Volltext Seite (XML)
!s UN- ruderS Zreun- ie un» nähme !, in»- n Mit tagen. 1888. »ach Be- kach- atte, und ivat- iel, llon- nach uhig itten 888. el, ner, ii ensn. .888. äsr Ln- lsilen äa88 uarsr f ater, irrsra ilaköll Lnäöt aittnA ls äö8 iI888. » »1«» d Freun- >en Nach- ! 3 Uhr te, unser Schwie- orgi ,re sanft ierdigung m findet von der aus statt. Seorgi »ssenen. ide. «r. 142. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag «bend (mit Datum g«, sollenden Tage») zur Versendung gelangende „Sächsische LanvcS-Anzcigcr" «it täglich einem besondere» Unter- baltungsblatte und mit dem Extrabeiblatt LÜstigcs Bilderbuch kostet bei den Ausgabe- gelle» monatlich 70 Psg., bei denPost-Anst. 75 Pf. (1888er ZtgS.-PreiSliste Nr. 503b.) Für Abonnenten erscheintje einmal im Jahr: tzomiuer-Eisenbahnfahrpianheft für Sachsen. kinter.Ei'seiibahnfqhrpianbeft für Sachsen, zililstr. Kalender des Sächsischen Landboten. JllustrirteS Jahresbuch des Landes-iluzeigers. Mit täglich einen! besonderen 4. Sächsisches Allerlei - Sächsischer Füü-es.Küstiikl Donnerstag, LI. Juni 1888. >n!sde»„«ächs.S«,drr.«nzeiier«^ ner schmalen LorpuSzeile Io Pf» ,tr Stelle (Ispalt.Petitzeile) »0 Ä. Raum veiW?ederholung größer Annoncen Rab— Lei Bestellungen von Auswärts wolle uum JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifüge« ge 8 Silben TorvuSschrist bilden ca. 1 Zeile.) Annoncenannahm« nur bis Vormittag. knl»: MM Mt. Bnchdruckerei. Chemnitz. Theaterftrab« K (Ferusprcchstelle Nr. 1861. Telegr -Adr-: LandeS-Anzeiger, Che««is Abonnements-Einladung. Der Sächsische Landes-Anzeiger bringt in seinem Unterhaltungstheile in dem am 1. Juli beginnenden neuen Quartal die Erzählungen: In den HMengrnnd. Dev Sohn des Cbevwivths. Novelle von R. Ortman». Crim.-Erzählung von C. Zastrow. Geächtet. Dev Geistevsee. Ronmn von Ferdinand Hennann. Roman von G. Höcker. . Die „Kleine Botschaft" wird in dem neuen Quartal ganz besonders die Männer in Wort und Bild berücksichtigen, die sich als Vorkämpfer der deutschen Einheitsbcstrcbungen bemerkbar gemacht haben; ferner auch die Thatcn und Schicksale jener Männer schildern, die in de» Wirren der Jahre 1818 und 1849 eine hervorragende Rolle gespielt haben. Uederdies erscheine» in dem nächsten Quartale wieder eine Reihe volksthümlicher Artikel, i» denen die verschiedenartigsten sozialen Fragen behandelt werden, ferner Abhandlungen über Gesundheitspflege und anderweitige leichtverständlichc Beiträge über all gemeine, Jedermann interessircndc Zeitsragen. Für den „Sächsischen Erzähler" sind abermals eine Reihe sächsischer und thüringischer Erzählungen, Sagen, Reise-Erlebnisse und anderweitige Schilderungen zum Abdruck erworben worden. Als Haupt-Erzählung bringt der „Sächsische Erzähler" im neuen Quartal die ungemein spannende und trcsslich charakterisirte Erzählung „Das Verkaufte Toner!" von L. Siegel. Das „Jllnstrirte Unterhaltungsblatt" bringt »eben verschiedenen unterhaltenden kleineren Erzählungen die Novellen: Die zwei Schwestern von Ehr. Kimmich (mit zugehörigen Illustrationen) und Leila von K. Labacher. Jeder neubeitretende Abonnent, welcher die Abonnements-Quittung a» die Verlags-Expedition einsendet, erhält gratis und franco geliefert: Eisenbäh,i-Fahrplanheft siir Sachsen (Sommer-Halbjahr 1888). Dieses Eisenbahn-Fahrplanhest ist in Umschlag geheftet und enthält in saubercni deutlichen Druck die Fahrpläne sämmtlichcr Strecken des sächsischen Eisenbahn-Netzes nebst den Anschlüssen sowie die Angabe der Entfernungen