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Sächsischer Landes-Anzeiger : 15.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188808159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880815
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880815
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-08
- Tag 1888-08-15
-
Monat
1888-08
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 15.08.1888
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» WWWWWWWMW, Nr. 189. — 8. Jahrgang. Oer ftdeu Wochentag Abend (mit Datum de» folgenden Tage») zur Berjendung gelangende „Skchltiche Lanvcs-Anzüger" mit täglich einem besonoeren Unter» baltungSblatte und mit dem Extrabeiblatt Luftige» Bilderbuch kostet bei den Ausgabe stelle» i»ouatlich70Psg., bei de» Post-Anst. ^ Ps. (1688er Ztgs.-Preisliste Nr. 8035.) lürAbonnenten erlcheintje einmal imJahr: romiuer-Eisenbahiifahrplanheft für Sachten. Sinter-Eiseiibahnsahrplanbeft fiir Sachsen. Vinter. .. Jllustr. Kalender de» Sächftschen Laiidboten. Jllusttirte» Jahresbuch desLandeilMzeigers. sächsische« Lalldes-Kiiseiztt mit „Chemnitzer Stadt-ÄMzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Mittwoch, 15. August 1888. «u,esgknvreisdes.,«ES«»dt«.»>»r1«r««r Raum eine« schmalen TorpuszeilelSPfL Bevorzugt« Stelle (Isvalt. Petstzeile) SOPf, BeiWiederholung großer AnnoncenRabatt. Lei Bestellungen von Auswärts wolle man "lnsertionsbetrag (in Briefniarken) beifügen «8Silben Corpusschrift bilden ca. 1 Zeile.) Innoncenannahme nnr bi» Bormittag. . MMn Wck, Buchdnllkerti, Chemnitz. Theaterstraße 8 (Fernsprechstelle Nr. 186). Telegr.'Adr.: Lander-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Uuterhaltimgsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4 Sächsisches Allerlei — s. Jllnsirirtes Unterhaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Crtra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Telegraphische Nachrichten. Vom 13. August. Wien. Der „Pol. Korr." wird aus Belgrad gemeldet: Das offiziöse serbische Organ „Serpska Rec" feiert schwungvoll die Eröff nung der Eisenbahn nach Konstantinopel und betont, jetzt muffe Serbien doppelt bestrebt sein, ein moderner Rechtsstaat zu werden; Serbien müsse wünschen, daß Konstantinvpel das Gemeingut aller Kulturvölker bleibe. Rom, 14. August, Mittags. Nach einer amtlichen Mittheilnng erlitt die gegen die Debets in Saganeiti unter einem Kapitän und 4 Leutnants abgcschickte, ans ca. 800 Baschibozuks und Assaortins bestehende Expedition am 8. August eine Niederlage, weil die Assaortins Verrath übten, zu den Abessiniern übergingen und mit diescndieJtaliener angriffe». Gefallen sind 3 Offiziere. Von den Baschibozuks wurden 400 wieder gesammelt. Der Verlust der Debeks wird auf 350 ge schätzt. — Bei der gestrigen Banket-Rede in Turin hob der Unter- richtsminister hervor, Italien sei ein aufrichtiger Freund des Friedens, stehe aller Abenteurer-Politik fern und seine Allianzen seien Friedens- Allianzen. Die jüngste Kaiscrbegegnung in Rußland habe bezweckt, die Sache des Friedens zu fördern; der Besuch Kaiser Wilhelms in Nom werde die friedlichen Absichten der Monarchen neu besiegeln. Der Frieden werde erhalten bleiben auch zum Vortheile Derer, denen er nicht so am Herzen liege wie Italien. Nerttralistrmrg der Ostsee. Wenn Gladstone's „Daily News" Recht haben, ist auf Schloß Peterhof für gewisse Fälle über eine Neutralisirung der Ostsee ver handelt worden: es sollen danach zwischen den Höfen von Berlin, Petersburg, Stockholm und Kopenhagen weitere