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Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188807058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880705
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880705
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-07
- Tag 1888-07-05
-
Monat
1888-07
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.07.1888
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entweder um sich unter fremden Leuten auszubilde», oder weil sie zu Hause keine Beschäftigung hatten, bedeutet nichts als eine Prvcla- mirnng des Grundsatzes, daß Arbeit schändet. Warum sollen alle diese Mädchen, als unwürdig zur Theilnahme an dem Feste, ausge schlossen sei»? Man scheint zudem so weit gegangen zu sein, bereits zu Festjungsrauen bestimmte Mädchen noch nachträglich zurückzu weisen. Daß ein solches Vorgehen einen großen Theil der Bürger schaft kränken und dem Feste, das erst durch Betheiligung aller Massen der Bürgerschaft völlig gelingen kann, gerechtfertigter Weise fernhalten muß, ist selbstverständlich. — Plauen, 3. Juli. Heute Vormittag hat sich auf der hiesigen Dobenaustraße ein entsetzlicher Unglücksfall ereignet. Der Sjährige Knabe des Fabrikwebers Ludw. Dostmann hat auf dem Heimwege von der Schule in dem nämlichen Augenblick noch vor einem Lastfuhrwerk vorüberlaufen wollen, als dasselbe eben von der Dobenaustraße aus in die Einfahrt eines Grundstückes an dieser Straße einfuhr. Der Knabe erhielt von dem Handpferd des Wagens einen Stoß, daß er zu Boden fiel, und wurde dann überfahren, wobei ihm das vordere Rad über den Unterleib wegging. Der be- dauernswerthe Knabe wurde nach Hause getragen und ist dort als bald gestorben. — Oberwiesenthal, 3. Juli. Am nächsten Sonnabend soll auf dem Fichtelberge der Grundstein zu dem Unterkunfts- Hause, das der Erzgebirgsverein daselbst erbauen läßt, gelegt werden, wozu vom Gesammtvorstande des Erzgebirgsvereins eine einfache Feier in Aussicht genommen ist. — Der Handarbeiter Jugelt aus Eibenstock, welcher des Mordes an der ledigen Nötzold verdächtig war, mußte wieder ent lassen werden, da er seinen zur Zeit des Mordes gehabten Aufent halt genügend Nachweisen konnte. — Zwickau, 3. Juli. Bei dem hiesigen Regiment trafen gestern 37 Unteroffiziere und heute 560 Mannschaften der Landwehr, den Jahrgängen 1877, 1878 und 1879 ungehörig, zur 13- bez. 12tägigen Uebung ein und wurden kasernirt. Infolgedessen sind 25 Unteroffiziere und 545 active Mannschaften des Regiments in die städtischen Baracken umquartirt worden. Zu dieser Uebung sind aus dem Landwehr-Bezirk Zwickau 25 Unteroffiziere und 340 Mann schaften und aus dem Landwehrbezirk Schneeberg 12 Unteroffiziere und 220 Mannschaften beordert. Auch die in hiesiger Stadt wohnhaften Landwehrmannschaften müssen diesmal auf die Dauer der Uebung Kasernenqartier nehmen. — Zwickau. Am letzten Sonntage feierte die hiesige Turn gemeinde, welche z. Z. an die 700 Mitglieder zählt, unter überaus reger Betheiligung auch auswärtiger Dcputirter aus Dresden, Leipzig, Chemnitz, Plauen rc. sowie unter persönlicher Anwesenheit des Ehren mitgliedes, Kreisvertreters Bier-Dresden, ferner unter ehrendster Theilnahme der Behörden und der Bürgerschaft ihr 40jähriges Stiftungsfest. — Befremden erregt in hiesigen und weiteren Kreisen die nachstehende, unterm 30. Juni in den hiesigen Localblättern er lassene Bekanntmachung der königlichen Superintendentur: „Wider einen Geistlichen hiesiger Stadt werden in einzelnen Kreisen ehren rührige