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Dtzped. a Redaktion DroSken-Re« statt L.«eiß«er Gasse S. Die Zeitung erscheint Dienst«,. Donnerst«, und Lonuabeud früh. Abonnemttit»- Preisr tterteljLhrl. M 1M Zu beziehen durch die kaiserlichen Post »nstalten und durch unsere Boten, »ei sreier Lieferung in« HauS erbebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Psg. Sächsische AochtilmA. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und (andmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentäntter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Wüller in Dresden. Inserate werden bi- Mittwoch u Freita- Mittag «»glömme» und kost««: Die1K>aU.ZeUel5Ps Utter EinLesaudr': 30 Pf. Iaseraten- Hnnahmcstcüe»: Die A rn y ldchcht BnchhanolunL Iuvalidendank, Haasenstetns Bögler, Rudolf Mosse, G. -. Daube L L». m Dresden, Leipzig Hamburg, Berlin, Aranksurl a/M. «. s. w. Wr. 9. Sonnabend, den 22. Januar 1881. 43. Jahrgang. Politische Wellschau. Deutsches Reich. Der dem Bundesrathe zu» gegangene Gesetzentwurf bezüglich der Versicherung der in Bergwerken, Fabriken u. f. w. beschäftigten Ar beiter wird fortgesetzt in den betreffenden Kreisen eifrigst besprochen, namentlich seitdem die Motive dazu bekannt geworden sind. Dieselben gehen da von auS, daß schon bei der Berathung deS Socialisten- gesetzeS auf die Nothwendigkeit hingewiesen sei, die be denklichen Erscheinungen könnten nur durch positive, die Lage der Arbeiter bessernde Maßnahmen bekämpft werde«. .Daß der Staat sich in höherem Maße als bisher seiner hilfsbedürftigen Mitglieder annimmt, so heißt e- in dieser Hinsicht, ist nicht nur eine Pflicht der Humanität und deS ChristenthumS, von welchem die staatlichen Ein richtungen durchdrungen sein sollen, sondern auch die Aufgabe jeder staatSerhaltenden Politik, welche daS Ziel zu verfolgen hat, auch in den besitzlosen Klassen der Bevölkerung die Anschauungen zu pflegen, daß der Staat nicht nur eine durchaus nothwendige, sondern zugleich eine wohlihätige Einrichtung sei. Soweit dies wirklich der Fall, handelt es sich um Weiterentwickelung der auS der christ lichen Gesittung erwachsenen modernen StaatSidee, nach welcher dem Staat neben der defensiven, auf den Schutz bestehender Rechte abzielenden, auch die Aufgabe ob liegt, durch zweckmäßige Einrichtungen und Verwendung der zu seiner Verfügung stehenden Mittel der Tesammt- heit daS Wohlergehen aller seiner Mitglieder, na mentlich der schwachen und hilfsbedürftigen positiv zu fördern. Daß aber dieser erste Schritt nicht länger hinausgeschoben werden dürfe, ist die Ueberzeugung, auf welcher die Einbringung der gegenwärtigen Vorlage beruht. ! Das Präsidium deS BunbeSraths würde, selbst wenn die Hoffnung, ein Gesetz dieser Art von den Faktoren der Reichsgesetzgebung auf den ersten Versuch ange nommen zu sehen, geringer wäre, als sie es in der That ist. es für ihre Pflicht halten, der Erfüllung jener Zulagen und Wünsche näher zu treten, welche der den Verhand lungen über daS Socialistengesetz von mehr als einer > Seite besprochen worden sind." Die „Provinzial-Korresp." geht dem Windthorst'- ! schen Anträge betreffs deS Spendens der Sakramente und des LesenS der Messe insofern zu Leibe, als sie die daran geknüpfte Behauptung der „Germania": eS herrsche ein unverschuldeter religiöser Nothfiand unter den ka'holischen Bürgern deS preußischen StaatS, widerlegt und