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«xped.». Redaktion »rr»de»-«e«fta»t ll. Meißner Gasse 3. Die Zeitung erscheint Dienstag. DaanerIag and Dannaßen» früh. Ar„»e«e»t»- PreiS r vierteljihrl. M 1^0. Z» beziehen durch die kaiserlichen Post- impalten und durch Misere Boten. Bei ft ei er Lieferung in- Hau» erhebt die Post noch eine Ge bühr von Lb Psg. Kachslslyk VachnluGW Inseraten- <Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmanu Müller in Dresden. A»»ah«eftele«: Die Arnoldische Buchhandlung JnvalidmdanH HaasensttinLBogler. Rudolf Moffe, G. L. Daube L Lo. in Dresden, Leipzig, Hamburg, verlrn, Frankfurt a/M. Wr. 27. Sonnabend, den 5. März 1881. 43. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der herannahende Frühling erweckt diese- Mal bange Besorgnisse um den AuSgang der Frieden-verhandlungen, welche die Botschafter der europäischen Mächte in Ko» stantinvpel um so eifriger führen, al- sich sowohl die Pforte al- die griechische Regierung über die Bedeutung und die Tragweite der auf dem Berliner Kongreß gefaßten Beschlüsse auf ganz verschiedenen Linien bewegen und einen Appell an da» Vaffrnglück al- unvermeidlich zu betrachten scheinen. Zm Großen und Ganzen handelt eS fM zumest um den Besitz der wichtigen und begüterten Stadt Janina, welche die daselbst vorhandenen Griechen erst zur be deutenden Handelsstadt gemacht haben, die aber so zahl reiche muselmännische Einwohner zählt, daß 14 Moscheen dem Bedürfniß der Gläubigen kaum genügen. Liegt Griechenland daran mit Janina rin große- HandelS- emporium zu erwerben, so wird die Pforte wiederum Alle» daran setzen, einen Platz zu behalten, um den in den Jahren 1820 bi- 1822 Ströme türkischen Blute- vergossen worden sind, al- Ali Pascha, der damalige Pascha von Janina, den Aufstand der Griechen benutzen wollte, um sich ein von der Pforte unabhängige- Fürstenthum zu gründen. Der deutschen Regierung erscheint eS unter solchen Verhältnissen zeitgemäß, die Verantwortung für ein Scheitern der Verhandlungen in Konstantinopel von sich abzulehnen und die weitverbreiteten Anschauungen von der offenbar überschätzten Mission de- Grafen Hatzfeldt auf ein rich tige- Maaß zurückzuführen. Die Stellung der deutschen Regierung zu den in Konstantinopel schwebenden Ver handlungen wird deshalb von der »Nordd. Allgem. Ztg." in einem osficiösen Artikel ausführlich erläutert. Es heißt in demselben: »Unsere Politik auf dem Kongreß war keine andere als die, Zerwürfnisse zwischrn den europäischen Mächten zu verhindern, und diese Politik ist noch heute dieselbe. Sie veranlaßt Deutschland zu einer bereitwilligen Mitwirkung in dem Konterte der Mächte, aber sie bringt für unS durchaus keine Ver suchung mit sich, eine Führerrolle zu erstreben und da mit eine Verantwortlichkeit zu übernehmen, welche nach beigelegtee Sache bei ollen betheiligtrn Parteien mehr Un zufriedenheit alS Anerkennung zu erwerben geeignet wäre. Wenn Graf Hatzfeld bestimmte Instruktionen hat, so sind diese doch nicht so bindender Natur, daß sie ihn verhindern würden, jedem Vorschläge zuzustimmen, wel cher den anderen Mächten geeignet erscheint, den Frieden im Orient zu erhalten. Bei Gelegenheit der Durchreise de- Herrn Göschen ist Fürst B'Smarck nicht nur von diesem, sondern auch von Seiten anderer Kabinette aufgefordert worden, seine Ansicht über