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M- i ff M SLchstscher Landes.Anzeiger. Nr. 14. Mittwoch, 16. Januar 1888. angchvrigleft für verlustig erklärt sind, verlieren dieselben für das ganze Reich und können dieselbe ohne Genehmigung des BundcSratheS nicht von Neuem erwerben. Ein AuSgewiesener, der ohne Erlanbniß in daS Reichsgebiet zurückkchrt, wird mit Gesängniß von einem Monat bis zu drei Jahren bestraft. Die Betheiligung von Deutsche» an einer socialdemokratischen Versammlung im Anslande wird mit Gesängniß bestraft, auch kann auf Zulässigkeit der Entziehung der Staatsangehörigkeit erkannt werden. In der Begründung heißt es, die socialdemokratische Partei trage fortwährend noch ihren revolutio nären Charakter zur Schau und eine Aenderung sei auch so bald nicht zu erwarten. Die Regierung könne deshalb auf das Socialistcngesetz nicht verzichten. Die Verbreitung der revolutionären Flugblätter habe immer größere Dimensionen im deutschen Reiche angenommen, cs müßten deshalb auch schärfere Mittel angcwendet werden, ebenso gegen die berufsmäßigen Agitatoren. Ueber den Kernpunkt dxr neuen Bestimmungen: die Landesverweisung, heißt es: Alle Wahrnehmungen stimmen darin überein, daß die aus einem bestimmten Orte Aus- gewirsenen in der Regel die Agitation für die socialdcmokratischen Lehren und Grundsätze an dem neuen Aufenthaltsorte oft in ver- stärktem Maßstabe wieder ausgenommen und dieselbe damit häufig nach Gegenden verpflanzt haben, welche bisher von der socialdemo kratischen Propaganda wenig oder gar nicht berührt waren. Diesen schwerwiegenden Nachtheilen einer bloßen Aufenthaltsbeschränkung, über welche in der letzten Zeit von den verschiedensten Seiten laute Klagen erhoben find und die besonders im Hinblick auf die ländlichen Distrikte zu ernsten Besorgnissen Anlaß geben, wird wenigstens zum Theil dadurch vorgebeugt werden, daß die Möglichkeit geschaffen wird, socialdemokratische Agitatoren unter bestimmte» Voraussetzungen durch Aberkennung der Staatsangehörigkeit von dem Gebiete des deutschen Reiches überhaupt auszuschließen. Ihre weitere Rechtfertigung findet die vorgeschlagene Verschärfung der bisherigen Bestimmungen in der Erwägung, daß die, welche die Existenzbedingungen des Staates ver neinen und für die Herbeiführung des gewaltsamen Umsturzes der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung berufsartig ihre Kräfte rinsetzen, nicht den Anspruch darauf erheben dürfen, noch weitere An gehörige des Staates zu sein. — Preußischer Landtag. Im Abgeordnetenhaus verlas am Montag Präsident von Köller das Danktelegramm des deutschen Kron prinzen auf die Begrüßung des Hauses, in welchem er versichert, daß er den Arbeiten des Landtages auch in der Ferne seine volle Theil- nahme entgcgenbringe. Das bisherige Präsidium (die Herren von Köller, von Hceremann, von Benda) wurde wiedergcwählt. Darauf legte Finanzminister von Scholz den neuen Etat vor. Der laufende Etat stellt sich um 60 Millionen besser, als der Voranschlag, und Wird 28 Millionen Neinüberschuß geben. Im neuen Etat ist der Gesetzentwurf betr. die Aufhebung der Wittwen- und Waisengeldbei- träge der