auS dem Verlaufe der geführten Ver handlungen den Beweis liefert, daß die von den ultra montanen Blättern geschilderten Mißstände nur in der Einbildung existiren. „Warum richtet daS Centrum, so bemerkt dir „Provinzial-Korrespondenz", seine Bitte l Feuilleton. Der Herr Baron. Novelle von Ludwig Habicht. (6. Fortsetzung.) Jeder Andere würde sich weit leichter in sein Schick sal gefunden haben, fuhr Doktor Bernard fort. Der arme Bruder hatte nun einmal durch den schändlichen Mordanfall den Verstand verloren und die meisten Menschen, besonder- wir Modernen, fassen dann solche Dinge sehr kühl und vernünftig auf. Die Sacke ist einmal geschehen, läßt sich durch all' unsere Verzweiflung nicht ungeschehen machen und man ist heut' zu Tage Philosoph genug, sich ins Unvermeidliche zu finden. Wie ander- Ihr Herr Gemahl! Eine solch' ehrliche Verzweiflung, eine solch' hingebende, alle- vergessende Sorge für den unglücklichen Bruder, ist mir in der Welt noch nicht vorgekommen! Das ist eine Warm herzigkeit, vor der ich den Hut abziehe, — und der lebhafte Franzose schwenkte ehrfurchtsvoll seinen elegan ten Cylinder. Von dieser Bewunderung ihre-Manne» wurde die Fürstin mit fortgeriffen. Ja, der Mann hatte Recht. Ihr Gatte war ein außerordentlicher Mensch und des halb allein liebte sie ihn so leidenschaftlich. Wie danke ich Ihnen, daß sie von meinem Gemahl mit solcher Bewunderung sprechen. E» «ar seine tiefe Schwer- »uth, die mich anzog und die mich zu dem Entschluß brachte, ihm meine Hand zu reichen. Meine Freunde nicht nach Rom, damit die bereits dem früheren Erz bischof Melcher- ertheilte Erlaubniß der Anzeige der Geistlichen jetzt wahr gemacht und ein großer Theit der Maigesetzgebung und ihrer Folgen beseitigt werde? DaS angebliche „Non possumus", die Unmöglichkeit eines NachgebenS der katholischen Kirche ist längst durch den Papst selbst für hinfällig erklärt worden. Wenn Herr Windthorst daher bei seinem Anträge keinen Hinterge danken, sondern nur die Noth der Kirche und deren Abhilfe im Auge hat, so weiß er schon heute, an wen seine dringenden Vorstellungen und Bitten zu adressiren sind." Ueber den Termin bezüglich des Zusammentritt» deS VolkSwirthschaftsraths verlautet noch nichts Zuver lässiges. Die Wichtigkeit, welche man den Verhand lungen dieser neuen Körperschaft beilegt, wird schon dadurch bemerkbar, daß die Eröffnung der Berathungen nicht durch den Staatssekretär im ReickSamte des Innern, sondern durch den Fürsten Bismarck selbst er folgen soll, zu dessen Ressort ja der VolkswirthschaftS- rath gehört, seitdem der Reichskanzler auch preußischer HandelSminister ist. Die Budgetkommission deS preußische« Abgeord netenhauses bat sich dafür entschieden, die Matrikular umlagen dem Regierungs-Vorschlage gemäß für daS nächste Rechnungsjahr in gleicher Höhe wie für daS laufende Jahr in den Etat einzustellen. Die Konservativen und daS Centrum gingen bei dieser Entscheidung einträchtig miteinander. Dieselbe Uebereinstimmung zeigte sich bei Beralhunz deS Antrags deS Abgeordneten v. Minnige- rode, welcher ganz im Sinne deS fortschrittlichen Vor schlags die Sicherstellung deS Steuererlasse- von 14 Millionen Mark durch Abstreichung einer Vierteljahr»- rate der gelammten Klaffensteuer und der fünf untersten Einkommensteuerstufen für die Dauer verlangte. Ob gleich besonder- von nationalliberaler Seite auf da» Unzulässige hingewiesen