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Erp-d und Ein unterhaltendes Matt für del» Miller und Landmann. Dresvc»"- Amtsblatt für die königl. Amtshauptmannschaft Dresden, iM50Pf^ für die Ortschaften des königl. Gerichtsamts Dresden, sowie für die königl. Forstrentämter beziehen durch "^3°° Dresden, Tharandt und Moritzburg. "22"' — Erscheint jeden Dienstag und Freitag früh. — Inseratenpreis: Für die einspaltige Zeile 15 Ps-, unter „Eingesandt" 30 Ps. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Wüller in Dresden. i Politische Weltschau. ! Deutsches Reich. Nachdem Kaiser Wilhelm seine Kur ! in Gastein glücklich beendet hat, ist derselbe am 7. d. M. Abends halb acht Uhr in Salzburg angelangt und andern Tags nach Ischl weitergereist, um mit dem Kaiser Franz Joseph von Oesterreich zusammenzutreffen. Letzterer fuhr seinem Gaste bis zum Dorfe Strobl entgegen. Die Begegnung der beiden Monarchen war eine äußerst herzliche, sie umarmten und küßten sich. Nachmittags 3 Uhr fand die Hoftafel statt und j nach derselben erfolgte ein Ausflug nach Hellstadt, wo der Thee eingenommen wurde. Für den Abend war ein großes Garten fest zu Ehren des Kaisers Wilhelm in Aussicht genommen. ' Was die ernstere Seite der Zusammenkunft betrifft, so will man : wissen, daß über die handelspolitische, sowie über die russisch serbische Frage ein Austausch der Meinungen zwischen den beiden Monarchen stattfinden werde. Die Wiedereinberufung des Bundesraths dürfte vor Ende September kaum zu erwarten sein, da der Präsident des Reichs kanzleramts erst kurze Zeit vorher von seiner Urlaubsreise zurückkehrt und die Feststellung der für die nächste Session bestimmten Vorlagen durch ihn mithin nicht früher bewirkt werden kann, ganz abgesehen davon, daß Fürst Bismarck auch in diesem Jahre von Varzin nicht vor Anfang Oktober abzu reisen gedenkt. Die Sachverständigen-Kommission für die Vorberathung der Reichsstempelsteuerfrage ist nun in voller Thätigkeit. In keinem Falle aber dürfen die Beschlüsse derselben als für den Bundes- rath verbindlich angesehen werden, denn wenn sich auch wohl annehmen läßt, daß die von den einzelnen Regierungen dele- girten Kommissionsmitglieder im großen Ganzen die Anschau ungen wiedergeben, welche in den betreffenden Ländern zur Zeit die maßWhenden sind und voraussichtlich auch im Bundesrathe zum Ausdruck kommen, so trägt doch die ganze Sachverstän- digen-Enquete zunächst nur einen vorbereitenden Charakter. Wenn irgend möglich, wird das Reichsjustizamt dem Reichstage schon in der nächsten Session ein Gefängnißgesetz unterbreiten. Die neuen Justizgesetze machen dessen Vorlegung geradezu unentbehrlich, da im Reiche eine Anzahl von Gefängniß - Neubauten in Folge der Justizreorganisation sobald als möglich vorgenommen werden muß. Der im preu ßischen Justizministerium ausgearbeitete Entwurf wird die Grundlage des Gesetzes bilden. Vorher soll noch eine Special kommission von Sachverständigen des Gefängnißwesens zur Durchberathung des Entwurfs nach Berlin berufen werden, um ihm jene Gestalt zu geben, in welcher derselbe an den Bundesrath und von dort aus an den Reichstag gelangen kann. Die Reichsregierung beschäftigt sich im Augenblicke mit der für Lothringen projektirten überaus wichtigen Bahn von VeuuunddrrtßiAjUr Lahrgang III. WrartaL.^ Diedenhofen nach Carlingen. Schon Ende des Jahres 1876 wandte sich eine Anzahl lothringischer Kreistagsabgeordneter, Bürgermeister und Industrieller an den Reichstag, welcher sich in seiner Petitions-Kommission über den Vorschlag, den Bau der Bahn durch eine Privatgesellschaft gegen Überlassung eine- Theiles des Ertrages ausführen zu lassen, günstig aussprach. Die hierauf mit der belgisch-lothringischen Ersenbahngesellschast angeknüpften Verhandlungen blieben jedoch ohne brgebniß. Der lothringische Bezirkstag hat sich nun während der An wesenheit des Kaisers in Metz an diesen gewandt. In Folge dessen sind die Verhandlungen zwischen der Reichsregierung und der Landesverwaltung wieder ausgenommen worden und werden voraussichtlich zu einem günstigen Resultate führen. Das diesjährige Ersatzgeschäst in Elsa--Lothringen geht seinem Ende entgegen. Bemerkenswerth ist die erhebliche Zu nahme der freiwillig vor der Musterungskommission erscheinenden jungen Leute. Nicht ohne Interesse dürfte ferner auch die in diesem Jahre gemachte Beobachtung sein, daß die dicht an der Grenze gelegenen Ortschaften, trotzdem sie fortwährend in engster Berührung mit ihren französischen Nachbam stehm, meist ihre volle Zahl von Rekruten stellen. Die schon vor längerer Zeit annoncirte neue parlamentarische Fraktion, eine Zwillingsschwester der Agrarpartei, scheint sich wirklich konstituiren zu wollen. Ihren Haupterfolg erwartet sie von den nach socialdemokratischer Manier angestellten Reise- Agitatoren, welche außer den Diäten, noch einm festen Gehalt beziehen werden. AlS Hauptbedingung für die Anstellung wird eine hervorragende rednerische Begabung und eine so kräftige Stimme gefordert, daß der Redner auch im Freim die größte Versammlung mit seinem Organ zu beherrschen vermag. Die Prüfung dieser Reiseapostel der neuen landwirthschaftlichen Gruppe wird in einer öffentlichen Versammlung der Partei vorgenommen und die Entscheidung durch die Majorität der Stimmen erfolgen. Großes Glück dürste die Partei aber trotz dem wohl nicht haben. In den letzten Jahren sind die Gehaltsverhältniffe der Postbeamten bekanntlich öfter ein Gegenstand lebhafter Erörte rungen im Reichstage und in der Presse gewesen. Von manchen Seiten wurde behauptet, das Einkommen, namentlich der untem Klassen der Postbeamten, sei kein ausreichendes, es herrsche Willkür in Bezug auf die Gehaltsskalen und dergleichen mehr. Der Generalpostmeister Stephan soll daher entschlossen sein, dem nächsten Reichstage sämmtliche Unterlagen in Betreff der gedachten Gehaltsverhältniffe zugehen zu lassen und sich damit einverstanden zu erklären, daß der Postetat durch eine besondere Kommission vorberathen werde. Hierdurch gelingt es hoffent lich zu erfahren, ob und inwieweit jene Klagen begründet find. . Die Gesammtausprägung an Reichsgoldmünzen belief sich bis zum 28. Juli auf 1,497,580,265 Mark; an Reichs-