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Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188810205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881020
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881020
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-10
- Tag 1888-10-20
-
Monat
1888-10
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.10.1888
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Nr. 246. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende „Sächsische LanVeS-Anzelger" mit täglich einem Extra-Beiblatt: 1. Kleine Botschaft 2. Sächsischer Erzähler g. Sächsische Gerichtszcitung 4. Sächsisches Allerlei 5. Jllustrtrtes Unterhaltnngsblatt 6. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch lostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Pia., bei de» Post-Anstalten 75 Psg. (Post-Zeitnngs-Preisliste Nr. 5035.) Sächsischer Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Bnchdruckerei, Chemnitz, Theaterstratze Nr. 8. Fernsprech-Anschluß Nr. 136. — Telegramm-Adresse: Landes-Anzeiger, Chemnitz Sonnabend, 2Ü. Oktober 1888. Bon den Hanptblättern des „Sächsische« LandcS-AnzeigerS" erscheint (ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter) eine billiger« Sonder-AuSgabe unter dem Titel: Chemnitzer General-Anzeiger für monatlich nur 50 Psg. mit Zutragen; außerhalb Chemnitz inonatl. 57 Pf. in. Ztr. (Zeitungs-Preisliste ». Nachtr. Nr. 13S0a.) FürAbonncntenerst Som»ier-l Winter-E Jllustr. Kalender der Sächsischen Landboten. Jliustrirlcr Jnhrcsbuch des Landes-Anzeigerr. Abonnenten erscheint je einmal im Jahr: »er-Liseiibnhnfahri>la»hest skr Sachse«. r-EisenbahnfahrpIanheft sür Sachse«. Amtsgerichlliche Bekanntmachnngen. Ans Antrag Frau Rosalien vertu- Börngen in Limbach ist zur Ermitts' 'eka ' ' " ' - lnng der unbekannten Erben der am 26. April 1812 in Limbach geborenen/ am >. Oktober 1887 in Chemnitz ohne testamentarische Ernennnng ihrer Erben verstorbenen Johanne Christiane vcrw. Grünefeld, gcb- Steudten, ehelicher Tochter des verstorbenen Weißbleichers und Strumpfwirkers Johann Christoph Steudten in Limbach und der am 22. Marz 1817 daselbst ver storbenen Johanne Sophie Steudten, gcb. Grünz, vom Unterzeichnete» Amts gerichte das Ansgebotsoersahren zu eröffnen beschlossen worden. Es werden daher alle diejenigen unbekannten Erben der verw. Grüneseld, deren Anspruch an die ca. 500 M. — Pf. betragende Verlassenschast derselben zu berücksich tigen sei» würde, andurch geladen, ans dem 29. März 1888 Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Amtsgerichte anberaumten Aufgebotslermine ihre Ansprüche persönlich oder durch gehörig lcgitimirte Vertreter auzumcldcn, widrigenfalls sie ihrer Erbansprüche aus weiteren Antrag für verlustig werden erklärt werden. Chemnitz, den 11. Octobec 1838. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Fotium 3172 die Firma Berliner H»t-Vazar, Magazin sür Möbel und Betten, H. Jacobsohn in Chemnitz (Friedrichstrabe Nr. In) ein getragen und zugleich verlantbart, daß Frau Henriette Jacobsohn, geb. Lcich- inan», daselbst Inhaberin der Firma, Herr Salomo» Marcus Jacobsohn aber Procnrist der Firma ist. Chemnitz, am 16. Octobcr 1888. Königliches Amtsgericht. Neueste Nachrichten. Wien, 18. October. Der Chef der Marinesection des Kriegs ministeriums, Marinecommandant Baron Stcrncck, wird als Abge sandter des Kaisers dem König Georg von Griechenland anläßlich des Ncgierungsjnbiläums desselben die Glückwünsche des Kaisers überbringen. Er schifft