Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188810094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881009
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881009
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-10
- Tag 1888-10-09
-
Monat
1888-10
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.10.1888
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 236. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum Sächsischer 1. Kleine Botschaft L. Sächsischer Erzähler S. Sächsische Gerichtszeitung 4. Sächsisches Allerlei b. Jllustrirtes Unterhaltungsblatt s. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nnd Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Bnchdrnckerei, Chemnitz, Theaterstratze Rr. S. Fernsprech-Anschluß Nr. 136. — Telegramm-Adresse: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Dienstag, 9. Oktober 1888. Bon den Hanptblättern des „Sächsischen LandeS-AnzeigerS" erscheint (ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter) eine billigere Sonder-AuSgabe nnter den» Titel: Chemnitzer General-Anzeiger sür monatlich nur SO Pfg. mit Zuträger,: außerhalb Chemnitz monatl. 57 Pf. ni. Ztr. (Zeitungs-Preisliste 9. Nachtr. Nr. >250».) Für Abonnenten erscheint je einmal in, Jahr: Eommer-Liseubahnsahrplaiihefl für Sachsen. Wiiiltr-Sisendahnfahrplanhest sür Sachsen. Illustr. Kalender der Sächsische» Landboten. Jllustrirte- Jahresbuch des Landes-sinzeigerS. Anzeigenpreis: Raum einer schmalen CorpnSzeile 15 Pfg. — Bevorzugte Stelle (lsvaltige Petitzcilc) 30 Pfg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung- — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man de» Einrückiingsbetrag (in Briefmarken) beifügen si? ft Silben Corpus,rhrift bilde» ca. 1 Zeile.) — Anzeige» könne» »nr bis Vormittag angenommen werden, da Druck n»d Verbreitung der großen Auflage längere Zeit erfordern. — Die Anzcigen finden ohne Preisausschlag gleichzeitig Berbreiinng durch de» „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ausgabe der Hauvtbläiter des „Sächsischen Landes-Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter.) Telegraphische Nachrichten. Vom 7. October. Wien. Die Nachricht von der cisleithanischen Kabinetskrisc und der Ersetzung Taaffes durch Bacquchm wird stark angezweifelt (S. u. Pol. Rundschau). Paris. Präsident Carnot ist am Sonnabend Nachmittag nach 4 Uhr in Lyon eingetroffen und bei der Ankunft durch den Maire und den Senator Millaud empfangen worden. Auf dem Stadthanse wurde der Präsident von dem Municipalrathe erwartet. Bei dem ihm zu Ehren abgehaltenen Banket beantwortete Carnot den auf ihn ansgebrachten Toast des Maire mit einer Ansprache, in welcher er sagte, daß das Vaterland und die Freiheit der Republik stets auf seine Hingebung zählen könnten. Das Beispiel der Stadt Lyon, welche den Frieden, die Sicherheit und die Einigkeit des Staates so lebhaft wünsche, sei ganz besonders geeignet, dem Lande Vertrauen einzuflößen und den Feinden der Republik ihre Ohnmacht zu zeige». — Der „National" meldet, in Belfort sei ein Deutscher gemäß des ,-neuen Fremdengesetzes auf Verfügung des Ministers des Innern angewiesen worden, binnen 24 Stunden das französische Gebiet zu verlassen. Bukarest. In Rnstschuk wurden gestern drei aus Rußland zurückgekehrte Hauptschuldige der letzte» Rustschuker Revolte verhaftet. Vom 8. October. Mürzsteg. An der gestrigen Pürschjagd nahmen alle Jagd- güste