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Sächsischer Landes-Anzeiger : 19.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188810196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881019
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881019
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-10
- Tag 1888-10-19
-
Monat
1888-10
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 19.10.1888
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M. 2T5 — Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum Sächsischer 1. Kleine Botschaft L. Süchstscher Erzähler S. Sächsische GcrichtSzeitung 4. Sächsisches Allerlei 5. Zllustrirtes UntcrhaltungSblatt 6. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch 'kostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Pfg., bei den Post-Anstalten 75 Psg. (Post-Zcitungs-Preisliste Nr. 6035.) Freitag, IS. Oktober 1888. Bon den Hanptblättern Le» „Sächsischen LandeS-Anzelger»" erscheint (ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter) eine billigere Sonder-AuSgabe unter dem Titel: Chemnitzer General-Anzeiger für monatlich nur 50 Pfg. mit Zutragen; außerhalb Chemnitz inonatl. 57 Pf. m. Ztr. (Zeitungs-Preisliste S. Nachtr. Nr. 1350a.) Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Bnchdrnckerel, Chemnitz, Theaterstrabe Rr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr. 136. — Telegramm-Adresse: Landes-Anzeiger, Chemnitz Anttsgerichtliche Bekanntmachungen. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 3173 die Firma Hans Schmalz in Chemnitz (Rcitbahnstraße Nr 28) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Jo hannes Schmalz daselbst, Besitzer eines Handschuh- und Tricvtstosf-GeichäftS, eingetragen. Chemnitz, am 16. October 1888. Königliches Amtsgericht. Neueste Nachrichten. Straßburg, 17.October. Von der Regierung im Nei chs- landc sind die Pariser Blätter „Estafette", Jntransigcant", „Pays", „Patrie", „Tolographe" und „Voltaire" verboten worden. Die „Landcsztg." meldet, daß überdies verschiedenen anderen französische» Blättern, deren Verbreitung ohne vorgängige Genehmigung gestattet war, die unbedingte Freiheit des Umlaufes entzogen ist. London, 17. October. Der bereits seit einigen Tagen erkrankte italienische Botschafter Graf Robilant ist heute Morgen gestorben. Berlin, 18. October. (Draht-Nachricht unseres Anzeigers.) Die „National-Zeitung" veröffentlicht gegenüber Mackcnzie's Anschnl digung, daß vr. Bergmann einen falschen Weg durch die Luftröhre gemacht, wodurch der Tod Kaiser Friedrich's beschleunigt worden sei und da Mackenzie sich zum Beweise dessen auf das ScctionSprotokoll beruft, .eine gemeinsame Erklärung Birchows und Waldeyers, dahingehend, daß im Sektions-Protokoll von einer Absceßhöhle gar keine Rede sei, noch habe jemals eine solche bestanden. Das Bindegewebe, in welchem nach der Brvchüre eine falsche Kanüle gewesen sein soll, wurde bei der Sektion normal, ohne narbige Veränderung gefunden. Die Luft röhre war bis zu den Bronchien geöffnet worden. Wien, 18. October. (Draht-Nachricht unseres Anzeigers.) Der Kaiser bewilligte dem päpstlichen Gesandten Grafen Paar die er betene Versetzung in den Ruhestand und verlieh ihm das Großkreuz ,des Stefan-Lrdeiis. — Das Fremdenblatt weist energisch die Agitation wer jnngtschechischen Organe gegen das Bündniß mit Deutschland sznrnck und bemerkt, daß auch die alttschcchischen Organe schließlich wie Verpflichtung hätten, gegen solch unverantwortliches Treiben ernst lieh und nachdrücklichst aufzutrcten. Baden-Baden, 18. October. (Draht-Nachricht unseres An zeigers.) Die Herzogin Hamilton geb. Prinzessin von Baden ist heute früh gestorben. Politische Nuitdschau. Chemnitz, den 18. October. Deutsches Reich. Die Frage, ob sich Kaiser Wilhelm II noch zum König von Preußen krönen lassen wird, taucht jetzt aber mals auf. Wahrscheinlich möchte man in Königsberg gar zu gern glanzvolle Krönnngsfesttage. Aber diese Hoffnung ist eitel. Nach der glanzvollen Eröffnung des Reichstags sprach es Fürst Bismarck im Herrcnhause aus, der Gedanke an eine Krönung sei definitiv ans gegeben. Und das ist richtig. Nach der großartigen Feie r der Eröff -nung des Reichsparlamentes, bei welcher alle deutschen Fürsten um den Kaiser versammelt waren, würde eine nachträgliche Krönung zum Könige von Preußen sehr nnbcdeutcnd erscheinen. Kaiser Wilhelm hält auch zu wenig von solchen Ccreinonien, als daß er auf die Krönung besonderen Werth legen würde. — Aus hochstehenden Berliner Kreisen wird berichtet: Es wird ochauptct, Kaiser Wilhelm II. widerstehe einer überhasteten Erledigung wichtiger Angelegenheiten im höchsten Maße, und er solle lebhaft bedauern, daß er sich Hals über Kopf in der Tagebuchangelcgenheit habe entscheiden müssen, weil seine Abreise vor der Thür stand. Das Sclbständigkeitsgcfühl des jungen Herrschers ist überhaupt ein Mo- Maren von Westerland. Novelle von Reinhold Ort mann. Fortsetzung. II. Nachdruck verboten. Zweimal hatten die eisigen Stürme des Winters die Fluthen der Nordsee gepeitscht und sie cmporgethttrmt zu gigantischen Wellen bergen — zweimal hatten sich die weiten Haideflächcn ans Sylt mit -den lieblichen Kindern des Frühlings bedeckt, seitdem Boy Erichsen «Abschied genommen hatte von der Geliebten, um hinanszuziehen in «die weite Welt. i Nun war es wieder Sommer geworden, und von Nah und Fern )varcn sie herbeigeströmt, die Erholungsbedürftigen und Kranken, um in den Leben spendenden Fluthen des Meeres Genesung zu suchen und neue Kräfte für die harten, ermattenden Kämpfe des Da seins. War doch das schlichte Friescndvrf Westerland schon seit einer Reihe von Jahren zu einem vielbesuchten Badeort geworden, und priesen doch die, welche einmal ans Sylt geweilt, in allen Landen die Wundcrwirknngcu seiner erquickenden Luft und seiner über das Ivciße Gestade hiufluthenden, schanmgckrönten Wellen! In der Strandpassagc, welche vom Dorfe aus zum Ufer des Meeres führt, regte sich in all' seiner Buntheit und Mannigfaltigkeit das reizvolle stetig wechselnde Leben und Treiben eines vornehmen Seebades. Rechts und links hatten die Mnschelvcrlanscr und Blumen- chändlcr ihre einladend ansgcstattctc» Magazine aufgethan und hier -und da blieben die Vorübergehenden stehen, wenn ihre Aufmerksamkeit durch ein auffallend schönes Stück gefesselt wurde. Mit besonderem Interesse musterte ein elegant gekleideter junger Mann, welcher langsamen Schrittes vom^Hotel Victoria dahcrkam, die in den Schaufenstern ausgestellte» DiMc. Er war wohl wenig mehr als 25 Jahre alt. Ticsdunklcs, lockiges Haar fiel ihm bis in den Nacken hinab, und ein weicher, schwarzer Vollbart umrahmte sein beinahe mädchenhaft zartes Gesicht. Vor der kleinen Bude eines