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schleudert, jedoch blieb ein Bein auf der Fahrbahn liegen und wurde von der Maschine vollständig zermalmt. Man sagt, Eifersucht sei das Motiv zur That gewesen. — Dem Gastwirth Köhler in Greifenhatn bei Frohburg wurden in Ler Nacht zum 7. d. M. sämmtliche von ihm in einem großen Fisch behälter untergebrachtcn Fische, 9^/4 Centner, von boshafter Hand vergiftet. Auf die Entdeckung des Thaters hat der Beschädigte eine Belohnung von 50 Mark ausgesetzt. — In Markneukirchen feierte am 8. d. M. die dortige Geigenmacherinnung, welche Geigen-, Cello-, Baß-, Guitarren- und Zithermacher umfaßt, das Jubiläum ihres 200-jährigen Bestehens in ganz ähnlicher Weise, wie vor wenigen Monaten die Saiten macherinnung daS ihres 100-jährigen Bestehens beging. — Meerane. Der von dem inhaftirten Schubert am 4. Nov. durch Beilhiebe schwer verletzte Weber Körner ist am 8. im Stadtkrankenhause gestorben. — Auerbach. Am 5. Novbr. hatte der Hotelier B. hier- selbst das Unglück, bei einer Spazierfahrt mit einigen Freunden ein zweijähriges und ein fünfzehnjähriges Mädchen zu überfahren. Die Pferde gingen im Trabe, als der Zügel riß, infolge dessen die Thiere, kaum die ihnen gewordene Freiheit spürend, durchgingen. Die drei im Wagen sitzenden Herren retteten sich durch Herauöspringen; aber die rasenden Pferde aufzuhalten gelang nicht. Das fünfzehnjährige Mädchen wird, da es nur leicht verletzt ist, bald wieder völlig ge nesen sein; das zweijährige Kind ist aber kurz darauf verschieden. Die durchgegangenen Pferde konnten erst in Rodewisch zum Stehen gebracht werden. Lauds und BolkSwirthschafllicheS. — Laut Geschäftsbericht des Hänichener Steinkohlen" bauvereins zu Dresden sind in der 1876/77er Betriebsperiode 893,849 Hektoliter Kohlen (64,994 Hektol. weniger als im Vor jahre) gefördert und im Ganzen 840,842 Hektol. für den Gesammt- preis von 625 852 Mark verkauft worden. Von dem Bruttogewinn im Betrage von 167,779 Mark (im Vorjahre 188,402 Mark) ver bleiben nach Abrechnung der General- und' Regieunkosten, Zinsen u. s. w. noch 59,700 Mark zu Abschreibungen und zur Ergänzung des Reservefonds, so daß eine Dividende nicht zur Vertheilung kommen kann. Die Betriebsausgaben an Löhnen und Material betrugen 473,614 Mark gegen 547,050 Mark im Vorjahre. — Prag. Von vielen Seiten kommen Klagen über Schäden, welche von den Heuer in großen Massen auftretenden Feldmäusen angerichtet werden. Stellenweise hat die Herbstsaat erneuert werden müssen, da die Getreidekömer, ehe sie noch aufgeoangen waren, von den Mäusen gefressen wurden. Auf der fürstlich Auersperg'schen Her«schäft Zleb wurden an einem einzigen Tage etwa 10,000 Mäuse mit Besen erschlagen. — Daß trotz der ungewöhnlich guten Kartoffelernte dieses Jahres die Kartoffeln einen verhältnißmäßig hohen Preis be- behaupten, hat seinen Grund in umfangreichen Ankäufen, welche englische Agenturen theils für Indien, theils für England machen. In welchem Umfange dies geschieht, ergiebt sich aus einer dem „Görl. Anz." gewordenen Mittheilung, daß an einen Oberlausitzer Tmsb sitzer die Aufforderung ergangen ist, für ein Londoner Haus 400,000 Centner Kartoffeln anzukaufen. Vermischtes. — Ein Satzfehler, so berichtet LaS „Leip. Tgbl.",wie er wohl in ähnlicher Weise nur selten von einem Jünger der edelen Buch druckerkunst ausgeführt worden sein mag, hätte beinahe das 5. Heft der von Otto Moser herausgegebenen Chronik von Leipzig betroffen. Es wird nämlich darin gesagt, daß die Leipziger Bürgerschaft in eine „anges.ss-ne und eine unanges.ssene" zerfiel; der Setzer hatte aber daraus eine „angesoffene und eine unangesoffene" gemacht. Glück licher Weise wurde die vom Ksrrector übersehene Verwechselung bei der Revision entdeckt und damit der Bürgerschaft eine un verdiente Kränkung, sowie dem Verfasser und dem Verleger der Ehronik eine — vielleicht endlose Reihe von Strafanträgen erspart. — In Pohlitz bei Greiz wurde am Abend deS 5. November die Frau d,S Gemeindevorstehers in Abwesenheit ihres Mannes von mehreren Strolchen überfallen. Der spät heimkehrende Ehegatte fand die Aermste an den Füßen gefesselt und am Halse mit einem Lein wandstreifen so fest geschnürt, daß Bewußtlosigkeit eingetreten war. Ein auf dem Sopha gelegenes Kind hatte man in die Nebenstube geschleppt, im Uebrigen aber