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Sächsischer Landes-Anzeiger : 18.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188802183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880218
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880218
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-02
- Tag 1888-02-18
-
Monat
1888-02
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 18.02.1888
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Sächsischer La nveS.«n zeigt». Nr. 41. Scnnabcnd 1?. Februar 1388. »ng die größte Geduld bewiesen. Eli sei sicher, daß die italienische Politik,kei>M Kri§g erstrebx, Italien wolle den Frieden und werde Hn bewahren,. wenn eben nicht von einen» anderen Staate ange griffen, werde. — Der von der Wiener «Neuen.freien,Presse-,ver^ Affentlichte mnthlktaßlichc Inhalt des zwischen Oes^sreich-Ilttgarn und Italien abgeschlossenen Allianzvcrtragcs wird je^t von Rom auS offiziell für ersunden erklärt. >- Ruhland hat in Finanzsachen kein Glück mehr! Die Versuche FinanzministerS Wyschnegradsly, eine große russisch französische Bank irx. Petersburg zum Rückkauf russischer Werthe zu gründen, sind gescheitert. Dabei steht der Rubelknrs 172» z. Orient. Der Londoner „Daily Telegraph- berichtet, Kaffer Alexander habe durch den Grasen Schuwalow dem Fürsten Bismarck mittheilen lasse», daß er keine gewaltsame Intervention in Bulgarien und auch keinen Schritt beabsichtige, ohne sich mit den anderen Mächtur zu verständige». Es sei ferner wahrscheinlich, daß Rußland demnächst Schritte bei dem Sultan in Konstantinvpel unternehmen Werde,' um diesen zum Einschreiten in Bulgarien zu bewegen. Es Wird, in diesem Fall angenommen, daß die Türkei zunächst mit den Mächten Fühlung nimmt. — lieber das während der Reise de? Fürsten von Bulgarien in Ostrnmelien versuchte Effenbahn-Attemal Werden der „Franks. Ztg." von nnicrrichteter Seite folgende Einzel heiten mitgethcilt: Fünf Kilometer von der Station Jamboli waren mehrere Schienen aus dem Boden gerissen, wodurch der am 3. Februar Loryishtags mit dem Fürsten eintreffende Zug sicher zum Entgleisen gebracht, worden wäre, wenn nicht ein aus der Strecke paironillirender Militärposten den Schaden bemerkt Hütte. Er eilte so schnell als möglich dem Extrazuge entgegen und erreichte ihn eine halbe Stunde Vor denz Orte, wo die Schienen losgelöst waren. Nachdem der Zug zum Stehen gebracht war, stiegen Alle sofort aus und die Weiter fahrt nach Jamboli erfolgte in einigen vom nächsten Dorfe reqnirirten Bauernwagen. Der Fürst war natürlich höchlichst erbittert über diesen Unfall. Ehe er die Rückreise aus Philippopcl nach Sofia an- trat, befahl er, daß seinem Zuge eine Lokomotive voranfahren sollte, in welchem die Bahndirektorcn Platz zu nehmen hätten. Zu seiner Umgebung äußerte der Fürst aber noch, daß er kein Vertrauen zur Eisenbahnverwaltung habe, weil alle höheren Beamten oppositionell gesinnt seien. Nun weigerten sich die Direktoren, dem Wnnfche des Fürsteri nachzukommen; da sie denselben chls ein Mißtrauensvotum für hie Bahnverwaltung hielten, so wollten sie lieber ihren Abschied geben. Um diese unerquickliche Angelegenheit nicht allzusehr aufzu- bauschen, gab man beim Hose nach und die voranfahreude Lokomotive Wurde nur mit zwei niederen