theil, doch wurde kein besonderes Ergebniß erzielt. Um 12 Uhr Mittags wurde das Frühstück eingenommen, worauf sich die Majestäten in ihre Arbeitsgcmächer zurückzogen. Abends 7 Uhr fand Tafel statt mit 16 Gedecken, wobei die Löbener Stadt-Capelle concertirte. Seit Mittag regnete es unaufhörlich. Petersburg. Das Kaiserpaar ist mit Gefolge gestern früh in Batum cingetroffen und festlich empfangen worden. Nach der Kirche,mudacht wohnten die Majestäten der Grundsteinlegung der rchodexen Kathedrale bei. Politische Rundschau. Chemnitz, den 8. October. Deutsches Reich. Tie glänzenden Wiener Kaisertage haben mit dem Galadiner in der Hofburg ihr Ende erreicht. Freitag Abend sind die beiden Kaiser Franz Joseph und Wilhelm, König Albert von Sachsen, sowie die fürstliche Begleitung in dem Jagdschlösse Mürzsteg in Steiermark eingetroffen, um dort dem Waidwcrk zu huldigen. Sonnabend früh 2^/z Uhr brachen die beiden Kaiser, König Albert von Sachsen, Kronprinz Rudolph von Oesterreich, der Großherzog pon Toskana, Prinz Leopold von Bayern und der Graf von Meran zutz Pürschjagd in der nächsten Umgebung des Jagdschlosses auf.-' Morgens um 7 Uhr war Jägerfrühstück, dem uy, 8 Uhrl mne Hochwildjagd im Revier von Schwarzenbach folgte, die»Hütags ihr Ende erreichte. Darnach war Hvftafel im Jagd schlösse. .Das Wetter war sehr schlecht, fortwährender Reges» und Schnee, dazu dichter Nebel. Die Abhaltung von Gemsjagden ist deshalb unmöglich, da den Thieren in ihren Schlupfwinkel» nicht bcizickommen ist. Kaiser Wilhelm genießt auch in der österreichischen Jägerschaft wegen seiner Treffsicherheit einen guten Ruf; er wohnt den steierischen Jagden schon zum dritten Male bei. Kronprinz Nnddlvh'.' vds, Oesterkeich ist Sonnabend Nachmittag nach herzlicher Äeräbschiedung von Kaiser Wilhelm zu den Bärenjagden nach Görgöny in Ungarn gereist. Sonntag früh fand, bei Mürzsteg wieder'De Pürschjagd statt. Bis Diensstag Abend bleibt der Kaiser , in Steier mark, dann wird die Reise nach Nfom angctreten. -Vielleicht kommt er auf der Rückresse nach Berlin nochmals nach Wien,' doch würde dieser Besuch dann im strengsten Inkognito erfolgen.' Bestimmte Ab Der Geistersee. Original-Novelle von Gustav Höcker. . . 'Fortsetzung. Nachdruck verboten. Ein höhnisches Lächeln hatte um Leopoldinens Mund geschwebt, während sie den letzten Theil des Briefes, las.' „Mit dem Kunsthändler sind wir fertig," sagte sie kalt, das Schreiben bei Seite legend, „wir haben es jetzt nur mit Schratt zu thun. Man hat nichts wieder über ihn gehört, seit er die Stadt verlieb; sein Wiederaustauchen in Paris spricht nicht für die Stetig keit. seiyes Aufenthaltsortes; ihn yufzufinden, wird mit grdße» Schwierigkeiten verbunden sein." Der Rechtsgelehrte hatte währenddem oie Augen mit der Hand bedeckt, wie es seine Gewohnheit war, wenn ein Gegenstand sein Nachdenken besonders lebhaft beschäftigte. „Ich glaube, in dieser Frage weiß ich Rath zu schaffen," sagte er endlich. „Es kostet mir nur einen Gang und den will ich gleich jetzt thun." „Du getraust Dich, den verschollenen Geisterseher ausfindig zu machen?" fragte Lcopoldine erfreut. „Ja, ich erinnere mich noch aus den Gerichts-Verhandlungen, welche unsere Zeitungen mit großer Ausführlichkeit Wiedergaben, daß Schratt eine kleine Rente genießt, die ihm vor einer langen Reihe von Jahren ein hie« verstorbener, sehr reicher Maler in seinem Testament ausgesetzt hat. So etwas läßt man nicht im