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S62 Wer übrigens von der Etellvertrctung Gebrauch machen will, hat die-, unter gleichzeitiger Er legung der Einstandssumme, entweder sofort bei der Gestellung, oder bi- zuul 21. December 1857, mit welchem Tage die dazu verstattete Frist abläust, bei Verlust diese- Rechte-, bei der Königliche» Re« erutirung-'Commisflon oder bei der Königlichen AintSbauptmannskbaft zu erklären. Königliche AmtSbauptmannschaft Meißen, am 8. October 1857, v. Egidy. Heber -ie jetzige Gei-«oth. Man darf bei dieser Ucberschrift nicht an eine solche Geldnoth denken, wie sie im Privatleben alle Tage verkommt und über die jeder Staatsbürger in seinem Leben je nach Verhältniß trübe Erfah rungen gemacht bat. Denn der sogenannte Lebens nerv, da- liebe Geld, geht Jedem einmal aus, Jeder hat zu dieser oder jener Zeit mit dessen Be schaffung seine Noth gehabt und wird sie haben, so lange die Glücksgütcr und Umstande im mensch lichen Verkehre wechseln. Wir meinen vielmehr da mit diejenige Geldnoth, von welcher jetzt alle Zei- nmgsnachrichten aus allen Laudern voll sind und die sich vorzugsweise iu dem großen merkantilischen Leben von Europa und Amerika dermalen bemerk bar macht. Diese sogenannte finanzielle Krisis nimmt die Aufmerksamkeit Aller im höchsten Grade in Anspruch, weil sie aus die große Kapital- und Geschäftswelt einen sehr drückenden Einfluß anSübt. Ueberall zeigt sich ein unendlicher Mangel an baa- rem Gelde, und cs hat derselbe die natürliche Folge, daß viele Handelshäuser außer Stand gesetzt wer den, ihre Verbindlichkeiten zu erfüllen. Der Sturz eines einzigen große» Hauses bringt über viele klei nere ein unabweisbares Verderben, indem sie mit diesen und durch diese entweder sich behaupten oder stürzen, und stehen solcke Fälle vollends nicht ver einzelt da, so erwächst sehr bald eine Kalamität, die" sich allmälig bis in die untersten Schichten er streckt. So l est man z. B., daß in dem Ungeheu ern Nenyork in Folge der dort vorkommenden Fal lissements und der dadurch eiugetretcnen Stockung der Geschäfte in einer einzigen Woche nur allein gegen 50,000 Commis von ihren Prinzipalen ha ben entlassen werden müssen und brodlos geworden sind. Wer jetzt nach Amerika kommt oder geht, sicht daher einem sehr traurigen Schicksal«, einem unvermeidlichen Verderben entgegen, wenn er sich nicht im Besitze solcher Mittel befindet, welche ihm ein Zuwartcn erlauben und die dauernde Verlegen heit der großen Handel-welt überstehen Helsen. Man hat nicht nnt Unrecht diese Geldkrisis mit einer Krankbeitsepidemie verglichen, die unmerklich und unwillkürlich den Einen nach dem Andern ergreift und ihn entweder in das Grab wirft oder wenig stens einem langwierigen Siegthum preiSgiebt. Fragen wir nun nach den Ursachen, aus denen sich diese so urplötzlich hereingcbrochene Calamität erklärt, so steht es mit diesen grade so, wie bei den Krankheiten de» menschlichen Körpers. Hat man diesem lange Zeit zn viel zugemutbet, hat man ihn aus diese oder jene Weise geschwächt und ihm da durch die Bedingungen seines gesunden Fortbeste hens entzogen, so fällt er der ersten besten herein brechenden Seuche als norhwendigeS Opfer anheim. Diese Ursachen festzustellen, brauchen wir nur auf die schwindelhaften Geidmanipulativnen der letzten Jahre und auf gewisse politische Verhältnisse hin- znblickcn, und sie werden uns leicht klar werden. Wo ist duS Capital hingekommcn, das mit seinen ungeheueren und wohl unberechenbaren Massen auf einmal wie verschwunden erscheint? Die schwindel haften Unternehmungen der Neuzeit haben es dahin gerafft, und die Zeit ist da, wo deren unglücksschwere Folgen die Betheiligten treffen, und die Ausgleichung noch nicht hat stattfinden können, welche wir im Na tur- so auch im Menschenleben nach und nach Alle- wieder in da- gehörige Niveau bringt. Da haben wir die riesenhaften Actienspeculationen, welche wie in Europa so in.Amerika den Leuten die Köpfe verdrehten; die massenhaften Eisenbahnunternehmun» gen in Amerika verschlangen die Millionen, welche jetzt in den Lassen der Geldmänner fehlen; die so genannten Kreditinstitute, mit deren Hülfe so Man cher durch die zu erwartende höhere Verzinsung sich ein angenehmes Leben verschaffen zu können glaubte, verwiesen da« Kapital auf eine das Gleichgewicht im Leben aller Staaten und Staatsbürgerclaffen so hemmende und störende Weise, in die Hände Weni ger, so daß selbst zu dem höchstmögliche» gesetzlichen Zinsfüße keine Gelder auf Realitäten und Besitzun gen aller Art aufzutreiben waren. Der hinkende Bote kam aber nach. Im Anfänge brachte man wohl zu den ersten Einzahlungen das Geld auf, hoffend, durch den Wiederverkauf sich ein erkleckli ches Sümmchen zu erspeculiren; als aber diese Hoff nung fehl zu schlagen anfing, wo sollte dann da- Geld Herkommen, nachdem die schwindelhaften Un ternehmungen auch da- Vertrauen aus die solidere» in ihren Gcundveste» erschüttert hatten? Hierz» betrachte man, welche enorme Summen der orien talische Krieg nach fernen Gegenden auSgeführt Has, welche Masse» von Geld China alljährlich verschlingt; ohne daß e- für europäische Erzeugnisse eben be- merken-werth und verhältnißmäßig viel an uns zu- rückerstattet, welche Unsummen von Gold und Sil ber zur Zeit »ach Ostindien geschickt werden müssen, um die dort au-gebrochene Empörung zu bewälti gen, ohne daß wenigsten- vor der Hand daran zn