sich zu Anfang nächster Woche nach dem Piräus ein. Brüssel, 18. Octobcr. Nach einem heule cingctrosseneii officiellen Bericht über die Ermordung des Majors Barttelot fiel derselbe als Opfer privater Rache. Der Major hatte eine Negerin gezüchtigt und wurde hierfür von dem Manne der Gemißhandelten niedcrgeschossen. Der Bericht sagt weiter, daß Tipp» Tipp keines wegs Verrath übte, sondern selbst durch die Ermordung Barttclots in eine schlimme Lage gebracht wurde. Diese officielle Darstellung findet hier jedoch wenig Glauben. Nom, 19. Oktober. (Drahtbcricht unseres Anzeigers.) Gestern Abend 9 Uhr 45 Min. trafen Kaiser Wilhelm, das italienische Königs, paar, sowie die Prinzen und Prinzessinnen vor dem Forum romauum ein, welches bengalisch erleuchtet war. Das Ganze gewährte ein seenhastes Schauspiel. Gegenüber der Köni'gslvge spielten 6 Musik chors. Um 10 Uhr 45 Min. zogen sich die Herrschaften zurück. Athen, 19. Oktober. (Drahtbericht unseres Anzeigers). Heftige Regengüsse verursachten ernstlichen Schaden und Verkehrsstörungen. Washington, 19. Oktober. (Drahtbericht unseres Anzeigers.) Der Schluß des Congresses erfolgt am 20. Oktober. Die Tarif- Vorlage bleibt somit unerledigt. Rom, 19. Oktober. (Drahtbcricht unseres Anzeigers.) Infolge Ueberschwemmung der Adriaküstc sind in Castellamare adriato 60 Häuser eingestürzt. Tausende von Familien sind obdachlos. Politische Rundschau. Chemnitz, den 19. October. Deutsches Reich. Am Mittwoch Abend fand im Palazzo reale ei» glänzendes Galadiner statt, zu welchem gegen 200 Einlad ungen ergangen waren. Bei der auch an diesem Abend stattgehabten Illumination der Stadt und ihrer Umgebung traten die elektrische Bclenchtnng des mächtigen italienischen Geschwaders und die benga lische Beleuchtung des Plebiszitplatzes besonders hervor. Von der Kuppel der Paulskirche wurde ein prächtiges Feuerwerk abgebrannt. Maren von Westerland. Novelle von Neinhold Ort mann. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Als die volle Dunkelheit hcreingebrochcn war und mit ihr jene empfindliche Frische, welche selbst die Standhaftesten vom Meercs- straude zu vertreiben Pflegt, schloß der Gärtner seinen Laden, und Maren trat ihren Heimweg an. An den hell erleuchteten Hotels und Privathäusern vorbei ging sie über die dunkle» Wiesen dem etwas entfernter liegenden eigentlichen Dorfe zu, das sie bis zu seinem äußersten Ende durchschreiten mußte, um zu dem kleinen hin fällig ausschcnden Hänschen ihres Pflegevaters zu gelangen. Wohl war ihre Schönheit nicht geringer geworden seit jenem Kommer- abcnd, an welchem Boy Erichsen sie oben auf der Düne zum letzten Mal i» seine Arme geschlossen hatte, aber ein scharfer und aufmerk sanier Beobachter hätte doch wohl wahrgcnommen, daß ihr Gang nicht mehr so leicht und elastisch war wie damals, und daß ihr zier liches Köpfchen nicht mehr so hoch und frei auf den Schultern saß, sondern fast beständig ein wenig nach vorn geneigt war, wie unter dem drückenden Gewicht eines stillen Kummers. Sie hatte keinen Blick gehabt für die geputzten plaudernden und lachenden Menschen, an denen sie vorübcrgegangen war, und sie schaute weder nach rechts noch nach links, bis das Geräusch des Vadclebens weit hinter ihr erstorben war und bis sich vor dem Druck ihrer Hand die Thür von Uwe Petersen's Hause knirschend in ihren rostigen Angeln drehte. Daß der Gärtner Recht gehabt hatte, und daß es hier wirklich kümmerlich genug zuging, das lehrte ein einziger Blick in das Innere des Häuschens. Dürftig und armselig