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7. Fortsetzung Ich will nicht, daß meine Fran ein Dummlops ist Der König glaubt, daß Grumbkow bereits di« Prin zessin von Braunschweig-Bevern genannt habe und be schließt daher, im Auftrage seines Sohnes beim Herzog um ihre Hand anzuhalten. Der Prinz dagegen wartete immer auf die Auswahl, die ihm zugesagt war, denn er hatte sich mit jeder Prinzessin einverstanden erklärt, hatte aber zur Bedingung gemacht und bestätigt erhalten, „daß sie mir gefällt*. Die letzte Einschränkung ist übersehen worden, und so war sein Geschick bereits entschieden, als er noch hoffte und hoffte. Friedrich hatte gehört, daß Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern nicht sonderlich schön und auch nicht gescheit sei. Er ruft entsetzt aus: „Ich will nicht, daß meine Frau von den Dummen ist, ich muß mich mit ihr vernünftig unterhalten können, oder es ist nicht mein Fall.* Er beschwört Grumbkow, mit der Kaiserin, deren Richte feine Zukünftige ist, Rücksprache zu nehmen und ihm eine andere aus ihrem Hause einzutauschen oder ihm wenig stens die jüngste Bevern-Prinzessin, Juliane (die spätere Königin von Dänemark, mit der er, wie wir sehen werden, gut harmonierte), zu verschaffen. Nach Tagen bangen Hof fens hört er dann, daß des Generals Bemühungen geschei tert seien. In Wahrheit hatte sich Grumbkow gar nicht um den Fall weiter gekümmert. In der Familie selbst erregt die bevorstehende Ver lobung nicht eitel Freude. Die Königin und Wilhelmine sind gegen diese Zwangsheirat mit der Braunschweigerin und Sophie Dorothee versucht immer wieder, den König bei seiner Schwäche zu packen, ihn auf die geringe Be deutung des Braunschweigischen Hauses und einer Ver wandtschaft damit aufmerksam zu machen. Aber der König bleibt hart. Für ihn ist es eine beschlossene Sache: nicht eher wird der Kronprinz Küstrin verlassen, als bis er sich eindeutig zur Ehe mit Elisabeth Christine bereit er klärt hat. Friedrich ist der Verzweiflung nahe; er schreibt au Grumbkow: „... Was die Prinzessin von Bevern anlangt, so kann man daraus rechnen, daß sie, wenn man mich zwingt, sie zy nehmen, verstoßen wird, sobald ich König geworden bin ... Ich will nicht, daß meine Frau ein Dummkops ist ..." Der König, denkt Friedrich, ist zu gerecht, um mich für immer unglücklich zu machen, aber Friedrich Wilhelm droht mit Enterbung und Thronverlust. Grumbkow muß immer wieder vermitteln. Er hatte dem Prinzen seine Zukünftige absichtlich ziemlich dunkel geschildert, um ihn angenehm zu enttäuschen, und hellte das Bild nunmehr ein wenig auf. Sie Ringe werden gewechselt Sein letztes Aufstöhnen ist ein Brief an Grumbkow, aber das Billett rettet ihn auch nicht mehr, denn schon hat Friedrich Wilhelm den Brief des Kronprinzen vom 19. Fe bruar 1732 in Händen, der Friedrichs Geschick besiegelte: . „Ich habe heute die Gnade gehabt, meines allergnä digsten Vaters Brief zu empfangen, und ist mir lieb, daß mein allergnädigster Vater von der Prinzessin zufrieden ist. Sie mag sein, wie sie will, so werde ich jederzeit mei nes allergnädigsten Vaters Befehl nachleben; und mir nicht Lieberes geschehen kann, als wenn ich Gelegenheit habe, meinem allergnädigsten Vater meinen blinden Gehorsam zu bezeigen und erwarte in alleruntertänigster Submission meines allergnädigsten Vaters weitere Ordre . . .* Der König weinte beim Empfang dieses Briefes Tränen der Freude und versicherte dem Herzog von Bevern wiederholt: „Heute ist der glücklichste Tag meines Lebens!