Besprechungen über diese Frage stattfinden. In wie weit an der Nachricht der „Daily News" etwas Wahres ist, wird sich in Bälde zeigen müssen. Dem bisherigen Haupisystem der deutschen Politik entspräche eine solche Abmachung eigentlich nicht; doch hat die seit 1870—71 cingetretcne europäische Gruppirung auch andere komplizirte Abmachungen ge zeitigt. Eben das mittclcnropäische Bündniß mit seine» für ver schiedene Augriffsfülle verschiedene bilndesgenössischc Verpflichtungen festsctzciidcn Artikel» ist ja eine solche. Von jener großen europäische» Kvlistellativii abgesehen, würde übrigens ein derartiger Vertrag den Interesse» der Vertragsschließenden entspreche», und zwar der grvß- mächtlichcn zwei so gut wie der beiden anderen. Er würde gegebenen Falls die deutsche Ostsceknste gegen die französische, die russische gegen die englische Flotte decken und damit den beiden Ostseegrvßmächte» einen überaus werthvollen Dienst leisten. Das Interesse der andere» zwei Mächte aber an einer Erhaltung des Friedensstandes an der Ostsee bei eingetretencm europäischen Zusammenstöße bedarf keiner besonderen Darlegung. Als Akt einer groß-festländischen Politik mit einer zugleich gegen Frankreich gerichtete» Spitze würde übrigens eine solche Festsetzung de» allgemeinen Tendenzen des Fürsten Bismarck ganz und gar nicht widersprechen. Dieselbe würde Rußland an seiner gcfährdetsteii Stelle decken, eben damit ihm aber auch das französische Bündniß zugleich weniger nothwendig und weniger werihvoll machen. Außer durch die inneren französischen Verhältnisse selbst wäre gegen die russisch- französische Bnndnißidce noch kaum ein so wirksamer Streich geführt wordeli, wie in dieser Abmachung. Durch die Deckung der Ostsee enthielte dieselbe aber zugleich eine gewisse Erleichterung der bulga rischen Verwicklung, denn mit jener Gefahr vom Halse könnte Ruß land den europäischen Theil der orientalischen Frage überhaupt leichter nehmen. Jene Schwierigkeit würde ihren Kernpunkt mehr nach Osten verschöbe» sehen. Daneben wäre diese Ostsceneutralisirnng eine Existcnzgarantie für den dänische» Schützling des Zaren und damit eine Entwaffnung der dänischen Revanche- und Kriegspartei wenigstens in ihrem ver gleichsweise vernünftigeren Theile; für eine Befestigung Kopenhagens namentlich gegen Deutschland wäre dann keine Ursache mehr vor Hände» und so würden die Gegner dieser Befestigung mit der Prophe- zeihung Recht behalten, daß dieselbe eines Tages für Deutschland bewerkstelligt sein werde. Eine Neutralisirung der skandinavischen drei Länder oder zum mindesten der dänischen drei Meerenge», der zwei Belte und des Oeresunds, hat schon lange in den Wünschen der skandinavischen Demokratien gelegen; von einer ihren Tendenzen sonst nicht eben sympathischen Seite hätten sie jetzt dieselben erfüllt gesehen und zwar in erweiterter Ausdehnung. ^ In den Höllengrund. Novelle von Reinhold Ortmann. Fortsetzung. Nachdruck Verbote». Als sie in den Park hiiiaustraten, tauchte Elfriedens zarte, in ein reizend weißes Kleid gehüllte Gestalt eben in einem der Lanbgänge ans. Sie war von mehreren jungen Herren um geben, welche sich eifrig um sie bemühten, und ihr Helles, fröhliches Lachen tönte bis zu den beiden Officieren hinüber. Aber als sich Trotha ihr dann näherte und sie mit einem heiteren Worte anredcte, verstummte ihr Lachen und eine scheue Verlegenheit, wie sie sonst ihrem Wesen ganz fremd war, trat an die Stelle der früheren Aus gelassenheit. Und cs geschah heute nicht zum ersten Mal, daß seine Annäherung einen