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silbermünzen wurden bis dahin 406,558,497 Mark 80 Pf., an Reichsnickelmünzen 35,160,344 Mark 45 Pf. und an Reichs kupfermünzen 9,595,930 Mark 27 Pf. ausgeprägt. An die preußische Regierung wurde kürzlich die Frage gerichtet, ob diejenigen Volksschullehrer, welche einen zum Mi litärdienst eingezogenen Lehrer vertreten, auf Remuneration An spruch haben. Eine bestimmte Anwort hat der Kultusminister in-est nicht ertheilt, vielmehr entschieden, daß die Frage in jedem einzelnen Falle nach Umständen, insbesondere nach dem Umfange der Mehrleistungen zu beurtheilen sei Bei dieser Gelegenheit ist auch zur Sprache gekommen, ob etwa der zum Militärdienst eingezogene Lehrer als verpflichtet erachtet werden könne, aus seinen eigenen Mitteln zu den Kosten der Stell vertretung beizutragen. Dies wurde entschieden verneint. An gestellten Lehrern kann während der Zeit ihrer militärdienst- lichem Verpflichtung das Gehalt unter keinen Umständen vor- enthalten werden; entstehen aus der Stellvertretung thatsäch- lich Kosten, so sind diese von denen zu tragen, die bei der Be rufung des Lehrers mitgewirkt haben, in erster Linie daher von der Schulgemeinde. Um den Export der westphälifchen Kohlen zu heben, ver folgt man in Dortmund die Idee, durch die Kanalisirung der Emscher eine Verbindung mit dem Rhein zu ermöglichen und sodann einen i direkten Verkehr mit.Hamburg vermittels be sonders zu diesem Zwecke konstruirter Dampfer herzustellen. Es scheint dieses Projekt, bei dessen Ausführung man eine Menge leistungsfähiger Zechen zu erschließen hofft, nicht ungünstig ausgenommen zu werden, und sollen sich bereits einige Firmen erboten haben, einen allen Anforderungen entsprechenden Schraubendampfer mit einer Ladungsfähigkeit von 500 Tons für den Preis von 12tz,000 Mark herzustellen. Oesterreichtschx Ungarische Monarchie. Während die Ungarn sich die erdenklichste Mühe geben, die russische Politik an den Pranger zu stellen, ziehen die Kroaten immer offener gegen die Pforte za Felde. So wurde in einer am 6. d. M. in Agram stattgehabten Versammlung nach längerer Diskussion eine Resolution angenommen, in welcher die Ueberzeugung aus gesprochen wird, daß die barbarische und grausame Unterdrückung der christlichen Völker der Orients so lange dauern werde, als man die Türkei bestehen lasse. Deshalb müsse das türkische Reich in Europa zu Grunde gehen, wenn ein menschenwürdigeres Dasein der christlichen Nationen des Orients gesichert werden solle. Zugleich sprach die Versammlung ihre wärmsten Sym pathien für Rußland, den Alliirten Oesterreichs, aus. Daneben wurde der Ueberzeugung Ausdruck gegeben, daß Oesterreich-Un garn nicht die Türkei, sondern seine eigene Grenze vertheidigen, Dalmatien mit Kroatien vereinigen und Bosnien und die Her zegowina okkupiren müsse. Frankreich. Die Deputirtenwahlen werden bestimmt am 14. Oktober stattsinden. Wenn die Regierung es bis jetzt unter ließ, das diesbezügliche Dekret zu publiciren, so war dafür im Besondern die Absicht maßgebend, den Beginn der eigentlichen Wahlbewegung möglichst weit hinauszuschieben, da die bei jeder Gelegenheit stattsindenden republikanischen Kundgebungen für das Ministerium des 16. Mai wenig Gutes verbeißen. Der enthusiastische Empfang, welchen der ehemalige Präsident der Republik, Herr Thiers, soeben bei einem kurzen Ausfluge nach dem Departement Seine-et-Oise gefunden hat, dürfte im Elyst- Palaste ebenfalls die etwa noch vorhandenen Erwartungen her abstimmen, und zwar um so mehr, als der Marschall Mac Ma hon selbst bei seiner letzten Reise nach Bourges von der Be völkerung nur sehr kühl ausgenommen wurde. Allerdings werden diese Vorgänge Herrn von Fourton und Genossen ansporncn, bei den bevorstehenden Wahlen den ganzen Apparat behufs Her beiführung eines günstigen Resultats zu entfalten, obschon man sich auch nicht verhehlt,. daß ungeachtet der mehr oder weniger erlaubten Mittel, daS Ergebniß nicht zu Gunsten des augenblicklichen Regiments ausfallen werde. Spanien. Die Regierung beabsichtigt einen neuen Han dels- und Schifffahrtsvertrag mit Frankreich und England auf der Grundlaae vollständiger Geaeyseitiakeit und unter Kon- cessionen für die Ermäßigung der Zolltarife abzuschließen. Eine