstoß zwischen den Truppen des Emirs und denen seines aufständischen Vetters Jsak Khan nahe bevvrsteht. Holland. Der Gesundheitszustand des Königs Wilhelm von - Holland ist recht schlecht. Die Kräfte haben dermaßen abgcuommcn, daß eine längere Lebensdauer kaum noch möglich ist, wenn keine wirkliche Besserung eintritt. Die Besserung der letzten Wochen ist nur Schein gewesen. Ntttzland. Vor dem Kaiser von Rußland fand am Donners tag in Nowaja Praga eine große Parade aller Manövertruppcn statt, über welche er sich sehr befriedigt äußerte. Asien. In China ist amtlich bekannt gemacht, daß der junge Kaiser von China, welcher jetzt 18 Jahre alt ist, am 24. Tage des ersten Monats des Jahres 1889 eine Ehe eingehen wird. Die sehr Weibliche» Geschöpf erschien. Plötzlich ging's durch den Lade», wie ein Sonnenstrahl —, die schelmischen Brannaugen Milchcns mußten diesen ausgeströmt haben. „Wo, wo ist das Wundermittel?" rief sie lustig. „Ich will es zuerst versuchen, Onkel." Dabei streckte sie mit einer neckischen Gc- berde die kleine Hand nach dem Fläschchen aus. „Meinem dunklen Teint kann es auf keinen Fall schaden." Ein prüfender Seitenblick traf mich; das Blut schoß mir in heißen Wellen zu Kopfe, doch auch sie senkte unter meinem Blick crröthend die Augen. Ich schämte mich furchtbar. Dieses Mädchen zu täuschen wäre mir unmöglich gewesen. Sollte ich mir ihre Verachtung, ihre Spott zuziehcn? Nein, »ein! rief es in mir. Mit einem raschen Griff bemächtigte ich mich meines Eigenthums und sagte so ernst, als es mir möglich war: „Mein Fräulein, ich muß lebhaft bedauern, Ihren Hände» dieses Fläschchen nicht anvertrancn zu können." „Warum nicht?" „Weil cs das stärkste Gift enthält und ich mir ewige Vorwürfe machen müßte, wenn Sie leichtsinnig damit umgehen und Schaden nehmen sollten." „Mein Herr, ich bin nicht leichtsinnig und dann geht cs Sic auch gar nichts an, ob ich Schaden nehme oder nicht," entgegnete sic heftig und dabei blitzten ihre Äugen wie Stahl. „Mir däucht, es läge in Ihrem Interesse, Absatz für das Wasser (scharf betont) zu finden." „Ganz recht, aber cs liegt auch in einem Interesse, darauf bedacht zu sein, daß mein Heilmittel seinen Zweck nicht verfehle." Sie warf spöttisch die Lippen auf: „Wenn Sie mir Ihren „Schatz" nicht anvertrauen wollen, nun so versuchen Sie cs doch mit meinen Sommersprossen " „Mit tausend Freuden. Doch erst eine Bitte. Darf ich Sie einen Augenblick, eine» einzigen Augenblick, allein sprechen?" Sie zögerte und fragte nach einer Weile erröthcud: „Muß es sein?" „Ja, es ist iinbediugt nothwcndig," entgegnete ich wichtig- thncnd. „Bitte, dann treten Sie hier ein, Du gestattest es doch, Onkelchen?" Noch che er antworten konnte, waren wir in sein „Laboratorium" ringetrcten. Mir war recht dumm zu Muthe. hohen Kosten der Vermählung sind von der Bevölkerung aufznbringen, die aber keine offene Hand zu haben scheint, denn aus Peking sind Kuriere auSgesandt, die Säumigen zu mahnen. Amerika. In Buenos Aires, der wichtigen südamerikanischen Handelsstadt, ist an Stelle des von seinem Posten zurückgetretcnen vr. Crespo zum erste» Male ein Dentsch-Argentiner, Herr Francisco Seebcr, zum Oberbürgermeister ernannt worden. Damit ist die oberste Verwaltung der mächtig aufblühenden Hauptstadt Argentiniens in die Hände eines kcnutnißreichcn und energischen Mannes gelegt, der sich stets als warmer Freund der Deutschen gezeigt und dnfür zahlreiche, auch amtliche Anerkennungen geerntet hat. Sächsisches. — Dresden, 14. September. König Albert hat sich gestern