Gerüchte verbreitet, denen die tatsächliche Unterlage fehlt. Die Unterzeichnete Behörde wird gegen die Verbreiter solcher Ver dächtigungen gerichtliches Strafverfahren beantragen." — Werdau. Wegen Wiedergabe eines der „Täglichen Rund schau" entnommenen Gedichtes, welches die Aufstellung eines Kaiser- Wilhelm-Denkmals in Greiz behandelte, war gegen den Redacteur des „Werdauer Tageblattes", Herrn Booch, seitens des Fürsten Reuß ä. L. Strafantrag gestellt worden. Das Landgericht Zwickau verhandelte gestern in dieser Sache und verurtheilte Herrn Redacteur Booch zu 6 Wochen Festung. Revision gegen dieses Urtheil ist be reits eingelegt. — Marienberg, 2. Juli. Eine durch österreichische Grcnz- Wächler verstärkte Finanzwachpatrouille hat anläßlich einer gemein schaftlichen dienstlichen Nachtstreifung in der Waldstrccke zwischen Schönborn und Naundorf am höchsten Punkte des Gebirges in einer der letzten Nächte eine aus 14 Mann bestehende Schwärzerrotte an gehalten. Dieser wurden 10 Hocken, enthaltend über 10000 Stück Cigarren und 21 KZ ausländisches Schießpulver, abgejagt. Das Schwärzergut wurde in Sicherheit gebracht und einer der Schwärzer fest genommen; die anderen entzogen sich der Anhaltung durch die schleunigste Flucht. Auch von anderen Grenzorten werden Anhaltungen gemeldet. —- Zschopau, 3. Juli. Heute brannte hier das Herr» Fleischermeister Neukirch gehörige, Maricnstraße Nr. 90 gelegene HauS nieder. — Gestern hielt der hiesige, 120 Mitglieder zählende Turn-Club sein 4. Stiftungsfest mit Concert und Ball im „Bcrg- schlößchen" ab. Das Fest verlief in bester, echt turnerischer Weise. Möge der Verein noch viele solcher Tage erleben. — Freiberg, 3. Juli. Gestern Abend kurz nach 11 Uhr brach in der Scheune der Reichelt'schen, früher Dietze'schen Wirth- schast in Großschirma Feuer aus, durch welches die Scheune, sowie ein Seitengebäude eingeäschert wurden. Das Wohnhaus wurde erhalten. — Man hält es kaum für möglich, daß Jemand von einem Augen waren auf die Tribüne gerichtet. Auch Werner wandte er schreckt den Blick dorthin, und was er sah, machte sein Blut erstarren. Die Harfe war den geschickten Händen der Virtuosin entfallen. Die Letztere stand einen Augenblick bleich, an allen Gliedern zitternd, den starren Blick, wie von einer unerklärlichen Macht gefesselt, in den Zuschauerraum gerichtet. Mit einem Sprung war er an ihrer Seite, noch zeitig genug, um die Schwankende, Ohnmächtige in seinen Armen aufzufangen. Unter den Zuschauern herrschte eine nicht geringe Aufregung denn Niemand vermochte sich die Ursache dieses Zwischenfalles zu erklären. Werner fühlte die Nothwendigkeit, durch einige Worte das Publi kum zu beruhigen. Er trat rasch vor und erklärte, daß ein plötzliches Unwohlsein die Gattin an der vollständigen Ausführung ihrer Auf gabe verhindere, daß dies jedoch an einem andern, noch zu bestimmen den Tage geschehen solle. Dann eilte er, während die Leute geräusch voll den Saal verließen, in das Nebenzimmer, wohin inzwischen die Ohnmächtige unter dem Beistände einiger Frauen gebracht war. Fortsetzung folgt. Aus Nah und Fern. — Die Lage eines Redacteurs schildert ein englisches Blatt mit folgenden Worten: „Die Herausgabe eines Blattes ist ein vergnügliches Ding, die besonders dem Redacteur allseitig Freude schafft und selbst viel Vergnügen macht. Enthält die Zeitung zu viel Politik, so ist das Publikum unzufrieden; wenn zu wenig, so will man sie nicht ansehen. Ist die Schrift groß, so ist nicht Inhalt genug für das Geld da; ist sie klein, so