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Exped. u. Redaktion rreSdeu-Neuftadt «.Meißner Basie S. Die Zeitung erscheint Dienstag, Donnerstag und Eonnateud früh Absnnement»- PretSr vierteljährl. M. 1,W. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- anstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung ins HauS erbebt die Post noch eine Ge- bühr von 25 Pfg. iilMche Nacheilung. Inserate «erden bi« Montag. Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dieispalt. Zeile 1b Pf. Unter Eingesandt: 30 Pf. Inseraten- Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Müller in Dresden. Anuahmesteleu: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, HaasensteinLBogler, Rudolf Mosse, G. L. Daube L Co. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlm, Frankfurt a/M. u. s. w. Wr. 14. Donnerstag, den 3. Ievruar 1881. 43. Jahrgang. Abonnements - Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Dorfzeitung" für die Monate Februar und März nehmen alle kaiserliche Postanstalten und Posterpeditionen gegen Vorausbezahlung von 1 Mark entgegen. Die Verlags-Expedition. Politische Weltschau. Deutsches Reick. Der dkm Bunde-rathe zur Beschlußfassung vorliegende Gesetzentwurf betreffs Be strafung der Trunksucht findet in den politischen Kreisen eine sehr verschiedene Beurtheilung. Man erkennt zwar an, daß hier der Versuch gemacht werden soll, einen wun den Punkt in unserem Volksleben zu heilen, aber man verhehlt sich auch nicht, daß die vorgeschlagenen Mittel nicht nur ihren Zweck verfehlen, sondern vielleicht so gar schädlich sind. Gelingt es doch auch den Motiven nicht, nachzuweisen, daß die einschlägigen Gesetze anderer Länder dort dem Uebel der Trunksucht wesentlich ge steuert hätten. Im Einzelnen werden gegen die Straf bestimmungen des Entwurfs Bedenken laut, die auf der offenbaren Unvereinbarkeit desselben mit dem Reichs strafgesetzbuchs fußen. Das Bestreben, die Trunksucht unter Strafe zu stellen, kann übrigens eine gewisse Ana logie mit dem Wuchergesetz nicht verleugnen. Beide verschmähen den Zwang des logischen und juristischen Denkens, beide gehen von moralischen Maximen aus und müssen dann nothweudig bei einer Stelle anlargen, wo die Gesetzgebungskunst versagt, weil das praktische Leben sich nicht nach Gesichtspunkten des Gefühls allein reglementiren läßt. — Wie man sich daneben erinnern dürfte, war man der Meinung, daß die Ministerkonserenzen noch in der zweiten Hälfte des Januar stattfinden würden, um der neuen Geschäftsordnung des BundeSraths gerecht zu werden. Diese Annahme hat sich indessen nicht bestätigt, denn obwohl bereits allgemein bekannt ist, daß die Reichstagseröffnung um Mitte Februar, also in kaum zwei Wochen stattfinden wird, so verlautet doch über das Bevorstehen von Ministerkonserenzen nicht daS Mindeste. Die Mißstände, welche man der Geschäftsordnung des BundesratHS zuschrieb, müssen demnach weit überschätzt sein; sie sind jedenfalls nicht so tief einschneidend, wie von gewisser Seite behauptet wurde, weil sonst Fürst BiSmarck schon dafür gesorgt hätte, daß die Herren Minister zu der geschäftsmäßigen Konferenz im Januar zusammengetreten wären. DaS UnfallversicherungSgesetz kann ungeachtet der mancherlei Einwendungen gegen einzelne Bestimmungen Feuilleton. Der Herr Baron. Novelle von Ludwig Habicht. (l1. Fortsetzung.) Die Dienerschaft wagte ihren Herrn in dem AuS- bruch seines Schmerze- nicht zu stören, der sich jetzt erhob und mächtig mit der Frage auf Enrichetta zutrat: Wie ist daS so plötzlich gekommen? Die Fürstin er freute sich ja stet- einer blühenden Gesundheit und ich hatte gehofft, daS herrliche Weib noch lange zu besitzen. Jetzt erst, nachdem ich sie verloren, weiß ich ihren Werth völlig zu schätzen und er warf einen schmerzlichklagenden Blick auf den stattlichen Körper, der noch jetzt im Tode und in dieser Stellung seine vollen üppigen Formen ganz besonder- zeigte. Excellenza war über eine Kleinigkeit in große Auf regung gerathen, berichtete Enrichetta mit großer Zungen- läufigkeit und einem so treuherzigen Gesicht, daß an der Wahrheit ihrer Worte Niemand zweifeln konnte. Eie forderte einen Tropfen Wein und eine Flasche Selter-, um ihr Blut ein wenig zu kühlen. Ich wagte Excellenza davon abzurathen, da in ihrer Verfassung «in kalter Trunk sehr leicht gefährlich werden könne, aber sie wollte davon nicht- wissen und wurde ungeduldig. Ich mußte