Mittag vom Manöverfclde bei Ostritz nach Berlin begeben und ist in den Königskammcrn des Schlosses abgesticgeu. — Die Königin wird heute Morgen von Schloß Sybillenort wieder nach Dresden znrückkehren, während die Großherzogin von Toscana sich von dort ab wieder in ihre Heimath begicbt. — Der Erbgroßhcrzog von Weimar hat sich gestern früh nach Weimar zurückbcgcbcn, während die Prinzen Christian und Victor zu Schleswig-Holstein fast gleich zeitig nach Berlin abgcrcist sind. — Prinz Georg traf auf seiner Jnspcctionsreise am Mittwoch Abend in Breslau ein, nahm daselbst Nachtquartier und fuhr am Donnerstag früh per Bahn nach Kamenz (in Schlesien), um den in dortiger Gegend stattfindcndcn Manövern der 2. Division des 6. Armcecorps beiznwohucn. Mittags reiste der Prinz nach Löbau, wo die Ankunft Abends erfolgte. Er nahm im „Wettiner Hof" daselbst Nachtquartier. — Ein Mißgeschick, welches unter Umständen recht gefährlich werden kann, betraf am Mittwoch den Lnftschiffcr und Civil-Jngenieur M. Wolfs hier mit seinem hicr- selbst erbauten Ballon „Dresden", mit welchem er in der 6. Stunde vom „Fcldschlvßchen" ans eine Luftfahrt unternahm. Der Ballon, platzte nämlich in einer Hohe von 5000 Meter» an einer Nath und cs entstand hierdurch eine Oeffuuug von etwa 8 Metern, durch welche das Gas nach einem heftigen Knall entströmte. Sv war nun der Lnftschiffer stglicher Hilfe beraubt und befand sich „hangend »nd bangend jn schiöcbcndcr Pein". Qualvolle Minuten mochten cs ge wesen sein, als Wolfs nach allen erdenklichen Drehungen und Wend ungen, den gewaltigen Riß nach unten zu bringen, sich in den Taue» fcsthielt, um zwischen Lenden und Zschachwitz ans einem Ackcrfeldc laude» zu können. Beinahe wäre er mit seinem Ballon au der Lcnbener Kirchthurmspitze hängen geblieben. Der Lnftschiffcr war lediglich ans de» Wind angewiesen, nachdem das Gas ihn schnöde verlassen. Kaltblütigkeit und Geistesgegenwart gehörten dazu, cincr schlimmcrcn Katastrophe vorzubcngen. Die Unternehmer hatten mit dieser Fahrt die 209. vollendet. — Die Vorbereitungen für die Ausstellung gewerblicher Schulen des Königreichs Sachse», welche in der Zeit vom 23. Scpt. bis 3. October in Dresden stattfinden wird, sind nnn soweit ge fördert, daß mit den Zimmcrvorarbcitcn in den Ausstellungsräumen (Gewcrbchaus und Orangcricgcbände) demnächst begonnen werden kann. Es wird diese Ausstellung in zweifacher Hinsicht von großem Interesse und hohem Wcrthe sein. Sic wird zunächst den gewerb lichen Schulen, den Lehrenden und Lernenden derselben, Gelegenheit biete», ihre Leistungen in förderlicher Weise unter einander zu ver gleichen und so aufmuntcrnd und ergänzend aufeinander zu wirken. Zweitens aber, und das ist gewiß ein Hauptuntzcn dersclbcn, wird sie dem Publikum zeigen, in welcher Weise unter der Oberleitung und dem Schutze der Regierung für-die Ausbildung der Jugend z» tüchtigen Gewerbetreibenden vorgcsorgt ist. Dadurch wird den auf die Zukunft der Ihren bedachten Eltern die oft so schwierige Wahl des Berufes und der Ausbildungsstültc wesentlich erleichtert werden. Da diese Ausstellung zweifellos der Allgemeinheit vffengchalten werden dürfte, so hat dann ein jeder Vater und Versorger die beste Gelegenheit, durch wiederholten Besuch derselben sich ein Urtheil zu bilden und auch dem Sohne von vornherein zu zeigen, was ihm geboten und von ihm erwartet wird. So wird diese Ausstellung an ihrem Thcile kräftig dazu beitragen, einem tüchtigen Gcwcrbcstande manche gute Kraft zuzuführeu und die Achtung vor dem Handwerke