Staatsbeamten bereits berücksichtigt. Zur Uebernahme eines Theiles der Volksschullchrerbesoldungeu auf den Staat sind 20 Will, pro Jahr bestimmt, doch wird der Zuschuß den Gemeinden nur unter der Bedingung der Aufhebung des Schulgeldes gewährt. Das Gehalt der evangelischen Geistlichen soll auf 3600 M., das der katholischen auf 2600 M. pro Jahr erhöht werden. Der Minister hofft, die neuen Einrichtungen würden dem Vaterlande zum Segen gereichen Nächste Sitzung: Freitag (Etat). Im Herrenhause ist ebenfalls ein Dankschreiben des deutschen Kronprinzen cingegangen. Der Termin der nächsten Herrenhaussitzung ist unbestimmt. — Dem Bundesrath ist ein Nachtragsetat zugegangen. Die Umwandlung der deutschen Gesandtschaft in Madrid in eine Botschaft bedingt 58,000 M. Mehrkosten, für den Ankauf der Telegraphenkabel der vereinigten deutschen Telegraphen-Gesellschaft in Berlin werden 8,300,000 M. gebraucht. — Die „Nordd. Allg. Zig." erklärt indirect ebenfalls, Fürst Bismarck habe s. Z. die bekannten Worte: „Lassen Sie sich doch nicht ^ ^r».g..nu u» -p.....».-,.- liga vom Reichsgericht zu einem Jahr Gesängniß verurthcilte elsässichc Fabrikant Köchlin wird nächsten Monat entlassen werden. — Der Beginn des diesjährigen mitteldeutschen Bundesschicßens ist auf den 15. Juli anbcraumt worden. — Die Centrumspartei des preußischen Landtages feierte den 77. Geburtstag des Abg. Windthvrst bereits durch ein Fcstdiner. Abg. von Schorlemcr brachte den Toast auf Windthvrst aus. Oesterreich-Ungar«. Die Worte der preußischen Thronrede über die auswärtige Politik haben die pessimistische Stimmung ver stärkt. Die Delegationen sollen diesmal schon im Mai statt wie sonst im Oktober stattfinden. Eine Revision des Wehrgesetzes steht bevor. Der Beginn der Wehrpflicht wird vom 20. auf das 21. Lebensjahr verlegt, die Bestimmungen über den Einjährig-Freiwilligen-Dienst Werden verschärft. Italien. Aus Aden wird telegraphirt, Ras Alula conccntrirc bedeutende assyrische Strcitkräfte bei Ghinda, um die Italiener wäh rend des Vormarsches anzugreifcn. — In der Pcterskirche fand am Sonntag durch de» Papst unter dem Geläut aller Glocken die Heilig sprechung einer Anzahl von Mönchen statt. Frankreich. Expräsidcnt Grovy will sofort »ach Beendigung der Wilson-Affaire eine längere Reise nach Italien machen. — In der Pariser Dcputirtenkammcr ging cs am Montag heiß her. Zur Zeit der Präsidcnlenkrisis hatte bekanntlich der Pariser Gcmcindcrath einen Ton angeschlagen, als habe er über das Heil der Republik zu Wachen. Diese Sache war zum Gegenstand einer Kammerinterpellation gemacht. Die Regierung wies diese Uebergriffe scharf zurück. — Der Florentiner Zwischenfall schwebt immer noch. Crispi fordert ent schieden auch die Maßregelung des französischen Consuls, sonst werde auch der italienische Beamte keine Strafe erhalten. England. Die britische Gesandtschaft in Madrid ist zum Range einer Botschaft erhoben worden. — Dem „Standard" zufolge schweben gegenwärtig Unterhandlungen zwischen der Türkei und Eng land betreffs eventueller Ausführung des Vertrages von Cypern durch welchen England die asiatischen Besitzungen des Sultans garan- tirte. — Der