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sr eine» Erlasses bei den direkten Steuern, daß von den auf das Jahr 1853 vertheilten Zuschlägen zu den directen Steuern bei dem letzten dieß jährigen Steuertermine die Hälfte erlassen werden solle, so daß mithin bei der Grundsteuer (1. Nov.) nur zwei Pfennige ordentliche Steuer von jeder Steuereinheit und bei der Gewerbe - und Perso nalsteuer (15. Oct.) nur ein halber Jahresbeitrag ordentlicher Steuer zu entrichten sein wird. WilSdruf, 4. Mai Am letztvergangenen Sonnabende wurde Vormittags 11 Uhr von dem Fuhrmann Schiffner aus WilSdruf an der Chaussee von Grumbach nach HerrzogSwalde hin ter einem Steinhaufen ein lebendes Kind, weib lichen Geschlechts, ungefähr 3 Wochen alt, auf gefunden, nach Hcrzogswalde gebracht und dort in Pflege gegeben. Die Mutter des weggesetzten Kindes wurde von der Gensdarmerie in der Per son der Dienstmagd Joh. Julie Böhme, 31 Jahr all, aus Dittmannsdorf bei Sayda, ermittelt, in Freiberg verhaftet und dem dasigen Stadtgericht überliefert. Die Böhme ist bereits mit dem drit ten unehelichen Kinde in dem Hebammeninstitute zu Dresden entbunden und den 22. April d. I. dort entlassen worden. (S. D-) Bautzen 10. Mai. (B. N.) Heute Morgen gegen 8 Uhr gingen zwei zu der vor der Stadt an der Spree gelegenen Pulverfabrik des Herrn Stein bock gehörige Werkhäuser in die Luft, wobei zwei Arbeitöinänner, deren Körper gänzlich zerrissen und stückweise wieder aufgefunden wurden, umS Leben kamen und ein dritter, namentlich am Kopfe, so stark beschädigt wurde, daß er kaum mit dem Le ben davon kommen wird. Die traurige Kunde von diesem, in ähnlicher Weise schon tstch mehr mals an jenem Orte ereignet habenden, Unfall erregte in der Stadt allgemeine Bestürzung und überraschte um so mehr, als man die Explosion theils gar nicht, theils nur wie einen starken Schuß vernommen hatte. Aus der Frauensteiner Amtsland« schäft, 6. Mai. (Weiß.-Ztg.i Am 3. d. M., Bormittags, bildete und entladete sich in der Ge gend über Randeck, Wcygmannsdorf, Helbigsdorf und Lichtenberg ein Gewitter mit solchen Strö men von Regen und Schloßen, daß au Saatfel dern außerordentlicher Schaden entstand; viele Scheffel Kornaussaat wurden weggeschwcmiut, nnd iu Randeck lag auf de» Wiesen die Acker krume mehre Ellen hoch, durch und durch mit Korn vermengt; in den Feldern waren manns tiefe Nacheln gerissen, nnd in einem Hause in Randeck, das unmittelbar am Fuße eines Berges liegt, von welchem gerade der Hauptstrom des Wassers herabkam, wurden die Fenster in der Etage eingedrückt und daS Wasser drang mit so viel Erde und Steinen in dasselbe hinein, daß mehre Personen den Tag über beschäftigt waren, diese Massen wieder heraus zu schaffen. In LiSko (Galizien) fand man im Keller eine» JSraelitten, NamenS Leib Fried, 3 zum Theil schon verweste weibliche Leichname verschie denen Alter», alle mit dem Gesichte zur Erde ge kehrt, aber ohne daß an denselben Spuren von Gewaltthätigkeiten sich gezeigt hätten, auch scheint der Tod nicht vom Hunger herzurühren, da alle 3 Körper gut genährt sind. Die am meisten in der Verwesung vorgeschrittene Leiche scheint schon 3—4 Monate in dem Keller gelegen zu haben, die beiden andern aber nur erst seit kurzer Zeit. Die Untersuchung über das räthselhafte Ereigniß ist eingeleitet. Frankreich. Schon vor ungefähr 14 Ta gen sprach man in Paris von einem nicht ganz unbedenklichen Unwohlsein der Kaiserin; es bat sich diese Angabe auch bestätigt, doch scheinen die Gerüchte hierüber dem Unfälle selbst vorauSgeeilt zu sein, denn erst unterm 1. Mai bringt der Mo- niteur die Nachricht: „Die Kaiserin, die seit zwei Monaten schwanger war, hat am 29. April eine Fehlgeburt gehabt; ihr Befinden ist nach Umstän den befriedigend." Der Kaiser soll über das Fehlschlagen seiner Vaterhoffnungen sehr betrübt sein; er verbrachte die meiste Zeit, die ihm die Staatsgeschäfte übrig ließen, am Krankenbette sei ner Gemahlin. Letztere ist übrigen» nach neueren Berichten so weit genesen, daß sie wieder aus» fahren konnte. Aus Paris berichtet die offizielle Preußische Zeitung folgende sonderbare Geschichte: die Oberin des Klosters St. Vincent de Paule und sieben Nonnen desselben haben entschiedene Sympathie für da» evangelische Bekenntniß gezeigt. Nach längerer Einkerkerung, bei welcher zwei der Non nen starben, und nach vergeblichen Versuchen, die Unglücklichen in den Schooß der katholischen Kirche zurückzuführen, wurden die strengsten Maaßregelu gegen sie ergriffen. Ueber ihr Ende ist bis jetzt ein Schleier gebreitet. Man weiß nur, daß die Oberin und die Nonnen verschwunden sind. In zwischen steht es nur Verwandte» der Opfer zu, diese Angelegenheit vor den Gerichten weiter zu verfolgen. Obwohl es dadurch unendlich erschwert wird, einen Kläger zu finde», so hat man doch Grund zu glauben, daß dies geschehen werde." Der Bodensee hat am 1. Mai wieder seine Opfer verschlungen. Zwei brave junge Männer fuhren mit drei angesehenen Bürgerstöchtern über. Einer der jungen Männer stürzte in die See, ein Mädchen wollte ibn retten und stürzte nach, die beiden andern Mädchen thaten sich einander das selbe und eben so der zweite junge Mann. Die Männer retteten sich, die Mädchen von 15, 18 und 19 Jahren ertranken.