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auf erheblichen Widerstand stoßen, und e» bleibt zweifelhaft, ob die Beseitigung jene» Ausnahme zustandes bis zum 31. Juli erfolgen wird. — In Würtemberg wird gegenwärtig der Versuch gemacht, die Armen auf öffentliche Kosten nach Amerika zu befördern; die Gemeinde Decken« pfronn hat mit einem Aufwande von 5000 Fl. zwölf Familien mit 43 Kindern, im Ganzen 69 Köpfe stark, über den Ocean gesandt. Jeder der Einwanderer erhält bei seiner Landung in Ame rika 15 Fl. ausgezahlt. Ein theurer Spaß hat sich in voriger Woche in einem Berliner Kaffeehause zugetragen. Ein junger Mann spielte Billard. Einer seiner Freunde erlaubt sich im Einverständnisse mit eini gen anderen Gästen den Scherz, dem Spielenden die Briftasche, welche 400 Thlr. Papiergeld ent hielt, aus der Tasche zu ziehen. Als die Parthie zu Ende ist, will der Billardspieler bezahlen, findet aber zu seinem Schrecken die Brieftasche nicht. Eine Zeit lang ergötzt sich die Gesellschaft an der Verlegenheit des jungen ManneS; endlich ent schließt sich der Freund, ihm die Brieftasche zu rückzustellen. Nun kommt aber die Reihe des Er schreckens an diesen, denn — ein wirklicher Gau ner hatte ihm die Brieftasche des Billardspielers ohne Scherz, sondern im vollen Ernst stibitzt und sich damit aus dem Staube gemacht. Der Spaßvvgel muß nun den Verlust tragen. Höchst unangenehm! Schon seit längerer Zeit hat ein Berliner Kommissionär die allgemeine Aufmerksamkeit da durch auf sich gezogen, daß derselbe ein sogenann tes Heirathsbureaü leitete. Dieses Bureau trat täglich mit schreienden Annoncen auf, in welchen es junge Damen mit bedeutendem Vermögen, zu letzt sogar mit 300,000 Thalern Vermögen zur Verheirathung ansbot. Eine Menge Heiraths- Eanditaten ließen sich sowohl aus Berlin, als auch aus den Provinzen durch diese Annoncen anlocken. Außer den Geschenken, welche manche Personen dem Commissionär machten, da sie durch ihn Frau und Vermögen zu gewinnen bofften, mußte jeder, der sich in dem Bureau meldete, so fort immer 1 Thlr. Schreibgebühren erlegen. Ge wöhnlich bekam nach einigen Tagen der Kandidat den Bescheid, daß die Dame anderweitig gewählt habe. Die Polizei beobachtete dieses Treiben einige Zeit. Vor einigen Tagen erschienen die Beamten der Kriminal-Polizei in dem Lnreau und nahmen eine genaue Revision der Bücher und Papiere vor. Da sich hierbei ergab, daß die ausgebotenen reichen Damen gar nicht existirten, > außerdem aber derartige Heiraths-Bureaus nicht geduldet werden können, so wurde das Bureau geschlossen und der Inhaber desselben wegen Be trug- verhaftet. Wohl selten hat es sich geeignet, daß ein Wahnsinniger feine Krankheit selbst zur Anzeige bringt und Einlaß in die Irren-Anstalt begehrt; ein solcher Fall hqt sich jüngst in Wien zugetra gen, indem ein gut gekleideter Mann in den besten Jahren bei dem Portier des Irrenhauses erschien und sich zur Aufnahme meldete, da er so eben wahnsinnig geworden sei; eine Angabe, die sich bei der ärztlichen Untersuchung auch vollkommen bestätigt fand. Aus Ostrowo schreibt man vom 2. Juli: Seit einigen Tagen treffen fortwährend Flücht linge aus dem benachbarten Kalisch hier ein, die wegen der daselbst in schrecklicher Weise grassircnden Cholera ibr Hab und Gut verlassen, um hier Obdach zu finden. In den ersten Tagen raffte die Krankheit größtentheilS Kinder fort, ging aber gleich auch auf die älteren Personen über, so daß am vergangenen Sonntage an 40 Leichenbegäng nissen waren. ES ist diese Zabl furchtbar groß, wenn man erwägt, daß Kalisch überhaupt nur 10 bis 12000 Seelen zählt. Im Dorfe Zlukow in Böbmen wurde der dem Bauer H. gehörige große Haushund wüthcnd. Da er nicht augckettet und mit keinem Maulkorbe versehen war, biß er zuerst im Dorfe mehrere Hunde und andere Thierc und nahm so dann seine Richtung nach dem Dorfe Drahlcs. Auf dem Wege begegnete das wüthende Thier eine Frau, packle diese an und zerfleischte ihr mit den Zähnen die Brust. Im Dorfe DrahlcS an gelangt, fiel der Hund zwei Ochsen an und ver wundete sie beide. Ans diesem Dorfe vertrieben, lief die Bestie nach Mezimosti, wo sie ein junges Mädchen überfiel und demselben das ganze Unter kinn abbiß. Nicht genug daran! Ein Schlosser meister wollte das Unthier tödten, ergriff aber übcreilterweise ein rostiges Gewehr mit einer alten Ladung. Das Gewehr zersprang beim Abfeucrn und zerriß ihm fast das halbe Gesicht, er büßte das rechte Auge und mehrere Zähne ein. Im Orte Mezimosti endlich wurde der wüthende Hund von dem dortigen Waldheger mittelst eines Dop pelgewehrs erlegt. Auf Veranlassung der k. k. Sanitätsbezirksbehörde und der k. k. Gendarmerie wurden in sämmtlichen drei von der Gefahr be drohten Orten alle Hunde ohne Ausnahme und alle übrigen verletzten Thiere getödtet und tief vergraben. Am 17. Mai rannte die französische Brigg „Pauline" von Granville auf dem Wege von Porto Rico nach Havre an einen Wallfisch, der auf der Oberfläche des Meeres schlief. Der Stoß war so heftig, daß das Schiff leck wurde und in wenigen Minuten sank. Die Mannschaft rettete sich in die Böte und wurde nach drei Tagen von einem englischen Schiffe ausgenommen. Redaction, Druck und Verlag von E. F. Grellmann.