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Elbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend 82. Dienst»-, den 27. Drrkmitr "18«»-' »ck««»»—M —^^MSSS»«NNE<Di<»r»S»L>tzU8MN - Brief eines australischen Goldgräbers an seine Mutter in Dresden. Dir Sächsischen Cönstitutionellen Zeitung entnommen. Melbourne, am 27. Juli 1852. Um Ihrem Wunsche, Auskunft über mein Thun Wd Tmben zu^ertheilen in möglichster Genauig keit uachzükömmen, Muß ich zunächst auf die Ver« ggngenheit zurückgehen. — Im Juni vorigen Jah res, als ich noch bei W. u. W. arbeitete, traf plötzlich die Nachricht hier ein: man habe bei Sydney (600 englische Meilen von hier) sehr viel Gold gesunden! Diese Nachricht, wie ein Lauf feuer sich verbreitend, veranlaßte schon damals Viele, nach jener Gegend zu ziehen, was gewal tig zunahm, als ein Stück gediegen Gold von 106 Pfd. gefunden worden war. — Hatte ich auf Anrathen meiner Prinzipale bis dahin dem allge meinen Zuge zu folgen widerstanden, so war des Haltens sodann auch bei mir nicht mehr, als sich kurz darauf die Kunde verbreitete, daß in Ballu- rat, circa 70 Meilen von hier, ebenfalls »eiche Goldgruben gefunden worden seien. Wer gesunde Beine hatte, lief Goldgraben, und innerhalb 14 Tagen verließen über 8000 Menschen die Stadt. Den Ander» uns anschließend, wanderte auch ich in Gesellschaft von noch vier Deutschen, die wir unS mit 2 Sack Mehl, einen jeden zu 200 Pfund, mit 80 Pfund Zucker, j. Kiste Thee, 20 Pfund Kaffee, 50 Pfund gesalzen Fleisch, Hacken, Schau fel, Spaten, Schubkarren und Siebe (zusammen ?5 Pfund Sterling kostend) versehen hatte», dem gerühmten Eldorado zu. Während viele der übri gen Goldsucher nichts fanden, war meine Gesell schaft so glücklich, innerhalb fünf Wochen 36 Un zen, zum Werthe von 3 Pfd. Stlg. Pr. Unze, auszufinden, als sich neuerdings von Mund zu Mund die Nachricht verbreitete, daß 40 Meilen weiter nach Norden, am Berge „Alexander" reiche Goldlager sich gefunden hätten. — Das frühere Verhältniß aufgebend, ging ich nach Melbourne zurück, und schloß mich erneuert zwei Deutschen und einem Engländer zur Reise nach „Berg Alexan der" mit Pferd und Wagen ausgerüstet an. Bei unserer Ankunft daselbst wurde das Gold 6, auch Mitunter 2 Zoll unter der Erdoberfläche gefunden, Vyn Unzen sprach man nicht mehr, Pfunde muß ten es sein, ja ich habe Leute gesehen, welche in 2 Tagen 80 Pfund Gold sanden. Meine Ge sellschaft fand zwar Etwas, jedoch »hn« vorzugs weise Glück zu haben. Nach vierwöchentliche« Aufenthalt nöthiqte mich eine Art Stuhrkankheit zur sofortigen Rückkehr nach Melbourne. — Die Goldgewinnung selbst betreffend, so ist das Dev» fahren folgendes: Man fährt die Erde an» Was ser, schüttet ste in ein Faß, und wäscht sie so lange, bis die Steine rein find. Das Gold setzt fl'ch' zu Boden. Zuletzt nimmt man Steine und Sand in eine Zinnschüffet, bis sich da» Gold allein am Boden zeigt. Dies ist die Metbode, wenn flch das Gold an der oben» Erdkruste findet: Schwier riger ist es, wenn es durch Gräben von Löcherw gewonnen werden soll. Hierbei tritt ein leidigem Glücksspiel ein. Wir haben Löcher von 30—M Fuß Tiefe gegraben und nur wenig erbeutet, wäh rend Andere M größter Nähe ungleich glücklicher waren! Trotzdem erübrigtes ich mehr, als ich durch mein Metier jemals hätte erschwingen kön nen. — Neue Goldlager sind entdeckt, wovon das am Bendigo da« bei weitem reichhaltigste ist. Un geheure Holdmassen sind gefunden, 50 Tonnew a 20 Eentner sind bereits nach England verschifft) und das Doppelte liegt zum Versandt hier an der Stadt. — DaS Leden ist hier furchtbar theürr't Kost und Logis pr. Woche 10 Thlr. Cour. Geld w.; ein Hemd zu Maschen 7z Ngr.; die Fracht aus 100 Pfund von Melbourne iDMont Alxan- der 80—100 Thlr. Doch ebenWWid die Ar beitslöhne enorm, ein Tagelöhner erhält 14 Thlr. p. Woche, Tischler und Zimmerleute 7 Thlt. pr» Tag; 20 — 30 Meilen von hier sogar bis 10 Thlr. pro Tag. — Schuster scheinen mir den größten Verdienst zu haben, denn innerhalb der letzten 6 Monate kostet mich das Schuhwerk circa 70 Thlr. — Schneider sind in Masse hier, haben aber vollauf zu thun. Ein paar Beinkleider gikt 16 Thlr.; ein Rock, dort circa 14 Thlr. «erth, hier 40 Thlr.; 1 St. Cigarre 2z Ngr., 1 Pfd. Taback 2 Thlr. 20 Ngr.; — und wer Mit 100 Thlr hier ankommt, kann bei sparsamer Eintheil- ung kaum auf 14 Tage zu reichen sich Rechnung machen. Jetzt hat Melbourne ein Theäter, zwei KunstreitergefellschafteN, welche allabendlich 300 Pfd. Stlg. einnehmcn mögen. Der erste Platz kostet 2 Thl. 20 Ngr., der letzte 1 Thl. 20 Ngr. — Während hier an lder Stadt die Unze G»K> 3 Pfd. Sterling 3 Shilling gilt , bracht» der ge-