Gärtners blieb er mit einem leisen „Ah!" des Ecstanncns oder der Bewunderung stehen. Ein müßig großer Strauß aus verschieden farbigen Nelke», blauem Enzian und jener silbergraucn, schön ge formten Meerdistel, welche man nur auf Sylt findet, hatte seinen Blick auf sich gezogen, obwohl die meisten Anderen achtlos daran vorübergcgangcn waren. Lange blieb er in die Betrachtung des Keine», so schnell vergänglichen Kunstwerkes versunken, dann trat er srasch, wie von einer plötzlichen Eingebung geleitet, in den Vcrkaufs- jladen ein. „Der Strauß, welchen Sie dort im Fenster haben, ist doch ment, mit welchem zu rechnen sein wird. Es verlautet, daß die frühere Aeußerung Fürst Bismarcks, der Kaiser habe Anlage, sein eigener Kanzler zu werden, keineswegs überhört worden sei. Der Kaiser treibe Alles mit größtem Ernst; er habe sich, da er es als Prinz nur bis zum Kommando einer Brigade gebracht, bemüht, als Fürst in der ersten Zeit seiner Negierung in der Leitung größerer Truppenverbände sich zu üben. Seinen Reisen solle man sich deshalb hüten lediglich repräsentative Zwecke nnterzulegen. Er studire unter wegs die diplomatischen Beziehungen, die ihm ziemlich ferngelcgen hätten, und betrachte den Verkehr mit den Gesandten und Staats männern als seine Hauptaufgabe. Der Monarch wisse, daß er den Fürsten Bismarck nicht immer zur Seite haben werde. Die Früchte der Reise werde man bei der Rückkunft sehen. — Kaiserin Friedrich wird zu Anfang November bekanntlich nach England reisen. In Londoner Blättern wird die Idee angeregt, der Kaiserin einen öffentlichen Ausdruck der Theilnahme Seitens der Nation zu Theil werden zu lassen, da ihre Hingebung, ihre Resig nation, sowie ihr Verhalten in Prüfungen und Mißgeschicken die Bewunderung Aller erregt hätten. — Uebcr die Beschlagnahme der Mackenzie'schen Brochüre bei dem Verleger Spaarmann berichtet die „Köln. Ztg.": „Der Verleger hatte am Sonnabend dir drei ersten Exemplare, welche er persönlich aus der Hand gab, dem Bürgermeister von Obcrhansen übergeben mit der Bitte, dieselben an den Landrath und den Regierungspräsi denten von Düsseldorf gelangen zu lassen. Außer diesen Exemplaren waren die gepackten Bahnsendungen nach Leipzig und Berlin unter wegs. Da schon am Sonntag die amtsgcrichtliche Verfügung zur Beschlagnahme einging, so ersieht man, daß mit denkbar größter Schnelligkeit in der Sache vorgegangen wurde. An Post und Eisen bahn in Oberhanscn waren Anweisungen Seitens des Amtsgerichts ergangen, alle Sendungen znrückzuhalten. Bei der Vernehmung des Verlegers durch einen Amtsrichter aus Mühlheim a. d. Ruhr erklärte Herr Spaarmann u. A. zu Protokoll, daß die sämmtlichcn Bogen des englischen Originals von der Kaiserin Friedrich vor dem Druck gelesen seien." — Mackenzie hat nun auch Virchow gegen sich erhallen. Professor Virchow vertritt die Ansicht, daß jene starke Eiterung im Halse Kaiser Friedrichs, welche nach dem Buche des Londoner Arztes von einem Fehlgriffe Professor Bergmanns am 12. April hcrrührcn soll, höchstens 14 Tage vor dem Tode des Kaisers entstanden sei» kann, als Bergmann gar nicht mehr bei der Behandlung betyeitigt war. Weiter meint Virchow, Mackenzie habe die Gcwcbstückchen, welche zur mikroskopischen Untersuchung bestimmt waren, von der Unrechten Stelle entfernt. — Wie aus Leipzig berichtet wird, hat in der Tagebuch- Angelegenheit das