5. Be^ug der archäologischen Kulturen ^u den Bodenverhältnissen 5.1. Die Bodenverhältnisse im Arbeitsgebiet Ausschlaggebend für alle Untersuchungen zur Siedlungsplatzwahl des prähistori schen Menschen ist die methodische Frage, inwieweit heutige natürliche Bedingun gen auf ur- und frühgeschichtliche Perioden übertragbar sind. Das trifft in besonderem Maße auf die bereits mehrfach kontrovers diskutierte Problematik der Ausbildung heutiger Bodenverhältnisse in prähistorischer Zeit zu. Die Entwicklung eines Bodens wird entscheidend durch das Substrat bestimmt, welches das mineralische Ausgangsmaterial für die Bodenbildung darstellt. Bei Lockergesteinen erfolgt die Kennzeichnung der Substrate nach ihrer Korngrößen zusammensetzung, die als Bodenart bezeichnet wird (AG Bodenkunde 1982). Im Laufe der Bodengenese kommt es in Wechselwirkung mit Klima, Relief, Grund wasser und in letzter Zeit verstärkt durch anthropogene Einwirkung zur Ausbildung der Bodenhorizonte und bestimmter Hydromorphiemerkmale. Böden mit gleich artigen und charakteristischen Horizontfolgen werden zu Bodentypen zusammen gefaßt. Durch ihre Entwicklung während des Holozäns ist die Übertragbarkeit heutiger Bodentypen in ur- und frühgeschichtliche Zeiträume umstritten. Für die Darstellung der Bodenverhältnisse ist die Wahl geeigneter Kartengrundlagen entscheidend. Mit der Verwendung von Geologischen Meßtischblättern hat sich bereits J. Schulze (1987) kritisch auseinandergesetzt. Geologische Spezialkarten erfassen den geologischen Untergrund von mindestens 2 m Mächtigkeit. Dadurch werden geringmächtigere, aber siedlungsrelevante Substratschichten nicht berücksichtigt. Die u. a. von W. Linke (1976; 1979) genutzten sehr großmaßstäbigen Karten der Reichsbodenschätzung geben die Zustandsstufen landwirtschaftlich genutzter Flächen an. K. J. Sabel (1983) betont, daß die Karten der Reichsbodenschätzung das paläogeographische Bodenmosaik nicht berücksichtigen. Er selbst versucht, die Differenzierung der Bodendecke für das Frühneolithikum zu rekonstruieren, stützt sich dabei aber ebenfalls auf Horizontfolge und Hydromorphiemerkmale. E. Lenneis (1982) legt eine kleinmaßstäbige Bodentypenkarte vor, die nur Bodentypen enthält, deren Existenz im Atlantikum als gesichert angesehen wird. Über den zeitlichen Ablauf der Pedogenese ist jedoch allgemein bisher nur wenig bekannt. Prinzipiell können kleinmaßstäbige Karten die Differenzierung der Bodendecke bei Untersuchungen zur Siedlungsplatzwahl nur in einem zu stark generalisierten Maße wiedergeben. Zusammen mit M. Altermann schlägt E. Gringmuth-Dallmer eine Verwendung der Bodenformen zur Charakterisierung der Bodenverhältnisse in ur- und frühgeschichtlicher Zeit vor (Gringmuth-Dallmer/Altermann 1985). Bodenformen beinhalten Böden mit gleichem Substrataufbau und gleicher Genese. Sie sind als Bodenformengesellschaften in den Karten der Mittelmaßstäbigen Landwirtschaftlichen Standortkartierung (MMK) und der Forstlichen Standorterkundung erfaßt. Bereits von B. Sielmann (1971, S. 74 f.) wurden Bedenken gegen die Analyse von Bodentypen und Bodenformen vorgebracht und von S. Ostritz (1988) noch einmal