Beamten besetzt. Das Ergebnis; der Fürsteurestc nach Ostrumelien aber ist eine tiefe Mißstimmung zwischen dem Hofe und der Direktion der bulgarischen Eisenbahnen. Afrika. Der neueste Bericht des Geueralgouverneurs vom Longo, welcher soeben in Brüssel eingetroffcn ist, sagt, oaß seit dem 10. August 1887 auf keiner Kongo-Station eine Nachricht von Stanley angelangt sei. An dem Untergang der Stanley-Expedition ist also Zaum noch zu zweifeln. Deutscher Reichstag. —NN. Berlin, den 16. Februar, Ter Meistbegünstigungsvertrag zwischen dem deutschen Reiche and Paraguay nebst Zusatzprotokoll wird in erster und zweiter Lesung debattelos genehmigt. Der Nachtragsetat für 1888/89 betreffend Ausgaben für die Verwaltung des Reichsheeres wird debattelos der Budgetkonimission überwiesen. Das rückständige Kapitel des Militär etats „Gcldverpflcgung der Truppen" wird angenommcu, ebenso die Von der Budgetkominission ermäßigte Fordernng für das Marine lazarcth in Lehe im Marineetat und die Forderung für das Reichs gerichtsgebüude in Leipzig im Justizetat. Es folgt erste Berathung des Antrages Ambach und Genossen betr. Aushebung des Jdentitüis- «achweises bei der Getreideausfuhr. Abg. Lohren ffreicons.) be gründet den Antrag. Die Erhöhung der Geireidezölle hat die ge wünschte Wirkung nicht gehabt. Es liegt das daran, daß dmn kor» reichen Nordostcn von Deutschland der Absatz durch die Zollerhöhnngen nur noch mehr verschlossen wird, da rnssischerseits dem eigenen Export erhebliche Erleichterungen gewährt werden. Durch den Identitäts nachweis bei der Getreideausfuhr ist für die großen Mühlen und die großen Exporthäuser ein Monopol geschaffen worden, welches dem Auslande, nicht aber der heimischen Production zu gute kommt, Das, was jetzt das Monopol Einzelner ist, soll Gemeingut Aller Verden, das bezweckt unser Antrag. Ter dagegen erhobene Einwaud das gute Getreide werde bei der Aushebung des Identitätsnachweises exportirt werden, während das minderwerthige ins Land komme, ist hinfällig, denn ein Blick auf den Curszettel zeigt, daß besseres- Korn importirt wird. Der Einwand einer Preiserhöhung muß zuriicktrctcn vor der Thatsache, daß der Antrag den Laiidestheiten wirklich nützen wird, in welchen die Landwirthschast am meisten Noth leidet. Die Befürchtung endlich, daß das Aussand in der vorgejchlageneu Maß regel eine Verletzung der Vertrag« erblicken r^nd zu stieprcssasjdn ichHstetr. Ivycd. H dei unserem Anträge gar nicht angebrßchk, Ustzu- treffeud ist auch vie Annahme, dem Reiche würden bei Aushebung des Identitätsnachweises . große Zollciuuähmen verloren gehen. In der Thar würde der Einnahmc-AuSsall nur ganz gcring- »ügig sein. Unbegründet ist die Bebauptung, die süddeutschen Staaten würden durch die Annabnre des Antrages geschädigt werden, davon kann und wird niemals die Rede seiu..