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Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188807058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880705
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880705
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-07
- Tag 1888-07-05
-
Monat
1888-07
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.07.1888
- Autor
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Vinter.Eise»bat>»fabrt>la»beft für Lachse». Jlliistr. Kalender de- Sächsische» ltandlwtea. IllnstrirteSIahresbuchdesiiandes-stuzeigerS. SAchfWer Do«nerStag, S. Juli 1888^ BeiWiederhvlnng großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Au-wärts wolle inan Jnsertivnsbetrag (in Briefmarken) beifüge» (je SSilben CorpiiSschrift bilden ca. IZeile.) Annoncenaunahme nur NS Vormittag. Mit täglich einem besonderen 4. Sächsisches Allerlei - mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger" Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Lnlu: Mwin W». Bnchdrnckerei. Chemnitz. Theaterstraße b (Fernsprechstelle Nr. 138). Telegr -Adr.: Lander-Anzeiger, Chemnitz. Unterhaltnngsblntt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 5. Jllnsirirtes UuterkaltnngSblatt — 6. Sonntagsblatt — Crtra-Beiblatt. Lnstiges Bilderbuch. Anttliche Bekanntmachunsten. Ueber das Vermögen der offenen, ein Strickmaschinenbaiigeschäft betreiben den Handelsgesellschaft in Firma Schusfcndauer u. Saupe i» Chemnitz wird heute am 2. Juli t888 Vormittags 7412 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt llr. Stadler in Chemnitz wird zum Konkursverwalter er nannt. Konkursfordernngen sind bis zum 6. August 1888 bei deni Gerichte anzumcldcn. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl einer andern Verwalters, sowie über die Bestellung eines Glänbigeransschnsses und cin- tretenden Falles über die in 8 120 der Konknrsordnnng bezeichncte» Gegen stände auf den 21. Juli 1888 Nachmittags 4 Uhr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 4. September 1888 Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anbcraumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschnlder zu ver abfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie ans der Sache abge sonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 4. August 1888 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute ans Folinm 2103 verlautbart, daß der Ingenieur Herr Johannes Georg Neinecker und der Ingenieur Herr Richard Julius Reinecker, Beide in Chemnitz, in die Firma I. E- Reinecker dasclbst'als Theilhaber eingctreten sind. Chemnitz, am 3. Juli 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute ans Folinm 2515 verlautbart, daß der Kaufmann Herr Valentin Otto Schippe! in Chemnitz in die Firma Georg Schmidt daselbst als Theil haber eingetrcten ist. Chemnitz, am 3. Juli 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folinm 2795 verlautbart, daß der Kaulmann Herr Paul Eugen Wolf in Chemnitz in die Firma Otto Wiegand daselbst als Theilhaber eingetreten ist und daß künftig Wiegand u. Wolf firmirt wird. Chemnitz, am 3. Juli 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folinm 3137 die Firma Albert Holzthiem in Chemnitz (Nochlitzerstraßc Nr. 22) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Albert Adolf Carl Wcnzislaus Holzthiem daselbst, Besitzer eines Mctallwaarcn- und Schraubenhandelsgcschästs, eingetragen. Chemnitz, ani 3. Juli 1888. Königliches