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Verbreitung. Die Verlags-Expedition. Feuilleton Festwoche Nur die kaufmän ¬ nischen und industriellen Kreisen auf eine immer größere Dimensionen annehmende Opposition, so daß man unter den Abgeordneten die Ansicht auSsprechen hört, die betreffende Vorlage werde vom Reichstage abgelehnt werden. Dahingegen soll bei der nächsten Berathung deS Etat- für die Post und Telegraphie in unserem Parlamente der Antrag gestellt werden, eine zweite Zone für Tele gramme auf kurze Entfernungen zu der niedrigeren Laxe von 3 Pf. für daS Wort der Depesche einzurichten. Man betont dabei, daß der kleine Verkehr unter dem einheitlichen Worttarif stark benachtheiligt sei und glaubt daher, ein derartiger Antrag werde im Reichs tage leicht eine Majorität finden, trotzdem die Reichs- telegraphenverwaltung nach wie vor den Standpunkt vertrete, daß der einheitliche Worttarif sich sehr bewähre und im Interesse deS Verkehrs daran nicht gerüttelt werden dürfe. — Was den Bundesrath anbctrifft, so nimmt derselbe seine Arbeiten in der zweiten Hälfte deS Januar wieder auf, um endlich mit der Fertig stellung der Etats zu Ende zu kommen. Von den im letzten Reichstag unerledigt gebliebenen Vorlagen, welche noch einmal eingebracht werden müssen, fehlt noch immer die Wehrsteuer, aber auch diese wird, wie man versichert, nicht auSbleiben. Die Vorlegung ver- zögert sich dem Vernehmen nach nur durch technische Be denken, welche noch in den Ausschüssen deS BundeSrathS zu erledigen sind. ES steht übrigens zu erwarten, daß dieser Entwurf ohne erhebliche Abänderung an den Reichstag zurückgelangt, wenngleich die Meinungen über den Entwurf in militärischen Kreisen vor wie nach ge- theilt sind. Bezüglich deS Gerichtökostengesetzes verlautet Politische Wellschau. Deutsches Reich. Die verflossene hat besondere Ereignisse nicht aufzuweifen, beabsichtigte Quittungösteuer stößt in den schließlich, daß zur Beurtheilung der Ergebnisse, welche aus ter Anwendung desselben hrrvorgehen, taS Reichtjustiz- amt die Beantwortung einer Anzahl von Kragen durch die Gerichtsbehörden als wünschenSwerth bezeichnet und der preußische Justizminister in einer allgemeinen Ver fügung detaillirte Anordnungen getroffen habe, welche ge eignet seien, die für die Beantwortung der erwähnten Fragen erforderlichen Unterlagen zu gewinnen. Neuerdings erhebt auch die liberale kirchliche Presse gegen die Iudenhetze ihre Stimme und eS wird damit bewiesen, daß taS Treibender HerrevSlöcker und Kon sorten doch nicht in allen Kreisen Zustimmung findet. „Der alte konfessionelle Haß gegen die Juden, so lautet eine Stelle im „Evangelischen Anz." ist noch nicht todt. Wir haben in letzter Zeit Zusammenkünfte erlebt, welche sich „christliche" nannten, wie jene Retch-Hallen-Versamm- lung, wo die Gewaltthätigkeit deS Wortes verbunden mit der Gewaltthätigkeit der Fäuste unter dem Titel deS ChristenthumS etablirt wurde. Sorgen wir dafür, die wir wissen, waS lebendiges Christenthum, Glaube und Liebe in Christo Jesu in Wahrheit sind, damit sich nicht an unS kaS Wort erfüll.-: „Um Euretwillen wird der Name GotteS gelästert unter den Heiden." Die „Züricher Zlg." wirft bezüglich des zwischen Deutschland und der Schweiz bestehenden Leredelungs- verkehrS eine Frage von sehr praktischem Interesse auf. Der Handelsvertrag zwischen betten Staaten läuft nämlich am 30. Juni 1881 ab. Daß bis dahin eine Prolon gation eintreten werde, steht zwar zu hoffen, ist aber nicht außer Zweifel. Gesetzt nun, eS wäre nicht der Fall, von wann ab würden die Wirkungen deS Ver- edelungSverkehrS wegfallen? Auf diese Frage hat das Blatt von kompetenter Stelle die Antwort erhalten: es unterliege gar keinem Zweifel, daß Waaren, welche bis 30. Juni 1881 zum Zwecke ter Veredelung aus dem Gebiete deS einen VertragsstaateS in daS Gebiet deS Abonnements-Einladung. Auf da« mit dieser Nummer beginnende erste Quartal der „Sächsischen Dorfzeitnug", „Drei und