^ Tie hervorragendsten Vertreter des HaudclS, der Industrie und der Landwirthschast haben ich für die hier vorgestchtagcncn Maßnahmen ausgesprochen, weil uniere Abdängigkeit von Rußland in Bezug auf Brodkvrn in den letzten Jabreu medr und mehr gewachsen ist. Nehmen Sie den Antrag an, und diese Abbängigkeit wird ihr Ende erreicht haben. (Beifall.) Abg. R:ch lcr-Hagen ('reffst: Der Herr Vorredner hat in seinen Begründ- utigen dcS Antrages die so wie so schon complicirte Frage des Jdenliiälsnachweiies nur noch dunkler gemacht. Bei seine» Ausführ ungen über die Mühlenindustrie war cs mir fast, als ginge mir ein Mühlrad im Kopf herum. Ter Antrag ist für mich sebr interessant, denn er steht im dirceten Gegensatz zu der vielgcrühmtcn nationalen Wirlhschaftspolitik, durch welche das Inland vom Ausland unabhängig gemacht werden soll. Nach diesem Anträge bleibt von der ganzen Schutzzolltlieorie gar nichts weiter übrig, als eine Venbeuernng des Getreides. ES handelt sich dabei nicht um die Verallgemeinerung eines bereits bestehenden Systems oder, wie der Herr Vorredner ge sagt bat, um eine Verallgemeinerung des den großen Mühlen ge währten Monopols. Jetzt wird nur der Zoll für ein bestimmtes Quantum Getreide vergütet, welches aus einer Mühle als Mehl aus geführt wird, die früher dasselbe Quantum Getreide importirt hatte. Künftig soll die Zollvergütung ganz allgemein stattsinden: wenn Jemand am Bodensee Getreide au-sführt, kann ein Anderer dasselbe Quantum in Königsberg zollfrei einführen, das ist doch ein gewaltiger Unter'chied. Deutschland bietet ein dreifaches Wirthschaftsgebiet: rechts der Elbe, wo mehr Korn gebaut als gebraucht wird; zwischen Elb> und Weser, wo sich Production und Coniumtion im Wesentlichen decken und links der Weser, wo eine Getreidezufuhr erforderlich ist. Ter Antrag würde also nur eine künftige Verschiebung der Productions- verhältnisse schaffen, deren Wirkungen, soweit sie sich überhaupt über sehen lassen, nur nachtheilige sein könne». Für den Rauhweizen wird durch den Antrag geradezu eine Exportprämie geschaffen, wodurch, was nicht wünschenswerth ist, der Rauhweizenbau noch weiter um sich greifen würde. Durch den Antrag wird ferner im Süden die Ge treideeinfuhr erleichtert, indem thatsächlich der Zoll ermäßigt wird. Das könnte ich von meinem freihäudlerischen Standpunkte nur freudig begrüßen, wenn nicht im Norden und Osten eine schwerwiegende Er höhung des Getreidcpreiscs eintreteu würde. Nach allem diese» kann ich dem Anträge nicht zustimmen, zumal er in seinen Folgen gar nicht genau zu übersehen ist. Abg.Hosfmann (nat.-lib) erklärt, in der Kauf mannschaft sei man anderer Ansicht über die Folgen der Aushebung des Identitätsnachweises, als der Abgeordnete Richter. Die Frage aber kann ausführlich nur in einer Commission erörtert werden, und ich beantrage deshalb Verweisung des Antrages an eine solche. Abg. Graf Stol- berg-Wernigerodc (cons.): Namens eines Theilcs meiner poli tischen Freunde erkläre ich, daß wir sür den Antrag stimmen werden. Wir geben zu, daß sich die Wirkungen des Antrages noch nicht ge nau übersehen lassen, und auch ferner, daß man mit solchen Acn- derungcn nicht ohne zwingende Nothwendigkeit Vorgehen soll, aber eine solche Nothwendigkeit liegt vor. Ter Landwirthschast muß bei gesprungen werden Uebrigens ist der Gedanke nicht neu und seit Jahren schon erörtert worden. Ter Antrag bezweckt keine künstliche Verschiebung von Prodnction und Consumlion, er bezweckt nnr die Wiedergewinnung des verloren gegangenen Absatzgebietes. Außerdem sind wir bereit, für gewisse Garantien zu Gunsten der finanziellen Interessen des Reiches in der Commission einzutreten. Abgeordn. Struckmann (natlib,): Ich bi» für die Aufhebung des Identitäts