da- Verfahren zu äußern, welche- er für die in Konstantinopel konferirenden Feuilleton. Der Herr Baron. Novelle von Ludwig Habicht. (23. Fortsetzung.) Al- die Freunde schon davon sprengen wollten, hielt der Graf plötzlich sein Pferd an und den Kopf zurückwendend, rüf er mit scharfer, befehlender Stimme: Ich habe meine Eigarrentasche vergessen. Sie liegt auf dem Waschtische, Iwan, hole sie geschwind! und er machte eine bezeichnende Bewegung mit seiner Reitpeitsche. Der Kammerdiener rührte sich nicht vom Flecke. Sein Gesicht entfärbte sich, er preßte krampfhaft die Lippen aneinander, dann wandte er sich zu einem Be dienten zurück, der in der Nähe stand und sagte ebenso laut und befehlend wie Brückenburg: August, hole einmal die Eigarrentasche de- Herrn Grafen. Brückenburg gab seinem Pferde die Sporen und sprengte die Rampe hinauf, so daß er in der nächsten Sekunde dicht vor dem Kammerdiener hielt: Willst Du Schuft wohl die Lasche selber holen? Oder fühlst Du Dich zu vornehm dazu? Er zeigte dabei scheinbar den heftigsten Zorn. Iwan rührte sich auch jetzt nicht von der Stelle und blickte nur schweigend, mit Augen, au- denen die wildeste Wuth funkelte, zu dem Reiter hinauf; aber die Baronin trat mit hochg«r-thetem Antlitz an Brücken- burg heran und mit allen Zeichen der Empörung fragte sie rasch, während ihr Busen heftig wogte: Wie kommen Botschafter für zweckentsprechend halte. Die Aeußerung de- deutschen Minister- der auswärtigen Angelegenheiten hat keinen anderen Charakter beansprucht, alS den eines auf Wunsch der Brtheiligten abgegebenen Gutachtens eine- Sachverständigen. Diele- Gutachten hat bei den Kabinetten, soviel wir wissen, ohne Ausnahme im Princip Zustimmung erhalten, in Einzelheiten zu Gegenäuße- rungen einzelner Kabinett Anlaß gegeben. Ob die Bot schafter in Konstantinopel die in allen Hauptsachen aus gesprochene Übereinstimmung der Kabinette zu einem praktischen Ergebnisse entwickeln werden, bleibt abzuwarten, jedenfalls ist Deutschland diejenige Macht, welche von der Bejahung wie der Verneinung dieser Frage zuletzt berührt werden wird." Diese geringe Zuversicht auf den Erfolg der FriedenSarbeit eröffnet keine sehr erfreuliche Aussicht auf die Entwickelung der Dinge in Thessalien und EpiruS. ES ist nur ein Trost, daß Deutschland von einem üblen AuSgang derselben nicht in direkte Mit leidenschaft gezogen werden kann und daß alle Mächte im eigenen Interesse bestrebt sein werden einen eventuellen Kampf möglichst zu lokalisiren. Auf die Mahnung der europäischen Botschafter, während der in Konstantinopel schwebenden Verhandlungen den AuSbruch kriegerischer Verwickelungen hintanzuhalten, erklärte die griechische Regierung, daß sie Alle-, waS in ihren Kräften st«he, thun werde, um der Mahnung zu entsprechen, nahm jedoch Anlaß zu der weiteren Erklärung, daß sie nach wie vor die Beschlüsse der Berliner Konferenz alS rechtsverbindlich für beide streitenden Parteien erachte. Die Vertreter Griechenlands bet den Mächten erh elten dement prechende Instruktionen. Wenn Griechenland auf diesem Vlandpunkt verharrt, dann wäre der AuSbruch deS Krieges im Orient allerdings unvermeidlich. Im Reichstage berichtete am Mittwoch der Präsi dent v. Goßler über den GratulationSempfang deS GesammtvorstandrS bei dem Prinzen Wilhelm. Staats sekretär Stephan stellte bei der Mitthnlung über die zu Paris abgeschlossene Uebereinkunft, beireff-nd den Austausch von Postpacketen ohne Werthangabe, den nachträglichen Anschluß der Vereinigten Staaten in Aussicht. Staatssekretär v. Schelling theilte bei der Berathung deS Justizetat- mit, daß der Gesetz entwurf über die Reform deS AktiengesetzeS bereits auS- gearbeitet und daß das Pfandbriefgefitz für eine nächste Session vorbereitet werde. Bei der Forderung von ! 