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Schönburger Tageblatt »xd Kr. 281 Freitag, den 3. Dezember 1920 Oberschlesien als Garantie snr eine Polnische Anleihe? Witterung-bericht ausgenommen am r. Dezember, Mittags 12 Uhr: Barometerstand 766 mm reduziert auf d-n M-ereSspiegel. Thermo«eterftaad -f- 3,»" L. (Morgens 8 Uhr -s- L. Tiefste Nachttewp^ratur -f- 1,»* 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lamprechts Polymeter 90°'». Taupunkt -j- 1,»° Windrichtung Südwest. XieSerschlagsmeuge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 4 » mm. Daher Witteruugsausfichte« für den S Dezember: Halbheiten S Welter. Valienburger Anzeiger. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen d»S Amtsgerichts und des Stadtrats zu Waldenburg. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, BcäunSdorf, Callenberg, FrohnsArf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba» Niederham, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. sirr; in Callenberg bei Herrn Strumpfwirker Friedr Hermann Richter; in Langenchursdors bei Herrn Emil Möbius; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler, in Wolkenburg bei Herrn Linus Friedemann und A Ziegelheim bä Herrn Eduard Kirsten. Gemeindeverbandsgirokonto Waldenburg Sa. Nr. 16. Bankkonto: Vereinsbanl zu Colditz Geschäftsstelle Waldenburg Sachsen. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach S»nn- und Festtagen Annahme von Inseraten bis Vorm. 10 Uhr de« Ausgabetages. Bezugspreis monatlich 4L5 Ml., im vor- aus zahlbar, durch die Post bezogen monatlich 4.S0 Dil. Einzelne Nrn. 20 Pfg. 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Die italienische Negierung geht energisch gegen D'A«- nuuzio vor. In London herrscht graste Angst vor den Sinnseinern. Der in Liverpool augerichtete Schade« wird auf 34 Millionen Pfund Sterling geschätzt. In Norwegen ist rin Streit -er Eisenbahner ansge brochen. Zwischen Litauen nnd Polen ist ein Waffenstillstands- Vertrag abgeschlossen. Ruhland such» die Kriedensverhandlungen in Riga zu Verschleppe«. Das Heer -es Generals Pelljura ist aufgerieben. Die amerikanische «uhenpolilik steht vor einem Um sturz. Watvenbur-, 2. Dezember 1920. Die Armee Wrangel- >st von den Bolschewisten geschlagen worden. Der Rest seiner Truppen hat sich auf türkischen Boden begaben, ein anderer Teil wurde ,m Hafen von Kattaro gelandet, zu welchem Zwecke, ist noch nicht er sichtlich. Die roten Truppen sind in Sewastopol siegreich eingezogen. Um dieselbe Zeit haben die Truppen Mustapha KemalL Armenien erobert. Damit ist die Möglichkeit einer russisch türkischen W. fsenverbrüderung in tue Nähe gerückt. England kann einer solchen Tatsache nicht ruh g zusehen und versucht deshalb, mit der Türkei wieder in ein freund liches Verhältnis zu kommen Die Türkei verweigert die Unterzeichnung des Friedensvertrages von Sevres und die Zeitungen verbreiten bereits die Nachricht, daß dieser Frtedensvertrag abgeändert werden soll Außerdem wird England durch die schwankende Haltung Afghanistans beun- rnhigt. Der junge Emir dieses Landes strebt eine Ver ständigung mit England an; er sucht sich eine Art Vor Herrschaft über Zentralasien zu sichern. Andere Große dieses mohamedanischen, asiatischen SiaateS arbeiten ge- meinsam mit den Agenten der Sowftlrrprblik. Zwar hat daS Borgehen der «oischew sten in Buchara und Chiwa ihrer Sache auch in Afghanistan Abbruch getan, aber letzten Endes wird die Politik doch dadurch entschieden werden, wer von beiden Staaten, Rußland oder England, die Mili tärs he Oberherrschaft gewinnt. I» der Ukraine ist die russische Gegenrevolution end gültig niedergeworsen. Die Rückwirkung des neuen bolsche wistischen Sieges blieb nicht aus. In Sibirien wurde Semjowo auf chinesisches Gebiet zurückgedrückt, in der Ukraine Petljura geschlagen, auch gegen Balachowitsch wurden Erfolge erzielt. D:e Lage, d.e sich von der in dischen Grenze bis zur