verdirbt man sich die Augen beim Lesen. Treten wir Jemand auf's Hühnerauge, so lachen die die Andern, während Jener sich ärgert; kitzeln wir aber die Andern an einer verwundbaren Stelle, so schimpfen sie, und Ersterer lacht sich in's Fäustchen. Loben wir Jemand, so sind wir parteiisch; thun wir es nicht, so sind wir es sicherlich auch wieder. Bringen wir einen Artikel, der den Damen gefällt, so sagen die Männer, es wäre Gewäsch, befriedigen wir aber die Wünsche der Frauen nicht, so eignet sich das Blatt nicht für das Haus." — Wieder ein Theaterbrand. In Bordeaux brannte am Dienstag Morgen das Thealre des Bouffes Bordelais völlig aus. Menschen wurden nicht verletzt. Der Schaden wird auf eine Million Franks geschätzt. Dache vier Stückwerke tief herabstürzt, ohne sich schwer zu verletzen,! und doch ist dies hier dem Polier Glöckner am Freitag auf dem Roscher'schcn Neubau am Petriplatz begegnet. Bei dem Heraufziehen der Dachbalken kam einer der letzteren in eine unrichtige Lage; Glöckner, der auf dem Dache stand, suchte den Balken abzustoßen, kam dabei zum Fallen und stürzte in die Tiefe. Bis zum zweiten Stockwerk hielt er noch das Seil fest, dann aber Überschlag er sich und fiel unten auf ein Kalkfaß. Man hob ihn anscheinend schwer verletzt auf; inzwischen hat sich aber herausgestellt, daß Glöckner nur eine schmerzhafte Verstauchung erlitt und schon in wenig Tagen seine Arbeit wieder aufnehmen können wird. — In Burgstädt wurde der Bürgermeister Bauer zum dritten Male wieder auf 6 Jahre gewählt. — Frankenberg, 3. Juli. Am Montag konnten zwei Meister der hiesigen Weberinnung, welche zum zweiten Quartal 1838 das Meisterrecht erlangt haben, die Herren Christian August Metzler und Friedrich Wilhelm Schirmer» das goldene Meisterjubiläum feiern. Beiden Jubilaren wurden im Aufträge der Weberinnung in ihren Behausungen, weil dieselben infolge von Krankheit behindert waren, zum Quartal persönlich erscheinen zu können, durch die beiden Ober meister herzliche Glück- und Segenswünsche ausgesprochen und ent sprechende Geschenke überreicht. —. Neukirchen, 3. Juli. Gestern, Nachmitttags 5 Uhr, wurde im hiesigen zweiten Schulbezirk in feierlicher Weise der Grün d- stein für das neu zu erbauende Schulhaus gelegt. Dies geschah im Beisein des gesammten Schulvorstands, des Gemeinderaths, sowie der sämmtlichen hiesigen Herren Lehrer und der Schüler der ersten Klassen aus dem zweiten Schulbezirk. Auch waren viele der übrigen Gemeindeglieder vertreten. Die Weiherede hielt Herr Pastor Wuth. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Di« greinide »»Irr«« Blatte» werde» ersucht, uu» wichtige Begebenheiten glittgil mltiilthenen Chemnitz, den 4. Juli — Für das arme, hülfsbedürftige Greisenpaar in Matscher bei Schlen- siugen in Thüringen, welches laut Notiz in letzter Nummer unserer „Kleinen Botschaft" zu seiner am 1. Juli begangenen goldene» Hochzeit bereits 32 Mk. 50 Ps. durch unsere Vermittelung empfing, ist nachträglich noch der Betrag von 20 Mk. von Herrn G. Schreiber in Eschenbach bei uns eingcgangen und an die zuständige Ortsbehörde abgelicsert worden. — Für die Ueberschwemmten im Norden Deutschlands ist nachträglich der Betrag von 26 Mark, gesammelt in der Gemeinde Kirchberg bei Ober- lungwitz, von dem dortigen Gemeinderath an uns abgeliefert und durch uns weitcrbefördcrt worden. — Der Bezirksverein der inneren Stadt veranstaltet nächsten Dienstag, den 10. Juli, Abends 7 Uhr ein großes Concert im Bellevue, ausgesührt von der tüchtigen Capelle des hiesigen