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Elbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend. Dienstag, den 6. Januar L8SS -M Der Baum der Zeit. ft. (Zum Neujahr 18S2.) - ' D Es steht im Garten dieser Welt ein Baum < Mit weitverbreiteten, gewaltigen Aesten; Er überschattet «inen großen Raum, Und dient M Herberg' ««zählbaren Gästen. Und wunderbar! die Blätter, die er trägt. Die Blüthen, di« er läßt dazwischen keimen. Die Früchte, die er au» den Blüthen prägt. Sind Einer Art nicht wie bei andern Bäumen. Was nur an Blatt und Blüth' «in Selam nennt,^ Als Bild für Freud' und Leid, hängt hier am ÄÄnze; Was tbr an Gift- und Labefrüchten kennt, Drvht hier und winkt mit buntem Schimmerglanze: Auch Lust- und Trauerniale steh'n gereiht, Umwblbl vvn ihm, an seinem Fuß im Grase: —' Es ist der wunderbare Baum der Zeit; Zwölf Monden dauert feine Lebensphase. Der Wunderbaum, er steht niemals ganz kahl: Es ist ein cwtg Welken und Belaube«; Verjüngend giebt ihm bald der erste Strahl, Was ihm des Dunkels letzten Stunden rauben. Gleich einem großen Wcthnachtsbaume, voll Von Köder für die Hoffnungen der Erde, Steht er gesegnet da mit reichem Zoll, Steht da, umdrängt mit sehnender Gebehrde. — Du schöner Baum der Zeit, der du dich heut' Verjüngt uns wieder zeig st : — Grün auf und blühe. Trag' Allen, die da steh'n, viel, was sie freut. Und wenig, was sie kränkt! — Lohn' ihre Mühe, Lohn' ihr Gebet, lohn' ihre Thränenfluth, Mit ter sie täglich deine Wurzeln netzen; Gönn' ihren Häuptern eine fich're Hut, Laß sie in deinen Garten gern sich setzen! Breit' über Volk und Land dich segnend au-! — Du deckst es leicht, wir stehn ja nah' beisammen. — Beschatte mild des Fürsten Vaterhaus! Halt' ab vvn uns den Strahl unheil'ger Flammen! Laß heitre Lieder dein Gezweig' umweb'«. Und senke, schwer von Segenssrucht, die Aeste; lind merkst du, daß ein Giftblatt will entsteh'«, E» streif' e« ab, zum Frommen deiner Gäste! — Hei! — wie du dich so schön belaubst, wie reich. Wie bunt, wist vielversprechend, immer dichter! — Da schilt dich Mancher markloS, reif zum Streich. Das find' ich nicht. — Roch spielen heitre Lichter AUf deinen frischen Blättern; üppig blähn Di« Früchte sich zgr Labung uns entgegen: — Ich denk', wenn wir das Pflücken nur versteh'«. Der Baum der Zett ist stets noch reich an Segen! P-I-tz- -- V-fe. TageSneuigkeiten. Deutschland. Wer noch daran zweifeln wollte, daß in dem BundeSpalaste auf der Eschen heimer Gaffe zu Frankfurt a. M. der Unfriede und di« Zerwürfnisse fich in »euerer Zeit eher mehren als mindern, der darf jetzt nur die Re- gieruitgSblätter mit einiger Aufmerksamkeit lesen. Mit sichtbarer Verstimmung sprechen die preußi schen Organe von dem Gebühren Oesterreichs und seiner Anhänger, während wiederum die Wiener Blätter gar viel an der Haltung Preußens zu tadeln finden: die Geheimnisse der BundeSver« sammlung werden rücksichtslos vor den profanen Augen der Zeitungsleser enthüllt, und namentlich scheint es das Berliner Cabinet darauf abgesehen zu haben, durch derartige Enthüllungen di« öffent liche Meinung für sich zu gewinnen. So offen bart jetzt die offizielle Preußische Zeitung, daß Oesterreich, Baiern, Sachsen, Kurhessen und Luxemburg noch aus dem Jahre 1848 mit Ma- tricularbeiträge» für die deutsche Flotte im Rück stände sind. Es wird ferner in demselben Blatte behauptet, daß das Nichtzustandekommen einer deutschen Flotte hauptsächlich an dem Widerstande Oesterreichs, BaiernS, Sachsen» und Hessens ge scheitert sei. Dabei läßt freilich das preußische Regierungsorgan unerwähnt, daß man zu seiner Zeit namentlich von Berlin au» die Erfüllung brr Voraussetzungen verhindert hat, an welche die BeitragSpflichtigkeit der übrigen deutschen Staaten bei dm Schöpfung, eines solch?» natio nalen Unternehmens vorzugsweise geknüpft war. In Leipzig ist am 2S. Dec. der dort wegen seiner Betheiligung an den Maiereigniffen in Hast und Untersuchung befindliche Fabrikant E. G. Schwendler aus Lindenau entflohen. Er war in erster Instanz zu lebenslänglicher Zuchthaus strafe verurtheilt. In Baiern soll man in der Regierungs sphäre über den Staatsstreich L. Napoleon'- ein keineswegs günstiges Urtheil abgegeben habe»; auch bemerkt man in den dafigen offiziellen Blät- lern nicht jenen lauren Jubel, welcher fich in so taktloser Weise in anderen Regierungsorganen Luft machte. In Nassau ist der Ministerpräsident von