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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.04.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020403012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902040301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902040301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-04
- Tag 1902-04-03
-
Monat
1902-04
-
Jahr
1902
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2388 wegen Feststellung der VerficherungSpflichtigkeit der tm landwirthschaftltchen Betriebe der Kläger beschäftigten Binder. Leitens des Bvrstaudcs der Ortokraukeneasse zu Zwenkau waren einer großen Anzahl von Bewohnern in Nüssen und Kleinstorkwitz die Aufforderungen ertheilt worden, die Kinder, welche in ihrem landwirthschaft» lichcn Betriebe beschäftigt seien, bet der Ortskrankenkasse zn Zwenkau anzumclden, die nicht durch Verjährung er ledigten Versicherungsbeiträge nachzuzahlen und ferner hin die Beiträge für die Kstndcr abzuführen. Dieser Weisung kamen eine große Anzahl nicht nach, so oaß Strafbefehle gegen dieselben erlassen wurden, welche aber vom Amtsgericht und Landgericht Leip zig aufgehoben wurden. Nachdem ging die Orts- krankeneassc an die königliche A m t s h a u p t m a n ri sch a f t Leipzig, welche die Gutsbesitzer zur Zahlung an die Caste verurtheilte, indem sic annahm, daß die Kinder im Sinne des oben «»gezogenen Gesetzes als vcrsicherungspflichtigc Mitglieder gelten. Gegen diesen Beschluß legten die Kläger Rccurs ein, welcher den Erfolg hatte, daß die Entscheidung der königlichen Amtshaupt mannschaft aufgehoben und die Kläger freigesprochcn wnr- den. Die königliche Kreishauptmann schäft nimmt an, daß hier kein versicherungspflichtigcs Verhält- niß vorliege. Die Kinder stehen nicht in solchem Lohn- und Arbcitsverhältntß, welches die Bersicherungspflicht erfordert, sondern sie gehören zum Familienvcrbanö. Die Kinder haben keinen Gehalt, noch Lohn bezogen, sondern nur sogenanntes Taschengeld bekommen. Der Strafsenat des Oberverwaltungsgerichtes schloß sich der Ausführung der Vorinstanz an, worauf die Berufung verworfen wurde und die Klägerin die Kosten zu tragen hat. * Leipzig, 2. April. Gestern verstarb, wie bereits unter den Familennachrichten bekannt gegeben, im bald voll endeten 86. Lebensjahre der Reichsgcrichts- rath a. D. vr. Wilhelm Hermann Heinrich Langer- Hans. Der Verstorbene wurde am 21. April 1816 ge boren und ward nach beendetem Studium im September 1836 bei den» Kammergericht in Berlin eidlich verpflichtet, 1838 zum Referendar und 1841 zum Gerichtsastefsor er nannt. Nachdem er 1850 zum Staatsanwalt in Lands berg a. d. Warthe befördert, 1851 in gleicher Eigenschaft nach Frankfurt a. O. versetzt worden war, wurde er 1859 daselbst zum Appcllationsgerichtörath und 1872 zum Obcr- tribunalsrath in Berlin ernannt. Langerhans ging 1874 an das Reichs-Oberhandclsgcricht in Leipzig über und trat am 1. October 1879 als Rath bei dem Reichsgericht ein. Am 12. September 1886 war es ihm vergönnt, das 50jährige Dienstjubiläum zu feiern, aus welchem Anlaß er mit dem Rothen Adler-Orden 2. Elaste mit Eichenlaub und der Zahl 50 decorirt wurde. Am 1. Januar 1887 trat Langerhans in den Ruhestand. * Leipzig, 2. April. Ein verdienter sächsischer Richter, Herr 'Amtsgerichtsrath a. D. H e r t e l, ist heute früh zur letzten Ruhe eingcgangen. Der Verewigte war Mit begründer und Vorsitzender der Ortsgruppe Leipzig der Vereinigung ehemaliger