war da Alles, wohin auch das Auge fallen mochte, und von dem altväterischcn Hausrath, der einst trotz seiner Einfachheit die wenigen Stuben traulich und wohn- lich hatte erscheine» lassen, war nichts geblieben, als einige ganz unentbehrliche und schadhafte Stücke. Peterscus Weib Jnken war nun schon seit mehr als einem Jahre durch schwere- Sicchthum an daS Leidensbett gefesselt, und auch der alte Man war viel zu steif und unbeholfen geworden, als daß er noch zu einer anstrengenden, regelmäßige» Arbeit nütze gewesen wäre. So erklärte sich's zur Genüge, daß die trüben Geister der Armulh und der Sorge mit jedem Tage vollständiger und mehr Besitz nahmen Eine unzählbare Menschcnmasse füllte alle Straßen und Plätze, erst gegen 3 Uhr Morgens hörte das Menschengewvge auf. Die beiden Monarchen sahen dem Feuerwerk längere Zeit von einem Balkon des Königspalastcs zu und wurden von der Bevölkerung ununterbrochen mit stürmischen Kundgebungen begrüßt. Donnerstag früb 8 Uhr fuhren die Majestäten, die Prinzen und das Gefolge mit Extrazng nach Pompeji. Längs der ganzen Bahnstrecke bis Pompeji hatten dichte Menschenmassen Aufstellung genommen und begrüßten die Monarchen mit nicht cndeuwvlleuden Evviva-Rufen. In Nova Pompeji war der Bahnhof Prächtig geschmückt, dort begrüßten die Octsbchördcn die Majestäten. Das alte Thor von Pompeji, dessen finstere Wölbung von Jedem die Ruinen Besuchenden durchschritten werden muß, war mit deutschen und italienischen Fahnen und Blumen geschmückt, auch in den ansgegrabenen Straßen der Stadt war zahlreicher Festschmuck angebracht. Die Herrschaften besuchten das Museum zuerst, welches gleich hinter dem Eingangsthvre liegt, in welchem der Unterrichts minister dem Kaiser die Gipsabgüsse mehrerer ausgcgrabener mensch licher Körper zeigte, die für die Berliner Mnsccn bestimmt sind. Der Kaiser sprach dafür seinen wärmsten Dank ans. Den Schluß bildete ein Rundgang durch die Stadt. Mit dem regste» Interesse besichtigte der Kaiser alle Sehenswürdigkeiten und verweilte nament lich längere Zeit ans dem Hügel oberhalb dcS antiken Theaters, von welchem man eine prächtige Aussicht über Pompeji hat. Gelegentlich begrüßte der Kaiser auch die anwesenden Vertreter der deutschen Presse ans das Freundlichste. Nachdem die Majestäten den führenden Be amten ihren Dank ausgesprochen, erfolgte unter großem Volksjubel die Rückfahrt nach Neapel. Ans dem Bahnhöfe der Stadt wurde noch ein kurzer Aufenthalt genommen. Nach Einnahme eines Im bisses verabschiedeten sich die Majestäten von den Behörden der Stadt. Unter den Klängen der Musik und donnernden Hnrrah- und Evviva- Rufen setzte sich der Extrazng in Bewegung und führte die Fürsten aus der prächtigen Vcsuvstadt, in welcher sie zwei wirklich glückliche Tage verlebt. Draußen stand die Volksmenge noch in dichten Haufen, jubelte und schrie, bis der Zug außer Sicht. Die Zahl der Fremden, welche zu Fuß und Wagen, zu Schiff oder Per Bahn nach Neapel gekommen waren, dürfte fast eine halbe Million betragen. Heute, Freitag, Nachmittag 3 Uhr erfolgt die Abreise ans Rom nach Berlin. — Das deutsche Mittclmeergcschwader, von dem es hieß, es werde nach Zanzibar gehen, trifft nächster Tage zum Jubiläum des Königs Georg von Griechenland in Athen ein. Sodann wird es Regusa, Fiume und Triest besuchen. — Das Reichsgericht hat es abgelehnt, Proscssor Gcfscken zeit weilig in Freiheit zu setzen. Einem solchen Anträge kann nicht ent sprachen werden, wennschon der Arrestant sticht flnchtverdächtig ist, im Falle die Anklage auf