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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 04.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188401048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18840104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18840104
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-01
- Tag 1884-01-04
-
Monat
1884-01
-
Jahr
1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 04.01.1884
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<Lkei»«1-er Anzeiger «nd Ttadtbote. Nr. 3. Freitag 4. Januar. Seite 2. d des Krieg-minister» Hartington, wa» wohl mit Gelegenheit zusammenhängt. Was sich England r" von China bezahlen lasten wird, ist noch un- rber bereit- von der Abtretung der Insel Hainan, l von Frankreich begehrten Faustpfänder bildet, n französischen Nachbar gar keinen schlimmeren .»«wenn e» ihm diese werthvolle Insel sozusagen vegschnappte. Einstweilen gehört Hainan aber noch lstetbe wird sich gerade nicht sehr beeilen, die Insel .er find die Zustände in Irland ziemlich bedenk- bgleich hie „Times" in der letzten Zeit mehrfach opti- chte aus Dublin in dieser Hinsicht brachte. AuS Dublin ^ ahWnalS eine/ganze Reihe agrarischer Ausschreitungen wekHe^h». den Ortschaften, in denen sie stattfanden, die *reude getriibt und verdorben haben. "nere (Irland) wäre es am Neujahrstage beinahe wiede blutigen Zusammenstoß zwischen den Orangisten und 1 (Anhängern Parnells) gekomuien, und starke Mili- bthemmgen mußten zur Verhinderung desselben auf- Die Ermordung des GcndarmerieoberstlieutenantS khefS der russischen! Geheimpolizei, ist eine jener Kelche der Nihilismus von Zeit zu Zeit sein Dasein pflegt. Der Mord geschah offenbar aus politischen Hüter jedoch, welche außerdem noch den Gehilfen verletzten, fehlt noch jeder Anhalt. Am Montag rg die Ueberführung der Leiche Sudejkin's nach welcher der Prinz Alexander von Oldenburg und «r deS Innern, Graf Tolstoi, mit seinen beiden Gehilfen ö dieHersönlichkeit deS Gendarmerieoberstlieutenants Sudejkin jer" auS Kiew, wo der Ermordete bis zum vorigen »rmerie-Hauptmann fungirte, einige interessante Mit hie den Haß, mit welchem ihn die Nihilisten bis zur hlgten, begreiflich erscheinen lassen. Sudejkin soll sich Kenntniß der südrussischen revolutionären Parteien in regem Verkehr stehenden russischen, besonders in benden Emigration verschafft haben. Mit Hilfe junger, gedungener Damen verstand er es, die des Nihilismus ilutionäre mit Liebes- und zugleich Polizeinetzen zu erSburg soll er diese Methode zu einem förmlichen ' »gebildet und im Mai des vorigen Jahres eine gefährliche durch Heirathsversprechungen eines ihr nachgesandten Poli „MUS Genf nach Petersburg gelockt haben. Die „Köln. Ztg." - 'ch weiterhin: ' n war den Nihilisten besonders durch sein« frühere Thätigkeit in nten heiligen Liga und der Ochrana, Schuhwache des Kaisers, n beiden antinihilistischen Gesellschaften nahm er eine leitende ein. AIS zweiter Direktor der geheimen Polizei endlich war dowsich^durch ungewöhnliche Körperkraft und Entschlossenheit aus- en Sozialisten besonder- gefährlich. Er hatte in der Stadt mehrere n unter verschiedenen Namen. Soweit der Thatbestand festgestellt tollt« er am 28. Dezember, Abends zwischen fünf und sechs Uhr, Gehilfen am NewSky Prospekt Nr. Sl, HauS Ratkow Roshnew, «r elneS Mannes, der sich JablonSki nannte, eine Haussuchung ; er hatte die Haureingänge durch Polizisten besetzen lasten und mit seinem Gehilfen s zu Quartier lg hinaus. Als er Einlaß He rde die Thür rasch geöffnet und «in Revolverschuß