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begünstigte. Lauthin erscholl der Jubelruf der zahlreich versammelten Communalgarde und fest« lich geschmückten Schuljugend. Lor dem Wagen Ihrer Majestäten sammelten sich dann die Geist lichkeit, die Behörden und Vertreter der Stadt und Superint. V. Zapff hielt hier eine kurze angemessene Anrede, in der er, „die erste Bin- nenbühn" des Landes freudig willkommen hieß und mit einem Lebehoch auf den König Und das königl. Hauö schloß, in welches die Versammlung jubelnd einstimmte. Zugleich überreichten 3 dun kelgekleidete Jungfrauen der Königin geschmackvoll gewundene Erntekränze und 3 weißgekleidete Kin der fügten bunte Blumensträuße hinzu. Auch diese Gäben geruhte die Königin im Wagen in Em pfang zu nehmen. Durch einen langen düstcrn Tunnel, dessen bengalische Beleuchtung ebenfalls erst am Abend bei der Rückkehr gelang, kielt nun der Zug bei SchweikerShai», wo der Minister a. D. von No- stitz-Wallwitz, umgeben von einer 'rührigen festlich geschmückten Jugend, die Ankommenden begrüßte. Ueberhaupt Mehrten sich in Folge des bessern Wetters nunmehr die Begrüßungen. Fast überall hatten sich die Lehrer der an der Bahn gelegenen Dörfer mit ihren Kindern an der Bahn ausgestellt und riefen den Vorüberfahrendeu cm Willkommen zu. Bald rollte nun der Zug vor dem schluchten verborgenen Kriebstein und Sachsenburg vorüber nach Erlau, dem Anhaltepunkt für das im Hinter gründe sichtbar werdende Frankenberg, wo eben falls jubelnde Gruppen ihn erwarteten. Glän zender freilich begrüßte hierauf das, näher im Thale gelegene, freundliche Mittweida die An kommenden und einen vorzüglich angenehmen Ein druck machten die am Ein- und AuSgang des Bahnhofs errichteten Ehrenpforten, die links und rechts mit weißgekleideten Mädchen, deren blaue Schärpen im Winde flatterten, staffelartig garnirt waren. Die geschmackvolle Decoration wurde ge hoben durch den lauten Jubelruf, in welchen die Communalgarde und die sonst zahlreich versammelte Menge in bas von den geistlichen und städtischen Behörden avsgebrachte dem König und dem könig lichen Hause dankbar geweihte Lebehoch einstimmte. Aber nun störte ein Mißton das Fest, dessen greller Nachhall durch den bald darauf folgenden außerordentlich wohlthuenden Empfang in Chem nitz zwar gemildert werden konnte, der aber doch eine rechte Freude nicht aufkommen ließ. Bald nach der Abfahrt von Mittweida hörte man näm lich aus der Decke des einen Gesellschaftswagens einen dumpfen Fall, bald hielt der Zug und man erfuhr nun, daß der Oberschaffncr Wolf aus Döbeln, ein schon seit 7 Jahren angestellter nnd als tüchtiger Beamter allgemein geschätzter Mann ein Opfer seines Berufs geworden sei, indem er, wahrscheinlich um nach irgend Etwas zu sehen, voll seinem Platze auf dem Wagen sich erhoben nüd dabei der nahenden Brücke nicht geachtet batte, an der er sich nun den Hintcrkopf zerschlug. Noch aber lebte der Unglückliche, obwohl ihm da» Blut aus beiden Ohren herauSschoß und die Decke des Wagens von Blut floß. Mil anerkenueSwer- ther Sorgfalt ließ man nun den Verunglückten, in eine Decke gehüllt, vom Wagen herab und schaffte ihn in einen Wage», auch eilte auf Befehl Sr. Muj. deS Königs dessen Leibarzt v. Ammon, der unter den Einaeladenen sich befand, sofort zur Hülfe herbei, övne aber der königl. Familie, die mit außerordentlicher Lheilnahme fortwährend Erkundigung einziehen ließ, tröstliche Nachricht geben zu können. Der Verunglückte starb auch — wie wir hören — bald darauf im Militärho spitale zu Chemnitz, wohin er geschafft worden war und hinterläßt eine Wittwe und 6 unerzogene Kinder*). Um übrigens das Grauenvolle der Scene noch zu mehren, riefen — während mau den leise Stöhnenden herabließ — an der Bahn ausgestellte Kinder und Einwohner, denen natür lich der Grund deS Anhaltenö nicht bekannt war, ihr jubelndes Vivat dazwischen!! Doch nun hinweg von diesem Bilde! Wech seln doch „ Freuden und Leiden im irdischen Le ben", und wir müssen uns zwingen, unser Herz wieder der Freude zu öffnen. Chemnitz erleichterte uns diesen Zwang. Noch nie haben wir, weder in Leipzig, noch in Dresden, noch sonst wo, eine reicher und geschmackvoller geschmückte Stadt ge sehen. Alle Häuser der Hauptstraßen wettcifer'.eu im Festesschmuck. Hier bunte Blumengewinde, dort prächtige Teppiche, hier geschmackvolle Dra- perieen, dort, sinnige Verzierungen von Tanneu reis und Georginen, dort selbst symbolische Ge mälde und Inschriften und dazwischen denke man sich nun wieder von Haus zu Haus zahllose Guir- landen über die Straßen gezogen, an denen halb die von Blumen gebildete Namenschiffre des Kö nigs, bald ein Dampfwagen, bald die Aufforder ung: „Bald weiter nach Zwickau!" angebracht war und man hat nur ein schwaches Bild von dem Schmucke der Stadt, deren Straßen förm lichen Blumenhallen glichen. Dazu flatterten zahl lose Flaggen und Fahnen von den Häusern und Thürmen der Stadt, die ihren ehernen Gruß weit hin den Ankommenden entgegensandten, während der Donner der vor der Stadt aufgestellten Ka nonen dumpf dazwischenrollte. (Schluß f.) Vermischtes. — Am 21. August hat sich in Plösitz bei Tauchau folgender Vergiftungsfall ereignet: Nach ander» Nachrichten ist er zwar noch nicht todt, an eine Rettung aber nicht zu denken.