Ostsee für die kämpfenden Parteien ergibt, ist demnach folgende: England fürchtet in einen aktiven Kamps gegen die Sowjetregierung gerissen zu Werden. In Downingstreet weiß man, daß man dann mit einem Ausstand in Indien rechnen muß. Englands Politik wird deshalb auch weiterhin schwankend und zögernd bleiben. Frankreich hat diese Rücksichten nicht zu nehmen. Die Franzosen hoffen noch immer, daß sie das einst in Rußland investierte Kapital bei einem Siege der Gegen revolution au» dem Lande wieder herausztehen können. Frankreich wird also auch ferner derjenige Staat sein, der wettere weißgardistische russische Armeen aufzustellen sucht. Wir hören bereits, daß die mit General Wrangel aus der Krim geflohenen Truppen neu organisiert werden sollen, und Anwerbungen in Weiß-Rußland, Rumänien, -er Tschecho Slowakei und Polen erfolgen, um ein kampftüch tige» Her» zum kommenden Frühjahr auszustellen. Durch die Häufung bolschewistischer Truppenmaffen nahe der polnischen Grenze ist trotz aller Frieden»Versicherungen der Polen und Russen die Gefahr neuer Zusammenstöße dieser beiden Staaten in greifbare Nähe gerückt. Jeden falls w fsen wir auS direkten russischen Quelle«, daß die russische Armee, welch? nach der Wrangelsche« Niederlage neu ausgerüstet und aus Daurien verpflegt werden kann, darnach lechzt, die Niederlage vor Warschau, ganz unbe- schadet, was für eine Regierung in Moskau am Rader ist, wett zu machen Wir in Deutschland müssen die Vorgänge im Oste« mit gespanntester Aufmerksamkeit verfolgen. Wir wißen au» dem Jahre 1918, daß die Erfolge der Sowjetrepublik in der Hauptsache der bolschewistischen Propaganda zuzu schreiben waren Diese geschickte Propaganda hat auch diese» Mal die Truppen Wrangels demoralisiert «nd den Bolschewisten den Erfolg von Sewastopol gebracht, wir sehen, daß nach der Niederlage Moskaus durch die Polen wohl ein Waffenstillstand zustande kam, daß die Sowjet republik aber sofort den Pcopagandaseldzug im Lande der Weichsel neu organisierte io der Hoffnung, in einem künf tigen Krieg auch diesen Feind über den Hausen werfen zu können Rußland ist, da es sich in einem dauernden Kampf um Nahrungsgebiete befindet, aus ständigen Krieg eingestellt. Lie Prvpigandatätigkeit hat deshalb auch schon wieder überaus lebhaft i- Deutschland eingesetzt, auf da» — nach einer polnischen Niederlage — der nächste Stoß Moskaus gerichtet sein würde. Daher die dauernde Agitation der Kommunisten, die, ebenso wie die Tätigkeit der russischen Füh er in den Gefangenenlagern, von der Regierung viel schärfer überwacht werden müßte. Unsere Regierung ver kennt andauernd die K-fahr, Umsomehr muffen sich alle ordnungsliebenden Elemente gegen die Gefahr aus dem Osten zasammenschließen. V>v»ir-fMo« Deutsch-» «eich. Der Zustand der früheren Kaiserin hat sich nach den letzten Telegrammen sihr verschlechlert, Die Schwäche ansälle Haden sich seit Dienstag Abrnd in immer kürzeren Zwischenräumen wiederholt. Von den Kindern de» Kaiser- paare» sind in Doorn die Herzogin von Braunschweig, die Tochier der Kaiserin, und der frühere Kronprinz. Im SteuerauSschuß de» Reichstages erklärte bei der Weiter beratung de« Gesetzentwurfes zur beschleunigten Erhebung des ReichSnolopferS ReichSbankpräfidem v Havenstein die denk bar schärfsten Maßnabmen gegen die Papiergeldflut für un- bedingt notwendig. Er bitte, den vorliegenden Gesetzentwurf ohne Abschwächung anzunehmen. DaS große Defizit der VerkehrSverwalturgen, die steigenden Löhne und Gehälter ließen erwarien, daß die schwebende Schuld in diesem Jahre noch um etva 30 Milliarden Mark sich steigere. Der Reichs bankkredit dürfe nicht in Frage gestellt und da» Geldbaro meter auf Sluim gebracht «erden. Für den stärksten Hemm schuh gegen da» völlige Heruntergleiten halte er nicht die Vorlage über das Reichrnoiopfer, sondern eine Zwang», anleihe. Um au» dem Finanzelend herauszukommen, müsse die Frage der ZwangSanleihe erörtert