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Inserate werben bi-Monta- Mittwoch u Freitags Mittag angenomaw« und kosten: die Ispalt. Zetters Pf, Unter Eingesandt : SO Pf di« kaiserlichen Post, ««statten und durch unsere Voten. Bei freier Lieferung ix Haus erhebt die Poft »och eine Ge bühr von 2S Psg. Infrrateu- A«nah«este»eu: Die Arnoldische Invalidcndant, H aasensteinL Bögler^ Rudolf Äpsse, , B L. Daube L «o. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlm, Frankfurt a/M. , u. f w. Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschafteu Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr«a«n Müller in Dresden. G-ped u. Redaktion BasteS. Pix Heilung erscheint ^nurrstaa und Samrabend frLj- AdouneMrnt-- Pretsr Vierteljahr!. M 1^0. Wr. 22. Dienstag, den 22. Aeöruar 1881. 43. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Die Pünktlichkeit, mit welcher diesmal dem Reichstage der Etat vorgelegt worden ist, läßt nichts zu wünsch«» übrig. Weniger erbaulich dünkt unS daS mit jedem Jahre auffälliger werdende Anwachsen der AuSgabenposten, unter denen da- Mi» litärbudget, da- von den 597 Millionen Mark deS GesammtetatS deS deutschen Reichs, nahe an 373 Mil» lionen, (davon 28 Millionen auf die Marine), in An spruch nimmt, oben ansteht. Die Verwaltung de- RrichSheereS erfordert gegen daS Vorjahr einen Mehr aufwand von etwa 39 Millionen Mark, wovon 17Z Mil lionen daurrnde, 21j Millionen einmalige MehrauS» gaben find und von welch ersteren auf Sachsen 2,345,161 entfallen, während sich die letzteren für Sachsen auf 2,772,644 M. beziffern. Dabei ist noch der außerordentliche Etat deS ReichSheereS mit 23z Millionen Mark außer Ansatz geblieben. AlleS in Allem wird also das deutsche Heer in diesem Jahre 63,099,922M. mehr als 1880 kosten. Urberraschen kann dieses Faktum nicht, denn daS Budget ist zum überwiegenden Theile nur die unvermeidliche Kon sequenz diS Gesetzes vom 6. Mai 1880, welches die Frieden-»Präsenzstärke de- HeereS um 25,615 Mann erhöhte und die Uebungen der Ersatzreserve einführte. Ein geringerer Mehrbedarf kommt auf die Erhöhung der Preise der Brot- und Fourage-Naturalien, wobei da- Reich zugleich seine eigenen Zolleinnahmen vermehrt. Die Mehrausgabe deS GesammtetatS im Vergleich zum Vor jahre stellt sich übrigens nicht auch als ein PluS der Belastung dar, weil eine Anzahl von Ausgaben au- besonderen Fonds (Reichsinvalidenfond, FestungSbaufond, Eisenbahnbaufond, Zuschüsse aus der französischen KriegS- kostenentschädigung, Anleihe u. s. w.) si» al- durchlaufende Posten erweisen. ES sind die- inSgesammt 67,765,777 Mark (gegen 51,711,837 M. im laufenden Etatsjahr). Ferner hat auSzuscheiden eia Mehr von 26,023,500 M. an Ueberlragungen an Lie einzelnen Bundesstaaten auS dem Erlöse der Zölle und der Labakösteuer, da diesem Betrage ein gleicher Mehrertrag von den Zöllen und Ler Labakssteuer gegenübersteht. Als Steigerung deS ordentlichen BusgabeetatS ergiebt sich hiernach nur ein Betrag von 16,499,497 M., wie gesagt, zum weitaus größten Theile als Konsequenz der Novelle zum Mili- tärgesetz. Wie verlautet, steht die Vorlegung des Wehr- steuergesetzeS im Bundesrathe noch nicht zu erwarten, dahingegen ist am 18. d. M. der Abänderungsentwurf deS AerichtökostengesetzeS und die Gebührenordnung für die Gerichtsvollzieher Gegenstand der Verhandlung ge wesen. Genannter Entwurf hat nur drei Paragraphen, j 1 ändert den h 40 deS GerichtSkostengesrtzeS dahin Feuilleton. Der Herr Baron. Novelle von Ludwig Habicht. (18. Fortsetzung.