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-- - —' "^77"" für die Einheitlichkeit des Betriebes auf der ganzen Bahn zu erlangen. Diese Geneigtheit Preußens zur Nachgiebigkeit soll denn auch sächsischerseits bereitwilligst erwiedert worden sein. Für die Aktionäre ^der Bahn^elber wäre .Ws jedenfalls die günstigste Lösung, da Durch yichts die Jnteteffek derselben so sehr dlßs noch länger fortbestehende Ungewißheit Getz den endlichen Au-gang der Streitigkeit. Der 71 FaHe ^ltr General der Jnjanterie v. Man stein ist am 11. d. M. in Flensburg gestorben. Derselbe nahm sowohr^am schleswig-holsteinischen wie deutsch-österreichischen Feld zuge in hervorragender Weise Theil. In dem großen Kriege 1870—1871 hat v. Wan stein* al- Kommandirmder des s X. Armeekorps seinem Feldherrntalente neue Anerkennung erworben und auch nach wiederhergestelltem Frieden noch an der Spitze dieses Armeekorps gestanden, bis ihm im Jahre 1872 der erbetene Abschied bewilligt und er mit Pension zur Disposition gestellt wurde. Ueber den in Moskau zur Zeit noch schwebenden Strous- berg'schen Proceß berichtet man von dort, daß der Kassations hof die Appellation der Civilkläger und Bankliquidatoren zu rückgewiesen und das bereits gefällte milde, nur auf Aus weisung aus Rußland lautende < Urbheil des Stadtgerichts bestätigt habe. Der Rückkehr Strou-bergs nach Deutschland steht nun nichts mehr im Mege und wird Dieselbe wahrftheinlich bald erfolgen. OesterreichtM^WMltM Monarchie. Aus dem Nebel der vieldeutigen Worte Wh W rücksichtlich der Haltung Oesterreichs in der OrieütverwiM triten nachgerade die Even tualitäten einer militärischen Aktion immer deütljcher hervor. Ueber die Richtung,und die Ziele dieses Vorgehens sind vorerst die Andeutungen noch ungewiß. Die Zurückhaltung ist erklärlich, weil sie mit zu der internen auswärtigen Politik, gehört, welche nur successive vorzubertiten und zu gewöhnen sich bestrebt zeigt. Der Moment ist aber gleichfalls unausbleiblich, in welchem auch darüber Klarheit geschaffen werden wird, daß die noth wendige Aktion keine gegen Rußland sich kehrende sein könne, sondern nur eine im guten Einvernehmen mit der nordischen Nachbarmacht stattfindende sein müsse. Die Intervention Oester reichs in den slavischen GrenzläudernHer Türkei — bei Ein tritt gewisser Voraussetzungen, vielleicht Serbien sogar' einbe griffen — wird über kurz oder lang aus dem Stadium des vielerörterten Projektes in jenes der effektiven Verwirklichung treten. Damit dürste aber auch für geraume Zeit hinaus das brennendste Interesse Oesterreich-Ungarns bei der zu gewärtigen den Entwickelung der Orientsrage sicher gestellt sein. Die Lokalifirung/des Krieges erfährt dadurch nicht die geringste Alterirung; man wist ruhig den Ausgang des Duells zwischen Rußland und der Türkei, in welches auch England trotz der letzten Note Derby's und der dortigen militärischen Vorbereitungen sich nicht Wzumischkn beabsichtigt, abwarten. Die großen Schwierigkeiten der Auseinandersetzung zwischen Oester reich und Rußland über den europäischen Orient bilden eine Frage der offenbar noch ziemlich entferyten Zukunft, keines wegs aber der Gegenwart. Ä^eny man Lie Eventualität einer Hereinziehung Serbiens in die allfällige Jnterventioffssphäre Oesterreichs zu berühren nicht unterlassen hat, so findet dies seine Begründung in der Thatsache, daß vor nicht gar langer Zeit Fürst Milan durch eine ^Eröffnung des Grafen Andrassy darüber nicht im Zweifel gelassen wurde, in welchem Falle Oesterreich Sorge däfür tragen müßte, daß seine Interessen an der Donau und Save nicht in Gefahr kämen. — Nach den neuesten Berichten aus Wien, hat die Regierung eine Menge von Vorsichtsmaßregeln angeordnet, wie sie die Nähe des Kriegsschauplatzes epforvprlich machen. Dazu gehört, daß die Route Men-Esseg für 26 täglich abzulaffende Militär züge eingerichtet ipotden ist. Die Stationschefs haben ver siegelte Ordres erhalten, die erst auf telegraphische Weisung hin geöffnet werden dürfen Md welche die für eche Mobil machung nöthigen Jnforchakiyuen ^mhälten., Zu Esseg und Temr-var sollen jetzt schouArEMüffenLon Kriezchnaterral vor handen sein utrd hat sich der augerWcklich diese'Geaenbftlsvicixende