Fürstenschüler. * Leipzig, 2. April. Der König hat genehmigt, daß der Hofpianvfortcfabrikant, Commcrzienrath Julius Blüthner in Leipzig den ihm von dem Prinzregcnten Luitpold von Bayern verliehenen Titel eines Königlich Bayerischen Hof - Pianofortefabrikanten annehme und führe. * Leipzig, 2. April. Als T h c a t e ri n s p e c L o r an Stelle des in den Ruhestand getretenen Herrn Aug. Witte ist der bisherige Rendantur-Bcamte des Stadttheatcrs, Herr Oskar Seidel, vom Rath der Stadt gewählt und am 1. April in Pflicht genommen worden. * Leipzig, 2. April. Der Vorstand und Hauptaus- schuß des Deutschen S a m a r i t c r b u n d e s, der be kanntlich in Leipzig seinen Sitz hat, theilt mit, daß der fünfte deutsche Samaritertag am 1. und 2. Iuli dieses Jahres in P o s e n stattfindet. Zur Theil- nähme an diesen Verhandlungen sind eingcladen die Mit glieder -es deutschen Samariterbundes, die Reichs-, Staats- und Gemeindebehörden, die Körperschaften und Vereine, die das Samariter- und Rcttungswcsen ganz oder thcilwcisc zum Gegenstände ihre Friedensthätigkeit haben, sowie die ärztlichen Vereine und alle Einzel personen, die sich für diese Bestrebungen intercssiren. An träge, Borträge und Vorführungen für den Verbandstag sind beim stellvertretenden Vorsitzenden in Leipzig, Herrn Oberstabsarzt vr. Düms, thunlichst bald, spätestens jedoch bis 1. Juni d. I. anzumclden. G* Die, alter schöner Sitte entsprechend, am Char- freitage Nachmittags in der Aula der 3. Bezirksschule veranstaltete Feier der Entlassung der Con fi rman den aus dem Waisenhause gewann in diesem Jahre noch besonders dadurch an Bedeutung, daß sie die letzte Feier unter -er Leitung des Herrn Directors I)r. Meißner war, der nach 22jähriger Amtsthätigkeit als Waisenhausdircctor, wie bereits gemeldet, am 1. Ja nuar in den Ruhestand tritt. Nach einleitendem Allgemein gesänge hielt Herr Director vr. Meißner an die Confir- mandcn eine ergreifende und doch zugleich erhebende Ab- schiedörcdc, in der er auf die Bedeutung des Schrittes, den die Cvnfirmandcn jetzt sich anschickcn zu thun, hinwies, sic ^zu gutem, arbeitsamem und frommem Lebenswandel er mahnte und ihnen dann noch einige praktische Lehren mit auf den Lebensweg gab. Mit innigem Gebet schloß Redner seine eindrucksvollen, beherzigenswerthen Worte, worauf Gesang: „Befiehl dem Herrn Deine Wege" die Feier be endigte. Im Anschluß hieran wurden die Confirmanden noch int Waisenhause mit Kaffee und Kuchen bewirthet. — Die Urkunde zur Grundsteinlegung für den Neubau der Nordkirchc ist im Schaufenster der Firma Winkler s Papierhandlung „Zum Cirkel", Windmühlenstraßc 22, bis Sonnabend, den 5. April, aus gestellt. Dieselbe ist im Atelier vorgenannter Firma auf Pergament in künstlerischer Aussührumg geschrieben worden. Unsere Leser seien auf diese kunstvolle Arbeit besonders aufmerksam gemacht. —Ll. Leipzig, 2. April. Im Deutschen Buchgewerbe- Museum hat gegenwärtig die Buchbinder-Innung zu Leipzig eine Ausstellung von Gesellen stücken und Lehrlingsarbeitcn veranstaltet, die, weit über hundert einzelne Nummern aufweisend, ein recht erfreuliches Bild von dem Können der Betheiligten erbringt. Vorwiegend beherrscht -er Halbfranzband die Gruppen dieser fast ausschließlich mit Einbänden bedachten Ausstellung, und zwar in einer technisch trefflichen Aus führung. Die hohe Leistungsfähigkeit der Leipziger Buch binderei ist selbstverständlich nicht ohne Einfluß auf die Schulung und Ausbildung der jüngeren Kräfte geblieben, so daß recht bcachtcnswcrthe Arbeiten vor Augen treten. Vielfach hat man sich von -er alten Form befreit und ist zu einer ausgiebigen Verwendung moderner Buntpapiere cder gepreßter Einbandpapiere übergeaangcn, hierbei höchst geschmackvolle Effecte erzielend. Im Ganzen sind 111 Gesellenstücke und 11 LehrlingSarbeiten zur Aus- stellung und Prüfung gelangt. * Leipzig. 2. April. Die Bewegung der sächsischen Bevölkerung war im 4. Vierteljahr ISOl in den 3 Hauptstädten, sowie in den amtShauptmann- schaftlichen Bezirken des Landes folgende: — Am heutigen Tage sind cs 25 Jahre, seit der Buchhändler Herr Arthur Hatzfeld in der Buchhand lung von K. F. Köhler am Täubchenweg thätig ist. AmtShaupt- Mannschaften bez. Hauptstädte 4. Vierteljahr l901 (vorläufige Ziffern) Im 4. Vierteljahr 1901 sind mehr (-f-) oder weniger (—) geboren > gestorben als im 4. Vierteljahr 1900. Lebend geborene Todt- geborene Ge- storbene Bautzen . . 944 34 525 st- 12 st- 13 Kamenz . . 572 17 329 — 5 25 Lübau . . . 739 27 460 -t- 11 — 10 Zittau . . . 841 2«! 58l — 25 4- 46 KreiSH. Bautzen 3096 104 1895 7 -k- 74 Stadt Chemnitz 1911 72 994 — 67 146 'Annaberg . . 974 29 516 — 55 — 111 Chemnitz . . 2061 63 1081 st- 2 — 117 Flöha . . . 844 34 433 — 41 — 19 Glauchau . . 1471 41 870 st- 8 st- 4 Marienberg . 610 31 355 -c- 36 — 16 Kreish.Chemnitz 7 87l 270 4 249 117 — 405 Stadt Dresden 3023 122 1 484 — 87 — 77 Dippoldiswalde 427 23 238 — 16 — 20 Dresdcn-Altst. 1710 56 683 — 78 — 34 Dresden-Neust. 1 139 32 520 — 127 — 68 Freiberg . . 995 59 566 st- 83 33 Großenhain . 734 25 283 st- o —- 65 Meißen . . 983 35 496 — 95 —- 58 Pirna . . . 1 335 46 734 75 — 26 KreiSH. Dresden 10 346 398 5004 386 — 3l5 Stadt Leipzig 3697 139 1757 — 51 — 213 Borna . . . 658 25 334 st- 52 — 79 Döbeln. . . 958 35 524 st- 30 8 Grimma . . 833 16 467 — 50 —. 39 Leipzig. . . 1467 31 622 — 70 — 88 Oichotz . . . 447 14 264 — 18 —— Rochlitz 1 040 43 575 st- 14 20 KreiSH. Leipzig 9100 303 4 543 — 93 — 391 Auerbach . . 973 27 5l6 st- 32 st- 47 Oelsnitz . . 618 17 260 — 4 —— 74 Plauen . . . 1595 50 760 st- 77 —— 47 Schwarzenberg 1 264 36 597 — 109 —- 47 Zwickau . . 2 639 109 1 317 st- 28 — 39 Kreish. Zwickau 7 089 233 3 450 24 160 Königreich 37 502 1 314 13141 579 — 1197 Hierüber: Im 111. Vierteljahr 41 139 1321 26 23l — 267 — 2772 II. 39 987 1 378 22 225 — 119 — 1482 I. 38 243 I 455 22 431 894 st- 798 Summe für Vas Jahr 1901 156 871 5 468 I 90028 — 1859 — 4653 — In Ergänzung unseres Berichtes über das am Dienstag gefeierte 75 jährige Jubiläum der Firma I. G. Wappler sei noch mitgetheilt, daß Nach- mittags im Hotel de Russie ein von Herrn Horelier Schunke vortrefflich ausgerichtetes Festmahl srattfaud. Zahlreiche Festreden wurden gehalten, auch wurden die Angestellten von ihrem Chef durch kostbare Andenken an den denkwürdigen Tag überrascht. 2. Am 1. April vollendete sich ein Bierteljahrhundcrt, seit Herr Georg Grimpc die Bewirthschastung der rühmlich weit bekannten und viel genannten Gastwirth- schäft zum „Thüringer Hof" übernahm. Obwohl Herr Grimpc, allen geräuschvollen Ovationen abhold, sich bemüht hatte, diesen Gedenktag still und geräuschlos vorüber gehen zu lassen, hatte er doch nicht verhindern können, daß ihm von seinen Freunden, sowie von seinen Gästen und vielen S tammtischoereinigungen nach Hun- derte zählende Glückwünsche zugingen, die zumeist von prächtigen Blumenarrangements begleitet waren und unter denen sich verschiedene künstlerisch ausgcführte Tableaus und andere sinnige Geschenke befanden. Leipzig, 2. April. Dem seit 25 Jahren als Portier des Hotels Dresdner Bahnhof thätigen Herrn Johann Wilhelm Prager wurde von der königlichen Kreis- Hauptmannschaft Leipzig eine Belobigungs- urkunde verliehen, die ihm von Herrn Stadtschreibcr I)r. Pallmann in Gegenwart des Inhabers des Hotels, Herrn Franz König , an Rathsstelle überreicht wurde. — Auch sonst wurden dem Jubilar, der als Mit- kämpfer am deutsch-französischen Kriege theilgenommen hat, mannigfache Auszeichnungen und Glückwünsche zu Theil. — Als langjährige treue Abmiether sind am 1. April auf Antrag der betreffenden Vermiethcr durch Ehrettdiplom des hiesigen Allgemeinen Hausbesitzer- Vereins ausgezeichnet worden die Herren: W. Meisel seit 43 Jahren im Hause Matthäikirchhof Nr. 5 (P. Rowald), Moritz Samuel Zipper seit 37 Jahren im Hause Brau straße Nr. 6 (Frau Rechtsanwalt Kretschmer), Friedrich Hermann Damm seit 31 Jahren im Hause Preußcrgäßchcn Nr. 13 (C. G. Canitz) und Kaufmann Friedrich Gustav Schale seit 30^ Jahren im Hause Katharinenstraßc Nr. 9 iE. A. Prasse) wohnhaft. D» Der Hauschild -Schieb erverein in L.-Gohlis veranstaltete am ersten Osterfeiertage im „Schillerschlößchen" eine zahlreich besuchte Abend unterhaltung, die der Vorsitzende, Herr Engler, mit einer herzlichen Begrüßungsansprache und mit dem Ausdrucke des Dankes für das zahlreiche Erscheinen ein leitete. Biel war an gesanglicher und musikalischer Unterhaltung geboten worden, um Mitglieder und Gäste gut zu unterhalten. Der Gesangverein „Eintracht", unter der umsichtigen Leitung des Herrn R. Czerny, er freute die festliche Versannnlung durch mehrere Lieder vorträge, wie „Das Kirchlein" von Becker, „Gott grüße Dich" von Abt, „O du wunderbare, herrliche Frühlings zeit" von Schmidt und „Grüße an die Heimath" von Kromer. Herr Buchdruckercibcsitzer Richter sprach mit Ausdruck und guter Betonung den von ihm verfaßten Prolog, der lebhaften Beifall fand, ebenso wurde der dramatisch belebten, empfindungsvoll von Herrn Richter vorgetragenen Dichtung: „Das kranke Kind" rauschende Anerkennung zu Theil. Auch an gediegenen humoristischen Aufführungen und Soloscenen, geboten von Mitgliedern des Gesangvereins „Eintracht", fehlte es nicht, und wohl verdient war der Dank, -er vom Vorsitzenden des Vereins am Schluffe der Aufführungen allen Mitwirkendcn ge zollt wurde. -f-s- In einem größeren graphischen Institute wurde gestern während der Arbeit eine 22jährige Falzerin aus der Elisabethstraße in L.-BolkmarSdorf wiederholt von schweren Krämpfen befallen. Die Bedauernswerthe wurde nach dem Stadtkrankenharrse übergeführt. — In der Weftstraße wurde gestern Nachmittag ein daselbst an -er Schicnenanlage der Straßenbahn beschäftigter Stein setzer von einem herrschaftlichen Geschirr überfahren. Er erlitt außer Contusionen der Seite einen linksseitigen Knöchelbruch, so daß er dem Stadtkrankenhause zu geführt werden mußte. — Beim Abnehmen einer Trans mission kam in einer Reparaturwerkstatt in der Eilen burger Straße ein 25 Jahre alter Schlosser durch Sturz von einer Bockleiter zu Falle und zog sich erhebliche Verletzungen des Kopfes, der Schnlter, sowie der linken Seite zu, so daß er im Krankcnhause ausgenommen werden mußte. * Grimma, 2. April. Kommenden Sonntag gedenken die radfahrenden Mannschaften unter den Feuerwehren desBerbandesLeipzig eine gemeinsame Radtour in voller Ausrüstung nach unserer Muldenstadt zu unternehmen. Sammelplatz soll Taucha sein, von wo früh ^/»8 Uhr abgefahren wird. Die Hin- sahrt soll über Bvrödorf-Naunhof erfolgen. Geselliges Beisammensein mit den Mitgliedern der Grimmaer Feuerwehr wird die Zeit bis zur Rückfahrt ausfüllen. Letztere ist auf der Leipziger Straße über Pomßcn-Ltebcrt- wolkwitz geplant. * Naunhof, 2. April. Am 1. April feierte der Seel sorger von Albrechtshatn und Erdmannshain mit Vorwerk Eicha Herr Pastor Wilsdorf in Albrechtshain bei Naunhof sein 25 jähriges Amts jubiläum, wobei die Glieder der betheiligten Ge meinden durch zahlreiche Gratulationen, Ueberreichung einer Ehrentafel und festliche Veranstaltungen sprechende Beweise ihrer Verehrung des Jubilars gaben. tt. Mittweida, 2. April. Herr Rathsassessor Gustav Albin Schirmer ist als Vorsitzender, und Herr Rechts anwalt Fritz Adolf Bohrisch in Mittweida als zweiter Stellvertreter des Vorsitzenden des Gewerbe gerichts in Mittweida gewählt und von der königl. Kreishauptmannschaft zu Leipzig für diese Acmtcr ver pflichtet worden. — Chemnitz, 2. Avril. Die Entwürfe zur Festkarte für die deutsche Lehrervcrsammlung sind bis mit 13. April in der städtischen Vorbilderversammlung ausge stellt. — Der hiesige Kunstgewerbcvcrein hat in opfer freudigster Weise die 1. Bezirksschule für Knaben auf seine Kosten mit künstlerischem Wandschmuck versehen, durch den es cruröglicht wird, daß das Thema „Die K nnst in der Schul c" auch im Anschauungsunterricht behandelt wird. Die Auswahl der einzelnen Bilder er folgt im Einversländniß mit Mitgliedern des Kunst- gewerbevcreins und des Pädagogischen Vereins. Plaue« i. B., 2. April. Ans dem heute hier ab gehaltenen Biehmarkte ist der Viehhändler Herr Carl Wetzstein aus Tanna anscheinend plötzlich geisteskrank geworden. Der Mann verkaufte sein Vieh weit unter dem Selbstkostenpreise. Die Polizei nahm sich des Erkrankten an; die mit ihm abgeschlossenen Bichvcrkäufe wurden für ungiltig erklärt. Schon bei einer von dem Manne gestern im „Sächsischen Hof" in Stolpen veranstalteten großen Viehauction zeigten sich bei ihm Spuren von Geistesstörung. * Meißen, 2. April. Die L a n ü e s v e r s a mm l u n g d e r s o c i a l d c m o k r a t i s ch e n P a r t e i S a ch s e ns, die gestern Hierselbst im Saale der Gastwirthschast „Zur Weintraube" eröffnet wurde, war von insgesaimnt 52 De- legirten besucht. Ferner waren anwesend verschiedene svcialdemotratische Rcichstagsabgeordnete, Vertreter des sächsischen Ccntralcomitös und der verschiedenen Agita- tivnscomites. Der Parteivorstand hatte den Reichstags abgeordneten Auer entsandt. Der erste Punet der Tagesordnung betraf den Bericht deöCentral- comitvs, den Herr Sinder m ann - Dresden er stattete. Im Wesentlichen handelte es sich hierbei um die Petition, welche, versehen mit den Unterschriften zweier Mitglieder des Ccntralcomitös (Sindermaun- Drcsden und Schulze-Cossebaude) an den Landtag wegen Abänderung des La n d t a g s w a h l r c ch : s ab gegangen ist. In dieser Petition wurde in der Hauptsache Sie Herstellung des bis 1896 bestandenen Wahlrechts gefordert. Die Petition hat in der socialdcmokratischcn Presse Sachsens eine herbe Kritik erfahren, weil nicht das jenige Wahlrecht, wie es im Programm der socialdcmo- kratischen Partei gefordert wird (für alle Personen von erfülltem 21. Lebensjahre an u. s. w.) verlangt wurde, und weil bei Erfüllung der zum 'Ausdruck gebrachten For derung ein großer Theil Derjenigen, denen jetzt ein Wahl recht verliehen worden ist, dasselbe wieder verlieren wür den. Herr Sindermann - Dresden führte zu seiner Rechtfertigung an, daß er die Petition nicht selbst verfaßt habe ider Verfasser sei der Landtagsbertchterstatter der „Sächs. Arb.