Reichsgericht die von Gcffcken und dessen Vcr- theidiger gestellten Anträge ans Haftentlassung abgclehnt. — Dem „Franks. Journal" wird gemeldet, daß der Tod des Land grafen Friedrich Wilhelm von Hessen, über den wir gestern berichteten, laut dem Telegramme des Majors im Generalstabc von Hugo, welcher den Fürsten aus seiner Weltreise begleitete, dadurch erfolgt sei, daß der Fürst in einem Anfall von Geistesstörung über Bord stürzte. Die Leiche des Verunglückten ist bisher nicht aufgesundcn worden. — Die deutsche Kriegsmarine hat alle Ursache stolz zu sein! Ueber die deutsche Flotte und ihre Bemannung fällt ein seemännischer Kritiker in der „Times" ein ungewöhnlich anerkennendes Urlheil, das um so bemerkenswerther ist, als bisher die Engländer sich noch immer gesträubt haben, zuzugeben, daß irgend eine fremdländische Marine die ihrige, was die Leistungsfähigkeit anbctrifft, schlagen könnte. Der Kritiker, dessen Aufsatz vermuthlich ei» Ergebniß des verkäuflich?" fragte er den Gärtner, eine» nach Art der friesischen Inselbewohner freundlich und treuherzig dreinschauenden Man». „Gewiß, mein Herr," erwiderte Jener, indem er ihm zugleich einen überaus bescheidenen Preis nannte, „aber ich habe viel schö nere da, als diesen." „Nein, nein, gerade um ihn ist cs mir zu thun; denn ich ge stehe Ihnen, daß ich kaum jemals ei» mit so feinsinnigem künstle rischen, Geschmack hcrgestelltcs Blumengewinde gesehen habe. Viel leicht war cs ja nur der Zufall, welcher Auge und Hand des Verfertigers geleitet hat", fügte er lächelnd Hinz», „aber ich möchte das reizende Merkchen trotzdem keinem Andern gönnen." „Hörst Du, Maren, was der Herr von Deiner Arbeit sagt?" meinte der Gärtner geschmeichelt, indem er sich gegen einen Ncben- rauin wandte, dessen Thür weit geöffnet war. „Mit solchem Lob, denke ich, kannst Du zufrieden sein." Auch der Fremde war an die Thüröffnung getreten, um einen neugierige» Blick durch dieselbe zu werfe», und was sich da seinen Angen bot, fesselte ihn ersichtlich in nicht geringere», Grade als der anspruchslose Blumenstrauß, den er vorhin so ungewöhnlich warm bewundert hatte. Umgeben von einer Unzahl nbgcschnittencr Blume», deren Zusammenstellung offenbar ihre Ausgabe war, saß da an eine», roh gezimmerten Tische eine Märnhengestalt von eher zarte», als üppigen Formen, und das feine Gesichtchen, welches sich eben jetzt gegen den Sprechenden hin gewendet hatte, erschien in seiner Um rahmung von herrlichem goldblondem Haar dem Fremde» wie das Antlitz einer Madonna. „Sie selbst sind die Künstlerin, mein Fräulein?" fragte er, indem er einen Schritt näher trat. „O, so gestatten Sie mir, Ihnen meine rückhaltlose Bewunderung auszusprechc». Vielleicht begreifen Sic die selbe eher, wenn ich Ihnen sage, daß ich selbst mich gelegentlich mit ähnlichen Cvinpositionen beschäftige. Ich bin Maler, und ich glaube einiges Vcrstündniß für die Schönheit zu besitzen, in welcher Gestalt auch immer sie mir cntgegcngctretcn mag." Die eigenthümliche Betonung, welche er auf die letzten Worte legte, und das Lächeln, mit welchem er sie begleitete, verricthcn deut lich genug, daß sie in Beziehung ans die Person des junge» Mäd chens gesprochen worden lvaren. Die Angcredcte aber zeigte sich durch die Huldigung des eleganten Hcnrn weder geschmeichelt, noch erfreut, und wenn er nicht zudringlich erscheinen