Erzherzog Albrecht djirchaüKvMedigend Wr Vie Ausführung der anbefohlenen Maßregeln geäußert. Dem Anscheine nach, will man sich von einem etwaigen Kriege nicht überraschen lassen. — Die Ausschüsse des ungarischen Abgeordnetenhauses für die Ausgleichsvorlagen werden erst nach den Pfingsttagen wieder zusammentreten. Die Regierung wünscht, daß die an die Kommissionen gewiesenen Gesetzentwürfe behufs Referats einzelnen Mitgliedern diese- Ausschusses zugestellt werden. Für die Vorlagen über das Bankprivilegium, das Hypotheken statut und die 80-Millionen-Bankschuld sind die diese Materie beratenden Herren schon ernannt worden. — Die österreichische Regierung hat angesichts der verschiedenartigen Deutung ihrer bisherigen Haltung sich veranlaßt gesehen, gleichfalls die Neu tralitäts-Erklärung zu proklamiren. Die Möglichkeit einer späteren Intervention ist damit nicht ausgeschlossen, und eben so wenig wird sich die Regierung veranlaßt fühlen, die in An griff genommenen Vorsichtsmaßregeln zu inhibiren. Italien. In den der Regierung nahestehenden Kreisen kann man sich nicht mehr der Wahrnehmung entschließen, daß im Senate, welcher, wie wir wissen, das Gesetz über Mißbräuche der Geistlichkeit ablehnte, das klerikale Element nachgerade das Uebergewicht zu erlangen beginnt. Das Bedenklichste dieser Thatsache ist das Umsichgreifen der klerikalen Ansichten unter den Mitgliedern der Rechten. Unter solchen VerlMnifsenTäßt sich die Ablehnung der Vorlage über die Civilehe im Ober hause fast mit Bestimmtheit voraussagen, es sei denn, daß die Regierung durch einen „Pair-schub"^eine hinreichende Menge ihr freundlichHesirmter Elemente hineinzubringen und auf diese Weiser die" Annahme der fraglichen Vorlagen zu,sichern wüßte. — Die Waareneinfuhr nach Italien in den ersten drei Monaten d. I. weist eine bemerkenswerthe Zunahme nach. Bei Seide und Seidenwaaren allein beträgt dieselbe an 16 Millionen Lire. Dieser Steigerung des Imports steht ein .starker Ausfall im Export gegenüber. Außer Seide sind im "Export Getreide, Wein, Hanf, Mehl, Olivenöl und Merksatz wesent lich heruntergegangen. Ebenso haben sich die Zölle und Neben gebühren im ersten Quartale d. I. um 15 Millionen" Lire vermindert. Rumänien. Der „Monitorul" veröffentlicht ein Dekret, nach welchem Fürst Karl das Oberkommando der Armee über nimmt; gleichzeitig werden die Ernennungen für den großen Generalstab und den Kommandanten der zwei Armeekorps pub- licirt. Nach einer Vereinbarung mit Rußland wird die ru mänische Armee selbstflürrdig-operirrn, jedoch von einem russischen Korps unterstützt iverden. Die Kriegserklärung an die Mrkei kann unter solchen Verhältnissen nicht allzulange mehr auf sich warten lassen. Die Deputirtenkammer hat wenigstens in ihrer -Sitzung vom 10. d. M. eine Tagesordnung angenommen, welche erklärt, daß Rumänien den von der Türkei hervorgerüftnen Kriegszustand acceptire; zugleich wird der Regierung die Bil ligung darüber ausgesprochen, daß die türkischen Angriffe er widert worden seien. Die vom Sultan pröklamirte Absetzung ! des Fürsten Karl erfährt wahrscheinlich durch die Kammer eine besondere Entgegnung. Rußland. Die Hingabe für die nationale Sache wächst in der gesammten Monarchie mit jedem Tage. Die Gemeittde- vertretungen aller größeren Städte Rußlands haben bereits die Bildung von Freiwilligen-Korps in Angriff genommen, dir sie auf Kosten der Gemeinde ausrüsten und verpflegen wollen. Da der Großfürst Nikolas den Wünsch geäußert Hat, daß die Freiwilligen erst ganz militärisch geschult zur Armee flößen sollen, so haben die Stadtgemeinden Kommando'- aus Men ; Militärs gebildet, welche mit der Abrichtung der FrriwiMrn betraut sind. Als Beweis von Sympathien, welche die Bil dung von Freiwilligenkorps findet, mag Lie Thatsache Wlteü, daß in allen russischen Städten die Söhne det erffen^Adels- und Bürgerhäuser sich als Freiwillige eiüfchreibrn ließen. ; Türket. Der Sohn Schmayls, jenes chenjals so sehr gefürchteten TscheikeffenbäuptUngs, Gagi Mehmed Bey, wellt sät einiger Zeit in Konstantinopel, wo er eine emsige Thätig Meit entwickeln soll, wie die „N. ft. Presse" mAlkkeÄft lichem Sinne bekannt giebt. Es heißt, es sei ihm die bedeü^