abgcfeuert, der / loten Kops ging und den augenblicklichen Tod bewirkte. Der Gehilfe 1«, Vorgesetzten vertheidigen und hob seinen Revolver, der Arm jedoch durch einen Schlag mit einer Eisenstange gelähmt und ihm t demselben Instrument eine schwere Verletzung an» Kopse beige- ' lge deren sein Zustand hoffnungslos sein soll. Es heißt, JablonSki r Nihilist gewesen, der sich aber als Geheimpolizist anwerben ließ -uartier im Aufträge Sudeikins hielt. Daraus würde sich erklären, kin beim Betreten der Wohnung so gar keine Rücksicht auf seine cherheit nahm. Das zahlreiche Erscheinen der nihilistischen Blätter 'Sr beiden letzten Monate hatte einigermaßen auf eine Thätigkeit Seite vorbereitet. bien. In Serbien vollziehen sich innere Umwälzungen, ' rlS eine Folge des jüngsten Aufstandes zu betrachten sind. Durch königliches Dekret ist die Auflösung der Skupschtina und die Vornahme von Neuwahlen angeordn.t worden, außerdem werden durch einen weiteren Erlaß des Königs 30 Bezirkspräfekten theils neuernannt, theils versetzt. Die Mehrheit der bisherigen Skupschtina stand der Regierung des Königs Milan schroff gegenüber und hofft die letztere von den Neuwahlen die Herbeiführung einer ihr ergebenen Parlamentsmehrheit. Ebenso werden durch den „Präfektenschub" eine Reihe unzuverlässiger oder der Negierung feindlich gesinnter Bezirks- Vorsteher von ihren Stellen entfernt und durch sichere Leute ersetzt. Egypten. Die egyptische Regierung zeigt plötzlich wieder eine stolze Siegeszuversicht, nachdem jüngst die egyptischen Truppen bei Gezireh einen Erfolg — den ersten seit langer Zeit — gegen die Aufständischen davon getragen haben. Ob e» aber Baker Pascha, dem Nachfolger des unglücklichen Hicks Pascha, wirklich gelingen wird, die wilden Horden des Mahdi zu Paaren zu treiben, ist vorerst noch ziemlich zweifelhaft. Der Mahdi hält El Obeid, die Hauptstadt der Provinz Cordofan mit angeblich 20,000 Mann besetzt undIegen diese fanatischen Schaaren wird Baker Pascha mit seinem kaum ein Drittel so starken Heere keincnfalls leichtes Spiel haben. ^in Kind der Armulss. i^. ^.flnng von M. Gerbrandt- (L. Ealm.) ch (Fortsetzung.) Brm ihre Hand in die seine. „Von Herzen", sagte a. noch eins", fuhr er fort, »nd seine Stimme preßte ihre Hand, ohne eS zu wissen, mit schmerz- Ich nicht voreilig den Stab über die, die man «für alles Unheil macht. Laß Dir sagen, daß sie war, noch jünger als Du, als sie in diese Ver- -e, daß man sie nicht für das Landleben erzogen ihre Hand, als der Vater mit seiner Gattin wieder förmlich geblendet durch den Anblick der jungen schmächtige, wunderbar schöne Wesen hatte schon « hinter sich? Diese weiße, schneeige Haut war ländlichen Sonne ausgesetzt gewesen? Diesen ' an die Bereitung von Butter und Käse zugemuthet? goldige, nicht reiche, aber eigcnthümlich glänzende Haar llen die Schläfe einrahmte und, hinten, zum griechischen mengen, so anmuthig im Nacken lag! Wie das elegante eiuk vortheilhaft die zarten Formen hob! Adele muthete -dIheinung an wie eine Märchenfigur, und als sie jetzt m-,d und die sanften blauen Augen zu ihm aufschlug, da de.'" junge Mädchen, wer einmal diese Frau geliebt, der crsttteder ihrem Zauber erliegen. He^rdenberg hatte sich in einen Stuhl geworfen und Ae^>rüßung"ber Beiden zu. Sie verharrten einen Moment ' .lungslos und suchten vergebens nach Worten, och freue mich, Sie so wohl zu sehen", sprach Erich endlich > ungen zu seiner jugendlichen Stiefmutter. ' „O bitte, wir wollen uns Du nennen, wie Geschwister — wir 'en es ja auch sein. — Willkommen in der Heimath, Erich! ! wahr, Sie — Du kehrst ungern zu uns zurück?" rlZ ttDa ist noch Jemand zu begrüßen", schnitt der Vater Erich's ,ai >rt ab. Die junge Frau wandte sich gehorsam zu Adele und n>d nie sie mit Herzlichkeit. „Ich hoffe, Du wirst mir eine Stütze »en c Wirthschaft sein, liebe Nichte", sagte sie schmeichelnd. „Mir ""ZA gar zu schwer —" gust ,Das sieht man leider Gottes", warf der galante Ehemann g»f id ein. ^ Trich machte eine ungeduldige Bewegung, die keine Frau er- gekränkt. „Ich will die Kinder rufen, und dann trinken wir ^ ^ "».sagte sie verwirrt. An der Thür wurde sie von den Herein den Kindern fast umgerissen. Daß ein Versuch gemacht worden e Kinder empfangsfähig zu machen, war unleugbar, indessen tinchens Frisur nur zur Hälfte gediehen, Winchen kaum dahin ihre absolute Abneigung gegen Seife und Wasser zu über- Linchen bewogen worden, sich eines Taschentuchs zu bedienen, ^«22-thchens Toilette erstreckte sich auf die Alltagsblouse der Mama, si» "*mchen ihr in der Eile übergeworfen hatte. ährend jetzt der erwachsene Bruder eine große Bonbondüte g und die Kleinen der Reihe nach küßte, wandte sich der we Nachrichten aus Chemnitz und Umgegend. Chemnitz, den 3. Januar 1884. — Die Verpflichtung der neugewählten Herren Stadträthe und des auf Lebenszeit wiedergewählten Herrn Poli,eidirektorS iebdrat fand gestem Vormittag 1 l Uhr im Sitzungszimmer des Rathes statt. Auf an das Stadtverordnetenkollegium ergangene Einladung wohnten der Feierlichkeit die Mitglieder des Büreaus bei. — Die gestrige Sitzung der Stadtverordneten hatte die Wahl des Büreaus und des Wahlausschusses zum Gegenstand. Herr Oberbürgermeister I),-. Andrö eröffncte die Sitzung mir einer Ansprache an die Stadtverordneten, dieselben zum Neujahr beglück wünschend und die Hoffnung aussprechend, daß das Zusammenwirken des StaLtverordnetenkollegiums mit dem Rathe auch in dem laufenden Jahre der Stadt zum Segen gereichen möge. Hierauf verschritt er zur Wahl des Vorsitzenden, als welcher Herr Dr. jni-, Otto Enzmann mit 41 Stimmen wiedergewählt wurde. Derselbe nahm die Wahl an, indem er zugleich dem Kollegium seinen Dank für das in ihn gesetzte Vertrauen aussprach. Sodann erwiderte er auf die freund liche Ansprache des Herrn Oberbürgermeister llr. Andrä, hervor hebend, daß eS im allieiligcn Interesse liege, wenn die beiden städtischen Kollegien im besten Einvernehmen zu einander stehen und mit einander arbeiten. Hierauf trat der Herr Oberbürgermeister den Vorsitz an Herrn vi-. Enzmann ab. Es wurden nun weiter gewählt: Herr Architekt und Baumeister Friedrich Oscar Ancke als 1. Stellvertreter des Vorsitzenden mit 44 Stimmen, Herr Maximilian Richard von Stern als 2. Stellvertreter des Vorsitzenden mit 39 Stim men und Herr Rechtsanwalt Theodor Hammer als Protokollant mit 34 Stimmen. Auch diese Herren nahmen die auf sie gefallene Wiederwahl mit Dank an. Schließlich verschritt man noch zur Wahl des Wahlausschusses. In denselben wurden ge- bez. wiedergewählt die Herren Oscar Ancke mit 38, C. Oswald Krumbiegel mit 30, Bernhard Littmann mit 39, Adolph Protze mit 37, L. F. Schön seid mit 31, W. F. Schönrock mit 36. Albrecht Strauß mit 45, Carl Uhlich mit 31 und Eduard Wiede mit 38 Stimmen. Als besoldeter Protokollant fungirte im vorigen Jahre Herr Landgerichtsreferendar Wohlfahrt. Derselbe wurde als solcher vom Kollegium wiedergewählt. — Ein Antrag des Herrn Stadtverordneten Gebauer, die Geschäftsordnung betreffend, wurde dem Kollegium zur Kenntniß gegeben. Die Entschließung darauf blieb dem Büreau aber Vorbehalten. — Von Jahr zu Jahr nimmt der Postpacketverkehr in der