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MmtMette« »»»extlich der taudwirthschaft die «öthizen Arbeitskräfte in bedenklicher Weise entzoaen wurden. Der S-thwendi-e Ausgleich zwischen der Produktion und der Kon- firmtion hat nunmehr begonnen. In diesem Ausgleich, in der Beseitigung der eingetretenen Ueberproduktion, sowie in der damit in Verbindung stehenden Zurücksührung der Arbeitslöhne auf ein angemessenes Maß ist da- natürliche Heilmittel rur Gesundung der wirtschaftlichen Zustände zu erblicken. Die Ermäßigung der Arbeitslöhne wird nach allgemeinen wirth- schaftlichen Gesetzen und Erfahrungen auch ein Herabgehcn der Lebensmittelpreise nach sich ziehen. Vor Allem aber ist -u erwarten, daß die bei der Industrie entbehrlich werdenden Arbeiter wieder zu den früher von ihnen betriebenen Berufs arbeiten zurückkehren und daß mit dem Aufhören des Zuflusses der Arbeitsuchenden nach den großen Städten und den sonstigen Industrieplätzen wieder eine angemessenere Vertheilung der arbeitenden Kräfte im Lande eintreten werde. In diesen Ge- sundungsproceß einzugreif-n, kann man durchaus nicht als rath- sam erachten. Es würde die Rückbildung zu normalen Ver hältnissen in ihrem natürlichen Verlaufe unterbrochen werden, wann gegenwärtig durch außerordentliche Unternehmungen des StaateS in den großen Städten oder in den Jndustriebezirken große Arbeitermassen in Thätigkeit gesetzt und dadurch für länger« Zeitdauer an ihren jetzigen Wohnplätzen festgehalten werden sollten. Das Geheimnitz des Taschenbuchs Erzählung von A. Mkls (Fortsetzung.) Ich sah den StaatSanwalt groß an — ich wußte bei Gott nicht, ob ich lachen oder zornig werden sollte. Glücklicher weise beherrschte ich mich schnell und sagte lächelnd: „Und welches Verbrechens klagt man mich an?" »Sie werden eS später erfahren; vorerst muß ich meine Krage noch einmal wiederholen. — Sie haben die vergangene Nacht nicht in Ihrem Bette verbracht?" „Nein, Herr StaatSanwalt, sondern auf meinem Sopha — und da- zwar sehr unbequem, da mein Diener bettunken war und ich jeden Augenblick erwartete, vom Tischler Stürmer ge holt zu werden." „Oie ganze Nacht?" ,Nem!" „Sie sind nicht zu Stürmer geholt worden und waren doch außerhalb Ihres HauseS?" „Ja . . das war ich!" „Wollen Sie mir sagen, wo Sie warm?" „Nein!" „Und warum wollen Sie mir das nicht sagen?" „Weil selbst das Gericht mich nicht zwingen kann, den Gid unverbrüchlicher Discretion, den ich geleistet, zu brechen." „Sehr recht, wenn es sich um einen Ihrer Patienten handelt; aber hier handelt es sich um Sie selbst." „Das verstehe ich nicht! —" „Mit einem Worte — es ist Niemand krank im Hause d«S Regierungsrathes von Willern und Sie waren diese Nacht dort!" Ich fühlte mich bleich werden . . . „Sie antworten nicht?" „Nein!" „Aus welchem Grunde?" „Aus dem vorher erwähnten!" „Das heißt: Sie behaupten, daß Sie im besagten Hause «nen Patienten, den Sie nicht nennen wollen und auch nicht -u nennen brauchen, besucht haben?" „DaS ist Ihre Deutung meines Schweigens; — ich habe Ihnen überhaupt noch nicht gesagt, daß ich dort gewesen sei!" Er wandte sich um und sagte zu seinem Schreiber: ..Holen Sie mir die Akten 1^, Litter«. 