ein Verbrechen lautet. Und in der That lautet die Anklage wider Geffcken ans Landcsverrath. Von einer Anklage wegen Fälschung ist abgesehen und damit zugestandcn, woran schon lange kein Zweifel mehr war, daß die publicirten Tagebuchaus züge weder gefälscht noch verfälscht sind. Z 92 des Strafgesetzbuches besagt: „Wer vorsätzlich Staatsgeheimnisse oder Festungspläne oder solche Urkunden, Aktenstücke oder Nachrichten, von denen er weiß, daß ihre Geheimhaltung einer andere» Regierung gegenüber für das Wohl des deutschen Reiches oder eines Bundesstaates erforderlich ist, dieser Negierung miltheilt oder öffentlich bekannt macht, wird mit Zuchthaus nicht unter zwei Jahren bestraft." — Der Erste Staatsanwalt am Landgericht Berlin hat die Pro fessoren von Bergmann und Gerhardt aufgefordcrt, Strafantrag zu stellen gegen de» Arzt Mackenzie, den Buchhändler Spaarmann und den Buchdrucker Kühne wegen gegen sie in der confiscirtcn Macken zie'schcn Brochüre verübter Beleidigungen. Beide Professoren haben ablehnend geantwortet, sie seien überzeugt, daß die Beleidigungen Mackenzie's ans ihn selbst zurückfielen; sie wünschten daher im Gegen theil eine möglichste Verbreitung der Brochüre. Mackenzie's Anwälte haben den Londoner Buchhändlern folgende Mitthcilung zngcheu lassen: „Wenn die Uebersetzung der deutschen Brochüre (betitelt „Die von dem kleinen Hanse, und daß Hoffnungslosigkeit und Kummer all gemach volle Herrschaft gewannen über die Gemüther seiner Bewohner. Heute aber mußte da etwas ganz Ungewöhnliches geschehen sein, den» schon von Weitem hatte Maren zu ihrer Verwunderung wahr gcnommen, daß ein Heller Lichtschein aus de» niedrigen Fenstern fiel. Und als sie jetzt die dunkle Vordiele betrat, hörte sie ganz deutlich durch die angelehnte Stubenthür neben der rauhen, dröhnenden Stimme Uwe Petersen's eine andere, weiche, wohllautende Männer stimme, deren Klang sie schon einmal vernommen zu haben meinte. Rasch trat sie über die Schwelle, und ihr erster, erstaunter Blick siel aus die hübsche, wenn auch etwas weibische Gestalt des jungen Malers, der sich vorhin für einen so warmen Bewunderer ihrer Kunstfertigkeit ausgegeben hatte. Wie es schien, war er bereits ganz heimisch in seiner armseligen Umgebung, denn er saß ans einem niedrigen Holzschemel und hörte mit andächtiger Aufmerksamkeit einer langen Geschichte Uwe Petersen's zu. Als er Maren eintrctcn sah, ging ein Aufleuchten über sein Gesicht, aber ihr ernster, fragender Blick brachte ihn doch einiger maßen in Verlegenheit. „Nun, Maren, was sagst Du dazu?" rief ihr der alte Fischer i» sehr aufgeräumter Stimmung entgegen. „Wir haben einen vor nehmen Besuch bekommen, und was noch mehr ist: der Herr hat uns die Hintere Stube abgcmiethet. Das ist ein Verdienst, den wir eben gebrauchen können, und es war dumm genug, daß wir nicht früher auf den Gedanken verfallen sind." Das blasse Gesicht dcS jungen Mädchens färbte sich für einen Augenblick mit dunklem Roth. Sie besaß nicht die naive Gläubigkeit ihres Pflegevaters, und sic wußte genau, daß der elegante Herr die kleine, kahle Kammer, in welcher er überdies um fast dreiviertcl Stunden vom Strande entfernt war, gewiß nicht aus Wohlgefallen an ihrer Behaglichkeit gcmiethet habe. Sie ahnte den wahren Beweg grund nur zu wohl, und der Fremde mochte etwas wie Erschrecken und Mißbilligung auf ihrem Antlitz gelesen haben, denn er sagte rasch und mit einer artigen Verbeugung: „Ich gedenke in dem kleinen Raum zwar nicht zu wohnen, ihn aber wegen seines vorzüglichen Nordlichtes zum Malen zu benutzen. Gerade seine Abgelegenheit und Stille macht ihn mir schätzenswerth, und ich gebe Ihnen die Versicherung, daß meine Nachbarschaft Ihnen niemals lästig fallen soll." Preiserinciffigung. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man " " Verbreitung der grosse» Anflage längere Zeit erfordern. — Landes-Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter.) Krankheit des Kaisers Friedrich III.") von Ihnen veröffentlicht wird, sind wir von Sir Morell Mackenzie instruirt, einen Proceß wegen Charakterschmähungen gegen Sie anzustreugen und eine hohe Schab« lvshaltnngssnmme zu beanspruchen." Infolge dieser Ankündigung wurde der Verkauf der Brochüre sofort eingestellt. — Eine Erklärung gegen Mackenzie veröffentlichen die deutschen Professoren Virchow und Waldeycr. Mackenzie hat in seiner Schrift bekanntlich die Anschuldigung erhoben, daß Professor Bergmann am 12. April, als Kaiser Friedrich in größter Erstickungsgefahr ge schwebt, durch sein energisches Eingreifen einen sogenannten „falschen Weg" durch die Luftröhre gemacht und dadurch den Tod des Kaisers beschleunigt habe. Da Mackenzie sich zum Beweise dieser Behauptung auf das Sektionsprvtokoll berief, so haben die eingangs genannten beiden Professoren, welche die Sektion ansführten, eine Erklärung er lassen, aus welcher hervorgcht, daß Mackenzies Behauptung unwahr ist. Der Wortlaut der Erklärung ist folgender: „Berlin, den 17. Oktober 1888. Die Unterzeichnete» erklären: 1. daß in dem Sek- tionöprvtokoll, welches zu Schloß Friedrichskron am 16. Juni 1688 anfgcnommen wurde, von einer Absceßhöhle gar keine Rede ist, 2. daß die in Seite 101 des Berichtes der deutschen Aerzte erwähnte große, mit mvrtifizirtcn Fetzen bedeckte Fläche von 9 Centimeter Länge derselben einzigen Vorgefundenen Höhle angchört, von welcher auch zu Anfang des Protokolls die Rede ist, nämlich der, durch die bei der Einbalsamirung cingeführte Watte, ausgedehnten Höhle des Kehlkopfes und oberen Trachealabschnittes, welche durch Zerfall und Geschwürsbildung innerlich zerstört waren, 3. daß aus dem Ob- duktionsprotokvll nicht gefolgert werden kann, es habe jemals eine Absceßhöhle bestanden, 4. daß dasjenige Gewebe, in dem nach Sir Morell Mackenzies Bericht und Figur ans Seite 80 seiner Brochüre die Kanüle ans falschem Wege liegen und der fragliche Absceß vor handen gewesen sein soll, bei der Sektion als normal und ohne narbig« Veränderungen vvrgefunden wurde, 5. daß die Luftröhre in ihrer ganzen Ausdehnung bis zu den Bronchien eröffnet worden ist. Rudolf Virchow. Wilhelm Waldeyer." Oesterreich-Ungar«». Der österreichische Gesandte beim heiligen Stuhle, Graf Paar, ist in den Ruhestand getreten. — Das ministeriell« „Fremdenblatt" weist eine von den jung-tschechischen Organen einge- leitcte Agitation gegen das Bündniß mit Deutschland energisch zurück und bemerkt, daß auch die alt-tschechischen Organe schließlich die Ver pflichtung hätten, gegen ein solches unverantwortliches Treibe» ernst lich und nachdrücklich aufzutreten. Darüber wundert man sich nun in Wien, und es ist doch nichts weiter, als die Schlaffheit der öster reichischen Regierungspolitik, die dieses Treiben aufgezogen hat. — Zn». Tode de» Grafen Robilaut schreibt das „Fremdciiblatt", die Nachricht werde in Oesterreich-Ungarn mit aufrichtigem und schmerz lichem Bedauern vernommen. Es werde tief bedauert, daß ein so edler Charakter und ausgezeichneter Geist, ein so verständnißvvller Freund Oesterreich-Ungarns, ein so verdienstvoller