Stich. Wo er sich auch Herumtreiben mag, die Rente erhebt er jedenfalls, und ich werde mich erkundigen, wohin man ihm das Geld schickt." Der Advokat machte sich sofort auf den Weg und als er, che noch eine Stunde vergangen war, wieder zurückkehrte, sah ihm Leopoldine schon an seiner sonst so verschlossenen Miene au, daß er gute Nachrichten brachte. „Schratt bezieht seine Rente noch regelmäßig," lautete des Vaters Bericht. „Sobald das Quartal herannaht, meldet er sich brieflich und giebt die Adresse an, unter welcher man ihm das Geld schicken soll. Er scheint ein wahres Nomadenleben zu führen. Seltsamerweise hat schon Jemand vor mir den Einfall gehabt, bei der Rentenkasse den Aufenthalt des Geistersehers zu erfragen. »Vor Jahr und Tag ist nämlich ein Franzose in der gleichen Absicht dagewesen. Der Kassirer erinnerte sich genau noch eines machungen darüber sind zwar noch nicht getroffen. Möglicherweise nimmt der Kaiser aber in Wien einen oder zwei Tage Aufenthalt, da die Reise von Rom bis Berlin ja sehr weit ist. (Die unnntcr brvchene direkte Courierzngfahrt Berlin-München-Trient-Veronn- Bologna-Rom währt etwa 43 Stunden). — Zum Fall Geffcken war am Sonnabend in Hamburg das Gerücht verbreitet, die Untersuchung sei beendet, Professor Geffcken der Haft entlassen worden. Die Nachricht hat sich hinterher aber als unbegründet erwiesen. — Ein Berliner Berichterstatter verbreitete Folgendes über die Angelegenheit: Längere Konferenzen haben in Berlin zwischen dem Oberreichsanwalt Tessendorf, dem Oberstaats anwalt beim Kammcrgericht und dem ersten Staatsanwalt des Land gerichts I stattgcfunden. Ferner verlautete, daß vr. Geffcken, als ihm von dem durch seinen Sohn gestellten Entmündigungsantrag Keuntniß gegeben wurde, in entschiedenster Weise Verwahrung dagegen eingelegt und noch einmal die Erklärung abgegeben habe, er wolle die ganze strafrechtliche Verantwortung auf sich nehmen, wenn eine solche überhaupt, was er bestreite, existire. Das Dunkel über die Herkunft des Manuskriptes ist noch nicht gelüftet. Es scheint ange nommen zu werden, daß man sich in England unrechtmäßiger Weise mehr als eine Kopie von dem Original verschafft hat, welches that- sächlich bei der jüngsten Anwesenheit der Königin von England in Charlvttenburg dieser von hochgestellter Seite eingehändigt war. Was über die Mission Winterfeld verlautete, beruht zum großen Theil auf Wahrheit. Von englischer Seite wurde die Herausgabe des Originals und anderer wichtiger Papiere mit der Motivirnng abge- lehnt, daß es sich »m eine persönliche Verfügung des verstorbenen Kaisers handle. Später hat allerdings die Aushändigung stattge fanden, und es ist nun die Annahme entstanden, daß in der zwischen der Zurückforderung und der thatsächlichen Auslieferung liegenden Frist handschriftliche Kopien angesertigt seien. Hierzu würde die Andeutung stimmen, daß der Prinz von Wales in Gmunden und auch in Wien gewisse Theile des Tagebuches gezeigt habe. Auch verlautet, daß die auffallende Abreise des englischen Thronfolgers »ach Ungarn kurz vor der Ankunft Kaiser Wilhelms in Wien mit der Tagebuch-Angelegenheit in Zusammenhang stehe. Uebrigcns scheint die Regierung durch die Publikation nicht so sehr überrascht worden zu sein, als man das bisher annehmen mußte. Daß sich im Besitze Dritter eine Kopie befand, scheint bereits vorher auf diplomatischem Wege nach Berlin gemeldet worden zu sein. — Fürst Bismarck hat in