und der Fahrpreise. Preis dieses Heftes für Nicht-Abonnenten 20 Psg. Es cmpsiehlt sich ganz besonders, dem Abonnement auf den Sächsischen Landes-Anzeiger für das am 1. Juli 1888 beginnende neue Quartal beizu treten, denn jeder Abonnent erhält im September gratis: Jllnstrirter Kalender für ILLS als Extra-Beigabe. Dieser Kalender ist in Umschlag gebunden, 84 Seite» 4" stark und ent- bält ein farbenprächtiges Oeldrnckbild, Almanach, Kalendarium, Messen- und Märkte-Verzeichniß, Rcgcnteiitafcl», Ucbersicht der Weltbcgebenhoitcn 1887/88; einen reich-illnstrirten »mfangreichen humoristischen Theil, sowie mehrere fesselnde Erzählungen, Hanswirthschaftliches, Statistische Notizen, Tabellen re. re. (Preis dieses Kalenders für Nicht-Abonnenten 40 Psg.) Für das am 1. Juli beginnende neue Quartal nehmen die Ausgabestellen in Chemnitz und Umgegend zum Preise von 210 Pfg. (die Postanstalten zu 225 Pfg.) Abonnements-Bcstellunge» auf den Sächsischen Landes-Anzeiger mit sämmtlichcn sieben Beiblättern (1. Kleine Botschaft, 2. Sächsischer Erzähler, 3. Sächsische Gcrichtszeitung, 4. Sächsisches Allerlei, 5. JllustrirteS Unter- haltungsblatt, 6. Sonntagsblatt z. L.-Anzeiger, 7. Humoristisches Extrabeiblatt „Lustiges Bilderbuch") entgegen. Der Sächsische Landes-Anzeiger ist in der deutschen Post-Zeitungs- Prcisliste u»«r Nr. 5035 (in der österreichischen unter Nr. 2307) eingetragen. Abermaligen zahlreichen Beitritt neuer Abonnenten erbittet die Verlags-Expedition des Sächsischen Landes-Anzeigers. Alexander Wicdc. Chemnitz, Thcaterstrahc 5. Um Verwechslungen zn Vermeiden, werde» Post-Abonnenten ersucht, bei Bestellung freundlichst genau zu verlangen» den in CheMttitz erscheinenden „Sächsischen Landes-AllMgev" (Nr. 5035 der Post-Zeitungs-Preisliste). Amtliche Bekanntmachungen. Das Concursverfahren über das Vermögen der Handelsgesellschaft in Fi ma F. A. Sonntag u. Sohn i» Lenkersdorf wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Chemnitz, den 16. Juni 1888. Königliches Amtsgericht. Die aus den Folien 280, 444, 529, 571, 632, 696, 702, 812, 816, 834 1009, 1063, 1087, 1154, 1158, 1197, 1305, 1206, 1301, 1337, 1365, 1378, 1556, 1632, 1666, 1729, 1770, 1876, 1900, 1908, 1934, 1959, 2071, 2072, 2095, 2099, 2808, 2390, 2493, 2517, 2587, 2656, 2737, 2822, 2840, 2892, 2971, 3056 und 3103 des Handelsregisters sür die Stadt Chemnitz und Folien 87, 175, 292, 305, 312 und 364 des Handelsregisters für de» Land bezirk Chemnitz eingetragenen Firmen Ernst Böhmig, F. A. Oehmc, Christ u. Sohn, Louis Banmgärtcl, Aurelic Krauß, C. F. Wießncr, B. C. Mabel Meredith's Liebe. ^ Novelle von Mrs. Leith Adams. Autorisirte Uebersetzung von M. D. Fortsetzung. Nachdruck verboten. 6. Als der erste heftige Ausbruch meines großen Kummers vor über und ich gefaßter geworden war, aber matt und erschöpft mein Haupt auf den Kissen ruhen ließ, neben welchen Nanni geduldig stand und mich mit traurigen, besorgten Blicken betrachtete, sagte sie endlich in ruhigerem Tone: „Es würde mich sehr freuen, Miß Mabel, wäre erst unser Prediger von der Reise zurück!" In der Meinung, sie beziehe diese Worte auf mich, da ich des Trostes und Beistandes meines Lehrers und Seelsorgers nur zu sehr bedurfte und ebenfalls meinen treuesten Freund herbeisehnte, ant wortete ich ihr nur durch einen schweren Seufzer, sie aber fügte schnell hinzu: „Ich wünsche es besonders Ihrer Tante wegen, Miß Mabel! — Meiner Ansicht nach ist eine Veränderung mit ihr vorgcgangcn; ihr Aussehen gefällt mir