AFD Arbeits- und Forschungsber. z. sächs. Bodendenkmalpflege 36, 1993 S. 205-256 BURG GREIFENSTEIN BEI EHRENFRIEDERSDORF Von Volkmar Geupel und Yves Hoffmann Als Greifensteine wird eine Gruppe von Granitklippen 3 km westlich der erzgebir- gischen Kleinstadt Ehrenfriedersdorf, Lkr. Zschopau, bezeichnet. Es handelt sich um sieben dicht benachbarte Felsen, zu denen ehemals sechs weitere gehörten, die bis in das 20. Jh. hinein Steinbrüchen zum Opfer fielen. Sie bilden einen nach Nordosten vorspringenden Ausläufer der Geyerschen Hochfläche und überragen ihre Um gebung um 20 — 30 m. Die Greifensteine, deren höchster Punkt mit knapp 731 m ü. NN auf dem sogenannten Aussichtsfelsen liegt, stellen eine bedeutende Höhen marke zwischen Erzgebirgsbecken und Erzgebirgskamm dar. Mit ihrem wollsack- oder dünnmatratzenförmigen Aufbau gleichen sie den Granitklippen des Oberharzes (Arnold 1990, S. 5.; Zühlke 1978, S. 122). Ihre Entstehung verdanken sie einer späten Phase der varistischen Orogenese, als Granite aus der Tiefe drangen und die tektonisch verlagerten und verformten Gesteinsmassen durchsetzten, aber von den Faltungsvorgängen selbst nicht mehr betroffen wurden (Pietzsch 1951, S. 32). Mineralogisch handelt es sich bei den Graniten von Geyer und Ehrenfriedersdorf um eine klein- bis mittelkörnige Ausprägung mit reichlicher Einstreuung von Plagioklas und Topas, jedoch wenig Glimmer (Lithioneisenglimmer). Verbreitet ist die Bildung von Greisen, die einen bedeutenden Zinnerzgehalt aufweisen (Arnold 1990, S. 5; Pietzsch 1951, S. 33); in hydrothermalen Gängen sind silberhaltige Erze wie Silber-, Blei- und Kupferglanz bzw. Kupferkies sowie gediegen Silber vorhanden (Vollstädt 1976, S. 42 ff., 252 ff.). Chronikalische Nachrichten über eine mutmaßliche Burg im Bereiche der Greifensteine gehen bis in das 17. Jh. zurück. Am 7. August 1693 besuchte der als Erzgebirgschronist bekannte Magister Chr. Lehmann die Felsengruppe. Er berich tet: „Es hat das Ansehen/daß vor alten Zeiten der Platz zwischen 2 hohen Felsen sey mit Mauren eingeschlossen gewesen/wie man denn die rudera des alten Gemäuers sehen kan/auch bißweilen dicke Schirbel von Töpfen/Nägel/Eisenwerck/Pfitzsch- pfeile/Todtengebeine/Schweinszähne/alte unbekandte Schlüssel/Gräten von Stock fischen findet. Vor 8 Jahren ist ein klein silbern Ringlein mit Creutzlein und Buchstaben des Namens Maria gefunden worden. Man findet auch Kalck/der auch an alten Mauersteinen klebt/u. wovon ich etliches selbst gesehen. Und ist die Vermuthung/es wäre ein alt Raubschloß da gestanden ...“ (Lehmann 1699, S. 183f.). Von „Spuren auf Befestigung durch sogenannte Raubritter“ schreibt A. Schiffner 205