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können aber u. U. die gesamte Latenezeit durchlaufen (Müller 1985, S. 49 f., 84). Eine exaktere Datierungsmöglichkeit ergibt sich anhand von Fibeln. Im Arbeitsgebiet sind nur Fibeln vom Frühlatene-Schema bekannt. Hervorzuheben sind die bronzene Tierkopffibel von Dorna (F 83) und die Fibel mit Kugelspitzfuß von Ragewitz (F 192), beide Lkr. Grimma. Auf dem Fundplatz Leuben, Lkr. Oschatz (F 248), wurden Siedlungsgruben untersucht, die außer Keramik auch einen Steigbügelarm ring sowie das Bruchstück eines Schildohrringes erbrachten. Die noch in die Hallstattzeit zu stellende Form des Armringes macht eine Datierung der Siedlung nach Ha D2-3/Lt A wahrscheinlich (Kroitzsch 1985). Auffällig ist die auch im Arbeitsgebiet anzutreffende Vergesellschaftung von Formen der Jastorfkultur (Gefäßprofilierung, Segelohrring, Zungengürtelhaken) mit solchen der Latenekultur (Fibeln vom Frühlatene-Schema, Petschafthalsring, Knotenarmring; vgl. Kaufmann u. a. 1971). Die Problematik einer kulturellen Zuweisung wird noch verstärkt durch die Eigenentwicklung der Frühlatene-Ostgruppe in Nordostbayern und Thüringen. Die Tierkopffibel und der Knotenarmring von Dorna wären eher diesem Kulturkreis zuzuordnen. Der Rin I für den Zeitraum der Älteren Latenezeit liegt mit 1,4 recht hoch. Zu beachten ist dabei, daß auch langlebigere Formen dieser Zeitspanne zugerechnet wurden, da eindeutig in die jüngere Latenezeit zu datierende Fundstücke im Arbeitsgebiet nicht nachgewiesen werden konnten. Römische Kaiser^eit und Völkerivanderungs^eit Bei einem Rin I von 0,59 liegt die Besiedlungsdichte während der Römischen Kaiserzeit unter der latenezeitlichen. Die Verzierungsarmut der Keramik und zeitlich indifferente Eisengeräte erschweren das Erkennen kaiserzeitlicher Fundstellen, so daß auch in diesem Zeitraum mit Forschungslücken zu rechnen ist. Sicher als Siedlung anzusprechende Fundstellen der frühen Römischen Kaiserzeit sind bekannt von Draschwitz, Lkr. Grimma (F 85), und Leuben, Lkr. Oschatz (F 248). Rollrädchenverzierte und randfacettierte Keramik sowie situlaförmige Gefäße können eindeutig als frühkaiserzeitlich bestimmt werden. Aufgrund weniger Scherben in Fundart und Datierung nicht völlig gesichert sind die Fundplätze von Böhlen (F 68) und Nerchau (F 177), Lkr. Grimma. Der Rin I liegt mit 0,43 etwas unter dem für den Gesamtzeitraum der Römischen Kaiserzeit angegebenen Wert. Der Rin II von nur 0,18 ergibt sich aus einem unsicheren Einzelfund, einer Scherbe mit Randfacettierung (Wermsdorf, Lkr. Oschatz, F 334), die in die frühe Römische Kaiserzeit gestellt werden könnte. 19 Keramik der späten Römischen Kaiserzeit ist bestimmbar anhand von Dreh scheibenware und kumpfartigen Gefäßformen. Einigen eventuell als Siedlungen ansprechbaren Fundplätzen mit nur wenigen Fundstücken (Polditz, Lkr. Döbeln, F 49; Nerchau, Lkr. Grimma, F 177) steht der gut untersuchte Komplex von Leuben, Lkr. Oschatz (F 248), gegenüber. Für diese in der frühen und späten Römischen Kaiserzeit genutzte Siedlung sind Grubenhäuser, ein Kalkbrennofen, Eisenschmelzöfen, einfache 19 Frdl. Mitteilung von Herrn Dr. G. Oettel, Dresden.