Amtsgericht. Auf dem die Aktiengesellschaft unter der Firma Sächsische Stickmaschinen- .sabnk in Kappel betreffenden Folinm 153 des Handelsregisters für den Land- bezirl des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute verlantbart, das; Herr Fürchtcgott Moritz Albert Voigt in Chemnitz nicht mehr Vorstand der Gesell schaft ist, sowie, daß ter Kaufmann Herr Oscar Bernhard Lorenz in Kappel und der Ingenieur Herr Paul Moritz Schiersand daselbst zu Mitgliedern des Vorstandes »nd Herr Carl Eduard Robert Zahn in Schönau zum Prokuristen der Gesellschaft erwählt worden ist. Chemnitz, am 3. Juli 1888. Königliches Amtsgericht. Ortsbehördliche Bekanntmachungen. Bekanntmachungen des Gcmcindevorstandcs zu Wittgen sdorß Da die Herstellung des Wegetraklcs von der »ach Herrenhaide führenden Straße ab bis zum Gutsbesitzer Körner, Kat. Nr. 199V, beendet ist, so wird die Sperrung daselbst hiermit aufgehoben. Nachdem Herr Wilhelm Glauch ans Geringswalde als Nachtwächter bei hiesiger Gemeindeverwaltung an- und in Pflicht genommen worden ist, wird dies hierdurch zur öffentlichen Kcnntniß gebracht, z Telegraphische Nachrichte>r. Vom 3. Juli. Wien. Der „Pvlit. Corr." wird aus Kanstantinopel gemeldet, daß in der kürzlich abgehalteuen Sitzung der für den Abschluß einer Post- und Eisenbahnkviivcntion ernannten türkischen und bulgarischen Delegirten vr. Vulkowitsch einen von der bulgarischen Regierung genehmigten Entwurf vorgelegt hat, welcher Jchlima» und nicht, wie frühere Projekte, Vakarel als Anschlnßpunkt vorschlägt. Der Entwurf wurde von den türkischen Delegirten ii» Prinzip angenommen. — Die Gerüchte, Tisza werde das Finanzportefeuille an Szell abgeben, find ganz unbegründet. Leidenschaftliche Herzen. Roman von Karl Zastrow. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Ihr Auge leuchtete alsdann jedesmal wie verklärt. Ihre Wangen überzogen sich mit der Rothe der Begeisterung, und die sonst so starren Züge spiegelten das ganze, so wunderbar reiche Gemüthsleben dieser Weibes wider, das doch vor den Blicken jedes Uneingeweihten Wie ein geheimnißvolles, unlösbares Räthsel wandelte. Sprach er aber in solchen Augenblicken nur ei» Wort zu ihr, dann konnte sie auch plötzlich mit schrillem Klang abbrechen. Es war dann, als wäre ihre zum Himmel eiiiporstrebendc Seele pfeilschnell und mit Gewalt wieder auf die Erdenwclt herabgerissen worden, und es dauerte eine geraume Zeit, ehe sie die Kraft und Glnth zumJmpro- visiren dieser himmlischen Melodien wieder fand. Was ihn aber am meisten verletzte, war der Umstand, daß sie auch ihr Versprechen, ihn über ihr Vcrhältniß zn den früheren Reisegefährten aufzuklären, nur höchst unvollkommen erfüllt hatte. So oft er in der zartesten Weise auf ihr früheres Leben, aus ihre Jugendjahre anspielte, immer traf ihn die von einem trüben Kopsschütteln begleitete Antwort: „Du wirst Alles erfahre», lieber Edmund! später, nur jetzt nicht . . . Kann es Dich befremden, wenn ich die kaum vernarbte Wunde nicht so bald von Neuem anf- reißen will?" Und dabei sah sie ihm so offen, so ehrlich in die Augen, daß er an eine Schuld ihres Herzens unmöglich glauben konnte. Wie oft hatte er Stunden lang über dieses herrliche, seltsame Geschöpf »achgedacht. Wie oft hatte er sich immer und immer wieder von Neuem gesagt: „Ich bin der Rechte nicht, bin nicht der Freund, dem ihre Seele sich in den kleinsten Fältchen öffnen würde. Es treten doch im Lebe» jedes Mensche» Stunden