ihr da- Geforderte bringen, obwohl ich gleich in Gorge war. Sie trank da- Gla» in einem Zuge. Ach, wie da» wohl thut, sagte sie und setzte lächelnd hinzu, da siehst Dv Närrin, daß e» keine Gefahr damit hat. Wie könnte denn ein Gla- Wasser schädlich sein? desselben im VolkswirthschaftSrathe auf Annahme rechnen, wie aus den Reden hervorgeht, die in der letzten Sitzung gehalten worden sind. Einen geringen Anklang findet die Vorlage dahingegen im BundeS- rathe, besonders bei den deutschen Mittelstaaten. Zn Würtemberg treten namentlich die abfälligen Ansichten schroff zu Lage, während au- Baiern bisher nur ge meldet wurde, daß die oberbaierische Handel»- und Ge werbekammer in dem von der Regierung eingeforderten Gutachten sich keineswegs befürwortend für die Vor lage ausgesprochen habe. Am entschiedensten äußert sich das amtliche Blatt der sächsischen Regierung, das „Dresdener Journal", denn am Schluß eines kritisch»n Artikels heißt es: „Im Ganzen dürfte der Plan einer „Reichs" - Versicherungsanstalt die Durch führung deS dem Gesetze zu Grunde liegenden Ge dankens eher erschweren, als befördern." Der Umstand, daß die amtliche „Karlsruher Zeitung" auS dem „Dresdener Journale" mehrere regirende Sätze abge druckt hat, scheint dafür zu sprechen, daß auch die badische Regierung von dem Projekte einer ReichS-Versiche- rungsanstalt nicht allzusehr erbaut ist. Kommen nun auS den Hansestädten und Kleinstaaten noch einige prin- cipielle Gegner hinzu, so dürfte das Gesetz ohne Frage im BundeSrathe sehr gefährdet sein. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht soeben einen kaiserlichen Erlaß, nach welchem der Generalvikar Fleck ermächtigt wird, die Verleihung eines BiSthumS in xarribus, sowie den Empfang der kanonischen Institu tion als Koadjutor deS Bischofs von Metz mit dem Rechte der Nachfolge anzunrhmen. Diese Verord nung wird durch ein Gesuch des Bischofs von Metz motlvirt, in welchem der Wunsch ausgesprochen ist, die kaiserliche Regierung möge den oben genannten Geistlichen zu dem Gehilfen deS Bischofs mit dem Rechte der Nachfolge ernennen. In den Reichslanden hat also der Kulturkampf thatsächlich aufgehört, d. h. die Kurie den Maigesetzrn durch Anzeige und Nachsuchung um Ge nehmigung Genüge geleistet. Warum dies nicht auch in Preußen geschieht, ist unerfindlich. Vielleicht sollte in den Reichslanden damit erst der Anfang gewacht werden. AuS den Erklärungen, welche der Finanzminister Bitter im preußischen Abgeordnetenhaus« über die Tabakssteuerfrage abgegeben hat, ersieht man, daß eS sich in diesem Augenblicke keineswegs um Vorlagen wegen Erhöhung der genannten Steuer handelt. In der nächsten Session deS Reichstags wäre auch eine solche Vorlage um so weniger am Platze, al- der Ge- wichtsteuerfatz von 45 Mark pro 100 Kilogramm erst auf die nächstjährige Ernte Anwendung finden soll. Die Erwägungen über die Steuerfähigkeit deS Tabaks, Ich durfte nicht widersprechen. Excellenza ging mehr mals im Zimmer auf und ab, plötzlich blieb sie stehen, klammerte sich mit ter Linken an den Tisch während sie die Rechte auf ihre Brust drückte und sie rief klagend auS: Wie wird mir? Mein Herz droht mir zu zer springen. Am Ende hast Du doch Recht gehabt! O Du treue Seele, warum habe ich nicht auf Dich gehört! Mein Gott — «S wird Nacht! und mit einem lauten Schrei, ehe ich noch hinzuspringen konnte, sank sie zur Erde. Ich stürzte sogleich hinweg, um Hilfe herbeizu- holen. — O meine Excellenza! So rasch mußte sie ihren Lod finden! und Enrichetta bedeckte da- thränrn- überströmte Antlitz mit ihrer Schürze. Bei der Erzählung deS Kammermädchen- zuckte ein tiefer Schmerz über da- Antlitz de- Barons. Mit thränenerstickter Stimme brachte er jetzt mühsam hervor: Ich danke Dir, Enrichetta, Du hast meiner theuren Gemahlin den letzten Liebesdienst erwiesen, ich werde desselben dankbar eingedenk bleiben. Enrichetta nahm rasch die Schürze vom Gesicht, ihre dunklen Augen blitzten eine Sekunde freudig auf, ein eigenthümliche» Lächeln huschte um ihre Lippen, da- rasch wieder verschwand und sie entgegnete leise und demüthig: Sie sind sehr gütig, gnädiger Herr Baron. Ich weiß, wie treu Du Deiner Herrin ergeben warst, fuhr der Baron mit großer Wärme fort, und für solche Treue hab' ich ein gute- Gedächtniß. Er kehrte sich nach diesen Worten um und al» er jetzt wieder der Leiche seiner Gattin ansichtig wurde, überwältigte ihn die