wurde, welches darin liegt, be stehende Einnahmen zu streichen, während ein Deficit vorhanden ist, so überwogen doch die Rücksichten auf die Wahlagitation und auf den Umstand, daß die Volksvertretung niemals einen von der Regierung an geborenen Steuererlaß ablehnen dürfe, um dem Anträge Minnigerode eine Majorität von 13 gegen 4 Stimmen zu verschaffen. Der baicrische Landtag ist am 20. d. M. wieder zusammengetreten. Die ersten Vorlagen betreffen die Unterdrückung der Viehseuchen und eine Reform deS Wahlgesetzes. Der Minister deS Innern erklärte dabei, daß die Regierung eine Reform de- letzteren für aus sichtslos halte, eine Revision der hh 11 und 13 de- Wahlgesetzes dagegen, sowie die Einführung von per manenten Wahllisten alS unerläßlich betrachte. konnten e- freilich nicht für möglich halten, daß die Fürstin Gravelli die Gattin eims einfachen deutschen BaronS wurde. — Sie mußte doch wenigsten- dem Franzosen sagen, welches Opfer sie gebracht und welch' hohe Stellung fie in der Welt eingenommen habe, und nach diesem Bekenntniß richtete sie ihre ohnehin impo- nirende Gestalt noch stolzer in die Höhe. Doktor Bernard war höflich genug, über diese Enthüllung die größere Ueberraschung zu zeigen und indem er sich artig verbeugte, sagte er mit feinem Lächeln: eine schöne Frau steigt niemals herab, sie weiß immer ihren Gatten zu sich zu erheben. Die Fürstin nickte ihm mit zerstreuter Miene zu; fie schien doch von dieser Antwort nicht ganz befriedigt und hatte dies der Arzt bemerkt, oder wollte er seinen ersten Besuch nicht ungebührlich auSdehnen? Er stand jetzt auf, um sich zu empfrhlen Da s ich bitten, dem Herrn Baron zu sagen, daß ich mir schon in den näch sten Lagen die Ehre geben werde, meinen heutigen Besuch zu erneuern, und ich hoffe dann glücklicher zu sein, sagte Doktor Bernard, sich verabschiedend, und sie entgegnete sehr verbindlich, daß ihr Gatte sich über -ieS Wiedersehen sehr freuen, daß aber auch der Freund ihres Manne- ihr selbst stet- willkommen sein werde. AlS sich der Doktor entfernt hatte, beschäftigte sich die Zurückgebliebene noch lange mit dem eben Gehörten. Warum hatte ihr Gemahl niemals von seinem Bruder gesprochen? Da-war rätselhaft und doch, ihre grenzen- lose Liebe wußte auch jetzt wieder über die» eigenthüm- liche Schweigen einen verschönenden Schleier >o werfen. Gewiß mochte seine weiche Seele an jene Lüstern Vor gänge nicht gern erinnert werden. Trat doch durch die Erskerr-Ungar. Monarchie. Die Agitation in der Grundsteuerfrage nimmt nach gerade eine ruhigere Physiognomie an. Die Zeit der Bauerntage und stürmischen Versammlungen ist vorbei und man richtet nunmehr sein Wünschen an da- Ministerium und dea Reichsrath. Auch im Abgeordnetrnhause scheint sich ein Kompromiß zwischen den zwei großm Parteien vor zubereiten, von denen die eine die strikte Durchführu»- der Beschlüsse der Centralkommisfion, die andere eine förmliche Umstoßung dieser Beschlüsse fordert. Die Regie rung wird wahrscheinlich nur den Ber lauf dieserKompromiß- Verhandl ungen abwarteu, um dann ihren Gesetzentwurf, der im Großen und Ganzen bereit- fertig ist, einzubringen. Ein AuSweg, um die Wünsche der Beschwerdeführer mit den Anforderungen des FiSkuS und der Steuer gerechtigkeit auSzugleicken, dürfte darin gefunden werden, daß man die Grundsteuerreform zwar sofort durchführt, dagegen die Grundsteuerhavptsumme gegenüber dem