so jähen Wechsel ihrer Stimmung bewirkte. Während sie bis zu dem Tage jenes furchtbaren Rittes in den Höllen grund mit ihm verkehrt war wie mit einem guten Kameraden, und in ihren Blicken und Worten durchaus kein Hehl daraus gemacht hatte, daß er ihr besser gefiel als der Vetter, war sie seit ihrer Wiederherstellung jedem Alleinsein mit ihm beinahe ängstlich cins- gcwichcn, und sie war weder auf seine Scherze Angegangen, noch hatte sie seine Versuche, ihren Gesprächen eine ernsthaftere und be deutsame Wendung zu geben, durch ein verständnißbolles Entgegen kommen begünstigt. Trotha hatte keine Erklärung für diese plötzliche Veränderung, aber sie war ihm natürlich nicht entgangen, und sie hatte ihm — so wenig er es auch nach außen hin zeigte — Verdruß genug bereitet. War ihm vorher nicht der mindeste Zweifel an seinem Siege gekommen, so fühlte er sich jetzt seines Erfolges keineswegs mehr gewiß, aber er war nur um so fester entschlossen, sein Ziel z» erreichen und sich dazu jedes Mittels zu bedienen, über welches er in seiner glänzenden Persönlichkeit verfügte. Der Nebenbuhler schaft des jungen Husarcnoffiziers, die ihn um ihres Freundschafts verhältnisses willen am meisten gcnirte, hatte er sich ja leicht genug entledigt, und einen anderen Rivalen fürchtete er nicht. War ein solcher wirklich vorhanden — und Elfriedens wechselvolles Benehmen gab ihm Grund genug zu einer derartigen Annahme — so war- er ganz der Mann, ihn auf die eine oder die andere Weise aus dem Wege zu schaffen. Die Dincrstunde kam heran, und kurz vor Beginn der Tafel erschien auch Pastor Rohden mit seiner Mutter. Die alte Dame Politische Nmrdschan. Chemnitz, den 14. August. Deutsches Reich. Die Kaijerparade in Potsdam. Am Mon tag fand in Potsdam vor dem König von Portugal die Parade der dortige» Garnison statt, die erste, welche der Kaiser seit seinem Re gierungsantritt abgchalten. Von acht Uhr an marschirien die Regi menter auf, strömten dichte Menschenmassen herbei. Um ^9 Uhr waren die Feldzeichen aus dem Schlosse geholt und unter präsen- tirtem Gewehr mit gerührtem Spiel eingestellt. Da kam der Kaiser, von der jubelnden Menge enthusiastisch begrüßt, vom Marmorpalais in den Schloßhvf geritten, um den König Dom Lniz zur Parade ab zuholen. Letzterer stieg jedoch nicht zu Pferde, sonder» nahm mit seinem Ehrendienste Generalleutnant Bronsart von Schellendorf im offenen Wagen Platz. Zwei Adjutanten ritten vorauf, der Kaiser folgte zu Pferde. Als der oberste Kriegsherr mit seinem Gaste durch das Brückenportal an der Spitze der Truppen erschien, wurde das Spiel gerührt, die Fahnen senkte» sich und aus tausendfachem Munde tönte ihm die Antwort auf sein : „Guten Morgen, Grenadiere!" „Guten Morgen, Eure Majestät!" entgegen. Kein Auge zuckte, kein Glied bewegte sich, als er im Schritt die Jnfanteriefront hinabritt, begleitet von der prunkvollen Suite. Ebenso war es bei der Cavallcrie. So dann veränderten die Truppen ihre Front und rüsteten sich zum Vor beimarsch. Parademarsch in Zügen! lautete das Kommando für den ersten Vorbeimarsch der Infanterie. Der Kaiser hatte in der Mitte des Paradeplatzes neben dem Wagen des Königs von Portugal Auf stellung genommen, mit der Front nach der Havel. Von der Rampe des Schlosses aus setzte sich das Dcfilee in Bewegung. Die Infanterie mnrschirte zugweise mit ungefaßtem Gewehr vorbei, das Lchrinsantcrie- bataillvn nach dem neuen Reglement und mit ..Gewehr über". Die ganze Cavallcrie defilirte in Zügen. Zum Schluß erfolgte noch ein zweiter Vorbeimarsch, der von