vierzigster Jahrgang", nehmen alle Kaiserlichen Postämter, Postexpeditionen und Landpostbvken gegen Vorausbezahlung von 1 Mark 50 Pf. Bestellungen an: auch kann da« Blatt, wenn es verlangt wird, den geehrten auswärtigen Abonnenten durch die betreffenden Postanstalten gegen Botenlohn von nur 25 Pf. pro Quartal jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend pünktlich in's Haus gesandt werden. Diejenigen Pränumeranten in Dresden und Umgegend, welche ihre Bestellungen direkt bei uns (Neustadt, kl. Meißnergasse Nr. 3), oder bei den von uns angestellten Boten mache«, erhalten die Zeitung jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend ohne irgend eine Preiserhöhung zugeschickt. Dringend ersuchen wir aber, die Abonnements-Bestellungen gefälligst sofort machen zu wollen, indem wir bei späteren Aufträgen für die Nachlieferungen der bereit« erschiene«« Nummern nicht einstehen können. Inserate finden bei der bedeutenden Auflage der „Sächsischen Dorfzekung" durch dieselbe sowohl in Dresden und dessen Umgegend, als auch im ganzen Lande di« ausgedehnteste andern übergingen, innerhalb der Frist von 12 Monaten, mithin bis zum 30. Juni 1882, zollfrei zurückgebracht werden könnten, sofern die bestehenden Kontrolvorschriften beobachtet worden seien In den diplomatischen Kreisen glaubt man, da her StaatSsrkretär Karl Schurz zum nordamerikaoischm Gesandten am Berliner Hofe auSersehen sei, allerdings in der Voraussetzung der Billigung dieser Ernennuag von Seiten der deutschen Regierung, da derselbe als demokratischer Agitator auS dem Jahre 1848 möglicher weise vom Kürsten BiSmarck nicht acceptirt werden dürfte. Eine officielle Anfrage ist übrigens bis dato nicht erfolgt; sollte eine solche aber an die ReichSbehörd« gelangen, so glaubt man aus früheren Aeußerungen des Reichskanzlers die Behauptung folgern zu können, daß Karl Schurz, der stets im Interesse deS deutschen Reichs in Amerika wirkte, in Berlin als Vertreter der Union die freundlichste Aufnahme finden werde. Am 30. Dec. ist in Neustrelitz die Großherzogin Mutter Marie von Mecklenburg-Etrelitz im fast voll- vollendeten 85. Lebensjahre gestorben. Dieselbe war die Tochter des Landgrafen Friedrich von Hessen-Kassel und mit dem im Jahre 1860 gestorbenen Großherzog Georg Friedrich seit dem 12. August 1817 vermählt. Die Verstorbene hinterläßt den Ruf einer gottesfürchtigen Frau, welche, so lange sie lebte, sich durch Gutherzigkeit und Milde der Gesinnung auSzeichnete. bester*.-Ungar. Monarchie. Die plötzlich erfolgte Entlassung des österreichischen BotschaftSrathe» am türkischen Hofe, Grafen Montgela«, auS dem Staats dienste beschäftigt die Diplomaten seit acht Lagen in hervorragender Weise. Wenn auch die verschiedenen darüber vorliegenden Versionen nicht alle auf Glaub- Würdigkeit Anspruch machen können, so ist doch die Thatsache begründet, daß der Genannte wegen schwerer Indiskretionen veranlaßt wurde, den österreichischen Der Verwalter. Ein« lufländisch« Dorfgeschichte. Aus dem Englischen übersetzt von Luise Lrau. (Fortsetzung.) So hatte denn die Tyrannei ihr Aeußrrst^S ge-. than! Denn wer hätte daS arme Opfer derselben für die schauerliche Lhat verantwortlich machen wollen? Mit frommer Geduld hatte Johann Jahre lang seine Bürde getragen, aber in der äußersten Noth verließ ihn sein Schutzgeist und in einer bösen Stunde warf er die ihm zu schwer gewordene Last deS Lebens ab! Mart aber, der kräftiger an Leib und Seele war, al- sein armer Freund, erkannte eS in diesem Augen blick als Sünde an, daß er wider den Herrn gemurrt und sich in sein Schicksal nicht hatte ergeben wollen. Hatte fein Herr und Meister nicht sein Kreuz auf sich genommen und die Schmach erlitten, welche ihm zuge fugt wurde? Jak in feiner Kraft und nach seinem heiligen Beispiele wollte auch Mart erdulden, waS ihm auferlegt wurde. Er richtete sich auf, nahm die kalte Hand des Lodten in die srinige und schwur, da- ver lassene Kind desselben in Liebe und Treue