43." Jener verließ das Zimmer und kaum hatte er die Thür hinter sich geschloffen, der Staat-anwalt sich schnell zu mir wandte und mit -e- dEmyster Stimme ssGtee „Ich bitte Sie um KotteSwillm, verschlimmern We Jhve Lage nicht, — ich habe, um Sie zuerst zu sprechen, die Sache noch gar nicht dem Untersuchungsrichter übergeben, wie ich es eigentlich hätte thun müssen. Bagen Sie die Wahrheit — so allein sind Sie vielleicht noch zu retten." „Ihnen, Herr von Bliesmg, augenblicklich; denn Sie sind ein Ehrenmann und ich bin Ihrer Discretion gewiß — dem StaatSanwalte nimmermehr!" „Aber, wenn Sie wissen, in welcher abscheulichen Lage Sie sind.... bedenken Sie, die Frau hat drei Kinder und . . ." Der Schreiber trat ein und brachte die Akten. „Sie beharren also in Ihrem Schweigen?" fragte Bliesing laut. „Freilich!" „Dann zu einer andern Frage! Was thaten Sie-am Abende, bevor Sie krank wurden?" „Sie begreifen, daß ich mich dessen nicht mehr erinnere!" „So werde ich Ihrem Gedächtnisse zu Hilfe kommen. Sie gingen aus, traten In eine Nachtschenke, wo Sie zwei GlaS Bier tranken und ein kaltes Cotelett aßen." „In der That ... ich entsinne mich dessen." : „Wie kamen Sie darauf, gerade dorthin zu gehen?" „Die in mir keimende und wenige Stunden nachher zum Ausbruch kommende Krankheit ließ mir keine Ruhe im Hause — es trieb mich unaufhaltsam ins Freie!" „Und wieso gingen Sie gerade in diese Schenke?" „Das weiß ich nicht." „Hm! . . . War es das erste Mal, daß Sie dieselbe be traten?" „Natürlich!" „Besinnen Sie sich genau?" „Da ist gar nichts zu besinnen und" ... plötzlich fiel es mir wie ein Schleier von den Augen — „das können," rief ich, Ihnen am besten der Wirth und die Kellnerin bezeugen, die ich soeben hier draußen im Korridor gesehen!" „DaS Zeugniß, daß Sie anrufen, ist Jhnm nicht günstig, denn gerade von diesen beiden Personen, die ich hierher beschieden hatte, um Sie zu recognosciren, ist die eine, die Kellnerin, schwankend, während der Wirth mit Gewißheit behauptet, Sie wiederzuerkennen als Jemand, der schon früher regelmäßig sein Lokal besuchte!" „So bitte ich, mich mit diesem Wirthe zu konfrontiren." „Der Herr Untersuchungsrichter wird sicherlich Ihrer Bitte willfahren; aber wenn Sie nie vorher dagewesen, wie Sie be haupten, wie konnten Sie wissen, daß ein Taschenbuch dort ver- loren gegangen und vom Wirthe aufgefunden wordm sei." Ich fühlte, wie all' mein Blut mir zum Herzen drang., es war wie ein Ruck in meinem Hirn! . . . Wird der Leser es glauben, daß ich mich nicht — nie mehr jenes Taschenbuches entsonnen, das ich an jenem verhängnißvollen Abende, wo ich glaubte, wahnsinnig zu sein, dem Wirthe mit so vieler Schlau heit abgelockt hatte? — Auch mir scheint das heute unglaub lich, und noch weniger kann ich mir erklären, daß diese- ver hängnißvolle Buch mir nie seitdem — durch Zufall in die Hände gefallen war. „Ich erwarte Ihre Antwort," sagte der Staatsanwalt. Ich raffte mich auf und erzählte ihm, wie ich an der Bretterwand das Gespräch des Wirthes mit der Kellnerin be lauscht hatte. Er durchblätterte einige Akten und Zeichen der Befriedigung zeigten sich auf seinem Gesichte. „Das ist möglich," sagte er. „Das ist wahr," erwiederte ich beleidigt, da ich mich noch gar nicht in meiner Stellung als Angeklagter zurecht zu finden wußte. . z^„Und warum suchten Sie dieses Taschenbuch zu erlangen?" ^„Aus Neugier hauptsächlich." „Und was enthielt es?" „Selbst wenn ich eS wollte, könnte ich e- Ihnen nicht sagen — ich habe eS nicht geöffnet," l „MG wo ist es?"