Infanterie-Regiments, und zwar wird bei günstigem Wetter das Concert im Garten, andernfalls im Saale stattfinden. An das Concert schließt sich ein Ball an. Nur Mitglieder des Vereins und deren Angehörige haben Zutritt, und nur gegen Vorzeigung von Eintrittskarte», welche die Mitglieder unentgeltlich beim Vorsteher des Vereins, Herrn Oswald Enger, entnehmen könne», ist der Zutritt gestattet. — Verschiedene Alterthümer sind in dem im Abbruch befindliche» Gebäude der Tonhalle bisher befunden worden, weitere interessante Funde erscheinen bei dem Alter des Gebäudes durchaus nicht ausgeschlossen. Am meisten hervorragend ist eine alte Fahne, eine Junungsfahnc der Maurer und Zimmerer. Dieselbe ward eingewickelt zwischen den Giebeln des Haupt gebäudes und des am Börnichsgäßchen stehenden Seitengebäudes entdeckt. Sie besteht aus doppelter weißer Seide, mit echt goldenen Fransen eingefaßt. Auf der Wappcnscitc befindet sich unter einer Krone mit dem chursächsischen Wappen ein Jnnungswappen mit 4 Feldern, roth und blau. Um das Wappen zieht sich ein stilisirter Laubkranz. Heraldisch rechts das obere (rothe) Feld zeigt gekreuzt Dingbeil und Zapsen- hammer, das untere (blaue) gekreuzt Hammer und Zollstab, darunter Rundwinkel; links das obere (blaue) Feld gekreuzt Holzart und Winkel eisen, das untere (rothe) gekreuzt Hammer und Meißel, darunter Bleiwaage. Das Wappen ,st in rein heraldischen Farben ausgesührt. Die Fahne dürfte kaum älter als 300 Jahre sein; eine Inschrift oder Jahres zahl ist nicht daran zu bemerken. Am oberen Ende zeigt sie Brandschäden. Vielleicht ist sie während des 30jährigen Krieges verborgen worden. — Weiter ist ein altes, dickes Buch gefunden worden mit dem Titel: „l,aboros oaeri", Geistliche Kiecharbeit. In Erklärung aller gewöhnlichen Sonntags- und vornehmsten Fest-Evangelien. Verrichtet durch 3»1,»nusm U>>rmanuum rc. Leipzig, Verlegts Johann Friedrich Gledit- schens sei. Söhne. Anno Sl06t)XXVt (1726)." Das Buch ist, dem damaligen Gebrauch gemäß, verschiedenen adeligen Herren gewidmet. Es fand sich aus einem dicken Balken des Hintergebäudes. — Schließlich sei noch ein altes, vielfach beschädigtes Horn aus Messing erwähnt, anderer, nicht besonders her vorragender Gegenstände nicht zu gedenken. — Die drei besonders genannten Funde sind in dem „To»hallcn"-Rcsta»rant zu sehen. — Bahnhofs-Einweihung. Nächsten Montag, den 9. Juli, soll auch der neue Empfangsschuppen aus hiesigem Bahnhof dem Betriebe übergeben werden. Die vom 8. dfs. Mts. ab i» Chemnitz eingehenden Güter werde» ausschließlich aus dem neuen Boden ausgeliefcrt, nur die vorher auf dem alten Empfangsbode» entladenen Stückgüter sind daselbst abzuholeu. Wagenladungsgütcr dürfe» aus dem neuen Empsangsboden nicht zur Behandlung komme». Am obengenannten Tage erfolgt zugleich die Inbetrieb nahme des neuen Zollgüterschuppens und die Verlegung der Zollexpc- dition von dem alten nach dem neuen Zollgüterschuppcn; cs sind jedoch d e vorher aus dem alten Zollschuppcn zur Entladung gebrachten Güter von dem selben abzuholen. — Somit wird denn in wenig Tagen der alte Güterbahu- hos, der seinem Zweck seit mehrere» Jahrzehnten gedient hat, verwaist sei»; schon mehrere Jahre lang genügte er den riesigen Anforderungen der hiesigen Industrie, namentlich in besonders geschästsreichen Perioden, nicht mehr, eine Erweiterung machte sich dringend nöthi , und unsere umsichtige Bahnverwalt ung begnügte sich nicht mit Flickwerk; in großartiger Weise wurde eine Neu anlage geschaffen, die einer fortgesetzten