zu heben. — lieber die Heizung der Eisenbahn-Pcrsonenzügc sind jetzt neue Bestimmungen getroffen. Darnach muß während der sogcnannten facnltativcn Hcizzcit vom 15. October bis 1. Dcccmber und vom 1. März bis 1. Mai mit der Heizung aller Pcrsoncnzügc begonnen werden, sobald die äußere Temperatur an einem Tage in den Mittagsstunden unter 4 Grad N. hcrabsinkt; außerdem findet eine Heizung der Nachtzüge schon dann statt, wen» die Temperatur während einer Nacht bis 0 Grad R. sinkt. Ist mit dem Heizen ei» mal begonnen, so wird damit erst dann wieder anfgchört, wenn wäh rend dreier aufeinanderfolgender Tage die Temperatur des Nachts nicht mehr auf -f- 4 Grad R. gesunken ist. — Man sollte cs kaum für möglich halten, daß cs in diesem an Regen, Wolkenbrüchen und Ucbcrschwemmnngcn überreichen Jahre „Nnn, mein Herr?" Der Schalk saß wieder in den Augen mcincs vio-n-vis, während sic mich erwartungsvoll anblickte. „Ich muß Ihnen eine Erklärung oh, Sic brauchen nicht zu erschrecken, Fräulein Milli" (ich weiß »och heute nicht, woher ich den Mnlh fand, sie beim Namen nnznfprcchen), „keine Liebeserklärung. Ich muß Ihnen nur sage», daß daß ich lein Geschäftsreisender bin " „Sic sehen eigentlich auch gar nicht wie ein solcher ans," unter brach sie mich spöttisch. „Sondern Theologe im letzten Jahrgang. Gestatten Sie, daß ich mich vorstclle. Mein Name ist Heinz Enterich." „Warum also ?" „Warum ich mich hier unter falschen Angaben cingefchlichcn habe, wollen Sie fragen. Weil — ich will mich nicht selbst loben; Sie werden mich hoffentlich »och gründlich kennen lernen — also weil ich ein gar zu guter Kerl bin." Ich enthüllte ihr nun unser Geheimnis; und, wie ich vcrmnthete, mein Schelmenstreich erregte ihre größte Heiterkeit. Nachdem sie sich von ihrem Lachkrampf ein wenig erholt, fragte sie ernst: „Und meine Cousine gefällt Ihnen Beiden nicht? Schade, sonst hätte ich Sie noch öfter sehen könne»; Sic sind so drollig." „Oh, mein Fräulein, das werden Sie auf jeden Fall. Morgen stelle ich mich Ihrem Herrn Papa vor. Mir sagt mein Herz, daß wir Beiden uns noch sehr genau kennen lernen werden. Also auf Wiedersehen morgen!" Nach diesem bodenlos unverschämten Speech ließ ich das ver blüffte Mädchen stehen und betrat wieder den Laden. Ich brauchte keine neue Lüge zu erfinden, denn Just war allein und wir ent fernten uns ohne Abschied. * * * * Fünfundzwanzig Jahre bin ich bereits mit meinem Milchen glücklich vcrheirathet. Freund Just trat ei» Jahr nach mir ohne meine Hilfe in den Ehestand, der auch für ihn kein Wehestand ge- trwrdcu. So oft, das heißt, so selten wir uns sehe», »eckt er mich: „Du, Heinz, man muß bei der Wahl seiner Ehehälfte sehr vor sichtig zu Werke gehen " Ich bleibe dabei, das muß man auch, aber wenn Einem Cupido den Weg zum Glück gezeigt, tan» erfasse man dasselbe auch mit muthigen Händen. einen großenLandestheili'uDeutschlandgiebt, der sich nachRegen sehnt. Und doch ist es an Dem. Es handelt sich um eine der fruchtbarsten Gegenden Sachsens mit schwerem Weizenboden, die nicht selten die Kornkammer Sachsens genannt wird. In diesem von den Städten Oschatz, Lommatzsch, Leisnig und Döbeln und der Jahne begrenzten Landestheile hat es seit dem 5. Mai nur sehr wenig geregnet; zwar ohne alle Niederschläge ist es a»ch dort nicht abgcgangen, aber ein ergiebiger, eine Vicrtelclle in die Erde ciu- dringcndcr Regen ist dort in vier Monaten nicht gefallen. — Die in München tagende Versammlung deutscher Forst männer hat als nächsten Versammlungsort Dresden gewählt. — Am Mittwoch