der Regierung aus Kuba zugegangene Depesche vom 7. d. M. meldet, daß die dortigen Insurgenten in 6 aufeinanderfolgenden Kämpfen in der Nähe des Rio San Pedro geschlagen worden seien. Mehrere Mitglieder der revolutionären Junta und zwei Führer der Insurgenten sind dabei gefallen. Großbritannien. Die Regierung hat den Beschluß ge faßt. auf eigene Rechnung Kandidaten für den Konsulardienst im Orient resp. für die Türkei, Persien und Aegypten aus bilden zu lassen. Jeder junge, im Lande gekorene Mann, welcher das 18. Jahr erreichte und das 24. noch.nicht über schritt, ist zulässig. Vorläufig sucht man 6 Kandidaten. Nach getroffener Wahl, dem ein Examen vorangeht, werden dieselben nach Konstantinopel dirigirt, um dort unter specieller Leitung des englischen Gesandten in den orientalischen Sprachen, Gesetzen und Verhältnissen des Landes Unterricht zu genießen. Der vorläufige Gehalt beträgt nach unserem Gelde pro Jahr 4000 Mark. Türket. In Konstantinopel wechseln unaufhörlich die In haber höchster Reichsposten. Die Stelle des Kriegsministers wird noch provisorisch durch Mahmud Damat Pascha, des Sul tans Schwager, versehen, der zugleich Großmeister der Artillerie ist. Auf den Posten des Scheik ul Islam wurde an Stelle Hairullah Effendis, Kara Effendi berufen, wohingegen die Lei tung der auswärtigen Geschäfte nach einer kürzlichen Meldung, von Aarisi Pascha auf den bekannten Server Pascha überging. — Die serbische Skupschtina wurde am 5. d. M. durch den Fürsten Milan geschlossen. Letzterer ist nach Belgrad zurück gekehrt, um daselbst bei günstiger Gelegenheit die in geheimer Sitzung beschlossene Unabhängigkeit zu proklamiren. Thatsache ist wenigstens, daß die Skupschtina allerlei neue Steuern be- willigte^und der Regierung die Ermächtigung ertheilte, ein An lehen von zwei Millionen Dukaten im Auslande aufzunehmen. Griechenland. Aller Kreise hat sich eine so hochgradige kriegerische Stimmung bemächtigt, daß man fast glauben möchte, es stehe der Feind bereits drohend an den Grenzen. Selbst besonnene und maßvoll geleitete Blätter stoßen in die Kriegs posaune. „Jetzt oder nie, heißt es, müssen die Hellenen Alles aufbieten, damit sie nicht von der hereinbrechenden slavischen Sündfluth weggeschwemmt werden. Nahrung und Anreiz empfängt die kriegerische Stimmung besonders aus den täglich eintreffenden Hiobsposten, theils aus den griechisch-türkischen Grenzprovinzen, theils von den Inseln im Archipel. Gesetz und Recht sind dort ganz zur Mythe geworden; der Muselmann betrachtet die Rajah als willkommenes Objekt, dem innern Groll Luft zu machen und sich sonst schadlos zu halten. In Thessa lien und Epirus gestalten sich die Dinge neuerdings noch trüb seliger, zumal die aus Donau-Bulgarien fliehenden Türken, zu meist aller Hilfsmittel bar, zum großen Theile in jenen Pro vinzen eine neue Zufluchtsstätte suchen. Amerika. Die Reichseisenbahnfrage wird demnächst auch in den Vereinigten Staaten diskutirt werden, denn der soeben stattgefundene Konvent der Republikaner von Ohio hat den Beschluß gefaßt, die Bundesregierung zu ersuchen, dem Kon greß eine Vorlage zu unterbreiten, welche eine einheitliche Regelung der Fahrpläne und Fahrpreise u. s. w. ins Auge fasse. Das sind die ersten Früchte des Striks, der ohne Zweifel auch auf die Gesetzgebung einwirken und die verschie denen Bahnen veranlassen wird, sich ihrerseits nach Mitteln eines erfolgreichen Widerstands umzusehen. Vom Kriegsschauplätze. Wesentlich Neues ist auch heute über die Lage der in Bulgarien stehenden Armeen nicht zu be richten; nur so viel steht fest, daß die türkische Heeresleitung un geachtet ihrer großen Erfolge noch immer eine verständnißvolle Einheit in ihren Dispositionen vermissen läßt und den Fehler noch nicht wieder gut gemacht hat, der dem Gegner gestattete, die nur durch eine dünne Verbindungslinie mit einander korrespondirenden Heereskörper diesseits und jenseits des Balkans einander näher zu bringen. Nachdem selbst bis heute noch keine Anzeichen vor handen sind, daß eine gemeinsame Offensive türkischerseits geplant und im Werke ist, darf wohl die Hauptgefahr, welche der russischen Kriegsführung drohte, als überwunden anzusehen sejn. Die Türken haben ihren Feinden mittelbar die Unterstützung durch