Zunahme der Industrie unserer Stadt sich auf längere Zeit völlig gewachsen zeigen wird. — Am vergangenen Freitag hielt der hiesige Verein für Feuerbe- stattung'eine zahlreich besuchte Mitgliederversammlung im Gartensalon des Restaurants „Bahr. Krone" ab. Der Vorsitzende, Herr Stahlknecht, theilte mit, daß auf ein vom Vereine an hiesige Bürger, die sich für die Feuerbe stattung interessireu, versandtes Circular hin eine größere Anzahl Herren sich ven> Vereine als Mitglied angcschlossen haben, während von einem Theile der Adressaten die Antwort noch ansstchc. Der Stockholmer Feuerbestattungs- Verein hatte zwei Broschüren über die dortigen Fortschritte der Feuerbestatt- ungssrage cingesandt, über deren Inhalt Bericht erstattet wurde. Vom „Deutschen Verbände" war eine Aufforderung zur Theilnahme am diesjährigen Vcrbandslage in Wien eingegangen, zu deren Erledigung beschlossen wurde, einen Vertreter des Cbemnitzer Vereins nach Wien zu lenden. Aus allge meinen Wunsch der Versammelten erklärten sich zur Uebernahme der Vertret ung der l. Vorsitzende Herr Stahlknecht und im Verhiudernngssalle desselben Herr Otto Wagner bereit. Ferner wurde ein Antrag angenommen, dahin gehend, daß fernerhin die Zeitschriften für Feuerbestattung „Flamme" und „Phönix" auch in Lokalen der äußeren Stadt ausgelegt werden sollen; die Liste dieser Orte wird demnächst durch Inserat bekannt gemacht werden. Die nächste Mitgliederversammlung soll erst im September statlfinden. — Ueher die Handschuhsabrikation heißt es in dem Jahresbericht der Chemnitzer Handelskammer u. A.: Die Erklärung des abnorme» Verhält nisses, daß trotz der großen Lebensfähigkeit der vis vor wenigen Jahren so blühenden Handschi,hindustrie nur Verlust das Erträgniß des Fabrikanten ist, liegt nach der in soliden Fabrikantenkreisen allgemein herrschenden Meinung in der leichte», um nicht zu sagen leichtsinnigen Creditgewährung der Seiden spinner und auch der Garnhändler an Leute, die solchen Credit nicht ver dienen, wahrscheinlich auch gar nicht zu beanspruchen wagen würden, wenn sie nicht ein so unbegreifliches Entgegenkommen fänden. Vorzugsweise durch die Seidcnlieferäntcn sind Elemente in das Handschuhgeschäft gekommen, die dasselbe in einer Weise schädigten, wie es gar nicht schlimmer gedacht werden kann; die im December begonnene Concurskatastrophe ist der beste Beleg. Leute, die gar nicht calcnliren konnten, fingen an, seidene und plattirte Hand schuhe zu fabriciren. Trotzdem die meisten nur geringe Mittel besaßen, konnten sie das thun, denn die Seide, auch Flor und Garn wurde ihnen mit Vergnüge» geborgt, sie brauchten dieselben vorläufig nicht zu bezahle»; für die Handschuhe war eS möglich, jederzeit baares Geld zu bekomme», aller dings nicht zu Preisen, die Nutzen ließen, sondern zu solchen, wie sie geboten wurden und die mit der Zeit immer niedriger gingen. Auch diese mußten acccptirt werden, denn inzwischen wurde die Zahlung der Seide fällig und cs galt, Geld zu schaffen. Da die Käufer sahen, wie selbst ihre schlechtesten Gebote bei Einzelnen Annahme fanden, hatten sie keine Veranlassung, auch nur die geringsten Zugeständnisse zu mache», und schließlich mußte auch mancher solide Geschäftsmann Ordres zu »nd unter Herstellungspreis aus- führcn, um nur seine Fabrikation nicht ganz zum Erliegen kommen zu lassen. Die Handschnhindustrie befindet sich in Folge dessen in einer so traurige», unrentablen Lage, daß eine Besserung noch kaum abzusehcn ist, obwohl die zahlreichen Concnrse als beginnender