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Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188810094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881009
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-10
- Tag 1888-10-09
-
Monat
1888-10
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.10.1888
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Reiche- zu Ungarn finde nirgendswo aufrichtigere Anhänglichkeit als in Pest. Bei dem Diner zu Ehren des Grafen gab Tisza seiner Freude Ausdruck, daß er den hervorragenden Staatsmann in Buda Pest begrüßen könne. Italien, In Rom werden die von den Kaisern Franz Joseph und Wilhelm in Wien ausgebrachten Trinksprüche auf die beiderseitigen Armeen viel besprochen und unberechtigter Weise von einige» Seilen als kriegerisch gedeutet. „Opinione", welche den Vorgang ganz un gewöhnlich findet, erblickt in ihm den überzeugendsten Beweis dafür, daß jede Waffcngegncrschast vergessen und durch Waffenbrüderschaft ersetzt ist. — Tie Nachricht, der französische Botschafter in Rom, Graf Mouy, werde dem Empfange Kaiser Wilhelm- nicht beiwohnen, so», der» aus seinem Urlaube bleiben, hat sehr schlechten Eindruck gemacht. Das hat man wohl auch in Paris erkannt, denn Herr Monh erhielt den Auftrag, sich unverzüglich nach Rom z» begebe». — Ein amen konisches Telegramm giebt der italienischen Polizei den Rath, während des Kaiscrbesuchcs auf der Hut zu sein, da die internationalen Änar- chisten von New-Aork augenblicklich eine verdächtige Energie ent wickeln. Die Stadt ist mit Fremden überfüllt. Der Mnuizipalrath erließ einen Aufruf an die Ehrlichkeit der Droschcnkntschcr für die Zeit der Anwesenheit des deutschen Kaisers dortselbst. Frankreich. General Boulangcr ist wieder in Paris. Er reitet jede» Tag stolz im Bonlvgncr Holz spazieren. — Die An meldung der Fremden zur Ausländerliste vollzieht sich auf den be hördlichen Bureaus ohne Störung. Bisher werden die Bestimm ungen des Fremden-Decrets sehr milde gchandhabt. Wahrscheinlich geschieht das, damit der allenthalben ausgebrochcne Sturm des Un willens spurlos vorübergeht. — Die Regierung hat beschlossen, gegen den Abgeordneten Gilly, welcher die Mitglieder desBndgctausfchnsscs der Deputirtenkammer als Schwindler bezeichnet hatte, die Vcrlcnm- dungsklage anzustrcngen. — Der für geisteskrank erklärte Attentäter Garnier ist in dem Irrenhaus Bicötre untcrgcbracht worden. Holland. Die holländische Regierung giebt bekannt, daß das Befinden des Königs Wilhelm augenblicklich ein im Allgemeinen be friedigendes ist. An eine wirkliche Heilung ist freilich nie zu denken. England. Die englischen Colonucn, welche die aufständischen Stämme der Schwarzen Gebirge züchtigen sollen, dringen unaufhalt sam vor. Der Oberst der dritten Colonne ist schwer verwundet. — Die Truppen des Emir von Afghanistan haben den aufständischen Jsak-Khan bei Taschkgargan geschlagen und diese Stadt eingenommen. Jsak ist auf der Flucht. Nutzland. Kaiser Alexander ist auf der Kaukasusrcise mit seiner Familie in Noworussüsk cingetroffcn und ist großartig empfangen worden. Es ist in diesem Jahrhundert das erste Mal, daß ein russischer Kaiser den Boden des Kaukasus betritt. Das Gebiet wurde bisher nicht als so beruhigt betrachtet, daß der Zar dasselbe besuchen konnte. Schon öfters, auch zu Zeiten Kaiser Alcxander's II., ward eine solche Reise geplant, doch blieb es stets bei dem Plane, trotzdem ein Bruder des Kaisers, Großfürst Michael, mehr als zehn Jahre Statthalter des Kaukasus