seinem bekannten Bericht an Kaiser Wilhelm über das Tagebuch Kaiser Friedrichs hervorgehoben, daß sich darin' mehrere Jrrthüiiier befinden. Aber auch im Bericht des Reichskanzlers ist ein Jrrthum zu verzeichnen. Die Eingabe des Fürsten Bismarck behauptet, daß das Tagebuch Unrecht habe, wen» es aussagt, gerade der Kronprinz habe auf die Verleihung des Eisernen Kreuzes auch an Nichtpreußen gedrungen und erst zu Ende August seinen Wunsch durchgesetzt. Der Kanzler sagt, noch in Vcr saillcs, also Ende Oktober, sei der Kronprinz Gegner der Verleihung gewesen. Nun liegt aber eine bayerische amtliche Kabinetsordre vom Anfang'Septetnbcr-1670 vor, in welcher es ganz ausdrücklich hesßt, Ser König von Preußen habe auf Antrag des Kronprinzen einer Anzahl bayerischer Offiziere und Soldaten das Eiserne Kreuz verliehen. Hier ist also das Tagebuch gegenüber den Ausführungen Fürst Bismarcks im Recht. — Am Sonnabend hat in Kiel die Eröffnung der neuen Marine Akademie stattgefunden. Stations-Chef Vize-Admiral von Blanc übernahm den prächtigen Ban sür die Marine und übergab denselben dem künftigen Leiter, Kapitän Schering. Letzterer gab in seiner Rede einen Rückblick ans die Entwickelung des Bildnngswesens der Marine' und schloß mit einem dreifachen, begeistert aufgenommcyen Hoch auf den Kaiser. Ein Rundgang durch die Akademie beendete die Feier. - - - - - , n , — Pariser -Hetzblätter brachten vor einiger Zeit die Meldung älteren Mannes, der sich in gebrochenem Deutsch nach „Monsieur Schratt, genannt der Geisterseher", erkundigte und in seinen blauen Beinkleidern mit der blauen Blonse darüber und dem tief im Nacken sitzenden Cylinderhute den Eindruck eines Marktschreiers machte. Schratt hielt sich damals noch in Deutschland auf, seit jener Zeit lebt er im Vaterlande jenes marktschreierischen Franzosen. „Uebrigens haben wir keine Zeit zu verlieren, Lcopoldine. Der Quartalschluß ist nahe und wir werden bald erfahren, wo Schratt zu finden ist. „Soll ich mich dann selbst auf den Weg machen? Ich glaube aber, wir thun am besten, uns persönlich fern zu halten. Wir können mit dieser Mission ja unser Faktotum beauftragen. Er war lange Jahre in Frankreich, kann sich für einen Agenten des Pariser Kunsthändlers ausgeben und braucht gar nicht zu wissen, daß cs sich überhaupt um Zeller handelt." „Ganz meine Ansicht," stimmte Lcopoldine bei. „Nur fürchte ich, es wird schwer halten, Schratt zum Sprechen zu bringen." „Nun, von seiner Geschwätzigkeit haben wir doch eine sehr empfindliche Probe erhalten," wandte Nothcnhaag ein. „Er ist nur schwatzhaft, wenn er keinen Grund zum Schweigen hat," belehrte Lcopoldine. „Gewiß weiß nur er allein um das Geheimniß, daß Zelter noch lebt, und je folgenschwerer ein Bcrrath für den Maler sein würde, desto mehr muß man die Verschwiegen heit seines Vertrauten fürchten." „Wenn man ihm nnn Geld böte?" „Ich glaube nicht, daß er sich für Geld zu etwas verleiten läßt, das er für Unrecht hält." „Denke an den Goldgulden, der an der Münzensammlung fehlte," erinnerte der Advokat. „Er hat ihn sicher bei Seite gebracht, da er nichts weiter retten konnte." Es schien, als hätte dieses Argument bei Leopoldine gezündet, denn sie versank in tiefes Nachdenken und ließ ihre schwarzen Auge» im Zimmer umherschweifen, als jagten sie einen Gedanken. Dennoch schüttelte sie zuletzt den Kopf. „Mit Geld allein ist bei ihm nichts zu erreichen," sagte sie. „Aber es giebt einen dunklen