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2. Fortsetzung Unzählige Nachtvögel begannen zu schreien. Hunds- affen sprangen quietschend durchs Gestrüpp. Der scharfe Büchsenknall hatte den schlafenden Urwald zuWErwachen gebracht Das Leben erwachte. Die Riesenschlange, der heimtückischste Feind im Urwald, war tot. Mit zerfetztem Schädel zuckte konvulsivisch der Leib. Ein furchtbarer Aasgeruch strömte aus dem verendeten Reptil. Die Hörner, die aus dem Rachen herausragten, waren die eines Wasserbockes, den die Python am Mittag gierig hinuntergewürgt haben mußte« Da sie aber die Hörner des Bockes nicht mitverzehren konnte, erkletterte sie einen Afsenbrotbaum. Hier hing sie das starke Gehörn zwischen einen der gabelförmigen Aeste, während ihr schwerer Körper auf dem Hauptstamm lagerte. So wartete die Schlange nun geduldig ab» bis die von der Magensäure zersetzten Hörner abfallen würden, um dann endgültig ihre Beute verdauen zu können. Wir hielten uns nicht lange bei dem schnell aufge blähten Kadaver auf, denn in ganz kurzer Zeit wurden Myriaden von Aasameisen und anderen lästigen Insekten angelockt. Keiner der Leute war zu bewegen gewesen, die Schlangenhaut abzuziehen. Noch immer glaubten sie an den Spuk, daß es eine vom Teufel verhexte Schlange wäre, zumal sie ja nun selbst mit eigenen Augen die Hörner ge sehen hatten. Daß es aber nur das Gehörn eines Harm- losen Wasserbockes war, haben die einfältigen Schwarzen mir nie geglaubt. Und so läuft auch heute noch die seltsame Story her um von der „gehörnten Python". Minuten vergehen, da bricht der vor Todesangst und Blutverlust geschwächte Büssel schwer unter der gewaltigen Last seines Gegners zusammen. Ein furchtbares Schnaufen erfüllt die Lust. Ein ächzendes Stöhnen folgt, in das sich knurrend das Grollen des Löwen mischt. Vorsichtig hatte ich mich auf meine Knie herunter gelassen. Die Büchse fest aufgestützt, zielte ich ruhig. Ein scharfer Büchsenknall durchpeitscht den Wald. Der Löwe stürzte kopfüber zu Boden. Ein Versuch, sich wieder auf zurichten, mache ich mit einem zweiten Schuß unmöglich. Und schon liegt die gewaltige Raubtierkatze in der eigenen Blutlache mit gebrochenen Lichtern am Boden. Der schwer zusammengesackte Büssel, seiner Last jetzt enthoben, versucht mit entsetzlicher Krastanstrengung wieder auf die Knie zu kommen. Mit einem gewaltigen Ruck steht er plötzlich auf den noch zitternden Beinen, um schon im nächsten Augenblick mit gesenkten Hörnern wut schnaufend auf mich und Johannes loszustürmen. Jäh springt der Schwarze aus und jagt, das Reserve gewehr hoch über seinem Kopf schwingend, hinter den Stamm einer Fächerpalme, während ich instinktiv die Büchse hochreiße und den; heranbrausenden Ungeheuer meinen Schutz entgegenwerfe. Da aber zu meinem Entsetzen nichts geschieht, springe auch ich jetzt auf --- und stürze davon. Denn die letzte Patrone war aus dem Lauf verschossen und um neu zu laden, fehlte mir Ruhe und Zeit. Brüllend jagt der angeschweitzte Büffel hinter mir her. Bruchteile von Sekunden genügen, und das Prusten und Stampfen meines Verfolgers dringt mir so nahe an die Ohren, datz ich mich bereits für verloren hielt. Nur von dem einen Gedanken beseelt, vielleicht doch noch einen Baumstamm zu finden, um mich dahinter in Sicherheit zu bringen, jage ich weiter davon. 