^ Ach, du mein Himmel, die wird unS schön aufspielen, rief ein alter Diener, der müßig umherstand und dem Kutscher ruhig zusah. Wenn es noch wenigsten- eine Deutsche wäre, die find gutmüthixer; aber eine Französin! AlS ich vor zwanzig Jahren in Petersburg war — Wir wissen schon, da dientest Du bei einer Gräfin die auch eine Französin war. Ach, du mein Himmel, wie hat die unS malträ tieret — so heißl'S ja wohl? Aber unsere gnädige Baronin soll autmüthig fein. Du hast eS unS wenigstens versprochen Iwan, meinte der Kutscher. Ich verspreche Euch, daß Ihr noch niemals eine so schöne, kluge Herrin gehabt, wie unsere gnädige Frau, entgegnete Iwan mit großer Zuversicht. Wir «ollen e- sehr wünschen, sagte der alte Diener, denn die Weiber — da hat man Beispiele. Du alter Junggeselle kannst ja nicht über die Erauen sprechen, entgegnete Iwan lachend. Ach, du mein Himmel, ich kenne sie schon, seufzte der Alte und erhob wie anklagend die Hände. Geh' lieber an Deine Arbeit, sagte Iwan in förmlich befehlendem Lone. Johann muß in einer halben Stunde «nspannen und drinnen ist noch viel zu thun. ab, daß für da- durch den GerichtSschreiber an die Post gerichtete Ersuchen um Bewirkung einer Zustellung die einem Gerichtsvollzieher für ditsen Akt zustehende Ge bühr als Gerichtsgebühr erhoben werden soll, wenn nicht die Zustellung von AmtSwegen geschieht. Der zweite Paragraph enthält einen Zusatz zu § 80 deS GerichtSkostengesetzeS, dahingehend, daß in den Fällen deS h 47, sofern keine Gebühren zu erheben sind, für die Benachrichtigung von dem gegen einen Zahlungsbefehl erhobenen Widerspruch, für den Voll- streckungSbefehl, für die VollstreckungSklaufel und für daS Zeugniß der Rechtskraft keine Schreibgebühren erhoben werden sollen. Der dritte Paragraph beschäf tigt sich mit den Gebühren für Gerichtsvollzieher. Von legislativer Bedeutung war nur der Bericht der Aus schüsse über den Zusatz zu Lem Gesetzentwürfe wegen Erhebung resp. Erhöhung der Brausteuer. Man be schloß, die Einnahme auS genannter Steuer in Zukunft zwischen Reich und Einzelstaaten zu theilen, voraus gesetzt, daß dieselbe um das Doppelte erhöht wird. Die Vorschläge deS Reich-kanzlerS wegen Brtheiligung Deutschland- an dem internationalen Kongreß der Elektriker in Paris fanden die Zustimmung des BundeS- rathS; ebenso wurde die am 3. November 1880 in Pari- unterzeichnete Uebereinkunft über den internationalen Austausch von Postpacketen genehmigt. DaS preußische Herrenhaus hat den dauerndm Steuererlaß am 18. d. M. angenommen. Die Opposition, welche gegen die Regierung Tag- zurvr in so bedroh licher Weise ihr Haupt erhob, ist kleinlaut zu Kreuze gekrochen und nur ein Theil derselben (41 gegen 94) standhaft geblieben. Der Sieg deS Fürsten Blsmarck läßt also an Vollständigkeit nichts zu wünschen übrig. Die Angriffe aber, welche die Regierung mährend der Diskussion auSzuhalten hatte, dürften ihr noch lange in Erinnerung bleiben. Die