ursprünglich angenommenen Betrage von 37j Millionen um eine halbe Million herabsitzt und diese Ermäßigung ausschließlich den drei Kronländern Niederösterreich, Oberösterrcich und Steiermark zugute kommen läßt. Für diesm ModuS hofft die Regierung sowohl die Majorität im Abgeordnetenhause zu gewinnen, al- auch den Wünschen der drei Kronländer so viel al- möglich entgegenzukommln. Graf Taaffe hat bereit- de« Korrespondenten eine- Prager Blatte- mitgetheilt, eS sei die Einführung eines zwei- bi- vierjährigen Provisoriums für einige Kronländer in Aussicht genommen. Schweiz. DaS Budget pro 1881, wie eS aas den Berathungen der BuudeSversammluaa hervorge gangen ist, liegt nun in amtlicher Publikation vor. Nach demselben werden die Einnahmen 40,741,500 KrcS. und die Ausgaben 40,755,500 Frcs. betragen. Untre den letzteren steht, wie überall, das Militärwesen mit 15j Mill. FrcS. obenan, worauf die Post mit 14 Mill. Frcs. folgt. Da indessen die Einnahmen aus diesem letzten Reffort der Staatsverwaltung auf 15,430 00l> Frcs. veranschlagt worden find, so bleibt noch eia kleiner Ueberschuß, vorausgesetzt, daß wirklich diejenige Summe von der Post aufgebracht wird, welche man alS wahr scheinlich angenommen hat. Frankreich. Die Kammern haben am 20. d. M. ihre Arbeiten wieder ausgenommen, nachdem bereit- am 11. die formelle Eröffnung der Session stattgefundeu hatte. Mit gespanntem Interesse sieht man selbstver ständlich der Präsidentenwahl in beiden Häusern entgegen, obgleich man annimmt, daß sowohl Leon Say im Senate alS Gambetta in der Leputittenkammer wiedergewählt werden. ES verlautet zwar, daß die Interpellation des Deputirten Proust über das Rundschreiben Barthelemy Saint-Hilaire'S zu einem A, sturm der Radikalen gegen de» Erzählung deS DoktorS sein edler großer Charakter in das glänzendste Licht. Ja, sie besaß einen herrliche» Mann. — Ach, und nur der eine Gedanke zerriß ihr daS Herz, daß seine Liebe nicht mehr dieselbe war, daß er sich immer mehr von ihr entfernen wollte. Warum suchte er andere Vergnügungen, anstatt, wie in der ersten seligen Zeit ihrer Ehe, an ihrer Seite zu bleiben? War sie nicht noch immer schön und hatte fie nicht all' die Gaben, einen Mann zu siffeln? — Sie sah in den großen Pfeilerspiegel und dort strahlte ihr da- Bild einer Frau entgegen, die nach ihrem Bedanken sich in dem Besitze all' der Mittel befand, auch die höchsten An sprüche eine- Manne- an Frauenschönheit zu befriedige». Zum Glück brauchte fie auf ihren Gatten nicht eifersüchtig zu sein. Durch die ihr sehr ergebene Kammerjungfer, die mit großer Schlauheit die Diener deS Baron- auszuforschen verstand, wußte sie mit Sicherheit, daß ihr Gatte nur dem Spiel und allerhand Passionen ergeben war, sonst allen gefährlichen F>aue«- umgang mied und so fühlte sich die Fürstin beruhigt, noch immer hoffend, daß der theure Mann, nachdem er diese- Treibens müde geword.'N, bald zu ihr zurück- kehren würde. Stürmischer al- je durchwogte die heftige Leiden schaft für den geliebten Gatten ihre Brust. Wo war er jetzt?! Ach warum konnte sie ihm nicht auf der Stelle sagen, was sie in diesem Augenblick fühlte, daß sie noch immer für ihn schwärmte, ja seit dem so eben Gehörten, ihn und sein große» edle» Herz bewundere. Sie konnte heute die Rückkehr ihre» lhearen Gregor nicht ermatten und ungeduldig schellte fie nach ihre« Kammermädchen, da» auf der Stelle erschien.