* Am 26. Februar durfte Friedrich Küstrin verlassen und am 28. Februar traf er in Berlin ein. Auf den 10. März hatte man die Verlobung des jungen Paares festgesetzt und der Prinz wurde wieder in die Armee als Oberst ausgenommen. In Ruppin versah er seinen Dienst mit viel Eifer. Bis er dann zum ersten Male seiner Braut gcgen- übertreten mußte und die Ringe gewechselt wurden. Er überreicht Elisabeth Christine eine kostbare, mit Diamanten besetzte Uhr und einen Ring im Werte von 24 000 Talern, den Friedrich Wilhelm ibm aus dem Juwelenschatz des verstorbenen Königs gegeben hat. — Elisabeth Christine war am 8. November 1715 in Wolfenbüttel geboren und in tiefer Frömmigkeit und ehrlicher Religionsübung erzogen worden. Sie war daher höfischen Festen abgeneigt und verfügte nicht über die Lebensgewandtheil und die Lebensformen der Berliner Kreise. Auch das mißfiel dem Prinzen, der auf Höflichkeit und elegante Bewegungsformen den größten Wert legte. Sie ist dieser, von Ironien übersprühten Welt völlig fremd, steht dem Lebensstil ihres Verlobten hilflos, mit ver legenem Gesicht gegenüber. Eckig in ihrer Befangenheit, hat sie in diesem eleganten, französisch zugeschnittenen Kreise keinen Platz Man tuschelt: „Aefsin* und „dumm wie Stroh" Das genügte, um sie ihrem Kronprinzen gänzlich gleichgültig werden zu lassen. Höflichkeit — eis kalt begegnete man dem armen, jungen Menschenkind. So mußte Friedrich Wilhelm bald den Sohn ermahnen, auf merksamer gegen seine Braut zu sein. Friedrich merkt, wie sie sich Mühe gibt, ihm zu ge fallen und auf all seine Fragen einzugehen, wie sie sich ängstlich an konventionellen Stil, höfische Formen und üblichen Ton klammert, um Friedrichs Gunst zu errin gen. Aber dieses offensichtliche Feilschen, das ihrerseits mit der besten Absicht geschieht, das aber zu ihrem frischen, natürlichen Wesen, ihrer Munterkeit und Einfachheit im Widerspruch steht und nur auf schlechte Beratung ihrer Umgebung zurückzusühren ist — all dies verstimmte Fried- rich, seine Abneigung wuchs, und die Prinzessin erreichte das Gegenteil ihrer Bemühungen. Sine hilfreiche Frau Am 12. Juni 1733 fand die Vermählung des jungen Paares statt. Der alte Herzog Ludwig Rudolph richtete die Hochzeit für seine Enkelin prächtig aus. Der Groß vater sagte ihr 25 000 Taler Heiratsgut zu, eine Aussteuer, Silber, Schmuck, Garderobe, wie es einer Prinzessin von Stande zukommt. Der König von Preußen dagegen setzte der Schwiegertochter eine jährliche Rente von 7200 Talern aus, kam für die Bedienung auf, die aus folgenden Per sonen bestand: Eine Hofmeisterin, zwei Hofdamen, ein Hofmeister, ein Kammerjunker, ein Sekretär, zwei Pagen, eine Kammerzofe, drei Lakaien, zwei Kammerfrauen und sechs Diener. Vor dem Altar rollten Friedrich die Tränen aus den Augen. Die Höflinge sagten, es seien Freudentränen ge wesen. Er aber mag den stillen Schwur getan haben, aus Trotz gegen jene, die ihn zu dieser Ehe gezwungen haben, seine Frau nicht zu berühren. Wenn er sie dadurch auch zur Büßerin für die aufgezwungene Heirat machen müßte: er wollte sich rächen! Dieser Vorsatz kristallisierte sich in ihm und gab ihm Halt, das Unabwendbare zu tragen. „Sobald die Beglückwünschungen vorüber mgren, wandte sich Friedrich von seiner Braut ab und trat einige Schritte zurück zu einer jungen Dame, die von den Ein geweihten als die Gebieterin seines Herzens bezeichnet wurde; immer wieder richtete er unvorsichtig genug das Wort an sie, während er seine Verlobte nicht einmal an- sah.