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- für . Riesa, Strehla und deren Umgegend. 48. Dienstag, den 22. In« 1851. Die Ostheimer Kirsche. Diese, in allem Betracht schätzbare ökono mische Kirsche stammt aus Italien, ist gegen die Mitte des jüngstverfloffenen Jahrhunderts von einem Fcldarzt mitgebracht und zuerst zu Ostheim, in Franken am Schöngebirge, seiner Vaterstadt «»gepflanzt worden. Sie ist von starker mittel mäßiger Größe, schwarzroth, rund, hat einen etwas langen Stiel, ein zartes Fleisch, von pi kantem angenehmen Weichselgeschmack, einen stark färbenden Saft von etwas vorstehender Säure, und ist sowohl zum frischen Genuß als vornehm lich zum Trocknen für Gesunde und Kranke vor trefflich. Sie reift gewöhnlich gegen Ende des Julius. Der Baum ist zwergartig und zeichnet sich vor allen Kirschen aus. Er wird ein großer Busch, und als solcher außerordentlich fruchtbar bis an die Erde. Das Blatt ist etwas länglicht, dun- kelgrün, beugt sich rinnenförmig zusammen, ist stumpf gezahnt und hat einen kurzen dunkelrothen Stiel. Seine Fortpflanzung ist sehr leicht. Außer dem, daß er häufig Wurzel sprossen treibt, welche man im Herbste oder Frühjahre aushebt und ver pflanzt. Beugt man im Herbst oder Frühjahr die Seitenzweige um den Busch herum in ge machte Löcher, und bedeckt sie mit Erde, wo sie dann häufige Wurzel ziehn; sie werden alsdann, wenn sie zwei Jahre sich bewurzelt haben, abgc- löst und verpflanzt. Die Anlage einer Ostheimer Kirschenplan tage, die sehr einträglich ist, und an manchen entbehrlichen Berg, selbst an eine kiesigte Anhöhe, oder an einen Neubruch taugt, wird so gemacht: Man setzt die bewurzelten Zweige und Stämmchen 2, 3 bis 4 Fuß hoch in Reihen, die 7 Fuß weit von einander entfernt sind, wie Weinstöcke 5 bis 6 Fuß von einander, ist aber der Boden gut, noch weiter. Man behacket sie jährlich wie Weinberge, und hält sie vom Unkraut rein. Alle 6 Jahre wird entweder bas alte Holz ausgehauen, um den vielen Sprößlingen neben herum Luft zu machen, und dadurch den Busch zu verjüngen, damit die Früchte größer und besser werden, als wenn das alte Holz daran bleibt und die Wur- zeln sich dann immer mehr verstärken; oder man rottet nach 7 höchstens 8 Jahren das ganze Stück um, und bepflanzt eS ganz von Neuem mit den jungen bewurzelten Ausschlägen, welches die vor züglichste Art ihrer Fortpflanzung bleibt. Will man sich aber nicht durch gänzliche Umrottung der Kirschenplantage auf 1 oder 2 Jahre völlig aller Kirschenernte berauben, so theilt man die Kirschen anlage in mehrere Quartiere ein und rottet nöthi« genfallS das eine um das andere zur Bepflanzung um. Ein Sluck Land, von einem Morgen Rheinl. das zumal an Bergen oft unbenutzt liegen bleibt, kann sich als eine Kirschenplantage jährlich wie ein Capital von 1000 Gulden und mehr verin- teressiren. Die Zwergkirschenstämme lassen sich zwar auch unter der Scheere halten und zu Hecken ziehen, sie tragen aber dann wenig Früchte und treiben stark ins Holz. Am vortheilhaftesten ist ihr Anbau, wenn man sie ungestört aufwachsen läßt und den Boden in jedem Frühjahre gut be hackt. Dazu sollte man absichtlich keinen fetten Boden nehmen, weil sie nur allzustark treiben und leicht den Gummifluß bekommen; aber auch bei dem geringen oder schlechten Boden muß man eS an Kultur, an Umhackung desselben und am Verjüngen der Sträucher, wenn sie aufhören wol- len, zu tragen, nicht fehlen lassen. Aus Christ'« Handbuch der . Obstbaumzucht. Don vorstehend beschriebener, überaus schöner und nutzbarer Kirschenart, welche für unsre Ge gend ganz geeignet ist, habe ich im vorigen Jahre einige Senker bezogen und angepflanzt, die zum Theil schon Heuer Früchte tragen, zu deren Be sichtigung ich, da sie nun reis find, Obstbaum züchter «»durch ergebenst einlade. Strehla, am 14. Juli 18S1. Robert Wollmann. Die totale Sonnenfinsterniß, am 28. Juli 1851. Man kann eS doch nicht in Abrede stellen, daß die Naturwissenschaften und die Mathematik, die wahre und praktische Aufklärung den Sieg über die Thorheit und den Aberglauben für alle Zeiten gewährleistet haben. Seitdem Kopernikus mit seinen mathematischen Formeln und Linien" die