Verzweiflung von Neuem so furchtbar, daß «r laut jammernd zusammenbrach und sein Gesicht in den Kleidern der verstorbenen barg. Dann winkte er mit von denen der Kinanzminister schon am 3. December bei der Vorlegung de- Etats im Abgeordnetenhause gesprochen hatte, beziehen sich, wie eS scheint, auf die Zukunft, d. h. e» soll festgrstellt werden, in welcher Höhe der Tabak zur Beschaffung der 110 Millionen Mark herangezogen werden müsse, deren Preußen zu feiner Steuerreform bedarf. Am 31. Januar hat in Halle der Parteitag der Secessionisten stattgefunden und rach einer lebhaften Debatte über die Stellung der Partei schließlich zu der Annahme einer Resolution geführt, welche folgender maßen lautet: „Wir schließen uns im EinverständniK mit der Erklärung der Herren v. Forckenbeck und Ge nossen vom 31. August 1880, dem Streben derselben nach Bildung einer großen liberalen Partei an und sind fest entschlossen, indem wir jede Nachgiebigkeit gegen die heutigen reaktionären Bestrebungen für einen verhängnißvollen Fehler halten, der rückläufigen Be wegung auf dem Gebiete der inneren Politik mit allen verfassungsmäßigen Mitteln, ir-besondere durch die Wahl entschieden liberaler Abgeordneter entgegenzu treten." Ein von Or. Richter (Halle) beantragter Zusatz: „Wo eS durch die Verhältnisse geboten er- scheint, bei den Wahlen mit der Fortschrittspartei ein Bündniß zu schließen und ihre Kandidaten zu unter stützen", wurde hauptsächlich deshalb abgelehnt, weil ein Anlaß zu einer solchen Erklärung nicht vorliege, da in der Provinz kein Mitglied der Fortschritt-Partei ge wählt sei. Leskerr.-Ungar. Monarchie. Die hart be kämpfte Konsumsteuer-Vorlage ist vom ungarischen Abgeordnetenhause nach wochenlanger Debatte endlich angenommen worden. Was die politischen Konse quenzen dieses angeblichen Siege- der Regierung anbe trifft, so wollen wir denselben dahin gestellt sein lassen. Nach unserer unmaßgeblichen Ansicht haben wir eS im günstigsten Falle nur mit einem Experimente zu thun, dessen Mißlingen in volkswirthschaftlicher und finanzieller Beziehung kaum zweifelhaft sein kann und von welchem man wünschen muß, daß es nicht allzulange auS bloßer Rechthaberei oder wohl gar in Oesterreich nachgeahmt werden möge. Das große Gewicht bei der Vertheidi- gung der ungarischen Konsumsteuern wurde auf die finanzielle Nothwendigkeit derselben gelegt und ihre Un- auSweichbarkeit damit motivirt, daß nur die Erhöhung, beziehungsweise die Vermehrung der indirekten Steuer» zur Herstellung deS Gleichgewichte- im Staatshaushalte führen könne, zumal eine weitere Erhöhung der direkt«n Steuern in Ungarn ganz unmöglich sei. — Die Bauernbewezung macht auch in Tirol immer größere Fortschritte. Aus allen Theilen de- Lande- wird von abgehaltenen oder abzuhaltenden Bauernversammlungen der Hand, zum Zeichen, daß er mit seiner tobten Ge mahlen allein sein wollte. Die anwesende Dienerschaft verstand ihn und ent fernte sich leise, Enrichetta war die Letzte, die hinau»- ging, ein triumphirrndeS Lächeln spielte um ihren Mund. Suche immer, Du wirst den Brief nicht mehr finden, dachte sie und durch ihr Gehirn zuckten tausend unruhige Gedanken. Kaum hatten die Leute da- Zimmer verlassen, als der Baron sich erhob, sorgfältig die Thür vrrschloß und dann an den Schreibtisch der Fürstin eilte, um jede» Fach hastig za durchwühlen. Wohl fielen ihm eine Menge Briefe in die Hände, aber «r legte einen nach dem anderen enttäuscht bei Seite. Nirgends konnte er entdccken, waS er suchte. Auch das geheime Fach, das er rasch gefunden, enthielt nicht» al» einige kostbare Schmucksachen, die er sofort in seine Tasche gleiten ließ. Ungeduldig und enttäuscht warf er sich in den Lehn sessel, der vor dem Schreibtisch stand, stützte den Kopf in die Rechte und sann einige Augenblicke nach. Seine Blicke irrten gleichgiltia über den prächtigen Marmor hinweg, der sich ihm zeigte und spähten nur gierig nach dem verhängnißvollen Briefe, der noch immer seinem eifrigen Forschen entging. Al» auch hier seine Hoffnung zu Schanden wurde, stieß er leise eine Ver wünschung au» und sein Gesicht verfinsterte fich. Sie muß den Brief de» Grafen sorgfältig aufbewahrt haben, aber wo? murmelte er vor sich hin und blickte fich davir überall im Gemach um. Vielleicht hat sie ihn im Schlafzimmer irgendwo versteckt, grübelte er «eiter und ohne Besinnen eilte er dahin, um auch diesen Raum sorgfältig zu durchspähen.