durchaus nicht" „O, Nanni!" rief ich fast vorwurfsvoll, sprang vom Bette auf und eilte der Thüre zu, im Herzen bereuend, in meinem eigenen Kummer das einzige verwandte Wesen vergessen zu haben, das mir d.er Himmel gelassen hatte, das ich aber so bald schon verlieren konnte. Eie aber vertrat mir den Weg und sagte sichtlich besorgt: „Um Himmels Willen, Miß Mabel! Sie denken nicht so zu Ihrer Tante zu gehen?! Miß Janet könnte auf der Stelle den Tod davon haben; sehen Sie sich doch nur einmal selbst an!" Mich von ihr zum Spiegel führen lassend, sah ich ein, daß sie Recht hatte und daß mein bleiches, verweintes Gesicht mit dem auf gelösten Haare, wodurch mein Aussehen entstellt wurde, meine Tante gewiß in Aufregung und Schrecken versetzt haben würde. In der Angst und Sorge, die sich meiner bemächtigte, badete ich mein Gesicht in kaltem Wasser, ordnete hastig mein Haar, und als wir dann das Zimmer verließen, fragte ich mit fast stockender Stimme: - „Nanni, glaubst du wirklich, daß cs schlimm um Tante Janet steht? Du meinst doch nicht " »Die Wahrheit zu sagen, Miß Mabel, denn Sie müssen sie doch erfahren, glaube ich, daß bald schon der Herr sie zu sich in «mm r s, S«N«I» ^ Sm«. -A L. «. S, Alexander Martin, Aktiengesellschaft für Edelfischzucht zu Chniimtz, Julius Vetter. Richard Wilde, G. Dicdere.ch, E. Rauchmaul, I. G. Wunsch. B. O Liorn Richard Hocppner, A. Oeser, Clemens Frcnzel, Th. Kloß, F. Zimmer- man»', H. v. Elicrle,», Th. W. Zimmer, Anton Neßler, Ecorg Lich ensteui, Oswald Drieße». G. M. Michael. Wil^lmSüs. HerrmattnHmnchen, Ern Kausch, H. Batschis, S. Herrinann, Otto Petzsch,, Oettel mDchnert, Ernst Pfob und Jnl- Otto Findeise», sämmtlich in Chemnitz, sowieAbrahanFürchte- gott Erler, Barthel u. Messerschnndt und C. W-, Schüffner m Kapvel, I. W. Winkler in Altchcmnitz, Th. Mamrsbergcr ni Einsiedel und F^,>. SonMag «. Sohn in Leukersdorf sind erloschen und ist dies auf den obenbezeichneten Chemnitz, am 16. Juni 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für de» Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folium 2355 verlautbart, daß der Viehhändler Herr Carl Gotthold Sühncl aus der Firma Gebr. Sühnel in Ehcmnitz als Thenhaber ansgeschiedc» und daß der Kaufmann Herr Gustav Carl Theodor Suhnel daselbst in die genannte Firma als Mitinhaber cingetreten ist. Chen,nitz, am 18. Juni 1888. Königliches Amtsgericht. Telegvaphische Nachvichteir. Vom 19. Juni. Budapest. Der Budgetausschuß der österreichischen Delegation erledigte heute unverändert das Ordinarium des Kriegsbudgets. Das Auftreten des neuen Kriegsininisters machte allseitig den besten Ein druck. Der Minister erklärte, daß auf Grundlage der diesjährigen Mehrbewilligungen keine weiteren Ansprüche in Zukunft aufgebaut werden sollen. Der Minister trat mit Entschiedenheit für die deutsche Armeesprache ein. Die Ausführungen desselben, von welchen ein wesentlicher Theil diskreter Natur war, fanden lebhafte Anerkennung. Paris. Die Bonlangisten sind wegen der Niederlage in der Charente rathlos. Rochcfort empfiehlt den Rücktritt Döroulede's. „Lanterne" fordert die Aufstellung eines neuen Kandidaten. „La Gnerre", „La Presse" befürworten die Fortsetzung des Wahlkampfes. Das Boulangisten-Komitee berathschlagt heute und wird wahrschein lich die Aufrechterhaltung der Dsronlöde'schen. Kandidatur beschließen. In diesem Fall geht Boulanger selbst nach der Charente, um zu agitiren. Die Mvrgenpresse bespricht die Niederlage Derouledes als einen vernichtenden Schlag für den BonlangismuS. Politische Rundschau. Chemnitz, den 20. Juni. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm II. wird am kommenden Montag selbstverständlich den deutschen Reichstag im Weißen Saale des königlichen Schlosses in Berlin in Person mit einer Thronrede eröffnen. Es werden höchstens zwei Sitzungen stattfinden. Die eine am Montag zur Kvnstituirung des Hauses, die zweite am Dienstag zur Beschlußfassung über eine Antwort-Adresse an den Kaiser. In der zweiten Sitzung wird auch der Reichskanzler eine Ansprache halten. Ebenso werden sich die Verhandlungen des preußischen Land tages abspielen, nur wird der König zuerst im Weißen Saale den Eid auf die preußische Verfassung leisten. Besondere gesetzgeberische Arbeiten werden die Volksvertretungen nicht beschäftigen. — Die Proklamation Kaiser Wilhelms an sein Volk ist allent halben günstig ausgenommen worden. In einfachen und herzlichen Worten hat Wilhelm II. sich zunächst an das preußische Volk, dessen König, mittelbar aber auch an das deutsche Volk, dessen Kaiser er ist, gewendet. In der tiefen Bewegung, welche ob des tragischen Geschickes Friedrichs III. durch das Land geht, wird es überall einen wohlthuenden Eindruck machen, daß der neue Herrscher nach der Er innerung an den „unvergeßlichen" Begründer des deutschen Reiches den kaiserlichen Vater in Worten rühmt, aus denen ebenso wie die Liebe des Sohnes auch die Würdigung dessen, was der Heimgegangene Monarch erstrebte, durch den Nachfolger spricht. Die Proklamation ernst und feierlich die wieder, jetzt wenigstens den Himmel nehmen wird," entgegnete treue Dienerin. „Aber weinen Sie nicht nicht " Als ich das Krankenzimmer betrat, in dem ich seit mehreren Stunden nicht gewesen war, und das bleiche eingefallene Gesicht aus den Weißen Kissen liegen, die abgemagerten Hände sich bewegen und den dunklen Schatten sah, der schon um Augen und Mund hervor trat, da erkannte ich mit neuem Schmerze die Wahrheit von Nannis Worten, näherte mich jedoch voll Fassung dem Bette; Tante Janet hatte mich alsbald gesehen und sagte mit schwacher Stimme: „Bist Du cs, Kind? Ich habe Dich lange nicht gesehen, doch wollte ich Dich nicht rufen lassen, weil ich wußte, daß Donald ge kommen ist." Ihr Anblick hatte mich zu sehr erschüttert, und ich war nicht imstande zu antworten. Das Gefühl, nach ihrem Tode allein auf der Welt dazustehen, überwältigte mich so sehr, daß ich auf meine Kniee sank, ihre Hand ergriff und meinen bisher zurückgcdrängten Thränen freien Lauf ließ. Tante Janet verstand diesen schweigenden Ausbruch meines Kummers, legte ihre Hand auf mein Haupt und begann mich mit sanften Worten zu trösten, wie sie es in früheren Tagen gethan hatte, wenn ich über ein kindliches Weh weinte. „Gräme dich nicht zu sehr, Mabel," schloß sie mit weicher Stimme „und füge dich dem Willen des Herrn, wie auch dieser sein möge. Es wird dir schwer werden, mich zu verlieren, wenn du weißt, wie herzlich ich dich geliebt habe, Kind " Nannis Eintritt unterbrach diese Worte. Sie erschien mit dem um diese Zeit gewohnten Thee und sagte in überredendem Tone zu ihrer Herrin: „Wollen Sie nicht etwas genießen, Miß Fraser? Eine Tasse von diesem heißen Thee wird Ihnen gut thun, und auch für Sie, Miß Mabel," so wandte sie sich mit einein bedeutungsvollen Blicke an mich, „habe ich den Thee ins Wohnzimmer gebracht. Dort finden Sie auch Mrs. Foresythe, die, wie ich glaube, einen Krankenbesuch machen will." Dieser Zusatz war Nannis Erfindung, wie