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6 stehen > feiert, ist zu diesem Feste der Besuch des Königs Albert und zwar auf den 14. d. M. in Aussicht gestellt worden. — Beim Abladen von Getreide vassirte vor Kurzem der Eb> frau des ChauffeewärterS Fichtner in Dreißig bei Oöhejn das U.» glück, vom Letterwagen heradzustürzen und mit -em Halse..an eine« der Schwiagspihen dos letzteren hangen zu -leiden. Die Aermste ist bald davauf unter großen Schmerzen gestorben. — Auf einem Neubau in der Lindenaustraße in Leipzig stürzte ein 17-jähriger Zimm^rlehrling am 6. August von einem Gerüste hinter einer Fensteröffnung im zweiten Stockwerk, wo er mit dem Verschaalen der Decke beschäftigt war, durch das Fenster hinaus in den Hof hinunter. Er schlug sich an einer Mauerkante das linke Auge aus und erlitt durch weiteres Aufschlagen auf einen unten liegenden Holzstamm eine Gehirnerschütterung sowie mehrfache andere Verletzungen, so daß an seinem Aufkommen ge zweifelt wird. — Der Wiesenbauer Sammler, Vater von 8 Kindern, wurde am 4. d. M. unweit des Bahnwärterhäuschens 13 der Herlasgrün- Fakensteiner Bahn von einem Personenzuge überfahren und sofort getödtet. Dem Anscheine nach hat Sammler den Tod freiwillig gesucht. — Auf der Bahnstrecke Gößnitz-Crimmitschau wurde am 4. August der Bahnwärter Leonhardt in Folge eigener Unvorsichtig keit von einem Güterzuge überfahren und sofort getödet. — Im zweiten Schachte deS Zwickauer Brückenberg-Stein kohlenbau - Vereins hat man ein neues Kohlenflötz aufgeschloffen, welches 4 Meter reine Pechkohle enthalten soll. — Aus Zwickau wird Folgendes gemeldet: Am 7. d. M. Vormittags hat sich hierselbst ein ungemein betrübender Vorfall auf dem bisherigen Exercierplatz in der Nähe der Werdauerstraße zuge tragen. Es war dort die Wachhütte des Flurwächters Schlosser aufgebaut. Die Ehefrau desselben, welche den heutigen Wochenmarkt besuchen wollte, brachte deshalb ihre Kinder aus der Wohnung nach der Wachhütte, und da der Vater auf den Fluren beschäftigt und nicht in der Hütte war, so blieben die zwei- und vierjährigen Kinder, Olga und Paul, an der offenen Hütte unter der Obhut ihrer ältesten dreizehnjährigen Schwester Pauline allein. Letztere hatte sich nun auf ein nahes Stoppelfeld begeben, um Aehren zu lesen; inzwischen aber waren die kleineren Geschwister in die Hütte gegangen, wo sie vermuthlich Streichhölzer gefunden und damit gespielt haben, denn plötzlich sah das älteste Mädchen die Hütte in Flammen stehen. Ob wohl sie nun mit einem in der Nähe beschäftigten Manne darauf zueilte, konnte doch zur Rettung der kleineren Kinder nichts mehr gethan werden; die brennende Hütte wurde zwar umgeworfen, aber die Kleinen waren bereits dem Tode verfallen. — Am 5. August erlag in Oberhäslich der 61-jährige Fleischer Franke den Folgen einer Blutvergiftung, welche durch die beim Schlachten des milzbrandkranken Viehes in Reinholdshain erhaltenen Milzbrandpusteln entstanden war. — Die namentlich in letzter Zeit so häufig auftretenden schlim men Folgen des Genusses vom Fleisch kranker Thiere haben bereits in Waldheim einen Verein für freie Fleischbeschauung ins Leben gerufen, dessen Mitglieder die Verpflichtung eingegangen sind, nur bei denjenigen Fleischern ihren Bedarf zu entnehmen, welche ihr Fleisch und Schlachtvieh, durch den Fleischbeschauer unter suchen lassen, ferner den Wünschen der kontrolirenden Personen deS Vereins entsvrechen und sich überhaupt den Bedingungen des letzteren unterwerfen. Sarymtliche Fleischer Waldheims, mit Ausnahme eines einzigen, erklärten ihre Bereitwilligkeit, sich der Fleisch beschauung zu unterziehen. — In der Nähe von Chemnitz ist die als Ausflugsort bekannte und beliebte „Jagdschenke" bei der Bahnstation Siegmar am 6. d. M. in Folge eines Brandes zerstört worden. Lauds und BollSwirthschastltcheS. — Der Fettviehmarkt zu Dresden war am 6. d. M. nicht sonderlich besucht; namentlich fehlte eS an fremden Käufern, in Folge dessen der Handel in Rindern verhältnißmä'ßig matt verlief. Zumn Verkauf standen 221 Rinder, 794 Schweine, 556 Hammel und 175 Kälber. Rinder galten je nach Qualität 42—72 Pf-, Landschweine 57—60 Pf-, ungarische Schweine 54 Pf., Hammel 40—60 Pf. und Kälber 55 Pf. vro Pfund. Unverkauft blieben 13 Rind er und 137 (114 ungarische) Schweine. — Auf dem Berliner Viehmarkte standen am 6. d. M. zum