Reinigungsproceß nur mit Freuden be grüßt werden müssen. Diese Vorkommnisse wären keine Nothwendigkeit ge wesen, wen» die Spinner etwas höhere Anforderungen an die Qualität ihrer Kunden gemacht hätten, wie dies ja auch die kaufmännische Vorsicht, besonders bei den m Rede stehende», recht beträchtlichen Crediten, von selbst hätte ge bieten sollen. Den direct«, Schaden durch die Concnrse ihrer Kunden haben hauptsächlich italienische und schweizer Spinner, dt« hoffentlich dir Lehre be herzige» werden, erlitten, den indirekten aber di« soliden Chemnitzer Fabri kanten. Ein ebenso wenig tröstliches Bild bieten die Winterartikel, deren bei Weitem überwiegenden Theil die Kammgarnbandschuhe bilden, lieber« Production ist auch hier der Hemmschuh, der eine bessere Rentabilität ver hindert. Die große Kainmgariipreissteigerung im Sommer 1887 vermochte nicht viel mehr, als einem weiteren Sinken der Kammgarnhandschuhe vorzu beugen. Der große Bedarf, der thatsächlich vorliegt, könnte vortheilhaft auS- genutzt werden, aber das gegenseitige Herabdrücken der Preise unter der ganz ungewöhnlich scharf ausgeprägten Concurrenz läßt ein nutzbringende- Geschäft gar nicht mehr auskommen. Auch hier wäre vielleicht eine Crediteinschränkung seitens der Spinner ein Schritt zum Besseren. Dann müßte' aber auch vor allen Dingen die Nachtarbeit anfhürcn, durch welche sowohl in plattirter und seidener, als auch in Kammgarnwaare ein permanentes großes Stück-lager geschaffen wird, das allein geeignet Ist, eine nenneni- werthe Preisbesserung nicht auskommen zu lasten. — Bei der städtischen Leihanstalt sind im Monat Juni 36,546 M. in 4637 Posten ausgeliehen und 40,174 M. in 4763 Posten zurückgezahlt worden. —lr. DerFestplatzbauimKüchwalde schreitet zusehends vorwärts. Karre und Geschirr haben bereits eine ansehnliche Fläche des ehedem busch- und grasbewachsenen WaldbodenS mit dem Ärundmaterial zum Platze über schüttet und da, wo das verwendete Erdreich abgehoben wird, „ein derbe- Loch" gemacht. Soweit man nach dem jetzigen Stande der Dinge urtheilen kann, wird der Platz ungefähr die Form eines langen Rechtecks erhalten, mit den schmalen Seiten nach der Stadt und dem Hochbestand des KüchwaldeS zugewendet. Einige größere, den Baumcharacter tragende Büsche ließ man unabgeholzt, sodatz dieselben einsam aus der Mitte des freien Platzgebietes herausragcn.. Auf der Strecke, welche das Füllmaterial liefert, ließ man selbstverständlich die daselbst befindlichen Bäume unangetastet, zu ihrem Schutze wurde, soweit ihr Hauptwurzelwerk sich ersteckt, um sie herum der Boden gelassen wie er war, so daß sich nunmehr ihre Standorte Hügel- oder insclartig aus dem ringsum ausgeschauselten Terrain erheben. Erschwert wird den Arbeitern ihre Thätigkeit durch die etwas lehmige Bodenbeschaffen- heit der Baustelle insofern, als Lehm ja bekanntlich die Feuchtigkeit nicht leicht aussaugt und dieserhalb nach stattgehabtem Regen das Hacken und Schaufeln, .y-mentlich aber das Ausbreiten und Bertheilen der Füllerde ein schwieriges ist. —lr. Die Regulirungen am Chemnitzfluß längs dessen Lauf an der Haubolvstraße hin sind ziemlich beendet. Fertig ist nian mit der Ein- rammung von Pfählen, welche man am stadtseitige» Ufer bei dem bebauten Stück genannter Straße vornahm, und hat den Zwischenraum zwischen der Pfahlreihe und der Usermauer mit Erdreich, Sand und Steinen ausgefüllt. Es galt also jedenfalls einen Schutz dieser Mauer, welche die Stütze der direct am Flusse aussteigende» Hauboldstraßen-Häuser bildet, gegen