war. Das kaukasische Gebiet ist stets als ein erobertes betrachtet worden, dem man nicht recht trauen konnte, und in der That waren die von Zeit zu Zeit ausbrccheuden Aufstände der noch nicht ganz nicdcrgcworfencn kriegerischen Bcrgstümme wenig geeignet, ein Vertrauen in die Beständigkeit der dortigen Zustände einzuflößen. Dadurch erklärt sich, daß die Zaren es bis jetzt ver mieden haben, ihren herrlichen Besitz in Transkankasien zu besuchen. Alexander III. ist der erste, welcher als Kaiser den äußersten Grenz marken feines Reiches einen Besuch abstattet, und dieser Entschluß hat in Rußland allgemeine Befriedigung hcrvorgcrnscn. Die Reise des Zaren nach dem Kaukasus ist ein Ereigniß von unzweifelhaft politischer Bedeutung. Ganz abgesehen davon, daß in Tiflis die Ruhmes- und Sicgeshalle eröffnet werden soll, (dieselbe ist dazu be stimmt, die Siege über die Türken während des Krieges von 1877/76 zu verherrliche»), sollen während der Anwesenheit des Kaisers die großen Reformen dekretirt werden deren auch der Kaukasus theilhaftig gemacht werden soll. Gleichzeitig soll daselbst die Frage über zwei, sowohl in politischer, als strategischer Beziehung wichtige Eisenbahn linien entschieden werden, nämlich die große sibirische und die Fort führung der ceutralasiatischcu Zu diesem Zwecke hat sich auch der Erbauer der transkaspischen Eisenbahn, General Anncnkow, nach Tiflis begeben, um dem Kaiser seine großartigen Pläne vorzulegcn. Orient. Die Gerüchte über Verhängung des Belagerungs zustandes in einigen serbischen Distrikten sind ans der Lust gegriffen. Der Minister des Acußeren Mijatovic überbrachte aus Gleichenberg ein Königliches Handschreiben an den Ministerpräsidenten, worin Se. Majestät dem Kabinet für fein bisheriges Verhalten Dank sagt und nochmals dem Kabinette sein volles Vertrauen ansdrückt. Sächsisches. — Bei der Kgl. Altersrentenbank in Dresden ist im Monat September d. I. mittelst 635 Einlagen die Summe von 382,818 Mk. eingczahlt worden Gegen den gleichen Monat im Jahre 1837 zeigt sich hiermit ein kleiner Mehrbetrag. Schliche der Schwiegermutter zu kommen. Einen Mann zu täuschen wie den abergläubischen Geisterseher, mag leicht genug gewesen sein, — für einen alten Juristen aber wird cs, denke ich, nicht schwer halten, dieses gehcimnißvollc Dunkel zu dnrchdringcn, denn ich werde selbst nach Westerlünne reisen." „Welche Mühe haben wir uns doch eigentlich unnützer Weise bereitet!" fügte Rothcnhaag hinzu, bereits im Begriffe, in sein Bureau zurückzukehren. „Wir wollten einem unbehagliche» Ehc- verhältniß noch einen kleinen Drücker gebe», indem wir jenen Brief und jene Photographie in Zelters Hand gelangen ließen, und halfen damit den Mann, dessen Lebe» uns kostbar ist, in de» Sec treiben, aus dem wir ihn nun wieder hcrausfischcn müssen. Nach meinem Kopfe war es freilich nicht, — aber meine heißblütige Levpoldine Wollte eine alte Schuld an die Ophelia zahlen und schüttete das Kind mit dem Bade aus." Er drohte lächelnd seiner Tochter mit dem Finger und ging. XI. In einer französischen Stadt, unweit der deutschen Grenze, saßen eines Abends in einem Gasthansc zwei Männer an einem Tisch, abseits von den übrigen Gästen, im Gespräch beieinander. „Ist das allen Ernstes Euer letztes Wort?" sagte der eine. „Bedenkt, daß ihr dem Maler zu Ncichihum verhelfe» könnt, wenn Ihr seinen Namen und Aufenthalt angcbt." „Habt Ihr mich wirklich nur im Aufträge des Kunsthändlers anfgcsncht?" fragte Schratt, denn dieser war der eine der beiden