24 000 Mark Besoldung für den Staatssekretär, wollte l der socialistische Abg. Kaiser verschiedene schon im vorigen Jahre vorgebrachte Wünsche wiederholen und besonder» die unklaren Bestimmungen über die gerichtliche Beschlag nahme von Briefen auf der Post umgrändert wissen; seine der sächsischen Regierung gemachten Vorwürfe wurden indeß vom Abg. v. Schwarze sachlich widerlegt. Bel Sie dazu, hier zu befehlen, Herr Graf? Da- ist ein Uebertreten der Gesetze der Gastfreundschaft, da- ich ganz unerhört finde. Verzeihen Sie, gnädige Frau, aber in Rußland ist man an dm unbedingten Gehorsam von Bedienten ge wöhnt und solch' unverschämte Burschen, wie ihr Iwan, müssen in Ordnung gebracht werden. Eine zarte Frau vermag da- selten, gestatten Sie mir, daß ich Sie da bei unterstütze und sich wieder zu Iwan wendend, rief er mit noch stärkerer Stimme: WaS stehst Du noch hier, Tagedieb! Willst Du augenblicklich selber die Lasche holen. Auch jetzt blieb der Kammerdiener regungSlo». Alle» Blut war au- seinem Gesicht gewichen, er ballte heimlich die Fäuste, al- sei er bereit, sich wie ein wilde-, zur Verzwe.flung gehetzte- Lhier, auf den Reiter zu werfen. Lrotz seiner furchtbaren Aufregung entging ihm nicht, wie die im Schlosse anwesenden Leute der Baronin vergnüglich vor sich hin grinsten und ihm die tiefe De- müihigung von Herzen gönnten und diese Beobachtung drückte noch schärfere Stacheln in seine Brust. Du gehst nicht, Buische!? Dann werde ich Dich dazu zwingen, donnerte der Graf und sich überdeugend, erhob er die Reitpeitsche um sie auf den Rücken des Wrderspänstigen fallen zu lassen. Sh' er noch den Schlag auSführen konnte, war die Baronin mit einem lauten Schrei vorgrstürzt, um Iwan vor einer Mißhandlung zu schützen. WaS wagen Sie, Unverschämter! rief sie außer sich vor Entrüstung. Entfernen Sie sich auf der Stelle nud lassen Sie sich nie wieder vor meinen Augen sehen! dem SisenbahnverwaltungS Etat wie- Geh. Rath Körte da- Unbegründete der Beschwerden nach, welche Abg. Sonnemann über da- Verfahren der preußische» Eisenbahnverwaltung gegenüber den süddeutschen Staats dahnen und Privatdahnen erhob und der sächsische Mi nister v. Nostiz bestritt, daß Differenzen zwischen der preußischen und der sächsischen Eifinbahnverwaltung be ständen. ES schlossen sich hieran noch einige Erörte rungen über daS Verhältniß der Lokalbahnen zu den Post- und Militärverwaltungen. Bei der Berathung deS Etats für Bankwesen stellte am Donnerstag Abg. Sonnemann die Behauptung auf, daß die ReichSbank nicht rationell geleitet werte, tadelte die urplötzlichen ZinSerhöhungen, da- Verfahren bei dem Umtausch der Privatbank Noten und die späte Veröffentlichung des Bankausweise-. Der Bundeskommiffar, Bankdirektor v. Dechend, vertheidigte die Bank eingehend gegen die Vorwürfe deS Vorredner», die er nach fünf Gesichts punkten im Einzelnen widerlegte und rechtfertigte die von