wollte, mußte dieser seinen fruchtlose» Versuch, eine Unterhaltung mit ihr zu beginnen, bald genug ausgeben. Er verabschiedete sich indessen mit einer so tiefen Verbeugung, wie Wen» er eine vornehme Dame ans der großen Welt vor sich gehabt hätte, und als er den Laden verließ, — Bei Bestellungen von AnSwärtS wolle man ix> der große» Auflage längere Zeit erfordern. — Anzeigers" ohne dessen tägliche Cxtra-Beiblätter.) letzte» Besuches eines englischen Geschwaders in Kiel ist, sagt, die Leistungen der Caprivi'schen Verwaltung besprechend: „Caprivi's Aufgabe war es, die von seinen Vorgängern hinterlasscne Flotte mit fähigen Offizieren und Mannschaften zu versehen und ihr eine gründliche Organisation zu geben. Es kann nicht bestritten werden, daß er während seiner Amtsdauer in Erfüllung dieser Aufgabe bemerkenswerthe Ergebnisse erzielte. In diesem Augenblick giebt es keine Flotte» die besser bemannt oder mit Offizieren versehen wäre, als die deutsche. Die Offiziere sind ohne Ausnahme Leute von hoher wissenschaftlicher Ausbildung, Seemänner ersten Ranges und halten eine wunderbare Manneszucht aufrecht. Die Mannschaft ist von musterhafter Tüchtigkeit und obgleich die Mehrzahl der Leute im Binnenlande geboren ist, sind sie doch in jeder Beziehung ebenso gute Seeleute, wie unsere englischen Blaujacken. Niemand, der in der Lage ist, aus eigener Anschauung zwischen dem Dienste, wie er auf deutschen und englischen Kriegsschiffen ver sehen wird, einen Vergleich zu ziehen, kan» das bezweifeln. In der That, was Sauberkeit, Fixigkeit und Schneidigkeit anbctrifft, so würde ein vorurtheilsloser Beobachter wahrscheinlich den deutschen Seeleuten die Palme zucrkennen. Nicht weniger als in Hinsicht auf die Bemannung war Caprivi erfolgreich bei der Organisation der deutschen Flotte. Er führte ein System ein, das Deutschland er möglichte, seine Schiffe mit größerer Geschwindigkeit als irgend eine andere Macht in Dienst zu stellen. Er rief das Ausbildungs- geschwader in's Dasein, das als praktische Seeniannsschnle keinen Nebenbuhler außer unserem eigenen Ausbildungsgeschwader hat. Ec erhob schließlich die deutsche Flotte zu einem solchen Grade der Leistungsfähigkeit, daß während der Hebungen in diesem Sommer, obgleich dabei eine beträchtliche Anzahl von Schiffen aller Größen länger als vier Monate in Dienst gestellt waren, doch nicht ein einziges Mißgeschick vorkam. Wenn wir in s Auge fassen, wie zahl reich die Unfälle bei den französischen und englischen Uebungs- geschwadern in diesem Jahre waren, so wird diese völlige Abwesen heit von Unfällen bei deutschen Schiffen höchst bedeutsam." — Ans dem conservativen Parteitage in Halle klagte „ach der „Hall. Ztg." der Abg. von Helldorf bitter über den Mangel an Arbeitslust, Opferfreudigkeit und Einigkeit innerhalb der conservativen Partei. Es sei nicht möglich, in Deutschland jährlich 30,000 Mark znsanimenzubringen, um die Centralorgane der conservativen Partei erhalten zu könne». Man habe Geld gebraucht und habe deshalb an mehr als 20,000 Adressen von wohlhabenden Leuten im Lande Schriftstücke umhergesandt — und habe daraufhin nur so viel Geld bekommen, um die Portokosten decken zu können. — Von heute, Donnerstag, früh ab herrscht zwischen Hamburg und dem übrigen Deutschland freier Verkehr. Alle Zollformalitäten fallen infolge des in der Nacht zum Montag vollzogenen