der Infanterie in Kompagniefront mit Gewehr über, von der Cavallcrie i» Eskadranfront ausgefiilir» wurde Das Unheil, welches vcr Kaiser und sein Gast über den Eindruck des Gesehenen im Kreise der Kommandeure und Offiziere abgabcn, war das anerkennendste. Nach der Parade nahm der Kaiser im Marmorpalais mehrere Vorträge entgegen. Nachmittags 3 Uhr fand im Schlosse zu Ehren des Gastes Galadincr statt, zu welchem gegen 100 Einladungen ergangen waren. Abends gedachte der K ing von Portugal nach Berlin zurückznkehren und heule Dienstag wieder abzureisen. — Alle neueren Mittheilnngen über militärische Personal- Veränderungen werden durch eine Nachricht ans Köln in den Hinter grund gedrängt: Laut der Kölnischen Zeitung ernannte der Kaiser den Generalfcldmarschall Grafen Moltke durch eine Cabineisordre zum Präses der Landesvertheidignng, welche Stellung zuletzt Kaiser Friedrich bekleidete. Z»>» Chef des Gencralstabs ist Gcneralquartier- mcister Graf Waldersee crnannt. Letzterer ist gleichzeitig a, 1a. snits des 13. Ulancnregimentes gestellt, dessen Commandcnr Graf Walder see früher war. Damit ist thatsächlich eine früher wiederholt ange kündigte, aber immer wieder bezweifelte wichtige Veränderung cin- getrctcn. Die Ernennung des Grafen Moltke zum Chef der Landcs- vertheidignngscommission ist ein Zeichen, daß der bewährte Rath des sah in ihrem schwarzen Seidcukleide von längst vergessenem Schnitt neben all diesen modernen glänzenden Toilette» wohl etwas fremdartig und altmodisch ans, aber der Ehrwürdigkeit und gewinnenden Freund lichkeit ihrer Erscheinung konnte dieser äußerliche Umstand nicht im min dest.» Eintrag thu». Graf Recke, welcher Damen gegenüber nie die gebührenden Rücksichten außer Angen ließ, am wenigste», wen» sie zu seine» Gästen gehörten, begrüßte die verwittwcte Pastorin höflich und sagte ihr einige verbindliche Worte des Dankes für die Hilfe, welche sie seiner Tochter nach ihrem Unfall geleistet. Seine Bewillkommnung ihres Sohnes war indessen von der kühlsten und gemessensten Art. Auch der Platz, welcher ihm an der Tafel angewiesen wurde, gab Zeuguiß dafür, daß der Pastor nicht allzu hoch stand in der Werthschätzung seines Patrons. Sein Sitz war fast ganz unten am Ende des Tisches und seine Dame war die behäbige Gattin eines Domänenpächters, die von allen Anderen ein wenig über die Achsel angesehen wurde, weil sie die Tvcht-r eines reich gewordenen Bäckers war und ihre Herkunft in Redeweise und Manieren durchaus nicht zu verleugnen vermochte. Sic war indessen trotz dieser kleine» Fehler eine herzensgute Person, deren Wohlthätigkeitssinn in der ganzen Gegend bekannt war, wen» auch ihre guten Handlungen fast das Einzige waren, womit sie nicht zu prunken liebte. Sie überschüttete den jungen Geistlichen, welcher ihr ersichtlich recht wohl gefiel, als bald mit einem Schmal! von Worten, und ans dem freundlichen Eifer, mit welche», er ihr antwortete, schien hervorzngehen, daß er mit seinem bescheidenen Platze und mit seiner Nachbarschaft ganz wohl zufrieden war. Unter den Trinksprüchcn, an denen während des reichen Mahles kein Mangel war, fand keiner eine gleich begeisterte Auf nahme als derjenige des Grafen Trotha anf die Tochter des Hauses, die Cvmtesse Elfriede. Er feierte sie in schwungvolle», schön gewählten Worten und mit einer sehr verrätherischen Wärme, welche, vielleicht nicht ohne Absicht, so offenkundig an den Tag gelegt wurde, als die würdige Enkelin großer Ahne», als die helden- müthige Tochter eines ruhmreiche», ritterlich.'» Geschlechts. Er