Wirthshausgäste. „Wer sollte mich denn sonst geschickt haben, als Monsieur Jules Gordon in Paris? Er hat mit dem Bilde glänzende Geschäfte gemacht und wünscht, daß der Maler auch seinen Theil davon habe, denn Gordon ist ein nobler Mann und bei den Franzosen heißt cs: „leben und leben lassen". Das ist aber noch nicht alles, er will dem Maler auch neue Bilder in Auftrag geben und wird ihn fürstlich dafür bezahlen". Schratt schwieg. Er hegte ein entschiedenes Mißtrauen gegen den Fremden, welcher sich als Kommissionär ansgab und behauptete, daß er im Aufträge des Kunsthändlers nach ihm suche, ohne auf Schratts Frage, wie er ihn überhaupt auSgcmittelt habe, eine andere Antwort zu haben, als ein gcheimnißbollcs Achselzucken. Auch kam ihm dieser Mann mit seinem unförmlichen Kopfe, den kleinen, ver- — Leipzig. Am 6. Oktober wurde vom hiesigen Landgericht der verantwortliche Redakteur des „Leipziger Tagesanzeigers", Herr Max Gärtner, wegen Beleidigung des Fürsten Reuß ä.L. nach 8 99 des R.-Str.-Ges.-B. zu der Minimalstrafe von 1 Monat Festungshaft vcrurtheilt. Wie so viele andere Blätter, so hatte auch das genannte Blatt die Mitlheilung einer Nenß-Grcizer Zeitung, daß zu dem Fernbleiben des Fürsten bei der Eröffnung des Reichstages keine politischen Gründe maßgebend gewesen seien, abgedruckt, aber mit einer Bemerkung, in welcher eine Beleidigung des Fürsten erblickt und deshalb Strafantrag gegen Herrn Gärtner gestellt wurde. Das Gericht erachtete indessen die Anwendung der gesetzlich zulässig ge ringsten Strafe von 1 Monat Festungshaft für angezeigt. — Mit dem Personenznge Nachm. 5 Uhr 21 Min. der Berliner Bah» kam am 6. Oktober ein Theil des kaiserlichen Marstalls, bestehend in 12 Pferden, 4 Reit- und 8 Wagenpferden, I.Gala-Eguipage und mehreren Gepäckwagen, in Begleitung eines Stallmeisters und 12 Stallbcdienstcter ans Berlin hier an.st?.Dieselben wurden unter Be nutzung der Verbindungsbahn mit dem 'Personenzug der Bayerischen Bahn um 6 Uhr 40 Min. weiter befördert und gingen über Hof nach Rom zur Verwendung während des Besuchs des deutschen Kaisers daselbst. — Volkmarsdorf, 6. October. Einem Nestanrateur Hier selbst wurde in den letzten Tagen ein sehr bedeutender Verlust durch Diebstahl zugcfügt, indem demselben anscheinend mittelst Nachschlüssels aus dem Sekretär die Summe von 300 M. in Silber, sowie eine Anzahl Biermarken gestohlen wurden, ohne daß es bisher gelungen wäre, den Dieb zu ermitteln. — In Wald heim erließ in der letzten Nummer des dortigen Amtsblattes die Waldheimer Schneider-Innung folgende wört liche Bekanntmachung: „Die Schneider-Innung zu Waldheim hat in ihrer letzten Quartalssitznng beschlossen, ein Verlustkonto anznlegen, worin alle säumigen (schlechten) Zahler eingetragen werden. Es werden daher alle Diejenigen aufgefordert, ihre Schulden umgehend zu bezahlen." — Ob's wohl was helfen wird?! — Uebcr den Tod des Or. Schieck ans Döbeln wird neuer dings geschrieben: Die Obduction der Leiche hat eine Reihe von chweren, durch Sturz herbeig-führten Verletzungen, jedoch keinerlei Anhaltspunkte ergeben, welche auf ein gewaltthätig hcrbcigeführtes Ende des Unglücklichen schließen lassen. Der schon stark in Verwesung übergegangene Leichnam zeigte einen schweren Schädclbrnch, der sich vom Hinterhaupte bis zur Stirne zieht, ferner einen Bruch des rechten Oberschenkels, einen Bruch des Radius am rechten Arm, einige Rippcnbrüche und einen Bruch des Brustbeines. Zeugen, welche die Oertlichkeit genau kennen, wollen behaupten, daß ein Absturz