Punkt in seinem Leben. Wenn man ihm die Aufklärung darüber als Preis bieten könnte, so wäre er vielleicht zu gewinnen. Ich bin durch zufällige Umstände und zu verschiedenen Zeiten zur Kcnntniß seiner seltsamen Familiengeschichte gekommen. ES sind ihm Weib und Kind ertrunken, und bald darauf »aß deutsche Soldaten in Uniform, um Gemüse einznkausen, zum Erstaunen der Bewohner die französische Grenze bei Vanthiermont (im Bezirk Belfort) überschritten hätten. Diese Mittheilung ist .cinzlich aus der Luft gegriffen. Vielleicht ist sie auf den Umstand znrückzuführen, daß einmal zwei Soldaten, mit Drillich-Anzug und Felsmütze bekleidet, sich bis an die Grenze bei Bauthiermont be geben haben. Sie machten in einem hart an der Grenze, aber noch an, deutschem Gebiet belegencn Magazin Einkäufe und kehrten dann nach Hause zurück. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Nach englischen Zeitungs nachrichten soll der Admiral Fairscx beabsichtigen, auf der Fahrt von den Tonga- nach den Samoa-Inseln die Savage-Jnscl a»zu- laufen, uni daselbst einem Gesuche der Eingeborenen entsprechend ein britisches Protektorat zu errichten. Uns ist nicht bekannt, ob die Eingeborenen uni die Unterstellung nnter englischen Schutz ge beten haben. Dagegen ist sicher, daß die englische Regierung nicht in der Lage sein würde, das Protektorat über die Savage-Jnsel anzunehmen, da dieselbe in dem deutsch-englischen Abkommen vom 6. April 1886 als neutral erklärt ist. — Ueber die deutsche Emin-Pascha-Expedition hat sich vr. Peter» zu dem Berliner „Times"-Correspo»dentcn neuerdings geäußert, der varüber nach London berichtet hat. Darnach hätte vr. Pe'ers ge sagt, die Kosten der Expedition würden sich, neuerer Schätzung zu folge, auf eine Million Mark belaufen. Das Comitee bezweifle nicht, daß der Reichstag den etwaigen. Fehlbetrag bewilligen würde. In Folge der Unruhen an der Zanzibarküste sei die Adresse der Expedition nnbestimmter als je geworden. Auch sei die Route noch gar nicht sestgestcllt. Die deutsche Expedition würde aber nicht abgeneigt sei», mit einer von Mombas oder vom Kongo aufbrechcnden englischen Expedition gemeinschaftlich vorzugehen. — Aus Ostasrika wird berichtet: Zanzibar ist mit flüchtigen Angestellten der deutschen vstnfrikanischen Gesellschaft überfüllt. In Bogamvyo und Dar-es-Salam bewachen Mannschaften der Kriegs schiffe „Leipzig" und „Sophie" die verlassene» Gebäude. Die deutsche Plantagengesellschast bemüht sich, von den Aufständischen Sicherheit für sechs iyrer Angestellten bei Pangani zu erlangen, und zwar mit einiger Aussicht ans Erfolg, da die Rebellen Geld sehr nothwendig brauchen. — In Kilva verboten die Araber die Abreise der dortigen britisch-indischen Kausleute und verbürgten sich für deren Sicherheit. Sie verweigern aber hartnäckig die Anerkennung der Autorität de» Sultans oder der deutschen vstasrikanischen Gesellschaft. — Die Namen ser beiden in Kilva von den Arabern ermordeten deutschen Beamten stehen jetzt fest. Ter Eine ist ein Herr Heinrich Hessel aus Kreuz nach, der Andere ei» Herr Gustav Krieger aus Ostpreußen. Beide starben nach hcldenmnthigster Gegenwehr. Oesterreich-Ungar». Meldungen aus Pest zufolge steht der Rücktritt des österreichischen Ministerpräsidenten Taaffc bevor. Den Anlaß dazu hat ein Memorandum gegeben, welches Graf Taaffe dem Kaiser übersendet batte, und in den» die Rückwirkung hervvrgehoben ivar, welche die dem Bischof