-Ztg." gewesen). Durch Krankheit sei er am Lesen des Entwurfes, der inzwischen verbreitet wurde, verhindert worden. Er habe dann das Verlangen nach dem allgemeinen Wahlrecht in den Entwurf hinein cor- rigirt und darauf die Petition am 5. März an den Landtag cingcsendet. Er erkenne an, daß in einigen Puncten die Petition hätte präciser abgefaßt werden können. Wenn man aber hiervon absehe, werde man zugeben müssen, daß die Petition von großer Wirksamkeit für die Agitation im Lande sein könne, denn der Landtag werde gezwungen, Farbe zu bekennen, und hieraus lasse sich Capital schlagen. In der sich anschließenden längeren Debatte fanden die 'Ausführungen des Referenten wenig Beifall. Im Allgemeinen waren die Redner der'Ansicht, -aß es ein Ver stoß sei, wenn sich eine Petition, die von einer officicllen Parteistcllc ausgchc, nicht stricte mit ihren Forderungen an das Parteiprogramm halte. In Zukunft müßten der artige Fehle unbedingt vermieden werden. Der nächste Punct der Tagesordnung betraf die Organisation und Agitation. Hierzu waren verschiedene Anträge gestellt. Beschlossen wurde u. A., -aß vom Centralcomitä ein Flugblatt über die Thätigkeit des Landtages, mit be sonderer Berücksichtigung der Finanz- und Ministcrkrise, herausgegcben werden soll. Weiter soll in Versamm lungen eine energische Agitation zur Beseitigung des Dreiclafsenwahlrcchtcs entfaltet werden. Endlich ist noch zu erwähnen, daß der 14. Rcichstagswahlkreis lRorna, Pegau u. s. w.) dem Verbrcitungsbezirke der „Leipziger Volkszeitung" zugethcilt werden soll. Ein Antrag, daß ein Flugblatt yerausgegeben werden solle, worin „über die Schuldigen an der Erhöhung der Einkommensteuer" Aufklärung gegeben werden soll, wurde abgelehnt. Es erstattete sodann noch am ersten Tage Herr Goldstein -> Zwickau Bericht über die Thätigkeit -es Land tages. Hierüber gab der Genannte in längerer Rede ein Bild, wie cs in socialdemokratischen Blätter schoy des Oefteren entrollt worden ist. Ganz besonders kritisirtc er die ungünstige Finanzlage. Redner bestritt auch die Legalität des Landtages, weil der selbe nicht alle Stände vertrete. Am Abend fanden zwei Commerse statt, in denen die Herren Auer- Berlin und M o t t e l e r - Leipzig sprachen. AnS den Verhand lungen des zweiten Tages sei vorweg erwähnt, daß das Centralcomit«, dessen Verlegung nach Leipzig be antragt war, in Dresden belassen wurde. — Dresden, 2. April. Der König und dieKönigin sind heute Mittag vom Residenzschloß nach der königlichen Villa Strehlen übergesiedclt. Mit denselben haben sich auch die seit gestern beim Königspaar zum Besuch weilen den prinzltch hohenzollcrnschen Herrschaften nach Villa Strehlen begeben. Ebendaselbst haben die jungen Prinzen Georg, Friedrich Christian und Ernst für diese Woche Wohnung genommen. — Der König hat den Rittmeister z. D. Georg von Metzsch- Reichenbach zum Kammerherrn ernannt und mit -er Function eines dicnstthuendcn Kammerherrn der Königin beauftragt. Vergnügungen. — Au« dem Bureau des LtadttheaterS: Im Neuen Theater wird am heutigen Donnerstag „ES lebe das Leben", im Alten Theater die Operette „Jadwiaa" wiederholt. — Morgen, Freitag, gelangt im Neuen Theater die Oper „Louise", im Alten Theater „Alt-Heidrlberg" zur Aufführung. — Für Sonnabend ist im Neuen Theater „Ial> wiga " angesetzt, im Alten Theater geht erstmalig das heitere Phantasiespiel in 4 Acten „Das Ewig-Weibliche" von Rob. Milch in Scene. Die Besetzung der Hauptrollen ist die folgende: Lysander, Feldherr der Hellenen: Herr Ta eg er; Manes, sein Wassenknecht: Herr Hänseler; Antiope, Königin der Ama zonen: Frl. Laue; Lampito, ihre Ministerin: Frl. Dalldorf; Myrrho, Palastcommondantin: Frl. Mancke. Die Regie führt Herr Regisseur Hänseler. — Frau Lilli Lehmann-Kalisch, die berühmte Sängerin, wird nach einer längeren Reihe von Jahren wieder ans unserer Bühne erscheinen und ein zwei Abende um- sassendes Gastspiel absolvlren. Die ausgezeichnete Künstlerin wird am Sonnabend, Len 12. Lis. Mts., die „Donna Anna" im „Don Juan" und am Dienstag, den 15., die „Brünhilde" in der „Götterdämmerung" singen. — Von heute Donnerstag bis Sonnabend Mittag 1 Uhr können die Abonnenten in den Stunden von 10—1 Uhr in Ausübung ihres Vorkaufsrechts nach Maßgabe der vorhandenen Plätze die Billets für die am Mittwoch, den 9. April, bei aufgehobenem Abonnement im Neuen Theater stattfindende Studentenaufführung der „Räuber" (mit Adalbert Matkowsky, Rosa Poppe, Max Grube und anderen hervorragenden Künstlern als Gästen) an dec Tageskasse des Neuen Theaters in Empfang nehmen. Am Sonntag beginnt von '/,11—3 Uhr der Vorverkauf der Billets (ohne Aufgeld). — Am Mittwoch, 9. April, Abends '/»8 Uhr, findet im Neuen Theater als XVII. Akademischer Theaterabend eine Auf führung von Schiller's „Räubern" statt in glänzender Besetzung. Karl Moor: Adalbert Matkowsky, königl. preuß. Hosschaujpieler, Franz Moor: Max Grube, Oberregisseur des königl. Schauspiel- Hauses zu Berlin, Kosinsky: Waldemar Staegemann, königl. Schau spieler, Berlin. Außerdem ist eine völlig neue decorative Ausstattung in dem bekannten Atelier des Herrn Professor Sütkemeyer, Coburg, angefertigt, die zum ersten Mai bei der Leipziger Aufführung verwandt wird. Die Räuberscenen werden von Studirenden ausgesührt. Der Vorverkauf zu dieser Vorstellung findet vom Sonntag ab an der Casse Les Neuen Theaters statt, ohne Aufgeld. — Krystall - Palast - Theater. Bielen Beifall fanden am Dienstag die neuengagirten Künstler, welche vor sehr stark besuchtem Hause zum ersten Male auftraten. — Im Felsenkcller in Plagwitz findet heute Abend Concert der Leipziger humoristischen Sänger (ans dem Krystall-Palast) statt, dem ein gediegenes Programm zu Grunde liegt. Unterrichtswesen. — Leip',ig, 2. April. In unserer Zeit hochentwickelter Cultur und ausblühender Industrie wird der geistige Arbeiter sowohl im Bureau wie in der Werkstatt hoch geschätzt, und nur der hat Aus sicht, auf dem socialen Kampfplätze als Sieger sich zu behaupten, der die erforderlichen geistigen Kräfte auszunützrn versteht. Ein Hilfsmittel in diesem Kampfe ist die Stenographie. Gar mancher junge Mann, der die Kunst Gabelsberger's beherrschte, hat sich damit eine gut bezahlte Stellung erworben; wie viele Handwerker sind in großen Betrieben in das Bureau einqerückt und haben, weil sie gute Stenographen waren, ihre schriftlichen Arbeiten in einer Weife erledigt, daß ihnen die besten Aussichten für weitere- Empor rücken geboten wurden. Für diejenigen jungen Leute, die sich kauf- männischen Berufen widmen, ist die Kenntniß der Stenographie überhaupt stillschweigende Voraussetzung. Da jetzt neue Unterrichts- curse im Institute Tachy, Leipzig, Wtnvumhlenstratze 25, HI., in der Stenographie beginnen, so sollten keine die Schule ver- lassenden