nachweises an sich; aber der vorliegende Antrag enthält noch man ches Andere, was mir bedenklich erscheint. Uebrigens übersieht wohl Niemand die Wirkung des Antrages schon jetzt klar, und deshalb bin auch ich der Belehrung zugänglich. Abg. Rickert (frcis,) tritt im Gegensatz zum Abg. Richter für die Aufhebung des Identitätsnach weises ein. Nach meiner Uebcrzeugung würde die Maßnahme von größter Bedeutung sür Handel und Landwirthschast sei». Aber in der vorliegenden Form ist der Antrag ganz unannehmbar, er muß in der Commission noch völlig umgestallet werden. Nachdem noch Abg. v. Puttkainer-Planth als Mitantragsteller den Antrag im Schluß wort empfohlen, wird derselbe einer Commission von 28 Mitgliedern überwiesen. Petitionen betr. gewerbliche Rechtsverhältnisse der Kellner werden durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt. Petitionen betr. Regelung des Apothekenwesens werden den verbündeten Negierungen als Material überwiesen. Abg. Schuhmacher (Soc.) beschwert sich"' bei dieser Gelegenheit über die hohen Apothekertaxo», die eine Steuer,: ans das Mißgeschick bildeten. Darauf vertagt sich das Haus auf ' Freitag 11 Uhr. (Dritte Berathung des Soclalistengesetzes.) Vond sächsischen Landtag. Die II. Kammer nahm am 16. Februar den Justiz-Etat in Berathung. Bei dem Kapitel „Justizministerium" brachte Abgeordn. Bebel den Fall der Leipziger Diskonto-Bank zur Sprache, Man 'rage allgemein: wären solch ungeheuerliche Dinge möglich gewesen,, wenn der Aufsichtsrath der Bank seine Pflicht gethan hätte? Es sei vielfach die Meinung verbreitet, daß die Aufsichts.äthe bereits vor dem Zusammenbruch der Bank Kenntniß vom Stand der Dinge ge habt und daß auch die Staatsanwaltschaft hiervon unterrichtet ge wesen sein werde. Es nehme daher Wunder, daß letztere nicht recht zeitig eingeschritten sei. Es frage sich nun, ob für die kgl. Behörden nicht Anlaß zum Einschreiten gegen besagte AufsichtSräthe vorlicge; ob das Vergehen derselben nicht nach dem gemeinen Recht bestraft werden könne. Er ersuche den Minister, die Sache von seinem Stand punkte zu beleuchten. Justizminister v. Abeken erwiderte: Am 18. Oktober Vormittags habe die Gesellschaft ihre Zahlungen eingestellt, Nachmittags sei die Polizei erst benachrichtigt worden, welche die vorläufige Festnahme der beiden Direktoren verfügt habe, Tie von der Sachlage sofort benachrichtigte Staatsanwaltschaft habe unverweilt Erörterungen angestellt und am nächsten Morgen bereits Steckbriefe erlassen. Es treffe also nach dieser Richtung hi» Niemand eine Schuld. Ob eine Veranlassung vorlicge, gegen die AufsichtSräthe auf Grund des gemeinen Rechts vorzugche», darüber könne er (der Minister) keine Auiktärnng geben. Es könne sich hierbei höchstens um die Frage der Beihilfe handeln. Unrichtig sei, daß es nach dem allgemeinen Lirakechi Pflicht des Aufsichtsrathcs gewesen sei, über d:e Manipulationen der beiden Direktoren Anzeige zu erstatten. Abg. Bebel erklärt sich im Ganren durch diese Erklärungen befriedigt. Er iei der Ueberzcugung, daß der Aufsichtsrath keine Anzeige erstattet babe, weil derstlde glaubte, daß er, wenn Jerusalem und Winkcl- mann entkämen, des belastende» Zeugnisses derselben überhoben sei. Tie Kammer genehmigte den Etat des Justiz-Ministeriums und ließ die sammilichenauf