Verkauf: 1089 Rinder, 5149 Schweine, 1126 Kälber und 4573 Hammel. Der Auftrieb von Rindern 1. und 2. Qualität war nur gering, da nicht nur die Exporteure, sondern auch die Schlächter seit den theuern Preisen deS verflossenen Monats einen großen Theil ihres Bedarfs vor den Thoren gekauft haben und in den naheliegen den Ortschaften schlachten. Für Rinder in 1. Qualität zahlte man 60—63, für 2. Qual. 54—57 und für 3. Qual. 42 -45 Mark pro 100 Pfo. Schlachtgewicht; Schweine wurden je nach Güte mit 45—60 Mark bezahlt. Kälber erreichten kaum Mittelpreise und Hammel erhielten die vorwöchentlichen Preise. — Die Einnahmen des Kranken-UnterstüdungsvereinS sächs. Lehrer betrugen im abgelaufenen 26. Vereinsjahre 6802 Mark 86 Pf.,* die Ausgaben dahingegen nur 6077 Mark 80 Pf. An Unter stützungen sind 5420 Mark verausgabt worden. Der augenblickliche Kassenbestand resp. das Vereinsvermögen beziffert sich auf 13,068 Mark. — Bei der allgemeinen Unfall - Versicherungs-Bank in Leipzig wurden im Monat Juli a. e. 550 Unfälle gemeldet, nämlich: .20 Todesfälle, 14 Unfälle, die den Betreffenden Lebensgefahr bereiteten, 7, welche ihrer Natur nach eine totale oder theilweist Invalidität der Verletzten erwarten lassen und 509, denen eine nur vorübergehende Erwerbsunfähigkeit folgen dürfte. — Der Vorstand des landwirthschaftlichen HauptvereinS.für das Herzogthum Gotha veröffentlicht auf Wunsch des Staatsmini steriums ein vom Domänenpa'chter Ludloff in Friedrichswerth erprobtes Schutzmittel gegen den Milzbrand bei Thieren: Auf den Kopf Groß vieh wird 1 Gramm Salicylsäure, welche vorher in heißem Wasser aufzulösen ist, in die Tra'nkbottiche geschüttet und so dem Vieh mit der täglichen Tränke verabreicht. — Das neueste Heft der Monatsschrift der statistischen Central kommission in Wien bringt eine interessante Zusammenstellung betreffs der in den meisten Staaten Europas existirenden Sparkassen. Dieser zufolge bestanden in den Jahren 1873 bis 1876 im deutschen Reiche 1004, Oesterreich Ungarn 587, Großbritannien 5730, Frankreich 512, Italien 2340, Dänemark 370, Schweiz 312, Schweden 304, Nor wegen 262, Belgien 10, Niederlande 219 und Rußland 107 Spar kassen. Postsparkassen haben England, Italien und Belgien, bei letzterem ist die Zahl derselben nicht angegeben. Die Einlagen, in Lire berechnet, betrugen im deutschen Reiche 2,170,380,983, in Oesterreich-Ungarn 1,907,226,049, in Großbritannien 1,689,391,527, in Frankreich 573,498,968, in Italien 555,167,381, in Dänemark 303,197,566, in der Schweiz 289,535,367, in Schweden 173,469,200, in Norwegen 130,032,581, in Belgien 72,005,310, in den Niederlanden 40,016,677 und in Rußland 28,548,979. Die durchschnittliche Einlage per Buch in Lire variirt zwischen 293 und 784. Vermischtes. — Am Abend des 4. d. M. ist in Liegnitz der Pastor der dortigen altlutherischen Gemeinde, Superintendent Ehlers, auf einem Spaziergange am Arme seiner Tochter in der Nähe des Schießstandes der Schützengilde in Folge des Absetzens einer Kugel erschossen worden. Der Schuß ging demselben mitten durch die Stirne, so daß sein Tod auf der Stelle erfolgte. Die Theilnahme der Bevölkerung ist eine allgemeine, denn Pastor Ehlers zeichnete sich nicht nur durch eine ungeheuchelte Frömmigkeit, sondern auch durch eine große Wohlthätigkeit aus, die er in edelster Weise ausübte. Große Ent rüstung giebt sich darüber kund, daß es der Schützengilde noch immer gestattet ist, in dem lebhaftesten Theile der Anlagen ihre Schießübungen abzuhalten, wodurch die Passanten gefährdet werden. Die Herren Schützen ließen sich übrigens trotz der sofort nach dem Schießhause erstatteten Meldung in ihrem Vergnügen nicht stören, sondern schossen ruhig weiter, obgleich fortwährend zahlreiche Menschengruppen die Un- glücksstelle umstanden. Wie man nachträglich erfährt, hat die Be hörde der Schützengilde das Schießen an der betreffenden Stelle nun mehr untersagt. — Der Pastor Rieth inEisenach, welcher bekanntlich von seinem eigenen irrsinnigen Bruder verwundet worden ist, befindet sich wider alles Vermuthen auf dem Wege entschiedener Besserung. Die Ver letzung der Lunge, die anfänglich zu den größten Besorgnissen Veranlassung gab, hat sich nach genauer Untersuchung glücklicherweise als eine nur leichte herauSgestellt. Der Attentäter befindet sich noch immer unter ärztlicher Beobachtung.