tonnte cs in Pirna leicht zu einem großen Unglück kommen. In der Nähe des Kaiscrplatzcs traf ein patrouil- lircndcr Schutzmann eine Schaar Kinder, welche sich in denkbar ge fährlichster Weise damit unterhielten, mit größeren Steinen nach ciucm dort liegenden Geschoß — einem vollständig geladenen Shrapncl, zu werfen, welchem Beginnen natürlich sofort ein Ende gemacht wurde. Der Schußmaun versicherte sich des Geschosses, wie auch alsbald die weitere Untersuchung ihren Anfang nahm. Das Geschoß ist von den letzte» Schießübungen in Zeithain nach Pirna gebracht »nd dann bis jetzt in einem Masscnqnarticr anfbcwahrt, dann aber aus dem selben entfernt worden, nachdem infolge der bekannten Unglücks- Affaire in Leipzig, bei welcher damals ein Untcrofficier schwer ver letzt wurde, spccicllere Nachforschungen in den einzelnen Quartieren erfolgten. Die Ladung eines solchen Shrapncls besteht ans 65 Kugeln, und keiner besonderen Erläuterung bedarf es daher, welch' unheilvolle Katastrophe bei einer eventuellen Explosion des Geschosses hätte ver zeichnet werden müssen. — Kamenz. Im Kloster St. Marienstcrn hielt am 9. Scpt der nenerwählte Stiftspropst ich Vincenz Viclkind, bisher Pfarrer zu Maria-Ratschitz in Böhmen, seinen Einzug. Probst Viclkind, der am 4. Dcccmber 1642 zu Caadan in Böhmen geboren wurde, trat 1862 in den Orden der Zisterzienser ein und war dann, nach er folgter Weihe, bis znm Jahre 1887 zu Marienstern 8 Jahre lang Kaplan und Katechet. Nach kurzer Amtsführung in gleicher Eigen schaft zu Kloster St. Marienthal erfolgte im September 1887 die Berufung in das gedachte Pfarramt und von da aus die Beförderung als Präpositns zu St. Marienstcrn. — Ans der Lausitz, 12. September. Vor einem Jahrzehnt war die Orlcanswcbcrei in der Lausitz zu außerordentlicher Blüthe gelaugt; allein in den letzten Jahren waren Alpaccas, Lüsters und andere harte Kammgarnstoffe von der Mode so wenig begünstigt, daß viele Webstühlc, die ehemals für diese Stoffe ge gangen waren, für die Leinen- oder Baumwollwcberci cingcrichtcl werden mußten. Seit etwa zwei Jahren scheint sich jedoch, wen,, auch in etwas veränderter Form, für Harle Kammgarnstoffe wieder größere Nachfrage zu entwickeln, und es ist darum mit Freuden zu begrüßen, das; diese ehemals so bedeutungsvolle Industrie hier wieder Boden gewinnt. Zunächst ist Alpacca meist für Stanbmäntel gebraucht worden; aber cs werden auch schon Kleider daraus her- gestellt, und cs wird kaum lange währen, so gelten die feinen Lnsterstoffe mit ihrem seidcnähnlichen Glanze wieder als durchaus modern. — Leipzig, 13. September. Die ans Grund des Vergleiches zwischen den Actionären der Leipziger Disconto-Gescllschaft und den Mitgliedern des Anfsichtsrathcs der letzteren erfolgende Ein lösung der Acticn dieser Gesellschaft geht außcrvrdenttich rasch vor sich; cs sind bis znm heutigen Tage bereits über 20,000 Stück, mithin volle zwei Drittel der Anzahl sämmtlichcr Actien bei der „Allgemeinen Deutschen Creditanstalt" hicrsclbst gegen Auszahlung der darauf entfallenden vcrgleichsmäßigen Abfindnngsquvte eingelicfert worden. — Als einen Beweis von der Ausbreitung des deut schen Handels und seinem Einfluß auf die Gestaltung des Welt verkehrs thcilcn wir eine Stelle aus einem Briefe einer Firma in Batavia an ein hiesiges Hans mit: „Wir notirtcn Ihnen soeben den Pfeffer in Pfennigen, und zwar, weil eS uns genehm sein würde, in deutscher Valuta Ihr Limit zu bekommen und uns Ihr Accrediliv ans ein deutsches Prima-Bankhans zu erbitten, da wir für deutsche