glichen. 20 Im großen und ganzen ergibt sich ein gleichläufiger Besiedlungsgang. Dennoch fallen Phasen auf, die im Arbeitsgebiet kaum oder nicht belegt sind, während sich im größeren Rahmen dafür Nachweise erbringen lassen. So erscheint die Stichbandkeramik im Vergleich mit ihrer Verbreitung in der Lommatzscher Pflege im Untersuchungsgebiet unterrepräsentiert. Die mit wenigen Fundstellen im Elbegebiet oder schwach westlich ausgreifend vertretenen Kulturen des späten Früh- und des beginnenden Mittelneolithikums sind im Arbeitsgebiet nicht (Jordansmühler und Baalberger Kultur) bzw. nur vereinzelt nachgewiesen (Gaterslebener Kultur). Diese Beobachtung scheint in erster Linie auf die heraus ragende Bedeutung des Elbeweges in prähistorischer Zeit zurückzuführen zu sein. Durch die enge Bindung von Fundstellen der Baalberger Kultur an heutige Schwarzerdeböden (Mania/Preuß 1975) läßt sich das Meiden des Arbeitsgebietes in diesem Zeitraum eventuell auch mit hier deutlich höheren Niederschlagswerten als im mitteldeutschen Trockengebiet erklären. Die Besiedlungsarmut im Arbeitsgebiet während der frühen Eisenzeit entspricht mehr oder weniger den Verbreitungsgrenzen früheisenzeitlicher Kulturen in Mittel deutschland. Karin Peschel (1990) verzeichnet eine auffällige Siedlungsleere an der Döllnitz und im Mügelner Becken. Dem stehen am Muldelauf nur wenige Belege mit unsicherem Charakter sowie Harpstedt/Nienburger Merkmalen gegenüber (Fund aufnahme Karin Peschel 1962; vgl. Karl Peschel 1978). Der Mangel an Nachweisen für die Jüngere Latenezeit im Arbeitsgebiet stimmt nicht mit dem allgemeinen Fundbild des Mulde-Elbe-Raumes überein. Nur wenig nördlich sind durch die Gräberfelder von Dehnitz und Cröbern, Lkr. Wurzen, Belege für diese Zeit erbracht. Mit der befestigten Höhensiedlung vom Burzelberg bei Hohburg, Lkr. Wurzen, wird die Bedeutung des Umlandes auch in der Jüngeren Latenezeit unterstrichen (Spehr 1981; 1988). Den Verbreitungsschwerpunkten der Völkerwanderungszeit in Sachsen steht ein breiter, das Untersuchungsgebiet einschließender fundleerer Streifen gegenüber. Von G. Mildenberger (1959b) wird dieses Fundbild nicht im Sinne einer Forschungslücke interpretiert. Der Blick auf die „Repräsentativabfolge“ des Mulde-Elbe-Raumes macht eine Besiedlungsarmut bzw. -leere im Arbeitsgebiet während des Mittelneolithikums und im Zeitraum der Völkerwanderungszeit wahrscheinlich. Für die frühe Eisenzeit muß entsprechend den Verbreitungsgrenzen früheisenzeitlicher Kulturen zumindest mit einem starken Bevölkerungsrückgang gerechnet werden. Der fehlende Nachweis von Fundstellen der Jüngeren Latenezeit könnte dagegen mit dem derzeitigen For schungsstand erklärt werden. 20 Außer bereits aufgeführter Literatur vgl. Billig 1958; Coblenz 1977; Frenzel/Radig/Reche 1934; Grünert 1957; Gühne/Simon 1986; Jacob(-Friesen) 1911; Kaufmann 1976; 1986; Kaufmann 1968; 1981; 1984a; 1984b; Kroitzsch 1973; Mandera 1953; Mildenberger 1959a; 1959b; Mirtschin 1930; 1933; 1941; 1957; Neumann 1929a; 1929b; Radig 1931; Simon 1985 b.