Stroßmayer ertheilte kaiserliche Rüge auf die Haltung der Slave» in Oesterreich Hervorrufen müsse. Der Kaiser soll gesagt haben: Meine Unterthanen lasse ich im Auslande nicht ungestraft verlästern. Als Nachfolger Taaffe's wird Bacquehem genannt. — Nachträglich wird bekannt, daß Kaiser Wilhelm am Donnerstag Nachmittag in dem Arbeitszimmer Kaiser Franz Josephs eine Unterredung mit dem Letzteren hatte, die mehr als eine Stunde dauerte, und nach deren Beendigung Kaiser Franz Joseph den Grafen Kalnoky empfing. — Graf Herbert Bismarck ist auf Einladung de» Grafen Franz Zichy zur Jagd in Ungarn eingetroffen. Sonnabend Nachmittag gab Ministerpräsident von Tisza dem Grafen in Pest ein Diner. — Die ungarischen Blätter begrüßen den in Pest anwesende» Grafen Herbert Bismarck in höchst sympathischer Weise. Der „Pesti Naplo" führt aus, daß Ungarn dem Namen Bismarck mit Ehrerbiet ung und Sympathie begegnet. Das innige Verhältnis) des deutschen ist ihm das Kind am Grabe der Mutter erschienen. Ich weiß, daß dieses Kind Niemand anders ist, als Fanny. Sie hat mir einst erzählt, daß sie als dreijähriges Mädchen eine schwere Wasscrsnoth erlebt habe, bei welcher ihre Mutter umgckommen, sie selbst aber durch ihre Großmutter gerettet worden sei. „Etwa ein Jahr darauf, als sie einst nach ihrer Gewohnheit ans dem nahe bei der Wohnung gelegenen Kirchhofe gespielt hatte und sich auf dem mütterlichen Grobe auSruhte, c.rblickte sie Plötzlich ihren Vater, den sie lange nicht mehr gesehen hatte. In demselben Moment, wo sie auf ihn zueilcn wollte, sah sie ihn wanken und niederstürzen. Weinend lief sie nach Hause, um der Großmutter das Geschehene zu berichten, worauf diese das Kind in eine Kammer brachte und die Thür abschloß. Seitdem hat Fanny ihren Vater nicht wicdcrgcsehen. Wie ihr die Großmutter später erzählte, habe er an epileptischen Anfällen gelitten. In einem solchen Zustande habe sie ihn auf dem Kirchhofe gefunden. Als er sich davon erholt, iei er, ohne weiter nach Fanny zu fragen, wieder seines Weges ge zogen und habe nichts mehr von sich hören lassen. Das ist cS, waS mir Fanny einst erzählt hat, ehe ich von Schratt's Existenz eine Ahnung besaß." „Später ist er einmal Fanny begegnet »nd die Achnlichkcit der Tochter mit der Mutter mag ihn frappirt haben, was ihm Anlaß bot, Orlando mit seiner unglücklichen Familiengeschichte bekannt zu machen. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß Fanny seine Tochter ist. Ich habe keinen Beruf in mir gefühlt» dem Mädchen meine Vermnthungen darüber mitzutheilen. „Als Vater und Tochter einander vor Gericht gegenüberstauden» wäre ein gegenseitiges Erkennen sehr naheliegend gewesen, wenigstens ür Schratt; nka» hat jedoch nichts vernommen. Aber gleichviel, — cs giebt zwei für Schratt sehr wichtige Interessen, die wir ausnützen müssen, um ihn unserem Zwecke gefügig zu machen. „Wir vermögen ihm zu sagen, daß seine Tochter lebt und tver ie ist, — darin besteht das eine. Das andere wäre die Enthüllung des falschen Spiels, das man mit ihm getrieben, die Aufklärung der Gründe, weshalb man ihm, dem Vater gegenüber, da» Kind für todt ausgegeben hat. „Hier haben wir cs sicher mit einer schwi'egermittterli'chen Jn- trigne zu thun, hinter die wir erst kommen müssen." „Du wirst mir heute Abend alles ausführlich erzählen", ent gegnet« Rothenhaag. „Meine Aufgabe soll es dann sein, hinter die
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite