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(1840, S. 283), und schließlich findet sich in den Schriften des Magisters Joh. Christian Koch, 1 Pfarrer zu Ehrenfriedersdorf von 1802 — 1817, auf Blatt 23 unter Bezugnahme auf die von Lehmann beschriebenen Funde folgende Notiz: „Ja als um den Greifenstein herum 1829, aufgeräumt wurde, zum Bau einer Laube, wo Prinz Friedrich sich aufhalten, und mit seinem Gefolge speisen sollte, da stand auch noch eine völlige Mauer, die bis jetzt unbebaut geblieben war. Auch ein Stück Metall, etwa Messing, fand man hier mit, bei dem Aufreumen. Im Jahre 1832 ließ der hiesige Justitar Heisterbergh bei dem Greifenstein durch Bergleute Hacken und Graben, und man fand Pfeile, Wurfspiese, Nagel und Hufeisen, die meistens zerbrochen waren. Dies kann herrühene, daß ohne dem ein Schloß hier gestanden, oder ein Lager gewesen, aber eine Schlacht hier vorgefallen ist.“ In das Licht der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung tritt die Burg Greifen stein mit der Artikelfolge L. Bönhoffs über die Burgen des sächsischen Erzgebirges (1909, S. 24 f.). Die zwei urkundlichen Belege, die der Genannte für Greifenstein beibringen konnte, sind auch bis heute die einzigen geblieben: 1349/50 Lehnbuch Friedrichs des Strengen Grifenstein ^cinewerck, bergwerck (Lip- pert/Beschorner 1903, S. 6); 1372 (November 25) Garantievertrag Kaiser Karls IV. und König Wenzels, seinem Sohn, mit Friedrich, Balthasar und Wilhelm von Meißen slo^s Grifenstein (Müller 1885, S. 100 ff). Die schlechte urkundliche Quellenlage und der völlige Schwund an Bausubstanz — bedingt durch die Lage an und auf einem unregelmäßigen Felsstock, müssen für wesentliche Teile der Burg Holzkonstruktionen angenommen werden — ließen wiederholt Zweifel an einer mittelalterlichen Wehranlage im Bereiche der Greifen steine aufkommen. So verlegte z. B. L. Bönhoff ihren Standort in das benachbarte Geyer und hielt dort den ursprünglich freistehenden, mit Wehrgang versehenen Kirchturm für den Bergfried der Burg Greifenstein. Aus namenkundlicher Sicht lehnte K. Hengst (1969, S. 54 f.) Greifenstein nicht nur als Namen für die Burg ab, sondern leugnete deren Existenz überhaupt. Der entscheidende Fortschritt wird J. Seyffarth, Chemnitz, verdankt, der als erfahrener Bodendenkmalpfleger die Greifensteinfrage aus dem Blickwinkel des Archäologen betrachtete. Er erkannte den steil aufragenden Felsstock des Aussichts felsens (Abb. 1) und ein diesem nordwestlich vorgelagertes Areal unterhalb seines Gipfels als einzig möglichen Standort für eine mittelalterliche Wehranlage. Dort und in der dieses Gelände am Fuße umgebenden Halde sammelte Seyffarth 1968 die ersten Bodenfunde, und in den folgenden drei Jahren führte er in diesen Bereichen kleine 1 Den Hinweis auf die Aufzeichnungen Kochs, die sich im Stadtarchiv Ehrenfriedersdorf befinden, und die Beschaffung des hier zitierten Auszugs, verdanken wir Herrn G. Schubert, Ehrenfriedersdorf. Wir sind dem Genannten ferner für die Übermittlung der oben wiedergegebenen Auszüge aus den chronikalischen Beschreibungen von Lehmann und Schiffner zu Dank verpflichtet. 207