die Minir arbeit des Wassers. Vollendet find auch die Ausbaggerungsvornahmen — wenn man das Auskarre» von Sandbänken mit jenen großen Sand- und Schlammaushebungen in der See vergleiche» darf — zwischen der GeorgS- brücke und der Chemnitzer Werkzeugmaschincnsabrik vorn,. Zimmermann. Dagegen sind noch Arbeiter beschäftigt mit der Abhebung der mächtigen Sand bank unterhalb der Fischwegsbrücke. Welche Massen Sand hier wegzuschasfey waren, ersieht man da, wo das bereits Ausgekarrte abgelagert worden ist: auf dem an jener Stelle das stadtseitige Ufer bildenden Wiesengrundstück. Es wird auch noch eine Zeit brauchen, bis der Rest der Bank bewältigt ist. Auf dem Stück Fluß unterhalb der Gcorgsbrücke, an der unbebauten Strecke der Hauboldstraße entlang ist man augenblicklich über einer neuen Vornahme. Es werden hier in mittellangen Abständen von einander in die Chemnitz von einem Ufer zum anderen je zwei nahe beisammen stehende Reihen Pfähle eingeschlagen, die mit ihren Köpfen etwa einen Fuß hoch über das Wasser hcransragen. Auch diese der Regulirung der in Betracht kommende» Strecke der Chemnitz dienende Maßnahme wird augenscheinlich demnächst beendet sein. — Mahnung. Gewöhnlich sind es doch Schuldner, die gemahnt werden; ausnahmsweise passirt dies gegenwärtig einmal Gläubigern. Alljähr lich ist nämlich die Stadtbauverwaltung unserer Stadt gezwungen, säumige Gläubiger aü die Einreichung von Rechnungen über ausgeführte Arbeiten und Lieferungen zu erinnern, auch dies Jahr wird diese Aufforderung durch Bekanntmachung veröffentlicht, mit dem Ersuchen, die bezw. Rechnungen baldigst abzugeben. . , ? — Warnung! Bon einem Abonnenten unserer Blätter erhalten wir folgende Zuschrift, deren Kenntniß allgemeinere Verbreitung verdient: „Botz Kurzem las ich in der „Flöhathal-Zeitung" eine Annonce, nach welcher Jedem, der seine Adresse postlagernd Prag einsandte, lohnender Nebenverdienst zuge« wiesen werden solle, uno würden diesbezügliche Instructionen gratis und franco zugesandt. Ich schickte meine Adresse ein und erhielt nach einigen Tatzen als Drucksache mehrere Blätter, in welchem ich zum Spielen im österreichischen Lotto eingeladen wurde, und der Gewinn wurde als der betreffende Nebenver dienst hingestellt. Unterzeichnet hatte sich ein Professor Rudolf R. v. Orlice, Schriftsteller der Mathematik, Statistik, National-Oeconomie rc., welcher ver sprach, nach Einsendung einer beliebigen Suinme Geldes, auf Grund seiner inalhematischen Lottoberechnung, Instructionen ansznarbeiten und einzusenden,- nach welchen nian unfehlbar Ternos, Ambos rc. im Lotto gewinnen müsse. Beigefügt waren noch eine Anzahl Dankschreiben von Solchen, die seine Rath-, schlüge befolgt und Gewinne gemacht hatten. Dieselben wohnten aber meistens in Böhmen, bei den sächsischen Gewinnern waren nur die Anfangsbuchstabe» des Namens angegeben. Auch mußte man sich ans einem besonderen Coupon durch Namensunterschrift einverstanden erklären, daß ihn« der 10. Theil jeden Gewinnes zufalle. Ich halte die ganze Sache nicht für so recht vertrauens voll, denn warum vcrwcrthct Genannter seine Erfindung nicht für sich selbst, sondern theilt sie Anderen mit, er könnte sich doch in kurzer Zeit zum reiche» Manne machen? Und dann würde man wohl auch bestraft, wenn cs heraus-, käme, da doch das Spielen in ausländischen Lotterien verboten ist?" In dem Schluß des Vorstehenden ist das ganze Gebahrcn treffend gekennzeichnet- Das österreichische Lotto bietet übrigens durchaus nicht günstigere Aussichten auf Gewinne, als