* (Koser.) Eine Geliebte bei der Trauung? Es war feine Schwägerin Juliane, Schwester seiner Frau, zu der er sich mehr hingezogeu fühlte; sie war lebhafter, jünger^ reizvoller und klüger, wie sie nach ihrer Thronbesteigung in Dänemark beweisen sollte. Dieses auffällige Schneiden seiner Gattin war der erste Protest gegen die Heirat. Da Friedrichs Regiment in Ruppin stand, so eilte er sofort nach der Hochzeit wieder dorthin. Er wußte es einzurichten, daß Elisabeth Christine allein in Berlin blei ben mußte, denn er entschuldigte die Trennung damit, indem er sagte, es wären keine passenden Unterkunfts möglichkeiten in Ruppin vorhanden, um mit dem ganzem Hofstaat nach dort überzustedeln. Lädt ihn der Vater in die Hauptstadt ein, so findet er Ausflüchte, schützt dringendes Exerzieren. Manöver und dienstliche Geschäfte vor, um nur nicht nach Berlin, in die Nähe Elisabeth Christines, reisen zu müssen. Schon in dieser Zeit tritt eine gewisse Entfremdung ein, die später in Rheinsberg zeitweise wohl überstanden, aber nie überwunden wurde. Fortsetzung folgt. Raum für den Blick in die Wette Dr. Wilhelm Filchncr über die Aufgaben deS großen Kulturfilms Der deutsche Forscher und Nationalpreisträger Dr. Wilhelm Filchner, dessen gefahrvolle letzte Expedition quer durch Tibet und die Mongolei noch in frischer Er innerung ist, gewährte einem Mitarbeiter eine inter essante Unterredung. Filchner äußerte sich darin zu den besonderen Möglichkeiten, die der abendfüllende Kultur film als Erlebnisbericht wagemutiger Fahrten durch die Welt erschließt. Mit dem Film meiner vorletzten Expedition „Om Mani padme hum* hatte ich nicht gerade gute Erfahrungen gemacht. Der Film fand zwar bei der Presse und auch beim Publikum außerordentliches Interesse, es fehlte aber eine planmäßige Auswertung, und so wurde er nur dort wirklich gut ausge nutzt, wo irgendeine Persönlichkeit oder Vereinigung sich seiner besonders annahm. Der Grund für diesen begrenzten Erfolg Die Hotelküche im Film Der Film „Gastspiel im ParadieS" hat rin großes Luxushotel zum Schauplatz, und zwar die Gast, und Wirt- schastSräume. Auf dem Bild: Karl Hartl, der Regisseur des Films, und Curt Bierbaum. Photo: Ufa-Klitzke lM.) lag aber noch in einer anderen Tatsache. In der Zeit nach dem Kriege hatte das deutsche Volk keinen oder nur einen sehr schwachen Blick für europäische Fragen. Es hatte mit der Not im eigenen Lande, mit der Zerrissenheit in viele Parteien und allen möglichen harten Schwierigkeiten so viel zu tun. daß ihm der Blick in die Wett getrübt war. Der Umbruch brachte es mit sich, daß auch das geistige Blickfeld des gesamten deutschen Volkes größer und umfassender wurde. Der Wille, der unserem Volk Richtung gab, ließ es auch über die Grenzen des Reiches und Europas Hinwegschauen, um Wesentliches der gesamten Wett in sich auszunehmen. Diese Erweiterung und Vertiefung des geistigen Blickes unserer Ration steht noch im Ansang, sie ist auch nicht von heute aus morgen zu erzielen. Nur allmählich kann sie sort- schreiten, um schließlich die ganze Nation sür sich zu gewinnen. Unsere Zeit aber, in der ein neuer Abschnitt der Geschichte unseres Volkes geschrieben wird, läßt auch ans diesem Gebiete eine raschere Entwicklung erhoffen. Eine solche Entwicklung fordert aber die Ausnutzung aller Möglichkeiten, die dem dem- schen Volke einen Einblick in die Vielfalt der Wett zu ver mitteln geeignet sind, noch zumal das Bedürfnis hierfür immer dringender wird. Wohl die größten Möglichkeiten bietet in dieser Beziehung der Film, der in der speziellen Form des Er ¬ lebnisberichtes, des abendfüllenden Kulturfilms in diesem Sinne eine erhöhte, kaum hoch genug zu schätzende Ausgabe hat. Der Kultursilm großen Stils, der einem sachlichen Be- dürsnis der Nation entgegenkommt, wird naturnotwendig jene Sensationen ablehnen, mit denen man früher derartige „Kulturfilme* dem Publikum nahezubringen versuchte. Heute wird man auch auf diesem Gebiete die Wahrhaftigkeit, die Echtheit, eben das wirkliche Dokument als den Höhepunkt der Leistung ansehen. Der Drang, ja die Sehnsucht des deutschen Menschen, andere Länder und ihre Völker in ihrer geistigen Umwelt und Eigenart kennenzulernen, um Vergleiche ziehen, sich so unserer deutschen Art nur noch bewußter werden zu können, dieses „Fernweh* des Deutschen ist außerordentlich stark. Darum wird der Kulturfilm, der diese Sehnsucht stillt, immer mehr Anklang sinden, je mehr Menschen um ihn und seine Art wissen. Für uns Forscher, die wir uns unentwegt um die Kenntnis und Erkenntnis fremder Länder und fremder Völker bemühen und uns gern den Mühen und Strapazen unterziehen, um Entdeckungen zu machen, die der Menschheit dienen können, bedeutet es sehr viel, von unserer Arbeit einen Filmbericht geben zu können. Denn der Film ist das einzige Instrument, unsere Arbeit dem eigenen Volk nahezubringen, ihm den Blick für die Weite zu geben und ihm verständlich zu machen, wieso und warum wir eigentlich solche Expeditionen durchführen. Es ist wichtig, daß unser Volk durch solche Filme von frem den Völkern und ihren Ländern, ihren Sitten, Gebräuchen und ihrer Umwelt Kenntnis bekommt. Filmberichle von Erlebnissen in fremden Ländern sind mehr als Unterhaltung, sie sind ein vortreffliches Anschauungsmittel, weil es viele viele Tausende das miterleben läßt, was sonst zu schauen und zu erleben nur einem kleinen Kreis vergönnt wäre. Denn diese Expeditions filme richten sich ja nicht nur an die sogenannten gebildet n Kreise, sondern vermitteln aus der Struktur des Kinobesuches gerade auch den einfachsten Bevölkerungsschichten jene Freude am Erlebnis, die die Befriedigung eines Wissensdurstes gibt, den man vielleicht bis heute viel zu gering eingeschätzt hat. Daher kann ich es nur begrüßen, wenn man sich nach langer Zeit des Stillstandes, ja sogar des unverkennbaren Rückschrit tes wieder der Ausgestaltung des Lichtspieltheaterprogramms in dieser Hinsicht angenommen hat. Wir brauchen Filme dieser Art, und ich möchte nur wünschen, daß diesen Bestrebungen voller Erfolg vergönnt ist. Jede Erweiterung des geistigen Blickes unseres Volkes sörder« auch das Verständnis für unsere nationalen Notwendigkeiten, unsere Stellung und Geltung in der Welt, die sich unsere Nation in zielbewußtrr Führung von Jahr zu Jahr stärker erobert. 67 deutsche Filme für Amerika. Rach dem amerikanischen Filmjahrbuch wurden in den Vereinigten Staaten im letzten Jahr 780 Filme vorgeführt, 45 Filme mehr als im Vorjahr. Davon wurden 240 (gegen 213 im Vorjahr) importiert, di« übrigen waren amerikanische Produktion, davon 408 ckvn den fünf großen Hollywood-Gesellschaften. Aus Deutschland kamen 67 Filme, aus England 50, aus Frankreich 23. aus Ungarn 18, aus Italien 17, Rußland 15, Polen und Schweden je 10, Spanien S, Oesterreich 6 Filme, der Rest aus andere« Ländern. Bou neuen Filmen und ihren Darstellern Karl Martell und Viktor Staal spielen Hauptrollen in dem Film „Frauen sür Golden Hill*, den Erich Wasncck in Szene setzt. Joachim Godtschall hat als Partner von Bngine Horney eine Hauptrolle in „Du selber bist das Rad" Hans Albers wurde für die Hauptrolle des Films „Sergeant Berry* verpflichtet, dessen Regie Herbert Selpin übernommen hat.