nur das wenige vorhandene Geld gestohlen. — Jena. Der Raubmord in der Jüngersschen Mühle bei Vogelsberg am 26. August hat ein fünftes Menschenleben, einen jungen Arzt aus Jena, als Opfer gefordert. Die Leiche deS im Ge fängnisse zu Weimar erhängten Langeloh svv. wurde behufs Secirung nach Jena geschafft; hierbei hatte der die Sektion ausführenLe Arzt Or. Riemann das Unglück, sich in die Hand zu ftitzen, in Folge dessen er an Vergiftung durch Leichengift starb. — Aus Prag wird von der „Bohem." abermals eines jener furchtbaren Verbrechen gemeldet, welche in neuerer Zelt in so er schreckender Weise überhand nehmen. Der 34 Jahre alte verheirathete Kellner Anton Skorpil, welcher mit seiner 23 Jahre alten Ehefrau, seinem 2 jährigen Kinde und seiner Schwägerin eine Dachwohnung inne hatte, war seit länger Zeit ohne Dienst. Obwohl die Frau an der Auszehrung krank darniederlag, konnte doch von einer eigentlichen Noth in der Familie nicht die Rede sein. Nichts destoweniger jammerte Skorpil oft über die traurige Lage seiner Fa milie und wünschte sich und den Seinen den Tod. Am 8 d. M. um 7 Uhr früh sandte er seine Schwägerin in die Apotheke, um Tropfen zu holen, und bald darauf hörte die nebenan wohnende Wittwe Franz einen herzbrechenden Hilferuf und die Worte: „JesuS, Maria und Joseph," dann war Alles stille. Man eilte auf das Polizeiamt und wurde nun die von Innen verschlossene Wohnung ge waltsam geöffnet. Beim Eintritt in das Zimmer bot sich ein schreck licher Anblick. Der ganze Fußboden war mit Blut überschwemmt, die Frau lag halb entkleidet in einer Blutlache todt neben ihrem Bette auf dem Fußboden, sie hatte den Hals bis auf die Wirbelsäule durchschnitten, ebenso die Pulsadern an beiden Händen; der 2-jährige Sohn lag ebenfalls mit durchschnittenem Halse todt im Bette, und Skorpil selbst saß als Leiche mit durchschnittenem Halse, das Mord instrument, ein scharf geschliffenes großes Küchenmesser, noch in der Hand haltend, auf einem Sopha. Der erschienene Arzt konnte leider nichts mehr thun, als den Tod der drei Personen konstatuen. — Aus Wien berichtet man vom 6. Nov.: Heute Früh wurde der in der Praterstraße wohnhafte Schuster Sockahy von seinem Gehilfen in der Werkstätte erhängt aufgefunden. Er hatte seinem Lebcn selbst ein Ende gemacht. Im Frühjahr bewarb sich ein an geblicher russischer Major und Grundbesitzer um die schöne 17-jährige Tochter deS genannten Schusters, infolge dessen Unfriede und Kummer über die Familie hereinbrach. Sochahy's Frau und Tochter gaben sich trotz seiner Warnungen mit dem Russen einem luxuriösen Leben hin, bis der Letztere mit Hinterlassung großer Schulden aus Wien verschwand. Frau Sochahy hatte inzwischen mit der ältesten Tochter ihren Mann und die übrigen vier Kinder verlassen; der Mann strengte deshalb einen Ehescheidungsproceß an, während die Frau ihn als wahnsinnig erklären lassen wollte. Diesen Familienroman benutzte der Schriftsteller Berg in seiner neuesten Posse: „Der närrische Schuster". Sochahy's Vermögens- und Geschäftsverhältnisse waren inzwischen sehr in Unordnung gerathen, er konnte den letzten ZinS nicht mehr zahlen und lebte in der größten Aufregung, die ihn wahr scheinlich zum Selbstmord trieb. Vor einigen Tagen hatte er auch Berg's Stück im Wiedner Theater mit angesehen. — Ein Eisenbahnunfall, der leicht zu einer furchtbaren Ka tastrophe führen konnte, hat am 24. v. M. den von Alexandrien nach Cairo abgelassenen Expreßzug betroffen. Halbwegs zwischen den beiden Hauptstädten Aegyptens überschreitet die Bahn auf einer nach dem System Stephenson erbauten und für den ersten größeren Bau dieser Art geltenden Brücke, den westlichen Nilarm bei Kafr el- Sagad. Mitten auf dieser in einer Höhe von nahezu 20 w. über den Fluß gespannten Brücke, die nur ein Geleise hat, kam dem Ex preßzug ein Güterzug entgegen, welchen man unvorsichtiger Weise vor dem Eintreffen des ersteren in Kafr-el Sagad von dieser Hauptstation hatte abgehen lassen, um ibn auf der anderen Seite deS Flusses zu rangiren. Die Hauptschuld wird den mangelhaften Sianalen und dem in letzter Zeit angeordneten Eingehen eines BahnwächterpostenS am Eingänge der Brücke zugeschrieben. Glücklicher Weise wurde der Güterzug zum Stehen gebracht und dadurch der Anprall deS Expreß zuges bedeutend vermindert. Wäre dies nicht geglückt, so hätten