Staatsmann vor zeitig aus dem Leben geschieden sei. — Im ungarischen Abgeord netenhause zu Pest wurde am Donnerstag von Minister Tisza daS Budget eiugebracht. Das Deficit beträgt fast 7'/? Millionen Gulden, 12 Millionen weniger als voriges Jahr. Frankreich. Die Polizei von Marseille hat wegen der Her kunft der rvthen Zettel, die in Rom in den Wagen Kaiser Wilhelm's geworfen werden sollten, eine Untersuchung angcstellt und gefunden, daß der Absender ein Italiener, Angela Senator!, und Mitglied eines Vereins von Mazzinistcn ist. — Am 27. October veranstalten die Boulangisten in Paris ein Gastmahl von 800 Gedecke». Bon- langer wird sprechen. — Der Abg. Dreyfous, welcher von dem bvnlangistischen Nedacteur Labruyöre der Käuflichkeit beschuldigt wurde, schlug sich mit demselben und erhielt eine leichte Brustwunde. Orient. Aus Belgrad wird gemeldet, es sei eine von dem Thronprätendenteu Peter Karageorgewitsch eiugefädelte Verschwörung entdeckt. Die Negierung bestreitet dies aber. Das war eine Erklärung, gegen die sich im Grunde nicht viel einwenden ließ, und doch fühlte Maren mit voller Deutlichkeit, daß sic unwahrhaftig sei. Sie vermochte die Freude, welche Uwe Petcrsen über die unverhoffte Vermehrung seiner Einnahmen an de» Tag legte, nicht zu theileu, und nachdem sie sich überzeugt hatte, daß ihre Pflege mutter sanft schlummere, nahm sie neben dem Lager derselben in möglichst weiter Entfernung von den beiden Männern Platz. Der alte Fischer mußte seinem vornehmen jungen Gaste noch mancherlei von de» Abenteuern seiner seemännischen Vergangenheit erzähle», und er that es mit großer Bereitwilligkeit so lange, bis seine Zunge schwer und immer schwerer wurde, bis seine Gedanken sich verwirrten und seine Augen zuzufallen begannen. Da sah der Maler wohl ein, daß es ihm an einem schicklichen Vorwand zu längerem Verweile» fehle, und er stand auf, um sich für diesen Abend zu verabschieden. „Führe den Herrn hinaus, Maren", sagte Petcrsen, „auf der Diele ist's ganz finster und auf der dunklen Wiese möchte ein Fremder leicht den Steg verfehle», der zur Fahrstraße geht." Willig that sie, wie ihr geheißen worden war. Als sich die Thür hinter den Beiden geschlossen hatte und als sie ganz allein waren in der tiefen Dunkelheit der mondlosen Nacht, erfaßte der Fremde Marcu's Hand, wie wenn er wirklich ihrer Führung bedürfte, um nicht zu straucheln, und mit gcdämpftcr Stimme, die trotzdem noch heiß und schmeichelnd genug klang, fragte er: „Warum bist Du so still und ernst? Flöße ich Dir so viel Abscheu ein, daß Du mir nicht einmaljRede und Antwort geben »lagst?" Sie that einige rasche Schritte, bis sie auf dem kleinen Wiescn- Pfade standen, dann befreite sie mit einer energische» Bewegung ihre Hand aus der seinigen. „Der Helle Streifen dort ist die Landstraße", sagte sie ruhig. „Sie können cs nicht mehr verfehlen! Gute Nacht!" Der Maler aber wollte sich offenbar nicht mit einer so empfind lichen Niederlage zucückziehcn. Er vertrat ihr geradezu de» Weg und ühr mit erneuertem, bittendem Ausdrucke fort: „Zürnen Sie mir nicht, wen» meine aufrichtige Theilnahme mich allzu weit hinriß. Aber ich sah es Ihnen an, daß Sie sich unglück lich fühlen in dieser unwürdigen Umgebung, und ich möchte mir ein Recht auf Freundschaft ecwerben, indem ich Sie aus derselben befreie." „Ich verstehe Sie nicht," erwiderte sie beinahe rauh, „Uwe Petcrsen und seine Frau sind meine Eltern, oder ich liebe sie doch ' " ?"^W88WWWM8WWlWW>WWU>W>WU»
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