in Irland eingesperrte Blunt weigert sich, im Gefäng- niß Sträflingskleider zu tragen. Mau hat ihm seine Kleider wcg- genommen, und nun spaziert er in eine wollene Bettdecke gehüllt umher. Rußland. Das „Petersburger Journal" betheuert, Rußland wolle wirklich den Frieden, und derselbe werde auch für lange erhal len werden können, wenn Rußlands Ehre, Würde und Interessen geschützt würde». Eine Garantie für die Aufrcchtcrhaltung des Frie dens könne keine Macht geben, Rußland fordere aber nur die Auf rechterhaltung der Verträge. Gleichzeitig heißt cs, Rußland werde keine neuen Vorschläge in der bulgarischen Frage machen, sondern sehen, waS die andern Mächte sagen würden. — Finanzminister Wyschnegradski scheint von dem neue» Jahre viel zu erwarten. Er hat abermals Versuche unternommen, in Brüssel und Antwerpen Geld aufzutreiben. — Der amtliche „Warschauer Anzeiger" veröffentlicht die Ansprache des Generalgouvcrncurs Gurko an die Offiziere und Beamten. Der General sagte: „Ich beglückwünsche Sie zum neuen Jahre und wünsche, daß cs uns gleichwie das vergangene in der fortschreitenden Verbesserung unseres Heeres fördert, um Seiner Kaiscrl. Majestät Freude und unserem Vaterlande Ruhe zu bereiten." — Die Lage hat sich nicht geändert. —Gerüchtweise heißt es, daß zwei Prin zen des Hauses Orleans, die Söhne des Herzogs von Chartres, die nachgesuchte Erlaubniß zum Eintritt in die russische Garde erhal ten haben. Vom sächsischen Landtag. In der Sitzung der II. Kammer am 16. Januar fand vor Ein tritt in die Tagesordnung die Verpflichtung des ncngewählten Ver treters des 15. ländlichen Wahlkreises (Frciberg-Land) Amt Sh aupt- mannS vr. Fischer durch den Präsidenten vr. Haberkorn statt. Einstimmig wurde dann der Gesetzentwurf über die Fürsorge für Beamte infolge von Betriebsunfällen gemäß den Dcputationsanträgcn angenommen. Abg. v. Polenz richtet die Frage an die Regierung, ob unter dem im Entwürfe gebrauchten Ausdruck „Kvmmunalbcamten" auch die Beamte» der Bezirke mit inbegriffen sind. Referent v. Bosse glaubt gegen diese Auslegung keine Einwendung erheben zu sollen. Derselben Ansicht verleiht Staatsminister v. Nostitz-Wallwitz Aus druck, mit dem Hiuzvsügen, daß i» einem streitigen Falle jedoch der Richter das entscheidende Wort zu sprechen habe. Ein von dem Abg. Böuisch gestellter Antrag, anstatt Kommunalverbttude zu schreiben: Gemeinden und Gcmeindevcrbändc, wird von den Abgg. v. Polenz, Streit und Ackermann und von Herrn Staalsminister von Nostitz- Wallwitz bekämpft und gegen 23 Stimmen abgclehnt. Den zweiten Berathungsgegcnstand bildete die Position des außerordentlichen Etats von 300,000 M. für de» Umbau des Bahnhofes Aue. Gegen die Bewilligung dieser Forderung lag eine Petition der Stadt Schwarzen berg vor, welche die Deputation durch die beantragte Bewilligung für erledigt zu erklären vorschlug. Abg. Philipp rügte aus's Schärfste, daß die Eisenbahnpctenten vielfach mit der Wahrheit auf dem Kriegs fuß ständen. Dieselbe Stadt (Schwarzenberg), die noch vor zwei Jahren versicherte, daß sie dem Ruin entgegcngehe, wenn die Bahn nicht gebaut würde, erklärte jetzt, die Bahn würde für sie