ich gar bald entdeckte; denn als ich mich zu Donalds Mutter begab, erkundigte sie sich nicht nach Tante Janet und wußte offenbar nichts von deren verschlimmertem Gesundheitszustände. Ein Blick auf ihr schönes Gesicht aber sagte mir, was sie zu so ungewöhnlicher Stunde nach Whitegatcs gcfübrt, unterscheidet sich schon auf den ersten Blick von den beiden Schrift stücke», mit denen Kaiser Friedrich vor drei Monaten den Beginn seiner Regierung bezeichnete, durch die Beschränkung auf wenige, a.ll- gemeine Sätze; vielleicht ist dieser Unterschied in erster Reihe damit zu erklären, daß dort ein auf der Höhe des Mannesalters angelangter Fürst sprach, der seit vielen Jahren seine Meinung über alle ein zelnen Fragen unseres öffentlichen Lebens festgestellt hatte und mit der Absicht, diese Meinung zu verwirklichen, die Krone übernahm, hier aber ein jugendlicher Herrscher, welcher noch vor einem Jahre glauben durfte, eine längere Zeit stiller Vorbereitung für seinen hohen Beruf vor sich zu haben. Doch auch ohne diesen Unterschied würde man den Verzicht auf die Erörterungen von Einzelheiten bei diesem Anlaß begreifen und billigen. Wie fest die Ansichten eines Herrscher» über solche auch sein mögen, der Ausdruck wird stets ein mehr oder weniger unbestimmter bleiben müssen, um den mannigfachen Möglichkeiten der Durchführung nicht zu präjudizire»; und zu welchen Streitigkeiten über die Bedeutung der einzelnen Sätze eines derartigen Herrscherprogramms dies führt, hat man während der letzten Monate genugsam erfahren. Indem die Ansprache Kaiser Wilhelms Derartiges durchaus vermeidet, macht sie es dem ganzen Volke, ohne Unterschied der politischen An sichten, leicht, sich mit dem neuen Monarchen dergestalt eng verbunden zn fühlen, wie die uns gestellten Aufgaben in Deutschland und Europas er fordern. Die Worte, welche König Wilhem II. zum preußischen Volke spricht, können ihre volle Deutung erst durch weitere Kundgebungen erhalten. Sie sind eine schöne und edle Schale, deren Inhalt noch undurchsichtig ist. Aber so unbekannt auch die Wege sein mögen, das Ziel, welches sich der Herrscher gesteckt hat, ist das herrlichste. Gelingt es ihm, unter dem Beistände seines Volkes dasselbe zu er langen, so wird seine Regierung erreichen, was Kaiser Friedrich als seinen höchsten Ehrgeiz betrachtete: das Zeugniß, daß seine Herrschaft dem Volke wohlthätig, dem Lande nützlich und dem Reiche ein Segen gewesen sei. Kaiser Wilhelm hat auf den Eindruck verzichtet, den sein hochsinniger Vater durch seinen Erlaß an den Reichskanzler her- vorricf. Der jetzige Herrscher vertieft sich nicht in die großen Pro bleme der Staatskunst, er zieht nicht das Ergebniß einer geschicht lichen Erforschung, er bezeichnet nicht die Grundsätze, welche für Ge setzgebung und Verwaltung maßgebend sein sollen, er redet zu seinem Volke kurz wie ein frommer Soldat. Vielleicht ist diese Sprache die glücklichste für einen jugendlichen Fürsten; er vermeidet damit den Schein, als wolle er seine Vorgänger überbieten, oder auch, als stehe er zu ihnen in irgend einem Gegensätze. So hat Kaiser Wilhelm nur mit großen Strichen seine Gesinnung angezeigt, um dann seine Thaten sprechen zu lassen. Das preußische Volk und die deutsche Nation wird dem Herrscher bei Erfüllung dieser Aufgabe treu zur Seite stehen. Der Sohn des königlichen Dulders, dessen Herz für alles Große und Edle schlug, wird seine erhabenen Ziele zum Heile des Landes um so sicherer erreichen, je mehr er in der Herrscher