Devisen jetzt ebensogut Verwendung wie für Sterlingwcchscl haben und wir uns bemühen, den crstcren hier immer mehr und mehr Bahn zu brechen." — Ucbrigeus tritt der Leipziger Handel immer mehr in dirccten Verkehr mit den Productionsiändern und umgeht die Com- missivushänscr in Hamburg und London. — Unser Polizeidircctor hat an den Stadtrath ein Gutachten gerichtet, in welchem es sich um das Fortbestehen einer alten Leipziger Einrichtung handelt. Die ge stimmte Ralhsdienerschaft soll nämlich mit der Schutzmannschaft ver einigt werden. Nur eine geringe Anzahl soll dem Stadtrath zur Verwendung von Botengängen und Auswärterdienstcn überlassen bleiben. Die Vereinigung soll bereits am 1. Januar 1889 in Kraft treten. — Ans dem Vogtlandc. Die Prcißelbecrernte ist in der Hauptsache als beendet zu betrachten. ES gab Heuer sehr wenig Früchte zu versenden, da sie nur spärlich gewachsen waren. Die Leute, welche jetzt noch in die Beere gehen, müssen lange suchen, che sic ein Liter finden. Auch dieser Umstand ist nicht erfreulich, da den armen Leuten die Gelegenheit fehlte, sich zur Anschaffung der Winter kleider re. viel zu verdienen. — Plaue u, 13. Sept. Die 3. Division Nr. 32 des Sächs. Armeekorps übte heute unter Generalleutnant v. Hollcbcn gen. v. Norman» in der Gegend zwischen Oberlosa und Untermnrxgeün. Kavallerie-Patrouillen stießen hinter dem Knlmbergc auf den Fcino (das Süddelachement), bestehend ans der 63. Infanterie-Brigade unter Generalmajor Lommatzsch, zusammengesetzt ans dem 5. Infanterie- Regiment Nr. 104, dem 9 Infanterie-Regiment Nr. 133, einer kriegs starken Batterie und dem 2. Ulancn-Rcgimcnt Nr. 18. Es begannen Vorpostengcfcchte. Die Artillerie des Norddelachcmcnts nahm vor, die des Süddetachcments hinter dem Knlmbergc Ausstellung. Allmählich entwickelte sich ein lebhaftes Gewehr- und Artillcriefener, bei welchem das Süddetachcmcnt an Terrain gewann, svdaß das Norddctachemcnt veranlaßt war, wieder nach Oberlosa, bez. nach Reinsdorf zurückzn- gchen. Der Rückzug wurde von der diesseitigen Artillerie, welche nunmehr westlich vor Oberlosa auf einer Anhöhe angcfahren war, wirksam gedeckt. Auf dem Rückzuge vom Knlmbcrge nach Oberlosa kam cs nochmals zu einem ernsten Infanterie-Gefecht zwischen dem diesseitigen und jenseitigen Detachement. Gegen 1 Uhr wurde das Gefecht abgebrochen, und cs bezog die gesammte Division in dem Gelände zwischen Reinsdorf und Oberlosa Biwaks. — Zwickau, 12. September. Der Kohlen- und CoakS- vcrsandt ab hiesiger Bahnstation im Monat August n. o. beträgt 34,135 Wagenladungen n 5000 Ie^, was gegen den gleichen Monat des Vorjahres ein Plus von 1630 Wagenladungen crgiebt. Hoffent lich bleibt die Vcrsandtziffer für den Nest des laufenden Jahres eine recht günstige, damit der in den ersten sechs Monaten entstandene Ausfall von ca. 10,000 Wagenladungen völlig ausgeglichen wird. Namentlich ist auch zu wünschen,, daß den hiesigen großen Werken die bedeutende Lieferung für den Jahrcsbedarf der königl. bayr. Staatsbahnen erhalten bleibt, zu welchem Zwecke beziehentl. zugleich auch wegen Vereinbarung der Preise gegenwärtig dem Vernehmen nach die Verhandlungen im Gange sind. — Nieder bobritz s ch. Am vergangenen Sonnabend hat sich die von ihrer Herrschaft entlassene Magd Anna Hunger, die etwas an Schwermuth litt, auf ihrem Weg nach Hause durch den Genuß von giftigen Schwämmen und Phosphorhölzchen derartige Leiden zugezogen, daß sie am Montag im elterlichen Hause trotz sofortiger ärztlicher Hilfe unter qualvollen Schmerzen gestorben ist.