5t/? <k/? Aber plötzlich hörte der schmale Urwaldpsad aus, und ich stehe dichtem Gestrüpp gegenüber. Und da der blut überströmte Büffel mir bereits hart an den Fersen sitzt, versuche ich mich noch rechtzeitig geschwind nach der Seite flach auf den Boden zu werfen. Aber dies gelingt mir nur noch zum Teil, denn schon fühle ich die schwere Horn masse, die die behaarte Büffelstirn bedeckt, in Gesätz und Oberschenkel gestotzen, und ich werde in weitem Bogen in die Höhe geworfen. Krachend flieg« ich zwischen die Aeste eines Strauches, die zu meiner Rettung den harten Auf schlag dämpfen. Meine Büchse aber hatte ich trotz alledem nicht auS den Händen gelassen. Und als ich mich gerade aufrichten will, stürmt der bis zum Wahnsinn gereizte Büffel von neuem — diesmal direkt von hinten, wie dies bei Büffeln immer anzutreffen ist — auf mich los. Jetzt gab es kein Flach-aus-den-Boden-Werfen mehr, denn ich befand mich inmitten einem Gewirr von Aesten und Zweigen wie in einem Käfig. Diesmal gab es kein Entrinnen mehr, und mußte mich der schon heranstürmende Büffel in seiner furchtbaren Wut totsicher mit den scharfen Spitzen seines gedrungenen Gehörns durchbohren. Fortsetzung solgt Drittes Kapitel. »«üet «4» eta- Drei Wochen waren verstrichen und noch immer hatten Captain Roberts und ich das Weiße Nashorn nicht zu Ge sicht bekommen. Wenn man aber soviel Zett und Müh« auf die Suche nach einem einzigen Tier verschwendet, gibt man es nicht so schnell aus und vertröstet sich von einen Tag aus den anderen. Es war ein Sonntag. Auch dieser Feiertag wird im afrikanischen Busch gern als Ruhetag angesehen. Daher war mein Freund Roberts nicht zu bewegen gewesen, mich auf die Suche nach einem Rietbock zu begleiten. Er war ein welterfahrener Mann und auf Jagdzügen un ermüdlich. Aber heute lag er lang ausgestreckt in seiner Hängematte, seine Shagpfeife rauchend und in seiner kleinen Handbibel lesend. Diese gehörte zu seiner Tropen ausrüstung, wie Chinin und Tropenhelm. So begab ich mich, nur von meinem treuen Boy Johannes begleitet, ins Dschungel. Plötzlich zeigte Jo hannes auf den Boden. „Bas, ganze frische Löwenspuren... da, und da.^. und da!" Wir folgten der Fährte. Aber die Aussicht, den Löwen bei Tage anzutresfen, erschien mir so gering, daß ich bald die weitere Verfolgung aufgab. Plötzlich blieben wir beide wie aus ein Kommando stehen. Ein markerschütterndes Lüwengebrüll drang dumpf aus allernächster Nähe zu uns herüber. „Johannes!" rief ich im Flüsterton meinem Boy zu, „wir wollen sehen, ob wir uns heranpirschen können." Noch war der Satz nicht beendet, erklangen jene donnern den und rollenden Laute, die wir Großwildjäger nur allzu gut kennen. Der Schrei des Hungers, so gewaltig, wie ihn nur ein Einzelgänger dieser großen und gelben Raubtier katzen auszustoßen vermag. Meine Büchse schußbereit im Arm, schleiche ich mich gebückt vorwärts. Johannes, das Reservegewehr noch um gehängt, folgt meinen Fußstapsen. Er ist ein wackerer Kerl, hat bald die Länge von zwei Metern erreicht und gehört einem stolzen Bandustamme an. Er ist der ein zige, den ich von den Schwarzen gut leiden mag. Aus ihn ist Verlaß — auch in der größten Gefahr. Als wir die Savanne erreichen, vernehmen wir deut lich ein dumpfes Stampfen und Dröhnen des Urwald bodens. Vorsichtig biege ich einige Hackisträucher ausein ander. Nur wenige Schritte noch und ein überwältigendes Kampsbild bietet sich unseren Augen:' Ein mächtiger Mähnenlöwe liegt im mannshohen Elefantengras auf seinen Pranken zum Sprung bereit, während ein alter gedrungener Rotbüffel, den Kopf mit seinem wuchtigen Gehörn nach unten geneigt, rückwärts schreitet, dabei seinen Angreifer, den Löwen, nicht aus den Lichtern lassend. Ein furchtbares Knurren und dumpfes Brüllen — dann ein jäher Satz, und die sehnige Raubtierkatze sitzt seitwärts im Nacken des sich wuterfüllt schüttelnden Büffels. Dawei dringt Schaum vor seinen Windfang, und seine Lichter