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(Schwabenicky 1990 b, S. 142f.). Silber- und Zinnbergbau sind nach dem Niedergang der Reichsministerialität der Waldenburger in der ersten Hälfte des 14. Jh. (Billig 1990, S. 9) deutlich zu trennen. 21 Nur mit diesem funktionalen Wandel der Burg ist das Fehlen eines Geschlechts auf dem Greifenstein noch im 14. und 15. Jh. zu erklären. Es ist die Regel, daß auf Burgen mit Verbindung zu Bergbau keine Geschlechter überliefert sind (Schwabenicky 1990 b, S. 142). Damit ist auch die Heranziehung der Krahe als auf dem Greifenstein sitzende Herren (Schubert 1990) abzulehnen. 22 1372 ist dann in dem von Karl IV. ausgefertigten Teil des Pirnaischen Vertrages das „slosz Gryfenstein“ das einzige Mal urkundlich faßbar (Müller 1885, S. 100 ff.). Die nächste zu betrachtende Urkunde ist ein Vertrag zwischen den Herren von Waldenburg und den Markgrafen von Meißen über „daz bercwerck zcu Erinfridestorf" von 1377 (Ermisch 1886 b, S. 39 f.). 23 Danach haben die Markgrafen das Recht, den Bergmeister einzusetzen, und erhalten das Silber, die Waldenburger das Zinn. Auch dürfen die Markgrafen ohne Zustimmung der Waldenburger keinen freien Markt binnen einer halben Meile von Ehrenfriedersdorf und Wolkenstein berufen. Mit der Begründung „durch dez schadin willen, den wir an unserem czenewercke nemyn, unde auch uf daz, daz silberwerck destir furderlicher gefurdirt werde“, erhalten die Waldenburger allerdings die Hälfte vom Zehnten des Silbers zugesprochen. Das erscheint für einen so späten Zeitpunkt, als die Landesherrschaft der Waldenburger nach der Übernahme des Reichslandes Pleißen (Hoyer 1989, S. 151) durch die Markgrafen von Meißen schon stark beeinträchtigt war, sehr ungewöhnlich. Noch erstaunlicher ist, daß die Waldenburger in einem weiteren Vertrag 1407 (Ermisch 1886 b, S. 70f.), der mit fast identischem Wortlaut 1429 nochmals abgeschlossen wurde (ebenda, S. 71), sogar zwei Drittel vom Zehnten des Silbers erhalten. Dies kann nur mit der Förderung des Silberbergbaues um Ehrenfriedersdorf durch die Wettiner erklärt werden. Seit der Mitte des 14. Jh. war es zu einem Niedergang des Silberbergbaues in Mitteleuropa überhaupt gekommen. Um 1350 hatten mehrere Hungersnöte und die Pest die Bevölkerung Europas um ein Drittel dezimiert, so daß der verbliebenen die gesamte vorhandene Edelmetallmenge zur Verfügung stand. Es kam zu einem Absinken der Silberpreise und damit zur Unrentabilität der meisten Silberbergwer ke (Schwabenicky 1990 b, S. 147 ff.). Daraufhin versuchten die jeweiligen Landesherren 21 Vgl. dazu die Urkunde von 1377. 22 W. Schwabenicky (1990 b, S. 143, Anm. 76) hat darauf hingewiesen, daß die Ausführungen G. Schuberts nicht voll durchdacht erscheinen. Zu beachten ist besonders die funktionale Änderung der Burg vom Mittelpunkt einer kleinen Herrschaft zum Sitz eines Bergmeisters. Das erste Auftreten der Krahe im Gebiet von Ehrenfriedersdorf 1381 (Schubert 1990, S. 113) fällt zudem erst in die Zeit des Niederganges des Silberbergbaues (s. unten). Daß die Krahe das Gebiet um den Greifenstein bis zum Ende des 13. Jh. evtl, selbst besessen haben (ebenda, S. 112), ist nicht zu belegen. 23 Die Bezeichnung Greifenstein kommt nach 1372 in Urkunden nicht mehr vor. Ein Großteil der Bergbaureste, wie auch die Burg Greifenstein selbst, liegt auf Ehrenfriedersdorfer Flur. Für die historische Forschung ist unbedingt zu beachten, daß die Bergleute im hohen Mittelalter — während der ersten Bergbauperiode — nicht im Dorf Ehrenfriedersdorf, sondern, wie im Mittelalter grundsätzlich, unmittelbar im Bergbaugebiet wohnten (Schwabenicky 1990 b, S. 90).