Weihnachtszeit in Chemnitz sowohl, wie im ganzen Deutschen Reich an Umfang zu. In der Zeit vom 12. bis 25. Dezember wurden bei den hiesigen Postanstalten 30,819 Packete, beim Haupt- Vater an Adele: „Ich hoffe, Du bist an Thätigkeit gewöhnt und verstehst in der Wirthschaft Hand anzulegen?" „Du sollst mich wenigstens nicht ganz unbrauchbar finden, Onkel", sagte Adele trotz ihrer Beklommenheit sich heiter stellend, „und was mir noch abgeht, wird sich hoffentlich bald erlernen lassen." „Kannst dann hernach hier gleich mal aufräumen, was Euret wegen in Unordnung gerieth." „Aber die Cousine dürfte Wohl angegriffen von der Reise sein", wandte Erich ein, während dem jungen Mädchen das Blut heiß in die Wangen stieg. „Ach, was, so zimperlich thut man auf dem Lande nicht! Du hast wohl selbst vergessen, wie's hier Brauch ist? Ein Herrenleben wie in Rußland wirst Du freilich nicht führen können, darauf mach' Dich nur gefaßt. Du sollst nicht bloß den Ausseher spielen, sondern selbst angreifcn, mein Lieber! Hihihi!" — Die weiteren unzarten Bemerkungen verloren sich in einem heftigen Hustenanfall des Herr» Papa. Erich antwortete auf die Fragen der kleinen Geschwister so freundlich, als hätte er des Vaters Worte nicht vernommen. Aber Adele war fest überzeugt, er stimme im Innern des Herzens mit noch mehr Grund als sie in ihrem Gedanken überein: „Hu, welch' ein Leben wird jetzt beginnen!" Zweites Kapitel. Ein bequemes Leben war's freilich nicht, sondern ein recht mühe volles, beschwerliches, das einz»sehen hatte Adele schon nach den ersten Tagen Gelegenheit. Selbst wenn man an ernste Thätigkeit gewöhnt ist, wird es nicht leicht, auf einmal pünktlich um vier Uhr aufzu stehen, um die Mägde in den Kuhstall zu begleiten, dann den ganzen Tag auf den Füßen zu sein, bald dahin, bald dorthin gerufen zu werden und, wenn man aus Mangel an Sachkenntniß einmal einen kleinen Fehlgriff begeht, sich von höhnischen Mägden auslachen zu lassen. An ihrer jugendlichen Tante hatte Adele eine schwache Stütze; die imponirte den Dienstboten selbst nicht durch ihr bald schüchternes, bald launenhaftes, bald kindisch ausgelassenes Wesen und es schien fast, als habe sie eine naive Freude, auch eine Andere unter den Verhältnissen leiden zu sehen, über die sie selbst oft verzweifelt die Hände rang. „Es war der glücklichste Einfall, den Hardenberg haben konnte, Dich herzurufen", sagte sie manchmal zu Adele, „Du erscheinst mir wie ein rettender Engel, ich möchte Dich küssen, weil Du. versprichst, die große Wäsche allein zu übernehmen." Ein ander Mal hieß es auch freilich: „Aber liebes Welchen, wozu bist Du denn hier, wenn Du mich immer mit Fragen über die abscheuliche Wirthschaft quälst, und ich mit nichts verschont werde, da war Agnes doch anders." - Die Mägde sagten freilich, daß Agnes erst gelobt werde, seit sie fort war, früher habe sie cs nie recht machen können und habe manchmal über die Launen ihrer Stiefmutter, die stets mit Zornausbrüchen des Vaters in Verbindung standen, bittere Thränen geweint. Aber Adele gab sich Mühe, allen Widerwärtigkeiten gegenüber standhaft zu bleiben, so wie Erich, der gewiß mit mehr Unannehm lichkeiten zu kämpfen hatte als sie. Denn wenn Frau Hardenberg wenigstens eine passive Rolle spielte, so war dies mit dem Hausherrn Postamt allein 19,767 Stück aufgegeben. Demnach hat der Post packetverkehr um 1877 Stück gegen die Weihnachtsperiode von 1882 zugenommen. Am 22. Dezember wurden die meisten Packete und zwar 3418 Stück aufgegeben, beim Hauptpostamte 2117 Stück. — In der Zeit vom 12. bis 25. Dezember sind 