Situation, welche Fürst BiSmarck durch seine Reden gegen Kamphausen geschaffen, läßt sich übrigens nicht besser charakterisiren, al- durch die Thatsachr, daß eine rrhcbliche Anzahl der früheren liberalen Gegner deS Exministers bei demselben ihre Karten abgegeben haben, um ihn zu seinem neulichen Erfolge im Herrenhause zu beglückwünschen. Einem der Gratulanten erwiederte Herr Kamphausen, daß eS ihm ein wohlthuendeS Gefühl fei, mit dem Reichskanzler in dieser Weise gebrochen zu haben. Wie sehr die Tragweite der aufregenden Scene nach der moralischen noch mehr als nach der parlamentarischen Seite auch unter den Konservativen empfunden wird, läßt sich daraus entnehmen, daß namhafte Mitglieder dieser Fraktion äußerten, es könne nach der neulichen Behandlung eines früheren Minister- Männern von Selbstgefühl kaum noch einfallen, ein Portefeuille im gegenwärtigen Kabinet Du hast mir gar nichts zu befehlen, murrte der Alte und blieb trotzig mit untergeschlagenen Armen stehen. DaS hübsche Gesicht Jwan's röthete sich vor Zorn, er ballte die Faust und schien nicht abgeneigt, den störrischen Alten für seine Frechheit augenblicklich zu züchtigen; aber er besann sich noch und bemerkte ruhig: Wenn Du glaubst, daß Du fortan wirst müßig gehen können, weil nun eine Frau hier herrscht, so irrst Du Dich sehr. Hast Dich wohl bei der Baronin schon recht ein. schmarotzt, daß Du hier beinahe den Herrn spielen willst? sagte der Alte trocken, den die Drohung deS Andern wenig einschüchterte. Ach, du mein Himmel, warum mußte unser guter, junger Herr sterben, denn da- Weiberregiment taugt niemals waS. Iwan drehte ihm zornig den Rücken und kehrte rasch in daS Schloß zurück, um nicht den unnützen Streit mit dem starrköpfigen Alten fortzusetzen. Von dem Grünschnabel laß ich mir nicht- befehlen, brummte ihm der Bediente nach, trotzdem ibm der vor- fichtige Kutscher abmahnend zuwinkte. DaS hättest Du nicht thun sollen, August, sagte er mit bedenklicher Miene. Ach wa», vor dem fürcht' ich mich noch lange nicht. Ich bi« ja weit älter und so ein unreifer Bursche hat mir gar nicht- zu sagen. Aber Iwan ist mit der Baronin gereist und gewiß bei ihr gut angeschrieben. Gib' Acht, er wird Dix'- gedenken, daß Du heut so grob zu ihm warst. Wa- kann der mir anhaben. Er ist ja nicht- mehr al- ich selber, meinte der Bediente. anzunehmen. Lie schon angedeutet, wird da- preußische Abgeordnetenhaus noch einmal zu einer Nachseffion zu sammentreten, da eS sich herau-gestellt hat, daß daL VerwtndungSgesetz bi- zum 23. d. M., dem Schluß termin deS Landtag-, die nöthigrn Stadien nicht mehr durchzumachen im Stande ist. Laut Kabinetsordre deS Kaiser- wird von nun ab auch die Landwehr-Jnfantrrie statt deS Tschako-, den Helm mit dem entsprechenden Abzeichen tragen. AlS man im Jahre 1861 die Armee-Reorganisation in Angriff nahm, die schließlich zur Konfliktsperiode führte, da wurde die Neugestaltung deS HeereS in erster Linie mit der beabsichtigten Schonung der Landwehr motivlrt, die nach den früheren Bestimmungen bei jedem auSbrechenden Kriege sofort hätte mit ins Feld rücken müssen. Die Reorganisation dagegen sollte eS ermöglichen, die Landwehr erst in zweiter Linie an den Feind zu bringen. Die Einführung deS HelmS