nicht nur von keinem Vvrtheil, sondern sogar von Nachthcil sein, wenn Aue zur Kopfstation gemacht würde und deshalb zehn bis zwölf Schaffner familien aus Schwarzenberg fortziehcn müßten. Er rnse in's Land hinaus: Ihr lieben Leute, bleibt etwas mehr bei der Wahrheit und gönnt, nachdem ihr so viel erhalten, auch Anderen Etwas! Auf eine Anfrage des Abg. Stolle erkärt Finanzminister v. Könneritz, ans welchen Gründen die Regierung Aue zur Kopfstation erwählt habe, und konstatirt, daß die beabsichtigte Errichtung eines Jngenieurbüreaus in Schwarzenberg in keinem Zusammenhang mit der Betricbsver legung nach Aue stehe. . Nachdem Abg. v. Trebra für die Petitions vorlage und Secretär Speck für die Deputationsvorlage eingetreten, wird die letztere einstimmig genehmigt. 4 Wenzel wollen hinter anderen Städten nicht zurückstehen und so haben denn mehrere sachverständige Skatmeistcr für nächsten Sonntag die Sache bestens arrangirt. Eintrittspreis ist Mark 3 und hat dey Generalverkauf der Karten mit Programms u. s. w. Herr Gustap Nebel, Limbach. Die Spielregeln bez. Turnierordnung sind gemäß dem Altenburger Kongreß-Beschluß festgesetzt worden; bei einer Theil« nehmerzahl von 300, welche man bestimmt erwartet, sind 30 Preise von Mark 100 an abwärts in Aussicht genommen. Nach dem Kartenverkauf zu urtheilen, wird die Betheiligung eine sehr rege von Nah und Fern werden. — Greiz. Am 12. d. M. wurde in der Nähe der Kuxmühle bei Mehla der Leichnam des Handarbeiters Carl Bernhard Goebel aus Plauen aufgefnnden. Goebel, welcher ein Landstreicher von Profession, übcrdem ein Anhänger der Branntweinflasche war, ist offenbar in trunkenem Zustande stecken geblieben und erfroren. Da übrigens der Leichnam zum Theil auf Mchlaer, zum Theil aus Langenwetzendorfer Flur gelegen haben soll, so waren die Behörden von Reuß ä. L. und Reuß j. L. anfänglich im Zweifel, wem die edle Beute zuzufallen habe. Sächsisches. — Dresden. Ein nettes Pflänzchen ist die Tochter einer pensionirtcn Beamtenwittwe hier. Das Mädchen, welches dies Jahr die Schule verläßt, beschenkte all' ihre Bekannten, Kinder sowohl als Erwachsene, mit allerhand Gegenständen von nieist ge ringerem Wcrthc. Ab und zu brachte sie auch Sachen von einigem Werth zur Verthciluug, immer aber wußte sie durch glaubhafte Dar legungen die Zweifel an der Rcchtmäßigkeit des Erwerbs dieser Ge schenke nicderzuhalten. Ihrer nichts Böses ahnenden, leidenden und in nicht rosigen Verhältnisse» lebenden Mutter machte sie einen Waschtisch zum Weihnachtsgeschenk, zündete einen prunkvollen Christ baum an und verbrachte die Feiertage in ungetrübter Freude. Vor einigen Tagen aber wendete sich das Blatt zum nicht geringen Schrecken der bcklagcnswerthcn Mutter. Diese hatte, als einen müh sam ersparten Nothpfennig ans besseren Tagen, ein Sparkassenbuch über 250 Mk. besessen und dieses war verschwunden. Das Mädchen leugnete anfangs wacker, dem Gendarmen gegenüber legte sie endlich das Geständniß ab, daß sie das Sparkassenbuch entwendet, das Geld erhoben und verbraucht habe. Leider ist von der ganzen Summe fast nichts übrig geblieben. Der Mutter spiegelte sie vor, daß sie sich das Geld