ohne Veranlassung durch andere Personen nicht anzunehmen sei, doch ist diese Nachricht mit aller Vorsicht aufzunehmen, ehe nicht das Ergeb- niß der Untersuchung »erliegt. Die Obduction wurde in Sent (Engadin) vorgenommen. Der Tod Schieck's muß augenblicklich er folgt sein. — Freiberg. Der Bau der hohenEsfe bei den fiskalischen Halsbrückner Schmelzhütten hat jetzt begonnen. Diese Thatsachc wird von allen Landwirthen der umliegenden Ortschaften auf's Freudigste begrüßt, da dieselben hoffen, nach Fertigstellung der Esse wenig oder gar keine Hüttenrauchfchäden mehr zu haben, wodurch ihre Grund- 'tücke bedeutend im Werthe steigen würden. Die Esse wird unten den riesigen Dnrchmeffer von 12 Meiern und oben einen solchen von 3 Metern, ebenso eine Höhe von 135 Metern erhalten, nuten ein Viereck bilden, oben aber rund sein. Was die Höhe nnbetrifft, so wird die Esse nur von einer Kollegin (Port Dundas, Glasgow) um 3 Meter überflügelt, alle anderen sind niedriger. (Diejenige in St. Rollvx, Glasgow, ist 132,7 Meier hoch, die in Mechernich, Rhein land, 131,1 Meter und die geplante der Baumwollspinnerei der Firma Clark in Kcaruy, N.-J., soll 335 Fuß hoch werden.) Die Ausführung des Baues erfolgt von der Firma H. R. Hcinicke in Chemnitz und haftet dieselbe mit einer nicht unbedeutenden Caution für richtige Herstellung, ebenso verfällt die Firma in eine tägliche Conventionalstrake von 20 Mark, wenn die Esse nicht den 1. No vember 1669 fcrtiggestellt ist. Die Herstellungskosten dürften sich, ohne Zuführungsmaterial, auf etwa 115,000 Mark belaufen. — In Plauen wurde dem Zimmermann F. A. Reiher, welcher seit mehr als 50 Jahren bei den Herren Zimmermeister Baumgärtel, erst bei dem Vater und dann bei dem Sohne, in Arbeit gestanden hat, die ihm vom König!. Ministerium des Innern verliehene große silberne Medaille „Für Treue in der Arbeit" an Rathsstelle ausgehändigt. Von feinem Arbeitgeber wurde der Jubilar durch ein ansehnliches Geldgeschenk erfreut. — In Meerane fand am 4. Oct. das feierliche Bauheben des von der Flcischeriunnng neu errichteten Schlachthofes auf dem Bauplatze an der Zwickaucrstraße statt. — In Frankcnha usen bei Crimmitschau wurde im sogen. Schaftcich der Einwohner M. von Leitelshain todt aufgefundeu. Was den Bedäncrnswcrthen, der Frau und Kinder hinterlüßt, zu der unseligen That bewogen hat, ist noch unbekannt. steckten, wasserfarbigen Augen, dem bräunlichen, fettig glänzenden Teint und dem borstcnartig in die Höhe stehenden schwarzen Haare bekannt vor. Er mußte ihn schon einmal gesehen habe», konnte sich aber nicht vergegenwärtigen, wo und wann dies geschehen sei. Es war nur eine sehr dunkle Erinnerung, mit welcher sich aber ein ge wisses Unbehagen mischte, als sei jene erste Berührung nicht eben von angenehmen Umständen begleitet gewesen. „Wenn Monsieur Gordon den Wunsch hat," erwiderte Schratt endlich, „mit dem Maler neue Geschäfte zu machen, so bin ich bereit, die Vermittlung zu übernehmen." „Ich verstehe, Ihr wollt Euer Schäfchen dabei scheeren," lächelte der Kommissionär. „Mir liegt jede gewinnsüchtige Absicht fern," verwies Schratt mit einem finstern, verächtlichen Blick. „Sinn so gönnt wenigstens mir einen kleinen Verdienst bei der Sache," erwiderte der andere. „Ihr müßt wissen, daß ich ein Mann bin, der einst bessere Tage gesehen hat, bis ein Schuft mich um mein sauer erworbenes Geld betrog. Bedenkt das, und wen» ich Euch sage, daß mir Gordon eine gute Belohnung zugesichert hat, falls ich den großen Künstler ermittle, nach