den Justiz-Etat bezüglichen Petitionen auf sich beruhen. Sächsisches. — Eine gutachtliche Aeußerung über die Regierungsvorlage betr. die Alters- und Jnvaliden-Versorgung der Arbeiter ist uizjängst auch seitens der sächsischen Textilberussgenossenschaft abge geben worden. Dieses Gutachten hält ebenso wie dasjenige der Handelskammer zu Chemnitz die Invalidenrente sür zu niedrig, wo gegen die Altersrente von 120 M. für ausreichend erachtet wird, da man in diesem Falle mehr auf den moralischen Werth als auf die praktische Bedeutung einer solchen Einrichtung geben müsse. In An betracht der drohenden Ueberlastung der ehrenamtlichen Verwaltung der Berufsgenossen'chaften wünscht alsdann die sächsische Tcxtilberufs- genosscnschaft die llebernahme des Rechnungswesens durch die Landes regierungen, während sie andererseits dafür einkitt, daß den Berufs genossenschaften die Feststellung der Invalidität, den Krankenkassen aber die Jnvalidencontrole zugcwiesen werde. Auch bei der Anlegung und Verwendung der von den Berufsgcnossenschasten aufgebrachten Gelder wünscht die sächsische Textilberufsgenossenschaft betheiligt zu sein. — Es ist eine auffällige Erscheinung, daß in den meisten größeren Städten Sachsens während der 5 Jahre 1881 bis 1885 die Zahl der Geburten wesentlich geringer war als in den 5 Jahren 1376 bis 1880. So sind im Verhültniß zu je 1000 Be wohnern jährlich Kinder geboren worden: in Meerane 1676,80 57,8 1861/85 48,8 - Crimmilschau 53,9 47,6 - Glauchau 52,4 46,0 - Reichenbach 50,8 46,9 - Zwickau 49,5 42,6 - Chemnitz 48,1 45,1 - Dresden 38,3 35,6 - Leipzig 36,9 33,8 Wuth auf, die er darüber empfand, daß die von ihm erkorene Dame Theilnahme für den verlaufenen Abenteurer, wie er ihn nannte, ver rathen hatte. Auch war ihm das plötzliche Erröthcn nicht entgangen Welches Jlse's liebliches Gesicht in Purpur getaucht hatte bei der Er scheinung des Unbekannten. Zudem glaubte er annehmen zu dürfen daß der Fremde in der Führung der Waffen gewiß nicht sehr geübt sei, während er selbst darin eine gute Schule durchgemacht hatte. Zu seinem Schaden erkannte er jedoch sehr bald seinen Jrrthum denn schon nach wenig Augenblicken, in denen der schwarze Ritter seine schwere Lanze doch nur wie spielend zu gebrauchen schien, sah der Junker sich in den Saud gesetzt, indem er wie ein Ball durch die Luft flog. Der Junker von Dassel fand noch mehrere Nachfolger in der ihm bereiteten Niederlage; je mehr Gegner von dem unbekannten Ritter besiegt wurden, destomehr schien es die übrigen zu reizen, ihn selbst ebenfalls niederzuwerfen. Allein er war unbesiegbar, sogar der Ritter von Siebeneichen und der Graf von Formbach, die sonst zu den kräftigsten, gewandtesten Kämpfern gehörten, fanden ihren Meister an ihm und mußten unterliegen. Seine Ausdauer war unermüdlich und seine Muskeln schienen von Eisen zu sein, wie seine Rüstung. Jener geheime Zug, der zu allen Zeiten den Antüeil der großen Menge einzelnen Auserwählten zuwendct, machte den unbekannten Ritter zum Helden des Tages, der ohne Aushören mit Beifall über schüttet wurde. Er hatte eigentlich nicht mehr gethan als vor ihm der Graf von Ravensburg, aber dennoch wurde er viel mehr ausge zeichnet als jener. Das Geheimniß, welches seine Person umgab, die bescheidene und doch mannhafte