durch allerhand kleine Dienstleistungen in verschiedenen Familien verdient habe. — Am Sonntag wurde in der Kirche zu nm> welchem die Abkunft der Braut, eines Frankem Lilll von Blumroder/ nicht ohne eilige,neincv ^,»ere,;e ist. Die Dame ist eine Nachkommin Lukas Cranach's und eine Urenkelin des berühmten Pädagogen Christian Gotthilf Salzmann. — In der Nacht zum Sonntag brannte in Copitz bei Pirna die Scheune des Gutsbesitzers Schefflcr nieder. Die erschienenen Spritzen mußten sich auf de» Schutz der umliegenden Gebäude be schränken. Als sie eben abrücken wollten, ging noch die durch zwei Wohnhäuser von der Brandstelle getrennte Scheune des Gutsbesitzers E. Horx in Flammen auf. Hier dürfte wohl doppelte Brandstiftung vvrliegen. — In Schönau a. d. Eigen brach der 10jährige Sohn des Korbmachers Brückner auf dem Eise ein und ertrank. — Ireib erg. Im hiesigen Stadtkrankenhause verstarb nach 2tägigcn schrecklichen Leiden der 17jährige Maurcrlchrling Ernst Bauer von Mittclsaida, bei dem, nachdem er von einem tollen Hund gebissen worden, dieser Tage die Tvllwuth ausgebrocheu war Die Leiche des bcdaucrnswcrthcn jungen Mannes wurde von den Eltern am Donnerstag von Freiberg nach Mittelsaida übcrgesührt. — In Mylau sind seit der Weihnachtszeit bei einem Theil der Bewohnerschaft typhöse Kranlhcitserscheinungcn zum Ansbruch gekommen, welche schon einige Menschenleben zum Opfer gefordert haben und an Zahl der einzelnen Erkrankungsfälle fortdauernd im Wachsen begriffen waren. Die Ursache dieser gefährlichen Erscheinung ist auf den Genuß von Wasser ans einem öffentlichen Brunnen zu rückzuführen. Besagter Brunnen ist offenbar durch eine vorüber- führcnde Schlcnße verseucht worden. Die Schließung des Brunnens ist sofort veranlaßt worden. Man hofft, damit den Entstehnngsgrund dieses bcklagcuswcrthc» Vorgangs beseitigt zu haben. Von den be reits mit Tode geendete» Erkrankungsfällcu abgesehen, liegen dermalen über 40 Personen darnieder. In einem einzigen Hause zählt man 14 Patienten. > - — Die Trichinös! s hat abermals i» einem Orte Sachsens ihre» Einzug gehalten. Diesmal ist Obcrcuncwalde bei Bautzen der Schauplatz des Schreckens. Es liegen bereits 30 Menschen, zum Theil ganze Familien, darnieder und ein junger Mann von 25 Jahren ist der Krankheit erlegen. Die Erkrankungen sind größtem theils auf den Genuß von roher Bratwurst zurückzuführen. Besonders schwer sind die Mitglieder der Feuerwehr betroffen worden, welche gelegentlich eines Kränzchens Räuchcrwürstchcn gegessen haben. Eine augcstelltc mikroskopische Untersuchung hat das Dasein einer ungeheuren Menge von Trichinen ergeben, obgleich der betreffende Fleischer, welcher selbst darnicdcrlicgt, behauptet, daß alle Schweine, die von ihm geschlachtet werden, auf Trichinen untersucht worden sind. — Elterleiu. Zum zweiten Male bereits seit dem neuen Jahre haben wir hier Fcucrsgcfahr zu bestehen gehabt, Am 14. Januar Abends 7 Uhr brannte das dem Wirthschaftsbesitzcr Albert Krcntcl gehörige Wohn- und Wirthschaftsgebände im unteren Anger gänzlich nieder. Der Calaniitose hat nicht versichert. Die angrenzende Scheune des Feldbesitzcrs Karl Henschcl