die sächsische Landeslotterie, eher im Gegentheil, ganz ab gesehen davon, daß allerdings das Spielen im österreichische» Lotto in Sachsen mit Strafe bedroht ist. Schließlich verdient ein derartiger schamloser Versuch, weniger bemittelte Leute auszubeuten — denn solche sind cs ja hauptsächlich, die sich aus ähnliche Inserate melden —, die schärfste Verurtheilung; das Ge bahrcn dürfte nahezu mit „Betrug" zu bezeichnen fein, denn von einem. Neben-„Berdienst" kann dabei natürlich keine Rede sein. - Kirchennachrichten. Hospital St. Georg: Donnerstag, den 5. Juli, früh V,8 Uhr Betstunde- Herr Diaconus Ebeling. „ Israelitische Gemeinde: Freitag, den 6. Juli, Abends 7'/2 Uhr, Sonn abend, den 7. Juli, früh 8'/, Uhr Gottesdienst mit Neumondsweihe. Parochie Reichenbrand mit Mittelbach: Donnerstag, den 5. Juli^ Vormittags 10 Uhr Wochcncommunion in Mittelbach, und Freitag, den 6. Juli, Vormittags 10 Uhr in Reichenbrand. Eingesandt?) Damenhüte im Thalia-Theater. Die wohlgemeinte Absicht der Theaterdirection wird wohl nur ein frommer Wunsch bleiben, wenn nicht, wie Ihr Theaterfreund in Nr. 152 Ihres Blattes sagt, einige Dame» die Sache selbst in die Hand nehmen; und da dürste.den scharfen Augen des weibliche» Geschlechts nicht der Umstand entgehen, daß ja ohne Frage der Theaterbesuch durch die hohen Hüte oft sehr verleidet wird, daß aber andererseits von einer Rücksichtnahme auf die Damen welt im Thalia-Theater nicht die Rede sein kann. Wer von den Theater-^ freunden und -Freundinnen hat nicht schon sich den Genuß stören lassen durch eine fortwährend qualmende Cigarre des Nachbars, wer hat nicht schon ängstlich gesessen, ob nicht das hinter ihm auf dem Bret stehende Seidel Bier, zumal beim Durchdrängcn des Publikums, sich über seinen Rücken ergießen könnte. Gewiß würbe es den theaterbesuchenden Damen eine große Erleichterung sei», wenn sie ihre Hüte abnehmen könnten; aber wohin damit? Darin liegt der Fehler. Es fehlt unbedingt an einer G ardcrobe, und dem wäre doch leicht genug abzuhelfen. Damen sowohl als auch Herren wissen zumeist nicht, wo sie ihre Sachen, als Regenschirm, Mantel, Opernglas, Gummischuhe/ Hüte rc., hinschaffen sollen; aus den Schooß doch unmöglich, denn die sich durch drängenden Besucher würden ohne Schuld die zum Theil kostbaren Gegen stände (Damenhüte) drücken oder gar mit sich reißen- Dies ein wohlgemeinter Rathschlag und Engegnung auf den Anschlag der Direktion. Erst wäge, dann wage. 1. >V. *) Die mit der Bitte um Abdruck als „Eingesandt" aus dem Leserkreis, uns zugehenden Artikel stehen zu der Redaktion in keiner Beziehung. Selbstverständlich finden auch von anderer Seite einlaufende „Eingesandt', von allgemeinem Interesse ebenfalls gern unentgeltliche Ausnahme. Wir bitten, die einzusendenden Blätter möglichst nur einseitig und nicht zu eng zu beschreiben- Für den redactionellcn Theil verantwortlich: Franz Götze in Chemnitz- Für nicht erbetene Zusendungen ist die Verlags-Expedition nicht Verbindlich- Geschäftliches. ^ ( Elsässer Weine — deren Güte in Deutschland bisher nur zu wenig! bekannt war, obgleich die Weine, nachdem Elsaß seit dem letzten glorreichen Kriege 1870/71 wieder deutsch geworden ist, keine Zollgrenze mehr zu über» , schreiten haben und infolgedessen auch durch einen billigeren Preis sich ausr ' zeichnen — werden jetzt von Herrn Jean Kornmann, einem geborenen Elsässer, in dessen Weinstube, Bretgasse 1, zum Ausschank gebracht. (Siehe Inserat In heutiger Nummer.)
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