werden. Die Weiter- beratung wurde auf Donnerstag vertagt. -In München wurde der neukommunistische ReichStag-abge ordneie Hermann Remmele, rin Bruder de- badischen Mi nister» der Innern, Dien-tag früh um 3 Uhr in seinem Hoiel verhaftet. Die Verhaftung de- Abgeordneten ist auf Grund des Artikels 37 der Reichrverfassung zulässig, wen« er bei der Ausübung eines Deliktes oder spätestens im Lauft de« folgenden Tages frstgenommen wird. Remmel« hatte Ke der ersten öffentlichen Versammlung der Neukommunisten i» Münchener Kindlkeller am Montag zur gewaltsamen Beseiti gung der gegenwärtigen Staatsordnung ausgefordert, «. a. auch durch Aneignung von Einwohnerwehrwaffen, wenn auch unter blutigen Opfern, den Endkampf durchzuführen. Der Verband heimattreuer Oberschlesier protestiert in einem Schreiben an General Le Rand gegen die Abficht, da» AbstimwungSrecht der im Reich wohnenden Oberschlesier zu beschränken. De- Mehlvorschuß an Oesterreich ist von der Reich-» regierung bereits bewilligt worden. Ter Hotelbetriebtaltiengesellschaft in Berlin ist der Handel mit Gegenständen de» täglichen Bedarfs wegen Un zuverlässigkeit untersagt worden. Die Gesellschaft wird infolgedessen gezwungen sein, ihre 2000 Angestellten zu e«t» taffen. Im Auftrage des ReichtwucheramteS wurden auch «eitere Berliner Gasthöfe polizeilich durchsucht und groß« Mengen Lebensmittel beschlagnahmt. Für die Erwerbslosenfürsorge wurden seit November 1918 im Deutschen Reiche über 1,6 Milliarden Mark aus- gegeben. Zur Zeit fallen auf Groß-Berlin 46 Prozent aller Erwerbslosen. Im Reichstag haben dieser Tage Verhandlungen von Ver tretern sämtlicher landwirtschaftlicher Organisatisnen einschließ lich der Landarbeiter, sowie zahlreicher landwirtschaftlicher Ab geordneter mit dem Reichs ErnährungSminister über eine bes sere Ablieferung von Brotgetreide stattgefunde«. I« Anschluß an die Ausführungen der Minister« faßte die Ver sammlung einen Beschluß, worin die landwirtschaftlichen Or ganisationen erklären, daß sie den Ausführungen de» Mini ster« zustimmen, und daß der Versuch gemacht werden müff«, den landwirtschaftlichen Erzeugern durch eine Aufklärung, die in erster Linie durch persönliche Einwirkung auf den einzelne« Landwirt durch die landwirljchaftlichcn Verbände bis in die letzten Kanäle auf dem Lande geht, die schweren Gefahre« vor Augen zu führen, die durch die mangelhafte Getreideab lieferung das gesamte deutsche Wirtschaftsleben bedrohen. Z« dieser Aufklärungsarbeit, die in Versammlungen aus de« Lande unter Heranziehung der Lehrerschaft und Geistlichkeit erfolgen soll, erklärten sich die Versammelten persönlich und im Name» der von ihnen vertretenen Körperschaften und Verbände bereit. OrAerretch-Mr-eerx. Auf dem Hauptbahvhos Innsbruck wuide ein Waggon mit 18 Kisten Maschinengewehren mit Munition von den Behörden beschlagnahmt. Die Sendung kam unter falscher Deklaration au« Berlin mit Bestimmung nach Italien, des halb wurde das dortige italienische Konsulat von der Ange legenheit unterrichtet. Die Waffen bleiben vorläufig in Innsbruck. Schweiz. Die Tagung de- Völkerbundes soll am 16. Dezember geschlossen werden. Am Sonnabend kommt dir Abrüstungs frage zur Verhandlung. Die Ententemächte sollen sich bereit erklärt haben, einer völligen Aendrrung de» Böllerbund programmes zuzustimmen. Mit dem neuen amerikanischen Präsidenten Harding soll wegen eine- vertrage- -wischen Frankreich, England und Amerika verhandelt werden. Ureextretch. Die französische Union sür da- Frauenstimmrecht hat an die deutschen Parlamentarierinnen zu Händen der Mehrheit»- sozialistischen Abgeordneten Frau Adele Schreiber »in Schreibe« gerichtet, in dem die Ablieferung der 800,080 Milchkühe seitens Deutschland- an Frankreich gefordert wird. ÄS heißt in dem Schreiben: Wenn die deutschen Frauen die traurigen zerstörten Gebiete Frankreich- besucht hätte«, wenn sie dort, so «ie wir e» getan, die furchtbare Kindersterblich-