treten mehr und mehr heraus, bis die Pupillen fast kugelrund erscheinen. Und je mehr er ver sucht, rückwärts zu gelangen, um seinen Angreifer dabei abzuschütteln, um so mehr und mehr sinken seine gedrun genen, zitternden Beine tiefer und tiefer in den sumpfigen Urwaldboden ein. Schon lange hat der Löwe seine scharfen Raubtier zähne in das feiste Büsfelfleisch geschlagen. Ein tiesroter Blutstrahl tränkt das dichte, zottige Fell, an dem Schwärme von Tetsefliegen in sauststarken, runden Flecken sitzen. Es sind jene Insekten, die als Träger der gefähr lichen Schlafkrankheit drüben in Westafrika recht gefürchtet sind. Der Löwe verrichtet ganze Arbeit. Denn nur wenig« Neue Wege im Vorspannfilm Der Vorspannfilm hat die Ausgabe, die Besucher eines Kinos aus einen „demnächst" im Theater zur Vorführung kommenden Spielfilm hinzuweisen. Hierdurch erhält der Vor- spannfilm eine hohe werbliche Bedeutung, denn die Geschick- keit mit der ein solcher 8V-Meter-Streisen zufammengestellt ist, und seine suggestive Kraft sind die Haupnnomeme, die bei dem Beschauer ein mehr oder weniger starkes Interesse an dem Spielfilm, aus den der Vorspann hinweist, erwecken Gustaf Gründgens in dem Film „Tanz aus dem Vulkan" Photo: Tobis-Majestic-Wunsch (M.) Die Tobis hat entsprechend der Bedeutung dieser filmischen Form von Vorankündigungen eine Sondergruppe sür Vor- spannsilme ins Leben gerufen, aus deren Arbeit sie einen Ein- blick gab. In ihren Vorführräumen zeigte die Tobis eine Reihe von Vonspannsilmen, in denen der Leiter dieser Herstellungs- gruppe, Malbran, neue Wege gehl. Reben dem Schnittvorspann, der dem Beschauer die marktantesten Szenen aus dem Spiel film vor Augen führt, seiner Phantasie dennoch aber weiten Spielraum läßt, steht der Jnterviewvorspann mit einem der Hauptschafsenden. Im Rahmen eines Filminterviews werben hier entweder Darsteller, Autor, Regisseur oder Architekt für den Hauptfilm. Eine weitere Form ist der Reportagevorspann, der sich bis in die Details der Filmherstellung erstrecken kann. Er umfaßt den gesamten Ateliervorgang, bzw. Außenauf- nahmen, wobei jeder Mitschassende oder Maskenbildner, Be leuchter usw. in Beziehung zum Thema stehen. Eine andere Art ermöglicht der Trickvorspann mit Entwürfen von bekannten Malern und Zeichnern. Auch der Kunstsilmvorspann gibt werb- liche starke Möglichkeiten. Bei all diesen Vorspannsilmen muß jedoch das Leitwort: „In der Kürze liegt die Würze" Pate stehen. Ein Spielfilm über die Geschichte der Kunstseide Es gibt viele Filmtitel, die nur symbolisch gemeint sind oder die man ihres einschmeichelnd-guten Klanges wegen ge wählt hat. In dem neuen Usa-Film „Am seidenen Faden" geht es aber wirklich um einen „seidenen Faden"; dieser Film will uns nämlich, wie es im Drehbuch heißt, die Geschichte der Kunstseide, ihrer Entdeckung, ihses zähen Ringens um die Anerkennung und endlich ihres beispiellosen Siegeszuzes, .dessen Zeugen wir ja alle sind, erzählen. Ein Lehrfilm also? Oder eine trocken-nüchterne Reportage? Nein, sondern ein Film mit dramatisch bewegter Handlung, der — wie uns der Regisseur Robert A. Stemmle, der mit Eberhard Frowein gemeinsam das Drehbuch schrieb, bei. einem Besuch in der Ufastadl Babelsberg erzählte — vor allem Menschenschicksale und den Kampf einer Idee um ihr« Ver wirklichung schildern will. Wenn wir heute irgendwelche Textilien aus Kunstseide kaufen und tragen, dann kommt uns das schon fast selbstver ständlich vor. Wir freuen uns an diesen schönen Dingen, kleiden uns mit ihnen, als ob... es seil Urzeiten „Kunstseide" gegeben hätte, und würden teden auslachen, der an der Brauch barkeit und