als sein eigenes halten zu wollen Vor Allem lag ihm jetzt ob, dem Pfarrer Meldung von dem Vorfall zu machen; als er aus der armseligen Hütie heraustrat, kam rin Bauer ihn fragen, wo doch der Verwalter sein könnte? Der Pfarrer sei gekommen und müsse ihn sprechen, er sei aber weder in seinem Hause, noch auf dem Hofe oder dem Felde zu finden. Mart vermochte nicht, ihm Auskunft darüber zu geben, bat ihn aber, die nöthige Meldung an den Pfarrer zu übernehmen, da dieser im Dorfe war. Als Mart nach Hause kam, fand er den kleinen Johann auf der Lhürschwelle sitzend, Karria PoiS schweifwedelnd neben ihm; Anno war noch nicht zurück- gekehrt. Dieser müssen wir jetzt folgen. Sie war in der Morgenfrühe aufgestanden, um einen Plan auszuführen, den sie in der Stille der Nacht entworfen. Es hatte ihr nämlich sofort eingeleuchtet, daß Mart's edle That zu seinem Vortheile dienen mußte, wenn sie am rechten Orte bekannt wurde; vom Verwalter selbst ließ sich nichts hoffen. Schon als daS Urtheil über Mart gefällt worden mar, wollte sie zum Pfarrer gehen, um seine Vermittelung in Anspruch zu nehmen, jedoch Mart verbot eS ihr. Jetzt aber wollte sie handeln, ohne ihn zu fragen; vielleicht, dachte sie, würde der Pfarrer mit ihr zum Hekenrichter gehen und ihr Gesuch unterstützen. ES war keine Zeit zu verlieren, denn um vier Uhr Nachmittags sollte die Strafe vollzogen werden und deS Pfarrer- Wohnung lag neun Werst entfernt von der ihrigen. Al- sie in die Nähe von des Verwalter» Hau- kam, bemerkte sie von weitem, daß sein gesattelte- Pferd vor der Thüre stand Sie beeilte ihre Schritte, um ihm richt zu begegnen und war von Herzen froh, al» fie da- Kirchdorf erreicht,. Aber wie erschrak sie, als sie auf ihre Nachfrage nach dem würdigen Herrn die Antwort erhielt, er sei for'gefahren und würde erst spät am Nachmittage zurückerwartet. Muthlos sank sie auf die Bank nieder, welche vor dem Pfarrhaus« stand. Aber bald erhob sie sich wieder. Es war klar, sie mußte jetzt allein zum Hekenrichter gehen. Sieben Werst lagen vor ihr und die schwere Aufgabe, Marl'S rettende Lhat geltend zu machen, ohne die Männer zu verrathen, welche deS Verwalter- Leben in Gefahr brachten. Aber die Gorge um Mart drängte alle Be denken in den Hintergrund zurück und beschleunigte ihre Schritte. Noch ehe sie die Wohnung deS Richter- erreicht hatte, sah sie ihn selbst an der Seite eine- ihr völlig fremden jungen Manne- auf dem Wege dahin schreiten. Sie eilte ihm nach und trat mit tiefer Verbeugung vor ihn, mit der üblichen Geberde, die Hände flehend zu ihm emporhebend. „WaS willst Du, Weib?" fragte der Hekenrichter rauh, „geh' mir auS dem Wege!" Aber Anno bat leise und demüthig um Gehör. „Komm' ein ander Mal wieder, ich habe jetzt keine Zeit", sagte er kurz, dann sich dem jungen Manne zu wendend, bemerkte er, in gan» verändertem Tone, wie vielfältig und beschwerlich die steten Anforderungen seien, welche an ihn gemacht würden. „Wollt Ihr denn aber dem armen jungen Weibe nicht Gehör geben?" fragte der also Angeredete, dem der Au-druck der Angst in dem hübschen Gesichte Anno» nicht entgangen war. „Ach! wa- wird e» sein! Lauter Unwahrheiten; man muß aber solchen Leuten niemals Glauben schenken. Lon wo kommst Du her?" „Au- Eßmeggi", antwortet« Anno. Inseraten- , Dienstag, den 4. Januar 1881 43. Jahrgang. Inserate Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Müller in Dresden. Annahmestelle«^ Die Aruoldische Buchhandlung, Jnvalideudank, Haasenstein L Bögler, Rudolf Mossei G L Daube LAo. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. ' Exped. u. Redaktion Dresden-Neustadt N. Meißner Gasse 3. Die Zeitung erscheint Dienstag, Donnerstag und Lonnadend früh. —V —' - e AdonnementS- PreiSr vierteljährl M. 1,50. Zu beziehen durch bie kaiserlichen Post- anstaltrn und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung ins Haus erbebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Pfg. W M 4 werden bis Montag, achhhhe N orlskiluiiA.