dem Abg. Bamberger angegriffene Münzpolitik der ReichSbank. Ein Antrag des Abg. Mendel, von ter WahlprüfungSkommission Bericht über hervorragende Verstöße gegen da- Wahlreglement einzufordern, fand Annahme, nachdem Fürst BiSmarck sich über das Verhalten des Sandra» Hs Baumbach bei der Wahl LaSkerS in Meiningen mißbilligend geäußert hatte. Der deutsche Reichskanzler fühlte offenbar die Ver pflichtung die öffentliche Meinung über die eigentliche Ursache des Rücktritts de» Gräfin Eulenburg aufzu- klären. Die amtliche »Provinzial-Korrespondeuz" be leuchtet diese Ursache, indem sie die Verdienste deS Ep- ministers um die Wetterführung der VerwaltungSrefor» voll anerkennt, ohne zu verleug» en, daß diese Bestrebungen auf die grundsätzliche Gegnerschaft deS Kürsten BiSmarck stießen. Sie schreibt: »DaS große Weik der Organisa tion der allgemeinen Landrsverwaltung, welche- im Juli vergangenen Jahre» Gesetzeskraft erhielt, bedurfte noch der Vollendung. Eine Ergänzung deS Organisation»« gesetzt- sollte die Neuregelung der Zuständigkeit der Ver waltungsbehörden und Verwaltungsgerichte für die ge- sammle Monarchie bilden, um die bisher erlassenen Gesetze mit jener Organisation in Uebereinstimmung zu bringen. An den Meinungsverschiedenheiten, welche dieser Gegen stand im Parlament sowohl wie im Staattministerium (allerdings mehr im Hinbl ck auf künftige Vorlagen) hervorrief, scheiterte Graf Eulenburg. Bedenken des Abgeordnetenhaus- in Bezug auf da» ZuständigkeitSge- setz hätte Graf Eulenburg überwinden können, wenn er der ungetheilten Zustimmung deS Staat-ministeriums für seine Auffassungen in Bezug auf Staat»- oder Selbst- verwaltung-aufsicht hätte sicher sein können. Aber der Gegensatz, welcher hier allmählich eing,treten war und Sie stand dabei stolz aufgerichtet da und erhob drohend die Hand. Ach, Verzeihung, gnädige Frau! Aber ich wollte mich nur überzeugen, ob da» öffentliche Gerücht begründet ist, daß Ihr Bedienter Ihrem Herzen sehr theuer sei. Wie ich zu meiner Genugthuung erfahren habe, sagt man von Ihnen nicht zu viel. In der Lhat, Ihr Ge. schmack macht Ihnen alle Ehre! und Brückenburg wollte fein Pferd wenden und hohnlachend die Rampe hinunter sprengen. Zu seiner grenzenlosen Ueberraschung übten seine Worte nicht die niederschmetternde Wirkung au», die er davon erwartet hatte. Nur eine Sekunde stand die Baronin in sprachloser Verwirrung da, um sich dann stolz in die Höhe zu richten und wie von einem schnelle» Entschlusse fortgerissen, warf sie sich plötzlich an die Brust ihre» Kammerdiener» und al- ob sie durch dies Bekenntniß selbst von einer furchtbaren Last befreit werde, jubelte sie förmlich hervor: Ja, Herr Graf, Sie habe» Recht! und ich bin glücklich, daß ich die» treue und warme Herz mein nennen kann! Frau Baronin, was thun Sie? rief der Kammer diener erschrocken und suchte sich rasch ihrer Umarmung zu entziehen, aber sie hielt ihn nur um so fester: Iwa», wozu sollen wir länger die Komödie aufführen? Mag doch alle Welt endlich erfahren, daß ich Dich über alles liebe und Dir mein Herz bis zum letzten Alhemzoge gehört! Sie schmiegte sich mit der ganzen hiuga- denden Gluth eines lrebendrn Weibe» an ihn an. Der Graf sah völlig verblüfft auf die Gruppe herab. DaS halte er doch nicht erwartet und ging über all' seine Berechnungen hinaus. Seltsam genug, er hatte