würde zeigt, daß er Geist vom Geiste dessen ist, dem er in warm und tief empfundenen Worten in seinem Aufruf an das Volk ein pietätvolles Denkmal setzt. — Auf Allerhöchsten Befehl werden sich die folgenden höheren Offiziere zur Verkündigung der Thronbesteigung Kaiser Wilhelm» II. an die auswärtigen Höfe begeben: General von Pape nach Rußland, General Graf Waldersee nach Oesterreich-Ungarn, General Frhr. v. Schlotheim nach Italien, der Generalleutnant L In suits der Armee Fürst Karl Lichnowsky an den Papst, der Generalleutnant v. Derent- hall nach Griechenland, der Generalmajor Graf v. Schlüssen I. nach Rumänien und Serbien. — Der preußische Staatsanzeiger meldet amtlich: Se. Maje stät haben mittels Allerhöchsten Erlasses vom 18. Juni d. I. zu ge nehmigen geruht, daß für weiland Se. Majestät den in Gott ruhen den Kaiser und König Friedrich eine Gedächtnißfeier am 30. Juni d. I. in allen Lehranstalten und Schulen der Monarchie stattfindet. — Oberpräsident Gras Zedlitz aus Posen wurde am Dienstag vom Kaiser empfangen. Seine Ernennung zum Minister des Innern ist, wie es heißt, nunmehr erfolgt. — Der Empfang der Generale er folgt in Potsdam. und als wir uns begrüßt hatten und ich mich jeder anderen Bemer kung noch nicht gewachsen fühlte, sprach ich ihr meine Verwunderung darüber aus, daß sie so spät zu Fuße gekommen sei. „Ich habe bis zur Pforte Begleitung gehabt," antwortete sie arglos. Es trat eine Pause ein, in welcher offenbar Mrs. Foresythe nach Worten suchte, um das zu berühren, was uns beiden gleich schmerzlich sein mußte. Sie ward für den Augenblick auch daran ver hindert, denn Nanni trat ein und bat sie, zu Tante Janet zu kommen, welche sie zu sehen und zu sprechen wünsche, worauf sich die Dienerin dann eiligst wieder entfernte. „Wie steht es heute mit deiner Tante, Mabel?" fragte Mrs. Foresythe, als wir uns erhoben. „Ihr Zustand hat sich doch nicht verschlimmert?" „Tante Janet ist sehr, sehr schwach, obgleich ohne alle Schmerzen," entgegnete ich ernst und traurig, „und ich fürchte, ihr Ende ist nahe. Sie weiß nichts, nichts von dem, was sich zwischen Donald und mir zugctragen hat, und ich bitte Sie inständigst, Mrs. Foresythe," diesen Namen mußte ich jetzt wieder gebrauchen, „mir bcizustehen, daß sie es nicht erfährt." Sie blickte mich bekümmert an, als sie mit unsicherer Stimme entgegnete: „Du hast ein starkes, muthiges Herz, Mabel. Weshalb, ach, weshalb ist es nicht wie sonst offen und aufrichtig gegen mich gewesen? Weshalb —" Ich ließ sie nicht vollenden, sondern unterbrach sie hastig: „Lassen Sie uns jetzt zu meiner Tante gehen, Mrs. Foresythe, nachher will ich Sie eine Strecke Wegs begleiten " Im Krankenzimmer angclangt, begrüßte Mrs. Foresythe Tante Janet mit sanften, liebevollen Worten und erkundigte sich in herz licher Weise nach ihrem Befinden, wobei ihre Züge eben so viel Besorgniß wie Theilnahme verriethen. „Ich fühle mich augenblicklich kräftiger, als am Tage, wo ich sehr schwach war," entgegnete die Kranke, deren Wangen sich leicht geröthct hatten. „Nehmen Sie meinen Dank für Ihren Besuch, Mrs. Foresythe, und für alle Freundlichkeit, die Sie mir stets und besonders in dieser Zeit erwiesen haben. Wie danke ich dem Himmel, daß ich mein theures Kind in so treuen Händen zurücklassen kann, denn Sie und Donald werden Mabel lieben, über sie wachen und sie beschützen, wenn mich der Herr abgerufen hat, wenn ich nicht mehr hier bin; das ist für mich ein Trost, der mir das Scheiden erleichtern wird."