wurde von der Pioniermann- schaft der freiwilligen Feuerwehr nicdcrgcrissen. — Lauter, 15. Januar. Gestern Nachmittag wurde durch das Forstpcrsonal des Zwickauer Stadtwaldes in Abthcilung „Burk hardtswald" der schon seit längerer Zeit vagabondirende, aus einer rühcr sehr gut situirtcn Familie in Lauter stammende L. Ahnert erfroren aufgcfunde». Angeblicher Hang zu Müssiggang und Spiel, otvie geschwisterlich: Uneinigkeiten sollen die Ursache seines verfehlten Lebens gewesen sein. Limbach. Alle Freunde des Skat-Spieles seien auf das nächsten Sonntag im hiesigen Schühcnhansc ftattfiudcnde Skat- Turnier besonders aufmerksam gemacht. Die hiesigen Verehrer der Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Die Kreimde unseres Blaues werden ersucht, uns wichtige Begebenheiten giitigit mitzuthellen, Chemnitz, den 17. Januar- -t- Die Sammlungen des Vereins für Chemnitz er Geschichte erhielten i» den letzten Monaten folgende Geschenke: Vom Kirchenvorstand m Auerswalde: mehrere rcnaissancenc durchbrochene Holzsüllunge», zweiHolz- ignren, eine» Klingelbeutel v. I. 1708 und eine Kirchcnsahnenstange; von Herrn Fritz Loewcnthal: drei Papier Geldstücke von der Belagerung von Cvl- bcrg 1807, s, 8, 4 und 2 Groschen, sowie einen 3-Dollarschein des Staates Missouri; von Fräulein Ernestine Schrcckcnbach: eine Sicgelsammlung; vom hiesigen dramatische» Verein: ein Gcdcnkbuch, enthaltend eine Sammlung von Constrnciion; von Herrn Ernst Seysert: ein Modellluch v. I. 1792 und eine Siegcsdenkmünze von Friedrich dem Große»; von Herrn A. von Rouvroy: Photographie des alten Casinos; von Frau Mühlmann: eine ältere Ansicht von Chemnitz; von Herr» Hugo Behringer: Bild des abgebrochenen Hauses Poststraßc 53; von Herr» Heinr. W. Müller: zehn verschiedene Münzen; von Herr» Herm. Rcichelt: einen alten Kirchenschlüssel, sowie eine Dose ans der wit Georgs 111. von England; von Herrn Ernst Schmeitzner: mehrere Eise». itter a. d. I. 1735; von Hern, Adolf Kirchhofs aus Bremen: Abbildung des „iathhauses zu Stollbcrg; von Herrn BildhancrFehsc: Todtenmaske des Herrn RcgierungsrathsProf. vr.Wunder; von der privil. Scheibenschützengesellschaft: drei Fahnen. — Ferner wurden dem Verein für Chemnitzer beschichte gegen Revers überlassen: Vom Kirchenvorstand zu Glösa: eine romanische Säule, ein Altarschrcin nebst Prcdelle a. d. 16. Jahrhundert, ein Tausstein a. d. 18. Jahrhundert, ein Triumphkreuz, ein kleines Crucisix, zwei Klingelbeutel, ein glacirter Thonofen a. d. 18. Jahrhundert und eine Engelsfigur; vom Kirchen vorstand zu Erdmaiinsdorf: zwei Figuren (Christus und Christophorus). 1i—Ein schönes Erzeugniß Chemnitzer Jndnstriefleißes wurde gestern Nachmittag mit einem 12-Gcspa»n durch die Straßen unserer Stadt dem hiesigen Güterbahnhofc zugcführt. Es war dies ein aus dein Etablissement „Sächsische Maschinen sabrik vormals Hartmann" hervorgegangener Dampskessel von ungewöhnlicher Größe. Aber nicht blos die Größe allein war es, welche die Bewunderung aller Passanten auf sich zog, sondern hauptsächlich iürste cs auch der Guirlandcn- und Kranzschmuck, der daran befestigt war, gewesen sein, welcher die Aufmerksamkeit heraus- fordcrte. An der Vorder- und Rückseite des Kessels bemerkte man innerhalb eines Kranzes ei» rothes Feld und in diesem mit große» goldenen Ziffer» die Zahl 2000. Der von obigem Etablissement gefertigte zwcitausendste Dampskessel hat ein Gewicht von 22,500 Kilogramm oder 450 Centnern. Die Heizfläche beträgt 95 Qu.