al- Kopfbedeckung für die Landwehr ist nun das äußere Merkmal der völligen Gleichstellung der Landwehr mit der Linie. Bei einem in Zukunft etwa ausbrechenden Kriege werden voraussichtlich die Landwehr-Regimenter nunmehr mit den Linien-Regimentein gleichzeitig ins Feld geführt werden. Kennzeichnete schon der deutsch französische Krieg den humanistischen. Gedanken, welcher der Armee-Reor ganisation mit zu Grunde gelegen hat, als einen schönen Traum, so bedeutet die Einführung deS Helm- für die Landwehr das officielle Eingeständniß, daß eS mit jenem Traume nicht- war. Die weitere nothwendige Folge, die Organisation deS Landsturm- schon in Friedenszeiten, wird nicht lange auf sich warten lassen. Wer sich jedoch über die Kostenfrage Sorge machen sollte, dem möchten wir den Fingerzeig an die Hand geben, daß hier bereit- die Weh,steuer eSkomptirt zu werden scheint, die nach der Berechnung eines sanguinischen Anonymu- in einer jüngst bei F. Luckhartt erschienenen Broschüre mit Leichtigkeit 54 Millionen Mark jährlich ergeben dürfte, wahrlich, „heidenmäßig viel Geld!" wie der Verfasser mit weiland Herrn von Roon auSruft. Lrsterr. Ungar. Mvnarcdte. Im Gewerbe» au-schusse scheinen die Dinge nicht zum Besten zu stehen. Die Berathungen dieser Körperschaft, in welcher wie in allen anderen Ausschüssen, Lie Rechte die über wiegende Majorität besitzt, sind nicht um eine- Haare- Breite nach vorwärts gelangt, seitdem ihr die neue Gewerbeordnung zugewiesen wurde. Seit etwa drei viertel Jahr befindet sich die Majorität im Besitze der Macht, aber die Methode, nach welcher vorgegangen werden muß, um den parlamentarischen Arbeitsstoff möglichst expediliv zu erledigen, hat sie sich noch nicht anzueignen gewußt. — Bedeutendes Aufsehen erregt ein auS Srrajewo datirter Brief deS „Pester Lloyd", Johann war anderer Meinung, aber er schwieg, denn er wußte doch, daß sich der starrköpfige Alte nicht belehren ließ. Ohne sich in weitere Erörterungen ein» zulassen, putzte er noch eifriger an dem Wagen herum. Warum beeilst Du Dich so? fragte August. ES ist gar nicht ängstlich. Hast Du nicht gehört, daß ich in einer halben Stunde anspannen soll? Na, der Grünspecht hat Dir Loch nichts zu befehlen, der ist ja richt unser Baron. Aber er muß doch wissen, wann ich die gnädige Frau ab holen soll. Die hätte gar nicht nöthig hehabt, so einen auf geblasenen Burschen vorauszuschicken. Sie konnte nur einfach schreiben, da hätte sie AlleS in Ordnung gefunden, meinte der Alte und dampfte dabei behaglich seine Pfeife «eiter. Der Kutscher ließ sich durch diesen Widerspruch nicht beirren, sondern ging mit einer Hast seinen Ge schäften nach, al- ob der Baron selber hinter ihm stünde und ihn antrieb. Ach, du mein Himmel, brummte der Alte. DaS waren früher bessere Zeiten, aber nun kommt ein Untcrrock in- Schloß, nun «erden wir wie die Hafen herum gehetzt werden, — und dennoch rührte er sich selbst bet diesem schrecklichen Gedanken nicht von der Stelle. Auch die Gemüt her aller Andern waren durch die nahe Ankunft der neuen Herrin nicht wenig in Auf regung verseht. Man stritt lebhaft hin und her, ob eS nun besser oder schlechter werben würde und eigeothüm» lich genug, neigte sich die im Schlosse vorhandene «e Hh