dem er fahndet, so wißt Ihr mein ganzes Geheimnis) Ihr sollt aber auch nicht leer bei der Sache ansgchen. Was ich Euch zu bieten habe, ist vielleicht mehr, als alle Pariser Kunsthändler zusammen bieten können. Ich weiß, daß Ihr eine Tochter habt." Schratt fuhr auf und sah überrascht den Sprecher an, der seiner seits ihn mit forschendem Blick musterte. „Meine Tochter ist todt!" versetzte endlich der Geisterseher duster- „Gut," erwiderte der Commissionär mit einem überlegenen Lächeln, „sagen wir also: sie ist todt. Wißt Ihr aber auch, warum sie todt ist? Weil Ihr ein gntmüthigcr Narr gewesen seid. Ihr hattet den Rest Eures kleinen Vermögens als Hypothek auf dem Hause Eurer Schwiegermutter stehen. Da wird das Hans eines Nachts vom Hochwasser sortgcrissen. DicNoth der Uebcrschwemmten ist groß; aber während sie noch um ihre Verluste jammern, erreicht sie auch schon die Knude von den hochherzigen Opfern, welche die Fabrikanten und Kausleute der Stadt auf den Altar der Bruderliebe niederlcgcn. Eine gute Botschaft jagt die andere, im ganzen Lande werden Sammlungen veranstaltet; der Telegraph nennt eine hohel Summe, die der König beigestenert hat. Habt Ihr das gewußt?"« Chemnitzer Stadt« Anzeiger. Die IN-«»» denn Irre« Blotle« «erde» ersucht, m>« wichtige Begebenheiten glltig-I »,Ui»thelk«tt.' Chemnitz, den 8. October. — Anläßlich der Anwesenheit Sr. königl. Hoheit deS Prinzen Friedrich August, Herzogs zu Sachsen, deS Chefs deS hier garnisonirenden 5. Jnfanlerie-Ncgiments, waren, obwohl dieselbe erst spät bekannt ge worden, doch »och von vielen Seite» die Häuser mit Flaggen geschmückt, um dem hohen Gaste die Freude über den Besuch kund zu geben. Auch das Publikum, das sich am Bahnhof, in den durchfahrenen Straßen und vor der Kaserne zahlreich eingefunden hatte, begrüßte den Prinzen mit mehrfachen Ovationen. Prinz Friedrich August begab sich Nachmittags 2 Uhr 30 Min. mit der Bahn nach Eibenstock, in dessen Umgebung Jagden abgehalten werden sollen. 1'—. Kirchen-Collecte- Laut Nbkündigung beim gestrigen Vor- mittagsgottcsdienste in der hiesigen St. Panlikirche hat die am Sonntag den 23. September in der genannten Kirche gesammelte Collecte für den Kirchenban von Niederhaßlau bei Zwickau einen Ertrag von 15t Mark ergeben-' — Signorina Teresina Tua, Kammervirtuosin Ihrer Maj. der Königin der Spanier, die berühmte Geigerin, will in Chemnitz, wo sie schon oft große Triumphe gefeiert hat, am nächsten Donners tag wieder Einkehr halten, verspricht herrliche Dinge zu spielen, als da sind: Sonate op. 100 in X-clur von Brahms, den 1. Satz aus dem Beethoven'schon V iolinconcert und Concertfantasie über Ungarische Volslieder von Ernst und bringt einen der bedeutendsten Claviervirtnosen der Gegenwart, der bisher noch nicht hier concertirtc, Herr» Arthur Friedheim, sowie eine sehr gerühmte Concertsängcrin, Frl. Friederike Arge n ti, mit sich. Das Concert stellt also ganz exceptionclle Genüsse in Aussicht und darf mit Recht zum Besuch warm empfohlen werden. Der Billetverkanf liegt in den Händen der Kgl- Hofmusikalienhaiidluiig von C. A. Klemm hier. X Der westliche bürgerliche Bezirks verein hielt am Freitag den 28. September im Elysium seine diesjährige Hanptversainmlnng ab. Aus dem Jahresbericht des Vorsitzenden ergab sich, daß der Verein auch im abgclaufencn Jahre recht rührig und sein Bemühen nicht vergeblich ge wesen ist. Hat er doch Eins, was ihm für das Wohl der Stadt Chemnitz nothwcndig und wünschcnswcrth erschien und wofür er jahrelang gewirkt hat