Qualität dieser Gespinste zweifeln wollte. Aber das ist nicht immer so gewesen. AlS vor knapp zwanzig Jahren die Vertreter aus dem Wuppertal, der Heimat der Kunstseide, mit den ersten Proben des neuen Stosses durch das Land reisten, da fanden sie überall verschlossene Türen, eisige Ab lehnung oder, wenn's hoch kam, mitleidig-höfliches Achsel zucken. „Nein, das interessiert uns nicht", hieß es, wenn die Reisenden ihre Musterkosser öffneten und den Kunden von der Vorzüglichkeit des neuen Gewebes zu überzeugen suchten. „Eine gänzlich aussichtslose Sache" wetterten die Neunmal klugen, und die Hämischen flüsterten dann etwas von „Fisch gräten" und „Schweinsborsten", aus denen man jetzt Seiden- säden spinne, und wiesen die Zumutung, „solch ein Zeug zu tragen", mit zorniger Empörung wie eine persönliche Beleidi gung zurück. Aber das „Zeug" setzte sich den Besserwissern und düsteren Propheten zum Trotz durch, und heute denkt man nicht einmal im Traum mehr daran, einen „Ersatz" darin zu sehen. Freilich, auch als Wunder betrachten wir's kaum noch -- und doch ist diese „mechanische Seidenraupe" ein Wunder menschlicher Ersindungs- und Schöpferkraft, und wir haben darum auch allen Grund, uns darauf zu freuen, daß uns der Film die Geschichte dieses Wunders — keine leichte und lustige Geschichte allerdings! — erzählen will Stemmle hat recht, wenn er den Gedanken, hier etwa einen industriellen „Lehrfilm" schassen zu wollen, weit von sich weist. Aber ein lebensnaher Film soll es werden, lebensnah in dem Sinn, daß alles, was darin an Geschehen enthalten ist, nicht die Wirklichkeit verzerrt und verfälscht, sie aber auch nicht nur nachzeichnet, sondern zugleich ihren Sinn deutet. Die schöne und ehrenvolle Ausgabe jeder Kunst, ein Thema, einen Stoff so zu gestalten, daß in dieser Gestaltung der Lebenssinn sichtbar wird, ist ja auch dem Film gestellt, der über das Nur-Umer- haltende hinausstrebt — und daß dies ein solcher Film werden möge, ist Stemmles und seiner Mitarbeiter «Käthe von Nagy, Willy Fritsch, Carl Kuhlmann und Bernhard Minetti) be sonderer Wunsch. He* t/s* Filmfortschritte in der Türkei. Die Türkei ist bemüht, sich ein Filmwesen nationaler Eigenart auszubauen. Man will von der Hollywoodromantik los und das Leben so darstellen, wie es sich im Umkreis des türkischen Daseins abspielt. Die Türkei hatte schon immer einen recht guten Stamm von Schauspielern, dagegen mangelte es an Schauspielerinnen, da Sitte und Herkommen es der Türkin verboten, aus der Bühne zu agieren. Schauspielerinnen aus türkischen Theatern waren Griechinnen oder Kaukasierinnen Das alte Vorurteil ist jetzt überwunden, und talentierte Türkinnen widmen sich mehr und mehr der Bühnenlausbahn. Als eine Zukunfts- hofsnung gilt Nadjie Hanim, die Tochter eines Prosessors ist, der selbst Bühnenstücke und Filmbücher schreibt. Kinos aus Kriegsschiffen. Die englische Admiralität ist filmgläubig geworden. Sie Hai jedenfalls mit einer eng lischen Filmausrüstungsgesellschaft einen Vertrag geschlossen, nach dem. die Gesellschaft verpflichtet ist, innerhalb fünfzehn Monaten 15» Vorsührungsapparate sür Tonsilm zu liesern, die aus Schissen der englischen Kriegsmarine eingebaut wer den sollen. 33 Schisse sind überdies bereits mit Vorsührungs- apparalen ausgerüstet worden Die Kriegsschisskinos sollen in Schissstypen jeder Art eingebaut werden, vor allem sollen die Schisse, die lange Ueberseesabnen vor sich haben, damit aus gerüstet werden. Die Vorführung ist nicht kostenlos, aber der Eintrittspreis ist mehr eine Art Anerkennungsgebühr gls ein Eiickrttt; er beträgt ein Farthing, das ist ungefähr ein Pfennig. '