27,419 Packete bei dem Hanptpostamte eingegangen; 1489 Stück mehr als im Jahre 1882. Am 23. Dezember allein gingen 2817 Packete ein und wurden an demselben Tage von den Packetbestellern 2141 Packete ausge tragen, während die übrigen 676 entweder abgeholt oder von den Landbriefträgern bestellt wurden. Bei dieser Zählung sind die im Durchgangsverkehr behandelten Sendungen außer Acht gelassen worden. — Im Konsulardistrikt Chemnitz betrug im Monat Dezember 1883 der Export nach den Bereinigten Staaten 6,281,986 Mk. 99 Pf.; im selben Monate deS vorhergehenden JabreS erreichte der Export die Höhe von 5,775,613 Mk. 48 Pf. Mithin hat derselbe im vergangenen Jahre einen recht erfreulichen Aufschwung genommen. — AmtSjubiläum. Am NeujahrStage waren es 25 Jahre, daß die Herren Leihhauseinnehmer Oehler und Leihhaustaxator Felder als städtische Beamte angestellt wurden. Aus diesem Anlaß wurden dieselben seitens des Rathes in ehrendster Weise beglückwünscht und von den städtischen Unterbeamten erhielten die Jubilare werth volle Ehrengeschenke. —x. Einer »ohl der ältesten Kirchendiener in hiesiger Stadt ist der Besteller und Ceremonienmeister Friedr. August Wolf. Der selbe trat am 1. Januar 1836 das Amt als Kirchensänger für die beiden Kirchen zu St. Jacobi und St. Johannis an. Im Mai des Jahres 1864 übernahm er seine jetzige Stellung, welche er ebenso gewissenhaft wie treu verwaltet hat. Am 1. Januar d. I. waren es nun 48 Jahre, daß derselbe der Kirche dient. Möge es dem alten und braven, an Körper und Geist noch frischen Veteranen beschicken sein, noch eine Reihe von Jahren seines mitunter beschwerlichen Amtes walten zu können. — Der Vertreter der Original-Singer-Nähmäschinen, Herr G. Neidlinger in Hamburg, welcher auch in Chemnitz (inn. Klosterstraße 22, ein Zweiggeschäft hat, ist von der Frau Prinzessin Friedrich Karl von Preußen zu ihrem Hoflieferanten ernannt worden. — Der westliche bürgerliche Bezirksverein hielt am 28. Dezember v. I. im „Elysium" seine Hauptve sammlung ab. Der Jahresbericht, welchen der Vorsitzende gab, zeigte, daß i n Ganzen 7 Monatsversammlungen abgehalten worden waren, für die das zur Besprechung gestellte Material in 14 Vorstandssitzungen behandelt wurde. Für ein mit dem südlichen Bezirksverein zum Besten der Ueberschwemmten am Rhein veranstaltetes Konzert und für dasStif- tungs- und Sommerfest wurden in 8 Kommissionsfitzungen die Vor bereitungen berathen und getroffen. Der Verein hat, wie der Rech nungsabschluß ausweist, ein Baarvermögen von 356 Mk. 37 Pf. In den Vorstand wurden für das Jahr 1884 neugewählt die Herren: H. Friedri ch, Vorsitzender, F. Kramer, Stellvertr., A. Wagner,, erster Schriftführer, Prof. Rühlmann, zweiter Schriftführer, H. Ulrich, Kassirer. Zu Beigeordneten wurden die Herren Arnold, Diehl, Engelhaupt, Lippold, Löser, Richter, Rüdel. und Sohr gewählt. m—. Der katholische Gesellenverein veranstaltete am Neujahrstage im Saale der Börse eine Christbaumfeier. Zunächst hält dieser Verein es für seine Aufgabe, durch gesellige Zusammen künfte, belehrende Vorträge und Unterricht die Heranwachsende Jugend nach Möglichkeit vor den sittlichen Gefahren zu schützen. Durch eine Sparkasse will er dem jungen Gesellen Gelegenheit geben, sich in der Tugend des Sparens zu üben, damit er im Falle von Arbeitslosigkeit nicht Anderen zur Last fällt. In Anbetracht dieses guten Zweckes hatten Mitglieder und Gäste des Vereins den Christbaum mit Ge schenken reichlich bedacht. Eine recht zum Herzen dringende Festrede des Vizepräses, sowie Vorträge ernsten und heiteren Inhalts würzten den