Art seines Auftretens, verbunden mit dem glänzenden Erfolg seiner Waffen, machten ihm alle Herzen geneigt Die Nachricht, daß es der Handschuh der Kaiserin sei, den der schwarze Ritter trug, und daß sie ihn ohne allen Zweifel zu so her Vorragenden Thaten begeistere, hatte sich während der Zeit wie ein Lauffeuer unter der Menge der anwesenden Zuschauer verbreitet, und man fand diese Annahme zu wahrscheinlich, um sie nicht auch glaub würdig zu halten. Als sich endlich Niemand mehr fand, der mit dem Fremden eins Lanze brechen wollte» erinnerten ihn die Turniervögle Saran, daß er sich auf die Tribüne der Damen zu verfügen habe, dort seinen Tank in Empfang zu nehmen, allein er zögerte in eurer gewissen Unsicher heit; der hohe Much, welcher ihn vorhin begeisterte, haue ihn offen bar dieser leichteren Aufgabe gegenüber verlassen, und er zauderte in einer sichtlichen Befangenheit, bis endlich ein Page der Kaiserin ihn auf die Tribüne beschied. Vorhin hatte sich schon ein ähnlicher Auftritt mit dem Grafen von Ravensburg zugetragen, der sonst weder» schüchtern war, noch sie Gesellschaft der Frauen zu vermeiden pflegte, dem außerdem die hergebrachten Bräuche bei ritterlichen Festen und Spielen, sowie die höfischen Sitten sehr geläufig waren. Er hatte, wie der Fremde jetzt, keine Miene gemacht, sich seinen Tank zu hole», bis ebenfalls ein Page ihn zu der Kaiserin befahl. Vielleicht hatte cs Adelheid Ueberwinduug gekostet, den Ravens burger rufen zu lassen, aber sie durfte cs nicht versäumen, wenn sie nicht in die Gefahr gerathen wollte, daß mau in dem Unterlassen des Hergebrachten etwas Außergewöhnliches fand, dem nachzufvrschen Viele bereit gewesen wären. Man hätte des Grasen von RavenSburg hünenhafte Gestalt ver wechseln können mit der des schwarzen Ritters, ohne seine reich ver goldete und verzierte Rüstung, so sehr verschieden von der des andern, wenn er nicht außerdem das Visir aufgeschlageu gehabt Hütte. Er mußte wohl seine vorherige Aufregung überwunden haben, denn er schritt mit seiner gewöhnlichen sicheren und stolzen Haltung einher, neigte sich lief vor der Kaiserin und beugte nach höfischem Brauch das Knie vor ihr. An der Seite der hohen Frau stand ein Page und hielt ein reich gesticktes Sammellisten, auf dem verschiedene glänzende Gegenstände lagen, als Siegespreise bestimmt für die Ritter Adelheids. Sie nahm mit ihren zarten, weißen Händen eine prächtige goldene Kette von dem Kissen und hing sie dem Grafen um; ihr schöner Mund versuchte dabei ein gleichgültiges freundliches Lächeln, aber ihre feinen Finger bebten, als sie sich um seinen Hals legten, so daß die goldenen Ringelchen der Kette leise gegen die Rüstung klirrten, und das raschere Athemholen ihrer Brust verrieth eine liefere Bewegung. Wohl bemerkte dies der Graf, aber er hielt ihre Erregung sür verhaltenen Zorn, weil sie genölhigt war, ihn mit einem Preise zu belohnen, und ahnte nicht, daß die glühende Leidenschaft, welche er für sie empfand, anfing, Adelheid gefährlich zu werden. «Graf von Ravensburg", sagte sie, sich gewaltsam zusammcu- raffend. «nehmt unfern Tank kür Eure ritterlichen Dienste, wodurch Ihr uns geehrt und verpflichtet habt!" Und kaum hörbar fügte sie hinzu: «Ich weiß, wie schwer es Euch geworden ist, den Kampf mit dem Fremden