ver glich sie mit jenen hochgepriesenen Edclfranc» einer entschwundenen Zeit, die auf feurigen Rossen, mit dem Falken auf der Faust zur Jagd auszogcn, und die ebensosehr der ernsten Pflichte» als der heilige», unantastbaren Vorrechte ihres bevorzugten Standes einge denk zu sein pflegte». Und indem er bei diesen Vorrechten und Pflichten verweilte, sprach Graf Trotha noch mancherlei von de? siegreichen Feldmarschalls der Armee in alle» wichtigen Fragen des deutschen Kriegswesens erhalten bleiben wird. Das Rücktrittsgesuch des greisen Marschalls, welches von dem Kaiser in einem außer ordentlich huldvollen Schreiben genehmigt worden ist, ist durch seine 86 Jahre bedingt. Der greise Herr führte die Leitung des Gcneral- stabes seit dem Jahre 1858. Was Moltke in diesen dreißig Jahren geleistet, ist zu bekannt, als daß es nöthig wäre, es nochmals aufzu zählen. Es ist begreiflich, daß der Marschall nach der außerordent lich anstrengenden geistigen Thätigkeit, welcher er sein ganzes Leben abgelegen, die letzten Jahre seines Lebens in beschaulicher Stille verleben will. Verbunden bleiben wird er der Armee durch das neue hohe Amt, welches ihm übertragen. Mag dem großen und ruhmreichen Feldherr« »och manches frohe Jahr beschieden sein, das deutsche Volk wird seinen Namen nie und nimmer vergessen. Directe Besorgnisse fiir die Gesundheit des Feldmarschalls bestehen erfreu licherweise durchaus nicht. Der neue Chef des Generalstabes der Armee, welcher in der letzten Zeit bereits den greisen Chef völlig vertrat, Generalquartiermeister Graf Waldersee, ist mit den Aufgaben seines hohen Postens bereits völlig vertraut. Er steht dem Kaiser auch persönlich nahe. Man sagte einmal, Graf Waldersee vertrete das Prinzip, lieber losschlagen, als angegriffen werden. Die Politik des Kaisers und des Fürsten Bismarck ist eine so eminent friedliche, daß keine Störung besorgt zu werden braucht. Uebrigens ist jene Behauptung schwer glaublich und jedenfalls nicht erwiesen. Graf Moltke hat sich seine» Nachfolger selbst ausgesucht. Dies garantirt auch den Werth des Mannes. — Durch ein neuerliches Avancement, welches vom 4. d. Mts. datirt, sind alle in letzter Zeit in Preußen frei gewordenen Stellen bis zum Regimcntscommcmdeur abwärts besetzt, und gleichzeitig hat ein großes Aufrücken in höhere Chargen stattgefundcn. Neu besetzt ist außer der nennten Division, welche (wie bereits von uns ge meldet) Generalmajor v. Fassong erhielt, noch die neununddreißigste, deren Führung an Stelle des pensionirten Generalleutnants Löwe der Generalmajor Stockmar übernimmt. Jnfanteriebrigaden sind 4, Regimenter 12 neu besetzt. Befördert sind 8 Generalmajors zu Generalleutnants, darunter der Befehlshaber der 40. Jnfanterie- brigade v. Sobbe und der Erbgroßherzog von Sachsen; ferner rückten auf 11 Obersten (Dccember 1883 bis März 1884) zu General majors und 42 Oberstleutnants (Juli bis December 1885) zu Obersten. — Die Ausführung der kaiserlichen Ordre, wonach die Kürassier- Regimenter mit Lanzen bewaffnet werden sollen, wird unmittelbar beginnen. Man wird de» Versuch zuerst bei einigen Knrassier- Re»imeii»-r» IM Olsten machen I,»b es sind bebuks Kiniiknna der Mannschaften mit der Lanze eine Anzahl von Uiiterofficieren ver schiedener Ulanen Regimenter abgeordnet worden und an den Be stimmungsorten bereits eingetroffen. — Wie das in Kapstadt erscheinende deutsche Blatt „Kapland" mitlhcilt, herrscht unter den Bewohnern der deutschen Ansiedlung bei Eerstc River großer Nothstand. Die Häuser seien eingefallen und