und cingelrctcn ist, zu seiner Freude verwirklicht gesehen: das Stadtbad i» Sachse's Ruhe. Da auch einiges bis ;eht nur Wunsch geblieben ist und nicht erreicht werden konnte und andere Fragen noch schweben, so soll das für den Verein eine Anregung sein, ruhig weiter zu wirken, und für die Bewohner des Westens der Stadt eine Mahnung, sich zahlreich an dem Verein zu be- bctheiligcn. — Der Kassenbericht weist erfreulicher Weise einen Ueberschnß von Mk. 174,23 nach, sodaß das Vaarvermögcn des Vereins Mk. 928,36 beträgt. Bei der erfolgenden Ergänznngswahl des Vorstandes wurden die Herren Kramer, Stah lknecht, Schneider svn., Grunert, Schreiber, Ulrich, Gast wieder- und die Herren Mertens, Rechtsanwalt Eulitz, Stecher ne» gewählt. In der konstituirendcii Versammlung des Gesamint- Vorstandes am Freitag den 5. dss. wurde znm Vorsitzenden Herr Ulrich, zum Stellvertreter Herr Oberlehrer Kramer, zum 1. Schriftführer Herr Rechtsanwalt Eulitz, zni» 2. Schriftführer Herr Schneider Mn. und Her, Gläser zum Kässircr gewählt. 8—. Militärconcert. Nach glücklich nberstandener abermaliger schwere, und schmerzhafter Krankheit dirigirtc Herr Director Pohle gestern Wiede, selbst das Concert des Militärmusikcorps im Colosseum. Der dichtgedrängt besetzte Saal und die beim Beginn des Conccrtes dargcbrachte Ovation seitens des Publikums zeugten am besten dasür, welcher Beliebtheit Herr Dirccto, Pohle sich beim Chemnitzer Publikum zu erfreuen hat. Die sorgfältig aus gewählten Pwcen dieses Conccrtes wurden mit gewohnter Bravour ausgeführt und es ernteten namentlich das von Herrn Benkwitz vorgctragene Conceri für Clarinette, sowie die Fantasie aus „Nachtlager von Granada" und de, Wagncr'sche „Kaisermarsch" den lebhaftesten Beifall. 0—. Der Kreisvcrein deutscher Handlniigsgehülfen hält am 12. Oktober Abends eine außerordentliche Generalversammlung iu seinem neuen Vcrcinslokal „Centralhallen" am Neumarkt ab; auf de, Tagesordnung sichen 5 Punkte, deren Erledigung ein Erscheinen aller Mit glieder wüuscheuswerth erscheinen läßt. Im Interesse der Krämer soll auch der Vercüisabend auf einen anderen Tag verlegt werden. — Den Friedhof der Parochie Schloßchemnitz betreffend Hai das städtische Polizeiamt aus Antrag des KirchenvorstandcS der Parochi, unter Zustimmung der königlichen Kircheninspection Folgendes angeordnet: 1. Abgesehen von den Leichenwagen ist alles Fahren und Reiten innerhalb des Friedhofes untersagt. Etwaige Materialien zur Herstellung und Ver zierung von Gräbern sind außerhalb des Friedhofes abzuladen. 2. Zur ge werbsmäßigen Ausschmückung von Gräbern rc. ist Niemand berechtigt, wen» er nicht die ausdrückliche Erlaubnis! der Friedhossverwaltung erlangt hat. Diese Erlaubnis; aber ist rein persönlich und jeder Zeit widcrrnslich. 3. Dal Mitbringen von Körben und anderen Transportmitteln ist im Allgemeine» Verbote». Das Herbeischaffen von Blumen in Körben rc. zu Schmückung eines Grabes ist jedoch gestattet. 4. Das Festhalten von Gegenständen alle, Art innerhalb des Friedhofes ist nicht gestattet, b. Das Verlassen der Weg, des Friedhofes ist untersagt, soweit cs nicht geboten ist, um zu einem be stimmten Grabe zu gelangen. In jedem Falle aber hat man sich des Be tretens und ilebcrschreitens der Grabhügel zu enthalten. 6. Zweckloses Um- Hertreiben von Kindern auf dem Friedhöfe ist nicht erlaubt. Uebcrhaupt solle, Kinder in der Regel nur iu Begleitung und unter Aussicht Erwachsener Zu tritt haben. 7. Es ist verboten, aus dem Friedhöfe iu der Nähe von Beer digungen Tabak zu rauchen. 