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^.d. Eltt unterhaltendes Malt für dm Rürger und Landmann. rr-ssen" Amtsblatt für die königl. Amtshauptmannschaft Dresden, für die Ortschaften des königl.Gerichtsamts Dresden, sowie für die königl. Forstrentämter b«,iehendurch Dresden, Tharandt und Moritzburg. Erscheint jeden Dienstag und Freitag früh. -— Jnserateupreis: Nr di« einspaltig« Zeil« 1S Ps-, mu«r „Eingesandt" rv «. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrman« Mütter in Dresden. - Abonnements - Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Porfzeitung" für die Monate Aeörnar und März nehmen alle kaiserliche Postan- stalten nnd Postexpeditionen gegen Vorausbezahlung von l Mark entgegen. Die Verlags - Kipeditiou. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Die Stichwahlen für die Reichstags vertretung sind nunmehr beendet und die amtlichen Verkündi gungen meistens schon erfolgt. Von denjenigen Fraktionen und Gruppen, aus welchen sich die reichsfeindliche Minderheit des Reichstages zusammensetzt und die, wie schon hervorgehoben wurde, auch eine Minorität bleibt, werden die Ultramontanen mit ihrem Anhänge von hannöverschen Partikularsten, eine Stimme gewinnen, im ungünstigsten Falle im status quo verharren. Die Socialdemokraten "können es vielleicht auf 13 Mit glieder bringen, während sich die Zahl der „Demokraten" oder Mitglieder der „Volkspartei" um höchstens 3 erhöht. Je nachdem der eine oder der andere der in Würtemberg gewählten Abgeordneten, die bisher als „Demokraten" gezählt wurden, sich der Fortschrittspartei anschließt, wird diese Ziffer sich um cin oder zwei Einheiten vermindern. Die Zahl der Polen und Dänen ist unverändert geblieben. Das giebt also im Maximum einen Zuwachs der reichsfeindlichen Minderheit um 7 Mitglieder. Bringt man die Wahlen in Elsaß-Lothringen mit in Berech nung, so darf man die dort gewählten „Äutonomisten" nicht ohne Weiteres zu der reichsfeindlichen Minderheit rechnen; sollten dieselben aber zu einer reichsfreundlichen Haltung Motive haben, so würde jener Zuwachs der reichsfeind- lichen Minderheit also um 5 Stimmen zu reduciren sein. Innerhalb der reichsfreundlichen Majorität des Reichstages werden die beiden liberalen Fraktionen es nicht auf ihre frühere Höhe bringen; den größeren Ausfall wird die nationalliberale Fraktion zu tragen haben. Doch fällt die Entscheidung über die Majorität des Reichstages nach wie vor in diese Partei hinein. Einen namhaften Vortheil aus dieser Wahlkampagne haben die konservativen Fraktionen zu verzeichnen, wobei aller dings in Anschlag zu bringen ist, daß die in Würtemberg und Sachsen gewählten Konservativen in manchen Fragen nicht mit der deutschen Reichspartei, zu der sie sonst gerechnet werden, stimmen dürften, und daß sich unter den als „konservativ" be zeichneten Abgeordneten ferner einige befinden, welche, in die Pfade der „Altkonservativen" des preußischen Abgeordnetenhauses tretend, hier und da mit dem Centrum stimmen werden. Vor läufig scheint die parlamentarische Lage im neuen Reichstage noch sehr der Klärung bedürftig. — Die Frage, welcher Ab geordnete als Alterspräsident dieses Mal auf eine kurze Zeit im Reichstage fungiren werde, ist mehrfach schon gethan worden, und da hat es sich nun herausgestellt, daß unter der sonst ju gendlichen Phalanr der Socialdemokraten würdige Greise., starke Siebziger, und zwar der wohlbegüterte Herr Ritttng- Hausen aus Köln und der Baurath Demmler, der alte Dutz- bruder des verstorbenen Großherzog- von Mecklenburg, sich be finden. Freilich ist Herr v. Gerlach älter, als diese graubär tigen Socialisten, aber er wird sich kaum die Last eines Alters präsidenten aufbürden wollen. Ist daher Herr v. Bonin nicht gleich am ersten Lage der Eröffnung der Session auf seinem Posten, so können wir es erleben, daß der deutsche Reichstag seine erste Versammlung unter dem Vorsitze eines Socialdemo kraten abhält. Der „Reichs-Anzeiger" veröffentlicht die Einberufung des elsaß-lothringischen Landesausschuffes auf den 5. d. M. Allem Anscheine nach ist die diesjährige Session dieser Körperschaft mit Rücksicht auf den Reichstag so früh anberaumt worden. Da nämlich der Reichstag nach seiner demnächst bevorstehenden Session im laufenden Jahre nicht mehr tagen soll, so muß ihm das elsaß-lothringische Landesbudget für 1878 schon jetzt vor- aelegt werden. Freilich hat der Bundesrath vor Kurzem den bekannten Gesetzentwurf angenommen, nach welchem elsaß-lothrin gische Landesgesetze auch ohne die Mitwirkung des Reichstags erlassen werden können, wenn ihnen der Landesausschuß zuge stimmt hat. Aber erstens ist noch nicht ausgemacht, daß der Reichstag diesem Gesetzentwürfe ebenfalls betreten wird, und sodann wäre es auch immerhin möglich, daß zwischen Regierung und Landesausschuß eine volle Verständigung über daS Etats gesetz nicht zu erzielen wäre. Es blieb also kein anderer Aus weg, als den Etat schon jetzt festzustellen. Unter den feindlichen Aeußerungen, welche in dm letzten Wochen von Neuem aus Frankreich gegen Deutschland laut geworden sind, nimmt ein Aufsatz des soeben erschienenen Heftes der „Revue des deux MondeS" eine besondere Beachtung in An spruch. Derselbe handelt von den »Flotten zweiten Ranges in ler Ost- und Nordsee" und ist seinem gesummten Inhalte nach eine an Schweden, Dänemark und Holland gerichtete Warnung vor den Eroberungsgelüsten Deutschlands, oder wie das fran zösische Blatt konsequent schreibt, „Preußens", und zugleich eine Aufforderung, sich zur Abwehr der drohenden Gefayr zu rüsten und sich dabei auch auf verwandte Interessen zu stützen. Es wiederholt sich also, wie die „Prov.-Korr." dazu ganz ttch- tig bemerkt, in der französischen Presse das frivole Spiel, wie cs vor zwei Jahren geübt wurde, Deutschland zu schmähen und herauszüfordem, mit dem stillen Vorbehalt, bei der natur gemäßen Zurückweisung von deutscher Seite »hinterher über Bedrohung und Vergewaltigung zu klagen.' Die Gesammtausprägung an Reichsgoldmünzen belief sich bis zum 20. Jan. d. I. auf 1,435,215,530 Mark ; an Reichs-