-Mtr. Derselbe ist für eine Maschine von 60 Pserdckräftc» bestimmt und für 7 Atmosphären Ueberdruck approbirt: er ist seiner 1l,900 Millimeter lang, hat 2200 Millimeter Durchmesser und 800 Millimeter Flammenrohre. Der Koloß ist für die Firma Im. Weller in Saupcrsdorf bei Kilchberg bestimmt und dürste aus dem Transporte nach seinem Bestimmungsort überall Aussehen erregen. — Stadttheater. Nächsten Mo» tag, de» 23.Januar, findet das Benefiz für Herrn Eduard Quandt statt; zur Ausführung gelangen das Lustspiel „Stiftungsfest" von Moser und die Operette „Flotte Bursche" vo» Suppä. Herr Quandt ist schon seit mehreren Jahren fort dauernd an den hiesigen Theater» unter steter Anerkennung seiner Tüchtigkeit "Mig geioe;e»; er qu, siel, vu,ey vte Vollendung, Mt: der er alle ihm zugc- /, theilten Rollen verkörperte, ein unbestreitbares Verdienst um die hiesige» ^ Theatcrvcrhältnisse erworben. Man ist deshalb wohl zu der Hoffnung be--' rcchtigt, daß das Publikum sich dankbar erweisen werde durch einen recht zahlreichen Besuch am Benefizabend des so beliebten Darstellers. Ohne Zweifel bars man ans eine» angenehmen Abend rechne», denn die übrigen künstlerischen Kräfte unserer Bühne werden sich gewiß bemühen, de» beiden gewälflten netten Stücken durch gute Vorstellung zu einem vollen Erfolg zu verhelfe». Von alle» Freunden des Theaters aber wird Herrn Quandt ein in jeder Hinsicht erfolgreicher Abend von Herzen gewünscht. — Realgymnasium. Wie schon seit einer Reihe von Jahren, wird das hiesige Realgymnasium anch in diesem Jahre den Gedenktag der Wiedcransrich tnng des deutschen Reiches, de» 18. Januar, festlich begehen und zwar durch eine Gcsangsausführung, welche Herr Oberlehrer Häßler am Abend dieses Tages mit dem Sängcrchor des Realgymnasiums in der Aula der Schule veranstaltet. Es soll hierbei Julius Otto's Kon Position „Die Nacht" zum Vortrag komme», welche sich an das am gleichen Tag des vorige» Jahres unter reichem Beifall zur Ausführung ge brachte Werk desselben Komponisten „Der Morgen und der Mittag" an- schlicßt und eine Fortsetzung desselben bildet. Wir zwei'cln nicht, daß anch diese Aufführung, wie alle früheren ausnahmslos, einen zahlreichen Zuhörer- kreis findet und daß die immer gern gehörten jugendlich frischen Sänger und ihr trefflicher und »nermndlichcr Dirigent in einer wohlwollenden Au'- nahmc ihrer Darbietung den wohl verdienten Loh» erntcn werden. Nicht unerwähnt wollen wir lassen, daß der pekuniäre Ertrag des Gesgngsconcerts, wie früher, der Chorstistung des Realgymnasiums znflicßcn soll. — Im Anschluß an unsere gestrige Notiz, betreffend die morgen, Mittwoch, Abend im Thaliathcater stattsindende große patriotische Festfeier der „Allgemeinen Kriegervereinig ung" sei »och daraus anfmerksani gemacht, daß die Festrede von Herrn Stiftspsarrer Kühne aus Ebcrsdors gehalten