auszuschlagen, weil ich es wollte, auch dafür Tank! . . . Fortsetzung folgt. Nnr in Limbach, Oschatz, Schneebcrg und Wurzen war ein umge kehrtes Verhältniß der Fall. — Das Eintreffen der Staare wird aus verschiedenen Orten Sachsens gemeldet. — C u newalde, 15. Februar. Tie Zahl der Opfer der Trichinose ist auf dreißig gestiegen; am 12. starb das 3jährige Töchterchen der bereits vor einigen Tagen an derselben Krankheit ge storbenen Eger'fchen Eheleute und leben von dieser Familie nur noch 3 Waisen, und am 14. erlag der 25 Jahre alte verheirathete Weber und Handarbeiter Ernst Hanptmann seinen Leiden. — Freibcrg. In der Nacht zum 15. Febr. wurde im be nachbarten Naundorf in das Baucrgut des Herrn C. Paulick während dessen Abwesenheit cingebrochen. Ter oder die Diebe er brachen daselbst einen in der ersten Etage befindlichen Gcldschrank und entnahmen aus demselben über 1500 M. baares Geld. — Oederan. Ein bedauernswerther Unglücksfall traf am Montag Mittag die Tischler Ulbricht scheu Eheleute in Hartha, indem ihr l'/zjähriges Löblichen, welches man schlafen legte, zu tief unter das Bett gefahren war und erstickte. — Leipzig. Nach einer Bekanntmachung des Rathes hat der am 28. Jan. d. I. verstorbene Hofrath vr. Petschke, Ehrenbürger der Stadt, testamentlich die Stadt als Uuivcrsalcrbiu seines nach Abzug einer Anzahl von Vermächtnissen verbleibenden, mehr als 500,000 M. betragenden Nachlasses eingesetzt, in der Absicht, dazu, beizutragen, daß das- schon jetzt der Stadt zur Ehre und zur Zieiche gereichende Museum zu immer größerer Bedeutung gelange, und die Bestimmung getroffen, „daß von dem Nachlaß lediglich hervorragende Kunstwcrte der Malerei und Plastik für das städtische Museum ange kauft werden." Bei Ausführung dieser Bestimmung soll dahin ge wirkt werden, daß das Museum neben Werken der Renaissance immer mehr und mehr eine» möglichst vollständigen Ucberblick der Leistungen der im Gebiete der Malerei und Plastik seit etwa der zweiten Hälfte des- vorigen Jahrhunderts bis in die neueste Zeit hervorragendsten Künstler biete. Endlich hat der Erblasser verfügt, daß die Stiftungs mittel hauptsächlich und zum größten Thcil auf den Ankauf hervor ragender Gemälde und nur höchstens etwa zum fünften Theil zum Erwerb plastischer Kunstwerke, guter Modelle, Gypsabgüffe oder Originalwerkc in Marmor oder anderen Steinsorten verwendet werden sollen. Der Rath der Stadt hat die Erbschaft dankend angctreten. — Zu Ostern werden in Leipzig 13 neue Lehrerstellen gegründet, 5 Stellen mit 1650 M. Gehalt, 4 mit 1800 M., 3 mit 2000 und, 1 mit 3100 M. — Meuselwitz. Infolge des Brandes im Wilhelm- Schachte wurde auch die hiesige Feuerwehr zur Hilfe gerufen. Bei dem Eintreffen auf der Brandstelle, wo Bahnpersonal schon mit Löschen beschäftigt war, standen Reste des Förderthurms, Maschinen haus, Ladcgerüst und eine über die Geleise führende Brücke in Hellen Flammen und mußte sich die Thätigkeit der Feuerwehr darauf richten, die übrige» Gebäude des Werkes vor dem Ergriffenwerdcn zu schützen, was auch gelang; nach vierstündiger Arbeit war der Brand in der Hauptsache gelöscht. — Limbach, 15. Februar. Die bei dem hiesigen Stadtrothe zu verwaltenden Stiftungen und Bermächtnisse haben nunmehr die
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