die Leute müßten bei Regen und Kälte oft im Freien campiren. Bei der Regierung seien schon unzählige Klagen über die Lage der Deulschen bei Ecrste River Angebracht worden, allein ohne Erfolg. Man habe diese 12 Familien auf eine kahle, unfruchtbare, den fort währenden Wintcrüberschwemmungen preisgegcbene Stätte gesetzt und glaube damit das Scinige gethan zu haben. Indem die Kap- regierung Einwohner ins Land zog, übernahm sic auch die Ver pflichtung, denselben eine solche Unterkunft zu bieten, daß bei Fleiß und Ausdauer die Leute ein Fortkommen finden; das sei aber auf jener wüsten Fläche unmöglich, Die Regierung sei deshalb zur Hilfeleistung verpflichtet. V, — Wissenschaftliche Station im Kamerun-Gebiet. Es ist schon berichtet worden, daß Leutnant Tappenbeck in wenigen Tagen nach Kamerun abzurcisen gedenkt; im Monat October wird voraussichtlich gegenwärtigen, verweichlichten und von allerlei falschen Hnmcimtäts- >decn angekränkelten Zeit, sowie von der beneidcnswcrthcn Größe und Lebensweise eines Adclsgeschlcchts, dessen Tochter sich im Bewußtsein ihres stolzen Namens an Tapferkeit und Muth nicht einmal von einem Manne übcrtreffen lassen wollte. Vielleicht war die Art, in welcher der junge Officier dem von ihm geliebten Mädchen öffentlich seine Huldigung darbrachte, nicht gerade taktvoll zu nennen, und Elfriede selbst schien von einer der artigen Empfindung erfüllt zu sein, den» sie war während Trotha's Rede in sichtlicher Verlegenheit und die Farbe ging und kam in raschem Wechsel ans ihrem Gesicht. Als nun aber auf allen Seitcr eine jubelnde, fast stürmische Zustimmung laut wurde, als die Gläser an einander klangen und als ihr der feurige Redner selbst mit blitzen den Augen seinen mit perlendem Wein gefüllten Pokal entgegen hielt, da fiel ihr Blick, der fast unwillkürlich dem seinigcn nusznweichen suchte, anf das Antlitz des Pfarrers, welcher unverwandt, aber mit einem ernsten, fast wehmüthigcn Ausdruck zu ihr hinüber sah. Er hatte sich nicht erhoben und sein Glas stand unberührt vor ihm. Er wollte also nicht einstimmen in das Hoch, welches der Tochter des Gastgebers, der Tochter seines Patrons, ausgebracht wurde, und dies war von allen Beleidigungen, welche er ihr ihrer Meinung nach bisher zugAngt hatte, sicherlich die kränkendste und schwerste. Sic kehrte sich wieder gegen den Grafen Trotha, um zum zweite» Mal mit ihm anznstvßen, und cs war kein Wunder, wenn sich der junge Offizier das Blitzen ihrer Augen zu seinen Gunsten deutete. Aber Cvmtesse Elfriede war nicht die einzige gewesen, welche das Sitzenbleiben des Pfarrcs bemerkt hatte. Auch Graf Recke hatte es gesehen, und die Spitze» seines grauen Schnurrbarts bebten, so heftig war seine mühsam znrückgcdrängtc zornige Erregung. Die durch den Trinksprnch hcrvorgcrnfenc Bewegung hatte sich kaum ge legt, als er mit ungewöhnlich lauter, über die ganze Tafel hin schallender Stimme sagte: „Ich danke Ihnen für die prächtigen Worte, mein lieber - Graf, von denen ich jedes einzelne unterschreibe, wenn auch zu meinem Bedauern nicht alle meine Gäste derselben Ansicht zu sein scheinen. Es ist meine Absicht, zur Erinnerung an den Ritt in den Höllengrund einen Denkstein aufzustellen, und von Ihnen, Herr Pfarrer, erwarte ich bei der Enthüllung eine WAHcrcdc ini Sinne jener Ideen, denen Gras Trotha einen so treffenden Ausdruck zu geben wußte." 'W -U ,A Z, s U 4 1 > Der heutigen Nummer des Sächsischen Landes-Anzeigerö liegt bei bas Beiblatt „Sächsisches Allerlei'
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