wird, welcher anch in Chemnitz durch seine vielfachen Vorträge und Siede» in Vereinen re. in allen Kreisen bekannt »nd beliebt geworden ist. Das reichhaltige Programm bietet ein Concert der Militärkapelle, Vorträge eines unter trefflicher Leitung stehende» Vereins wohlgoschultcr Säuger und Sängerinnen, sowie Aufführung eines Schwankes. Der Reinertrag ist für den Unterstützungsfonds hilfsbedürftiger Kameraden, also für einen mildthätigen Zweck bestimmt. Billets für Gäste sind in den Cigarrengeschäfte» der Herren Sturm u. Wehnert und Gebr. Zillich zu habe». Näheres ist aus einem Inserat in heutiger Nummer ersichtlich. — Der literarischcVcrcinJuttgdentschlandvcranstaltetmorgc,!, Mittwoch, Abend zur Erinnerung an die vor 17 Jahren erfolgte Errichtung des deutsche» Kaiserreiches eine Gedenkfeier im Elysium, bei welcher Herr Rektor Prof. vr. Gehlert die Festrede halten wird. —In. Der hiesige II. Frau env ere i n hielt am letzten Freitag Abend seine Weih » achtsbc schecrung ab, deren er bekanntlich alljährlich eine veranstaltet. Die Feier, welche bei de» zahlreich erschienenen Anwesenden einen sehr guten Eindruck hintcrließ, spielte sich im großen Saale der „Linde" ab. Es waren zur Be'chccrung hcrangezogcu 16 Frauen, meist Wittwen, 16 Knaben und 15 Mädchen, die allesammt neben den nnveruicidlichen Stolle», Acpfeln und Nüsse» mit den mannichfaltigsten nutzbaren Liebesgaben bedacht wurden. Der Gesangverein „Liederhai»" unter Herrn Musiklehrcr Stark eröffnete die Festlichkeit mit den Liedern „Das ist der Tag des Herrn" und „Stille Nacht, heilige Nacht" und beschloß dieselbe auch mit einem Gesangs vortrag. Herr Diaconus Ackermann hielt eine Ansprache und einige be schenkte Kinder declamirten. Der Frauenvcrein hat sich mit dieser Bescheernng wieder einen Denkstein mehr in den Herzen der Armen gesetzt. Es lebe das Folgende! —tr. Nochmals die Geflügel-Ausstellung. Bon Interesse werde» noch einige allgemeine Angaben über die Geflügelschau sein. In» Ganzen waren auf derselben, welche gestern geschlossen wurde, 1970 Thicre vertreten, und zwar 302 Stämme Hühner mit 796 Stück, 24 Stämme Enteil mit 59 Stück, sowie 548 Paar und 11 einzelne Tauben mit zusammen 1115 Stück. Beschickt war die Ausstellung aus 89 Orten von 164 Aus stellern, wie schon gestern erwähnt. Das Königreich Sachsen war durch 114 Aussteller aus 6? Qrten dargestellt, die übrigen deutschen Staaten vertraten 46 Aussteller aus 30 Orten. Auch clnige ausländische Züchter hatten die Ge flügelschau mit ihren Züchtungen beschickt. Chemnitz sandte 27 Aussteller, und viele Orte der hiesigen Umgegend betheiligtcn sich gleichfalls an der Be schickung. Die Preise der ausgestellten H ü hner liefen zwischen 18 bis 200 M. Die zum Verkauf vorhandenen 97 Stämme hatten einen Gesammtwerth von 1695 M. Enten waren im Preise von 15 bis 30 M. anwesend. Am zahl reichsten gestaltete sich die Abtheilung der Taube». Die Prämiirnugstauben variirten Im Preise von 10 bis 200 M. das Paar, und die ausgestellten 17S uß, el, Paar Verkausstauben cntfp Geflügel enthielt die tjprache» einem Werth vo» 1194 M. Äußer dem Ausstellung »och verschiedene Hilfsmittel, alSr