Abend und die am Schluffe stattfindende Auktion rief nicht allein stürmische Heiterkeit hervor, sondern hatte - uch Pekuniär ein recht er- keineswegs der Fall, vielmehr forderte er von der kleinsten Handlung Rechenschaft, besonders von jeder Ausgabe, die er stets so verwünschte, als gelte es seinen letzten Thaler. — Auch widerrief der alte Harden berg stündlich Befehle, die Erich gegeben, ertheilte andere, für die er ihn verantwortlich machte, verdarb die wegen der ihnen jetzt zuge- mutheten Thätigkeit schon ohnehin aufsässigen Leute noch mehr und Nagte dann, sein Sohn werde ihn noch durch das beständige Zer- würfniß mit den Dienstboten ins Grab bringen. Daß Erich all' dieses mit musterhafter Geduld ertrug und doch nach und nach ein neues Leben in die Wirthschaft brachte, war gewiß bewundernswerth. Aber in einer anderen Hinsicht hätte Adele gewünscht, daß er sich minder nachsichtig bewiese — nämlich den Launen seiner Stiefmutter gegenüber, die Adelen denn doch für eine Frau, die mindestens vier Jahre älter war als sie, allgemach etwas sehr kindisch erschien. Sämmtliche Hausgenossen zeigten ohnehin eine freche Neugierde, wie die Beiden, die junge Frau und Erich, welche vor sechs Jahren sich so ganz anders gegenüber gestanden, in ihrer heiklen Lage sich be nehmen würden. Gab Erich sich durch die Freundlichkeit gegen die schöne Frau nicht eine Blöße, die um so mehr hätte vermieden werden müssen, da — Adele sagte es sich kopfschüttelnd — ein Rest früherer Neigung gewiß noch vorhanden war? Ja, es war geradezu eine Verblendung von ihm, unter den Augen des eifersüchtigen Vater» liebenswürdig gegen seine Stiefmutter zu sein. Auch im Uebrigen erschien Erich seiner Stiefmutter gegenüber nicht als der gerechte und ruhige Beurtheiler der Zerwürfnisse, die sich so oft im Hause ereigneten. Denn obwohl Erich wissen mußte, daß seine Stiefmutter durch ihr launisches und eigensinniges, ja an Ungerechtigkeit streifendes Wesen manchen Anlaß zu Streitigkeiten und heftigen Auftritten gab, so schien er es doch nie über sich zu gewinnen, seiner Stiefmutter, die doch jünger und unerfahrener als er war, einmal die wahre Ursache ihrer Fehler und Mißgriffe klar zu machen. Es kam sogar nicht selten vor, daß Eri b den Launen und Ungerechtigkeiten seiner Stiefmutter mit Nachgiebigkeit begegnete, wie folgender Vorfall zeigt. Eines Tages wollte der alte Hardenberg mit seinem zweiten Sohne Felix Geschäfte halber nach der Stadt fahren. Als der Wagen vor der Thür stand und Felix herauskam, fand er den Sitz bereits mit seinen Fräulein Schwestern bepflanzt, die in Alltagskleidern, ohne Hüte und große Klettenblätter als Sonnenschirme in der Hand, im Geiste bereits der Stadt zufuhren. Felix machte ihnen begreiflich, daß sie nicht mit nach der Stadt fahren könnten und als Minchcn darauf nur mit höhnischem Lachen antwortete, Winchen und Linchen aber gar respectwidrigen und eigen- thümlichen Gebrauch von ihrer Zunge machten, erstieg Felix still schweigend den Wagcntritt und mit der Ruhe, die ihm in solchen Momenten eigen war, setzte er die jungen Damen eine nach dert anderen etwas unsanft auf den Rasen. Linchen blieb gleich schreiend^ daselbst liegen, Wir chen, eine thatkräftige Natur, bearbeitete Felio Rücken mit ihren Fäusten und Minchen lief Erich, der eben au» de^ Hause trat, entgegen und rief, mit den Füßen stampfend: „Wir wollen auch mitfahren, der Wagen gehört Euch nii allein, Mama sagt, wir sind nicht schlechter als ihr und Du so uns gleich mitnehmen I" (Fortsetzung folgt.)
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