8. Das Mitbringen von Hunden auf den, Fried-' Hofe ist nicht gestattet. 9. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Anordnungc, werden mit Geldstrafe bis zu 15 Mark oder mit Hast bis zu 8 Tagen bestraft —I. Das Nahen des Winters macht sich, abgesehen von der nied- drigcn Temperatur, dem immer häufiger in Erscheinung tretenden graue, Himmel lind dem fallenden Laub der Bäume, auch in vielen anderen Dinge, bemerkbar. Die Spielplätze vereinsamen, die ehedem im Sande herum krabbelnde junge Welt zieht sich in die warme Stube zurück, der Besuch dc- Sommerlokale, vornehmlich der össcntlichcn Gärten, wird spärlicher, und Abci-d- vergnüguiigcn stehe» wieder auf der Tagesordnung, der Weizen der Verein, blüht. Der „erste Ball" steht in Aussicht, und das Herz so manchen Back sischchens schlägt höher, denn von diesem Ereignis; hängt oft manches nois kommende, bedeutungsvolle andere ab. Selbstverständlich werden da di, Schaufenster der Modewaareugeschüfte gemustert, damit man eine möglichf geschmackvolle „moderne" Toilette ziisammenstellen könne. Mau will ja di. Schönste und am meisten Bewunderte sei», und selbst bei der Auswahl dcl Schratt schüttelte den Kopf. „Ich war nicht zu Hanse, als dal Unglück geschah." „Und nw ist Eure Hypothek auf das Haus, he?" „Das Wasser hat sie fortgespült." „Jedermann in der Stadt hätte es Euch sagen können," lacht, der Cvmmissionär, „daß Eure Schwiegermutter ihr fortgeschwcnimtel Hans dreimal wieder aufbauen konnte, so reich flössen die Gaben dcl Mildthätigkeit. Damit Ihr aber keine Ansprüche machet, suchle sn Euch für alle Zeiten los zu werden, nachdem Ihr nichts mehr z> verlieren, nichts mehr zuzusehen hattet in ihren Kram. Vertrage, habt ihr Euch ohnehin nie mit der Pfiffigen Frau (Gott habe si selig!), nichts fesselte Euch, als Weib und Kind, Euer Weib wa, ertrunken, aber Euer Kind lebte und lebt heute noch. Die Alte gal es trotzdem ebenfalls für todt ans, worauf Ihr den Wanderstab er grifft. So schaffte sic sich Euch vom Halse und baute ihr Haui schnldcnfrci wieder auf. Man braucht nur zu wissen, daß sic Encs den Tod des Kindes vorgelogcn hat, — das andere könnt Ihr heut noch von den Nachbarn hören, die auf die Ehrlichkeit Eurer Schwieger mutter schwören." Schratt hatte schweigend zugehört, die Ellbogen auf den Tisö gestützt und die Hände über die Stirn znsammengcfaltct. „Habsucht! Habsucht!" stöhnte er leise, wä.rcnd er schwer de, Kopf schüttelte. „Sie regiert die Welt! O, du Gottessohn! Wciu- über die, welche sich nach dir Christen nennen! Sie führte bcständi, deinen heiligen Namen im Munde und ging alle Sonntage zur Kirche Alle Gotteshäuser sind voll von habsüchtigen Egoisten, ob sie nm die Väter nm die Kinder betrügen, oder ob sie einander mit den Ell bogen stoßen, um den besten Platz beim Altar zu bekommen." „Es mag Euch schmerzen, daß man Euch so hintcrgangen hat,' nahm der Kommissionär das Gespräch wieder auf, während er !> Miene und Ton eine Theilnahmc erheuchelte, die seine widerwärtige, Züge nur noch mehr entstellte. „Aber Ihr habt dafür die Gewiß heit cingetauscht, daß Eure Tochter am Leben ist. Ich kann Enä noch mehr über sie mitthcilcn; ich stelle nur die Bedingung, daß Jh mir sagt, wo ich den großen Künstler finde, der das so berühmt gc wordene Bild gemalt hat." „Spart Eure Worte," cntgcgnete Schratt finster, „Ihr könn mir nichts neues sagen. Ich weiß, daß meine Tochter lebt nn kenne sie." Fortsetzung folgt.
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