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Der Gutsbesitzer Gerlach daselbst, 64 Jahr alt, hat im vorigen Jahre von einem Kammerjäger eine Düte Arsenikmchl zur Vertilgung des Unge ziefers gekauft und solche hinter dem Stubenofe» aufbewahrt. Bet der gestern wegen des heutigen Erntefeste», erfolgten Reiniguitg der Wohnstube ist gedachte Düte verlegt worden. Abends gegen 8 Uhr verlangt Gerlach eine Suppe zu essen; eS wird ihm solche von einer auf Besuch anwesenden Verwandten bereitet, anstatt der Griesdüte unglück licherweise die Düte mit Arsenikmehl ergriffen und ein Löffel voll von diesem zur Suppe gethan. Gerlach hat die Suppe ziemlich anfgegcssen, jedoch bemerkt, daß dieselbe nach Pfeffer schmecke, und um sich hiervon zu überzeugen, haben dessen Ehe frau zwei und dessen erwachsene Tochter einen Löffel von dieser Suppe gekostet und hieraus wegen des gefundenen unangenehmen Geschmacks, die Düte, woraus der vermeintliche Gries entnommen worden, untersucht, wobei sich obige Verwechselung hcrausgestellt hat. Bald nach dem Genüsse der Suppe sind jene drei Personen sämmtlich erkrankt, und alsbaldiger ärztliche Hülfe ungeachtet ist Ger lach nach vierstündigen heftigen Schmerzen gestor ben, wogegen die Wicdergenesnng der Ehefrau und Tochter desselben in Ausstcht stehen soll. (L. Ztg.) — In Kleinkarsdorf ist in der Nacht vom 23. auf den 24. August ein höchst gefährlicher rückfälliger Dieb (Kari Gottlob Lindemann aus Perna bei Rothschönberg) auf höchst auffällige Weise aus dem Gerichtsgefängniß entflohen. ES hat derselbe die Kette, womit er an einen festen Ning angcschlossen gewesen, gesprengt, sich jedoch der Beinschelle und eines Theilcs der gesprengten Kette innerhalb des Gefängnisses nicht zu ent ledigen vermocht, sondern Beides mit aus die Flucht genommen. Diese Flucht selbst ist von ihm dadurch bewerkstelligt worden, daß er eine fünf Viertelellen starke Mauer durchbrach! Der unselige Bär im Berliner zoologischen Gar ten, welcher vor einiger Zeit eine Serviette ver schluckt hatte und nur mit Mühe sich lebendig er hielt, liegt gegenwärtig abermals krank im Zwinger, da er vor Kurzem eine, einem Knaben entfallene Mütze verschlungen hat. In Brake ist am 18. Aug. die schöne Fre gatte „Deutschland", znr einstmaligen deutschen Flotte gehörig, für den niedrigen Preis von 9200 Thalcrn losgeschlagen worden. Ein Bremer Hand- lungshauS hat dieselbe erstanden. — Das Musik chor der ehemaligen deutschen Flotte spielt jetzt auf Messen und Jahrmärkten! — Nachdem in den letzten Wochen in Hamburg mehre Feuers brünste vorgekommen, ist am 23. Aug. Mittags beinahe an derselben Stelle, wo 1842 der große Brand enstand, Feuer ausgebrocheu, das für die naheliegenden Speicher sehr gefährlich werden konnte, wenn cs zur Nachtzeit anSgckomnien wäre. Durch eneraische Anstrengungen wurde indcß größe res Unglück verhütet. London ist keine Stadt mehr: sie ist eine mit Häusern überdeckte Provinz! Hal ein berühm ter Franzose gesagt, und er hat Recht. Ank einem Flächenraum von 16 cnalischcn Quadratmeilen er- heben sich gegen 300,000 Häuser mit einer Ge- sammteinwohncrzabl von über 2 Millionen. Hier unter befinden sich 30,000 Schnhm., 24,000 Schnei- der, 4000 Doktoren und Apotheker und 170,000 Dicnstleute. London verbraucht in Küche und Ka min, in Werkstatt und Fabrik, 3l Mill. Tons Kohlen! Anfgegessen werden jährlich 240,000 Rinder, 1,700,000Hammel, 28,000 Kälber, 35,000 Schweine und ein unbestimmbares Quantum von Speck und Schinken. Die Zahl des wilden und zahmen Geflügels, einschließlich Hasen und Ka ninchen (von le'tzeren, die man bei uns verschmäht, werden 680,000 consumirt), erreicht die Höhe von 4,024,400. Außer den Eiern, die England selbst liefert, werden noch weitere 75 Millionen ver braucht, die von Frankreich und Deutschland kom men. Aus London schreibt man vong 25. Ang.: Vorgestern allein kamen 346 Kaufmanns-Schiffe mit vollen Segeln den Fluß herauf geschwommen und wurden im Hauptzollaulte registrirt. Ihr Gesammt-Gehalt war 61,500 Tons. Darunter befanden sich 169 Fahrzeuge vom AuSlandc und den Eolonicen, 125 Kohlcnschiffe und 42 Küsten fahrer von Irland u. den Insel» des britischen Ca nals. Unter den ausländischen Schiffen gehörten bei Weitem die meisten (64) Rußland nnd Preu ßen an. , Der Tod durch Ersticken scheint keineswegs, wie man gewöhnlich glaubt, schmerzlos zu sein. Zu Marseille fand man nickt nur an den Armen einer jungen Person, die sich in ihrer Stube durch Koblcudampf erstickt hatte, die Spuren heftiger Bisse, sondern sie hatte sich auch in ihren Eovul- sionen die Zunge abgebiffen. Belgien. Die Differenzen zwischen Belgien und Frankreich find durch eine am 22. August in Paris abgeschlossene Handelskonvention gehoben worden. — Der gegenwärtig in Brüssel befindliche österreichische Fcldzeugmcistcr Baron v. Haynau hätte dort beinahe dasselbe Schicksal er fahren, was ihm früher in Loudon begegnete; er wurde aus öffentlicher Straße verhöhnt und auSgezischt. Eingegangene Nachrichten aus Finnland besa gen, daß der Ort Wasa (2400 Einwohner) am 3. August gänzlich niedergebrannt sei. Nur das Rathhaus nebst drei bis vier Häusern sind von den Flammen verschont geblieben.