jungen Leute versäumen, wöchentlich rin bis zwei Mal an einem solchen theilzunehmen. Während erst im späten Leben sich zeigt, welchen wichtigen Factor erworbene gute Schulkenntnisse dar stellen, bietet die Stenographie von Anfang an Vortheile, ganz ab gesehen davon, daß sie ein wichtiges Bildungsmittel darstellt. Stenographie und Schreibmaschine haben außerdem «inen oeueu wichtigen weiblichen Beruf geschossen. Die Stenographie, die weniger Aufwand au Zeit und Drill erfordert, bietet bei den sich täglich mehrenden Schreibarbeiten in allen großen Geschäften die Voraus setzung für eine, wenn auch ausangs ost bescheidene, Loch sichere Existenz. Vermischtes. — Berlin, 1. April. Wegen Raub Mordversuchs ist am Ostermontag auf Ersuchen des Berliner Polizei präsidiums der Artist Max Ritter in Spanüan verhaftet worden. Er steht in dringendem Verdachte, am Gründonnerstag den CigarreNhändler Karl Runge in Wahrenberg bei Wittenberge in Gemeinschaft mit einem anderen Manne im Laden überfallen und beraubt zu haben. Runge wurde von den Nanbgesellen zu Boden geschlagen und gewürgt, bis sie glaNbten, daß er todt sei. Die Thäter erbeuteten 340 Baargeld und entkamen nach Wittenberge, wo sic mit -er Eisenbahn nach ver schiedenen Richtungen fuhren. Der Uebcrfallcne be zeichnete den Artisten Ritter und den Arbeiter Martin Wallucks, der inzwischen in Hamburg verhaftet wurde, als die Thäter; Beide waren ihm bekannt. — Der Champaguerkricg, der nach der Taufe der Kaiseryacht „Meteor" entbrannte, ist jetzt in das Stadium eines Millioncnprocesscs eingetretcn. Die „Post" be richtet darüber: Ein halbes Jahr vor der zur Taufe in Aussicht genommenen Zeit schloß Herr Geo A. Keßler, Chef von Geo A. Keßler <L Co., Generalvertreter von Moöt L Chandon in Epernay für die Vereinigten Staaten von Nordamerika, mit der Schiffsbaugescllschaft Town- send Downcy einen Vertrag ab, daß bei der Taufe und dem Tanffrühstück Champagner von Moöt L Chandon verwendet werden solle. Vierzehn Tage vor dem Taufaet fragte der deutsche Botschafter von Hollcben an, ob „Meteor" nicht mit dem deutschen Schaumwein „Rhein gold" getauft werden könne. Das wurde bereitwilligst zu gesagt, falls es ein besonderer Wunsch des deutschen Kaisers sei. Um einen solche» Wunsch handelte cs sich aber, wie der deutsche Botschafter erklärte, Kickst. Trotzdem fragte Herr Keßler seinerseits bei einem Hofrath, der im Gefolge des Prinzen Heinrich mit nach Amerika gekommen war, noch einmal an, ob in Bezug auf den Tauswein ein Wunsch des Kaisers vorlicgc. Auch diese Frage wurde verneint. So blieb es denn bei dem französischen Cham pagner von Moöt L Chawdon. Der Vertreter von Moöt «ü Chandon veröffentlichte nun eine Notiz über die Taufe mit dem französischen Champagner. Dem gegen über erschienen Erklärungen des deutschen Hauses Söhn lein L Co. in Schierstein, -aß -ie Taufe mit „Rheingold" vollzogen worden sei. Der Widerspruch in -en öffentlichen Behauptungen veranlaßte -aS deutsche HauS, bei dem Botschafter von Holleben anzufragen, ob das von ihm acccptirte „Rheingold" nicht verwendet worden fei. Herr von Holleben antwortete: ,,Bet der Taufe des „Meteor" ist „Rbcingold" verwendet worden." Moöt L Chandon und ihr Vertreter Keßler beruhigten sich hierbei indessen nicht, berufen sich vielmehr aus Erklärungen deS Präsi denten Wallace Downey von der Townsend Shipbuildtng Company, dem die Tontrole des Gtapellaufes zustand, des
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