Zollan- schlusses fort. Die Hamburger Kaufleute entwickeln bereits eine ge waltige Thätigkeit, um sich im Reiche eine erweiterte Kundschaft zu erobern. Oesterreich-Ungar«. Prinz Heinrich von Preußen, der am nächsten Sonntag in Wien eintrifft, wird als Gast des Kaisers in der Hofburg Absteigequartier nehmen. — Unter dem Vorsitz Kaiser Franz Josephs fand eine militärische Confercnz statt, in der die den Parlamente» vorzulcgcnde neue Militärvorlage bcrathen wurde. — Der deutsche Kaiser ernannte den Erzherzog Franz Ferdinand zum Rittmeister im 8. preußischen Ulancn-Regiment. — Der österreichische Reichsrath ist zum 24. October nach Wien Unberufen worden. Der Gemeinderath der Stadt Wien uotirle einen Dankbeschlnß an Kaiser Wilhelm sür die von Letzterem bewilligte Spende von 2000 Gulden für die Wiener Armen. gab er dem Gärtner einen kleinen Wink, ihn bis vor die Thür zu begleiten. „Wie komme» Sie zu dieser auserlesenen Schönheit?" fragte er mit großer Lebhaftigkeit. „Ist das junge Mädchen Ihre Tochter oder gehört es überhaupt nicht zu den Eingeborenen der Insel?" „Meine Tochter ist sie nicht. Sie heißt Marcn Pctersen, und ihr Vater wohnt ganz unten am letzten Ende von Westerland. Es ist der alte Uwe Petcrse», der in seinen jungen Tagen Fischer war, und der sich nun, wo er nichts Rechtes mehr zu verdienen vermag, durchschlägt, so gut er kann." „Wie? Sic wäre die Tochter eines einfachen Fischers? Da» ist unmöglich!" „Nun ja! Sie haben wohl Recht! Seine Tochter ist sie nicht, aber wir nennen sie so, weil er sie für eigen angenvmme» hak. Er hat sie einmal als ganz kleines Kind in der Sce aufgcfischt, als hier vor der Insel ein Schiff mit Mann und Maus zu Grunde ging. Ihren Namen wußte Keiner und ihre Herkunft auch nicht, da wurde sie dein, Marcn Pctersen getauft und aufgezogen wie alle anderen Kinder in Westerland. Aber sie hat immer so etwas Be sonderes gehabt uns ganz aus eigenem Antrieb viel mehr gelernt als die klebrigen." Es machte dem braven Manne offenbar Vergnügen, von ihr zu spreche», denn er war viel redseliger geworden, als cs sonst friesische Art ist. Aber der junge Maler konnte auch, wie cs schien, gar nicht genug von dem schönen Mädchen hören. „Sie ist also arm?" fragte er weiter, „und sic muß ihren Lebensunterhalt durch die Arbeit ihrer Hände verdienen?" „So ist cs! Bei dem alten Pctersen gehts kümmerlich genug zu, und weil ich weiß, daß sie mit den Blumen besser umzngehen versteht, als ein gelernter Gärtner, habe ich ihr eben aus Mitleid die Beschäftigung in meinem Laden gegeben. Es ist wenig genug, was sie damit verdienen kanu." „Und wie kommt cs, daß sich trotz ihrer Anmuth und Schön heit noch kein Freier für sic gefunden hat?" „Ja, das ist eben das Merkwürdige. An Freiern hat cs ihr nicht einmal gefehlt, und es waren ganz brave und wohlhabende junge Leute darunter. Aber sie hat keinen von ihnen gemocht. Ich fürchte, sie will zu hoch hinaus, weil sie sich einbildct, von vor nehmerer Abkunft zu sein, als wir hier auf der Insel." „Und das ist sie gewiß!" wollte der Maler sagen, aber er unterdrückte es noch zur rechten Zeit, und nachdem er sich noch einmal genau »ach Uwe Pcterscn's Wohnung erkundigt hatte» ver abschiedete er sich mit einigen Dankcstvorten für die freundliche Auskunft von dem Gärtner. Fortsetzung folgt.
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