ein, wo das Herz sich gedrungen fühlt, die Wucht alles Dessen, was cs bedrückt, avzn- fchütteln und sich durch Miltheilungen zu erleichtern; aber sie bleibt stumm und verschlossen wie das Grab, unnahbar, wie der Himmel. Nur die Musik vermag den Quell ihres inneren Lebens in Fluß zu bringen, und diese Sprache versteht Niemand, als sie selbst." Derartige Gedanken drängten sich ihm häufig auf und sein Herz litt mehr darunter, als er es sich zu gestehen wagte. Und seltsam, in dem Grade, in welchem er fühlte, daß zwischen ihm und der Gattin ein unbezwingliches Etwas lag, begann sein Herz sich von Budapest. Das „Neue Pester Journal" meldet, Major Popow ist vorgestern von Rnstschuck hier eingetroffen und gestern nach Wien gereist, von wo er sich nach Deutschland begibt, offenbar nach Darmstadt zum Prinzen Alexander von Battenberg. London. Nach einer Meldung der „St. James-Gazette" aus Petersburg werde» Kaiser Wilhelm Pläne in Betreff einer Abrüstung zngcschrieben, welche vorgeschlagen werden soll, sobald gewisse Ab machungen getroffen und von den interessirten Mächten garantirt sind. (Diese Nachricht ist wohl nicht in Petersburg, sonder» in London erfunden; man empfindet die „Saurc-Gnrken-Zcit". Red.) Politische Nimdscha«. Chemnitz, den 4. Juli. Deutsches Reich. Nach den, wie es heißt, definitiven Be stimmungen wird Kaiser Wilhlelm am 13. Juli von Kiel aus an Bord der Jacht „Hohenzollern", deren Kommandeur der Prinz Hein rich ist, und in Begleitung eines Kriegsgeschwadcrs, über welches der Kaiser als Contre-Admiral selbst de» Befehl übernimmt, nach Rußland reisen. In Petersburg werden bereits Vorkehrungen ge troffen, um dem Kaiser ein großes militärisches Schauspiel bieten zu können. — In Straßburg ist das Gerücht verbreitet, Kaiser Wilhelm beabsichtige im Oktober das Neichsland zu besuchen. Nahrung erhält das Gerücht durch die Nachricht, daß an die Bauleitung des Straß burger Kaiserpalastes die Weisung gelangt ist, die Arbeiten derartig zu beschleunigen, daß der Palast vom Oktober ab bewohnt werden kann. — Die Kraiikheiisgeschichte Kaiser Friedrichs ist von den be theiligten Aerzten jetzt in offizieller Form zusammengestellt. Das Maiiuscript wird indessen noch streng geheim gehalten, und alle an geblichen Mittheiluiigen daraus sind lediglich werthlose Vermuthungen. — Wie die „Krenzztg." mittheilt, wird der bisherige Chef der Admiralität von Caprivi ihatsächlich ei» höheres Armeekommando er halte», aber nicht den Befehl über das 9. Korps. — Demselben Blatt zufolge will der Oberpräsident der Rheinprorinz, Geh. Rath von Bardelcben, seines vorgerückten Alters wegen aus dem Staats dienste scheide». — Herrn von Puttkamcrs Nachfolger als preußischer Minister des Innern ist nach vicrwöchcntlichem Suchen nun endlich gefunden worden: Der bisherige erste Beamte im Ministerium des Innern nächst dem Refforlchef, der Unterstaatssecrctär Hcrrfnrth, ist zum Staalsminister und Minister des Innern ernannt worden. Trotzdem seit dem Rücktritt Herrn von Putlkaincrs schon geraume Zeit ver gangen ist, ist jetzt die Ernennimg doch etwas plötzlich gekommen. — Herr Herrfnrth ist als Uiiterstaatssccretür Herrn von Puttkamers selbstverständlich conservativ. Trotzdem wird sich aber vorerst schwerlich von irgend einer anderen Seite Einspruch gegen seine Er nennung erheben, denn der »ene Minister ist kein Parteimann und seine Ernennung scheint am besten zu beweisen, daß vom Ministerium des Innern Parteifragen möglichst ferngehalten werden sollen. Durch diese Ernennung ist den Intentionen Kaiser Friedrichs in ziemlich bedeutendem Maße Rechnung getragen, und die hochconservativen Ansichten, unter dem neuen Kaiser würde Herr von Pnttkamer in sein Amt wieder eingesetzt werden, haben sich als falsche erwiesen. Die Einzelheiten der Ursache des Rücktrittes des früheren Ministers des Innern sind ja immer noch nicht aufgeklärt, immerhin müssen sie aber so schwerwiegende und für die Znkunst bedeutungsvolle ge wesen sein, daß auch Kaiser Wilhelm II. nicht vermochte, sie zu ignoriren. — Herr Herrfnrth tritt sein Amt zu günstiger Stunde an; »ach den vielen Redekämpfen ans der Zeit Herrn von Putt kamers ist auch in den Parlamenten ein Bedürfniß nach Ruhe vor handen, und wenn der neue Minister der Volksvertretung freundlich entgegentritt, woran wohl nicht zu zweifeln, so wird sein Entgegen kommen »ach Möglichkeit mit Gleichem erwidert werden. Eine volle ihr abzuwenden. Er gehörte bei aller Hinneigung zum Außerge wöhnlichen doch iminer zu jener Klasse von Männern, die nur in der Ueberzeugnng unwandelbarer Gegenliebe mit Beständigkeit und Treue an dem Gegenstände ihrer Verehrung hängen können. Gewiß hätte Anna durch Zärtlichkeit und liebevolle Hingebung ihn dauernd an sich fesseln könne», aber dazu schien sie ihm gegen über eben nicht fähig zu sein, und Verstellung lag dieser eigenartigen Seele jedenfalls scr». Sv kam eS allmählich dahin, daß ihre Nähe ihm gleichgültig wurde, daß er sich oft kopfschüttelnd fragte, weßhalb er eigentlich die großen Opfer gebracht und sein ganzes zukünftiges Leben zersplittert, sein Ziel sich aus den Augen gerückt habe? Mehr und mehr floh die Leidenschaft, welche seither ihm Manches in anderem Lichte ge zeigt hatte, und in demselben Grade kehrte der Gedanke bei ihm ein, daß er für sein wahres Heil doch nicht das Richtige erkannte, daß er sich von dem Trugbilde seiner Phantasie habe verleiten lassen, daß der Gegenstand, der unsere äußeren Sinne fesselt, nur selten gleich zeitig auch unser Herz befriedigt. Zwar kam kein Groll gegen die Gattin in seine Seele. Er mußte sie ja achten, die so musterhaft und treu »nd voller Selbstverleugnung alle ihre Pflichten erfüllte, aber er konnte auch nicht mehr, wie in der ersten Zeit, voll heim lichen Entzückens ihr in die dunklen Augen sehen und mit einer Regung tiefiiinigster Wonne das stille und doch in seiner Art so kühle Lächeln begrüße», das einzig und allein ihre Züge zu erhellen pflegte, wenn der Gatte je einmal das Wort fand, das in den Tiefen ihrer Seele einen Widerhall erweckte. Immer Heller zauberte sich dagegen i» einsamen Stunden das Bild jenes holden, eiigclgleichcn Mädchens mit dem offenen Kindes blick vor seine Phantasie, das ihm mit so wunderbarem Scharfblick alles das vorher gesagt, was er sich jetzt stündlich, wenn auch mit Widerstreben, eingestand. „Eiiimy!" flüsterte er dann wohl vor sich hin, „ja, Du hattest Recht. Gegenseitiges, unbegrenztes Vertrauen, das sind die Grund pfeiler eines innigen, dauernden Bündnisses zweier Seelen, und auch Dein Vater hat eine tiefernste Wahrheit ausgesprochen in den Worte»: „Man soll einen Unterschied machen zwischen Leidenschaft und warmer, inniger Herzensneigung. Jene flackert wild auf, um desto schneller zu erlöschen, diese leuchtet, unberührt vom Sturm der Zeiten, fort im Hciligthum des Herzens, wie die ewige Lampe auf dem geweihten Altar des Tempels." Uebereinstimmung kann bei den herrschenden Meinungsverschiedenheiten zwar nie eintrcte», aber recht wohl eine Milderung der Gegensätze, die zur Zeit Herrn von Puttkamers bestanden. Man rühmt den neuen Minister als arbeitsfreudlgen Mann, aber er wird seine Ar-- beitskraft auch gebrauchen. In Preußen harrt seiner der hochwichtige Ausbau der inneren Verwaltung, für das Reich muß sich der. Ministet mit Rücksicht auf die Socialistengesetzdebatten immer bereit halten. Herrn Herrfnrth wird auch beschicdcii sein, die Entscheidung darüber herbeizuführen, ob der provisorische Zustand des gegenwärtigen Socialistengesetzes in angemessener Form in ein Definitivnm zu ver wandeln ist. Im Reichstage herrscht ziemlich starker Uebcrdruß über die fortgesetzten Socialistendebattc», die doch rein gar nichts Neues bringen, und der Wunsch nach einer definitiven Entscheidung ist allgemein. Auf Grund der bisherigen Erfahrungen kann man auch- ganz wohl zu einem Abschluß kommen, der endlich Ruhe auf diesem Gebiete bringen würde. — In Folge der Einmüthigkeit, mit welcher die gehässigen Ausführungen des „Pester Lloyd" gegen Kaiser Wilhelm ll. in Ungarn selbst verurtheilt worden sind, nimmt denn nun auch die „Nordd. Allg. Ztg." ihre nach Pest gerichteten scharfen Bemerkungen zurück. S>e schreibt: „Wir können uns gratulire», durch unseren Hinweis auf die niederträchtigen Verdächtigungen des „Pester Lloyd" so loyale Kundgebungen hcrvorgerufen zn haben. Für die ganze Tendenz des „Lloyd" ist es nebenher höchst charakteristisch, von ver schiedenen Blättern in Pest selbst konstatirt zu sehen, daß die Artikel des „Lloyd" in erster Linie als Berichte betrachtet werden müssen, welche darauf berechnet sind, nach der einen oder der anderen Richtung hin „Stimmung" an der Börse zu machen." — Landesverrathsprozeß in Leipzig. In der Dienstagssitzung fand die Zeugenvernehmung des bereits wegen Landesvcrrathes zu längerer Zuchthausstrafe verurtheilten Cabannes statt, welche beinahe drei Stunden in Anspruch nahm. Cabannes beschuldigt Appel auf das Bestimmteste, ihm nach seiner Konferenz mit Oberst Vincent in Paris, dein Vorsitzenden Knndschafterbureaus, genau dasselbe gesagt zu haben, was ihm Vincent über Dictz mitgetheilt habe, nämlich, daß die Frau Dich dem Nachrichtenbureau die Dienste ihres Mannes angeboten habe, und daß dieses Anerbieten angenommen worden sei, Dich solle aber keine Originalschriftstücke, sondern Abschriften schicken. Vincent habe ihm, Cabannes, ausgetragen» nachdem er ihn noch gefragt habe, ob er den Appel kenne, Dich zu instruiren. Nach der Ankunft Cabannes' in Straßburg habe Appel ihn bestellt und ihm 1000 Franken für Dich übergeben, später habe er weitere Sendungen von demselben erhalten, sowie die Weisung, die Schriftstücke deni Apotheker Girard in Schirmack zuzu senden. Appel habe nicht nur Dich, sondern auch ihn selbst für seine Thätigkeit bezahlt. Appel habe zweifellos einen regelmäßigen Verkehr mit Oberst Vincent unterhalten, auch habe er Brieftauben mit französischem Gelbe gezüchtet. Nach Aussage Cabannes' hat Frau Dich alle Gelder aus Paris in Empfang genommen und bei der Zahlung der ersten tausend Franken ausgcrufen: „Ach, endlich kommt etwas, wir haben lange darauf gewartet." Der Präsident des Ge richtshofes macht dem Zeugen den Vorhalt, ob er auch die Wahrheit gesagt, und ob er nicht etwa seinem Verbrechen »och ein weiteres hinzusüge, indem er Unschuldige mit hineinziche. Darauf behauptete Cabannes wiederholt Appel's Betheiltginig am Landesverrath in der von ihm geschilderten Weise, wogegen Appel die Aussagen Cabannes' als unwahr bezeichnte. Die Frau des Cabannes, welche als Zeugin - vernommen werden sollte, ist nach einer Mittheilung der Straßburger. Polizei spurlos verschwunden. Auch die Aussagen weiterer Zeugen sind belastend und lassen keinen Zweifel, daß Landesverrath vorliegt. — Die Ausfuhr von Zucker ist, wie die Statistik des deutschen Reiches aufmeist, vom 1. Januar bis Ende Mai d. I. im Vergleich zu demselben Zeitraum des Vorjahres ganz bedeutend zurückgegangen, indem dieselbe nur 1,523,120 Doppelzentner gegen 2,930,304 Doppel zentner im gleichen Zeitraum des Vorjahres betragen hat. Mochte die Gattin nun die Veränderung seines Wesens merken oder nicht, jedenfalls verrieth nichts an ihr, daß sie irgend welche« Gewicht darauf legte. Es hatte den Anschein, als sei sie sich klar bewußt, streng so zu handeln, wie sie es vor Gott und ihrem Ge wissen verantworten konnte. In Allem, was mit der Ausübung ihres künstlerischen Berufes zusammenhing, hatte sie sich dem Gatten willig untergeordnet. Er hatte vollständig freie Hand in der Auf stellung der Programme, der Bestimmung der Eintrittspreise und in den Kassenangelegenheiten, wogegen sie sich bereitwillig den Gängen und der Erledigung solcher Aufträge unterzog, die von geringer Be deutung, doch aber von der Art waren, daß man sie nicht gut frem den Leuten überlassen konnte. Auch mit den Reiserouten, die er vvrschlug, war sie jederzeit einverstanden. Es konnte dem Anscheine nach kaum ein Ehepaar geben, das in so musterhafter Einigkeit lebte, wie Werner und seine Gattin; aber dieses wunderbare Einverständniß erstreckte sich nur auf äußere Dinge. Ihre Herzen waren getrennt. Jedes der Beiden fühlte es, so viel Mühe man sich auch gab, eS zu verbergen. Es giebt Tausende von Eheleuten, die in solcher Weise neben einander durch's Leben schreiten, die sich mit der leeren Phrase ent schuldigen: Wenn wir auch nicht übermäßig glücklich sind, so kann uns doch auch Niemand nachsagen, daß wir unglücklich leben. Ei» Jedes kommt gewissenhaft seinen Obliegenheiten nach, Niemand läßt sich etwas zu Schulden kommen. Man hält wohl auch streng darauf» der Welt das Beispiel ungestörter Einigkeit bei jeder Gelegenheit zw zeigen. Man amüsirt sich, so gut man kann. Theater, Concerte, Bälle helfen über die Langweiligkeit und Leere des Daseins hinweg, und man überredet sich und gesteht sich gerne ein, daß das eheliche Leben ganz erträglich sei. Kommt hin und Wider ein Zwist vor, so betrifft er kleinliche Dinge, hinsichtlich deren man sich versöhnt, noch ehe die Sonne zur Rüste gegangen. Alles dies gilt aber nur für oberflächliche Gemüther. Tiefer angelegte Naturen können einen solchen Zustand auf die Dauer nicht ertragen, und es bedarf »nr; eines sehr geringen Anlasses, um sie, die sich vielleicht in den Stunden der Täuschung gefunden, für immer zu trennen. Vielleicht hätte auch Werner, bei der ihm eigenen glücklichen Sorglosigkeit, mit der er so Manches leichter nahm, bei seinem bieg samen, noch durch kein jähes Weh erschütterten und hart gewordenen Gemüthe, sich allmählich in das Unabänderliche gefügt; hatte er sich doch beinahe schon an das Wanderleben gewöhnt, welches in viel- 4 § § Der heutigen Rümmer des Sächsischen Landes-Anzeigers «egt bei das Beiblatt „Sächsische Gerichtszeitung'
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