A. G. Mac Gregor und J. D. Currey (1983, S. 71 ff.) fest, daß die Spannkraft längs der Faserung höher ist als quer zu ihr. Ein Test ergab, daß Knochen längs der Faserung 30% weniger biegsam als Geweih ist. Dieses ist fester als Knochen und bricht nicht so schnell. Die Knochennadel aus Dewitz (Abb. 8,3) besteht nur aus Kompaktasubstanz und ist 2 bis 5 mm dick. Sie wurde anscheinend aus dem Röhrenknochen eines größeren Tieres hergestellt. Die Nadel ist an einem Ende zugespitzt, am anderen abgebrochen. Die erhaltene Länge beträgt 124 mm. Wie R. Stimming annimmt (1934, S. 254), sind Nadeln mit 55 bis 80 mm Länge der frühen, Exemplare mit 80 bis 205 mm Länge der späten Kaiserzeit zuzurechnen. Nach W. Haarnagel (1979, S. 289) besteht die Möglichkeit, daß Nadeln mit einer Länge von 10—12 cm nicht als Nähnadeln gedient haben, sondern beim Weben und bei der Herstellung von Fischnetzen Verwendung fanden. Nach F. Tischler (1937, S. 48) und A. v. Müller (1957, S. 34) sind Nadeln aus Bein als elbgermanisch anzusprechen. Vom Rothirsch liegen einige bearbeitete Metapodienbruchstücke vor. Auch J. Lüttschwager (1961/62, S. 101) stellte fest, daß die Metapodienknochen vom Rothirsch recht fest und deshalb gut zur Bearbeitung geeignet sind. Die Metapodienreste sind alle längsgespalten (Abb. 8,4—5). Es könnte sich um Rohmaterialien für Nadeln handeln. Aber auch an Pfrieme mit einseitig beziehungsweise beidseitig zugespitzen Enden ist zu denken. Schließlich sei auf sogenannte Stabangeln verwiesen, die als Fanginstrumente beim Fischfang dienten und in Oberdorla als solche gedeutet wurden (Barthel 1977, S. 168ff., Taf. XXVIII,/). Da sich die Siedlung von Dewitz in unmittelbarer Nähe eines Gewässers befand, sollte eine solche Deutung nicht außer Betracht gelassen werden. Diskussion der archäo^oologiscben Ergebnisse Der Fleischbedarf der Bevölkerung wurde in Dewitz zum größten Teil durch die Haustierhaltung gedeckt. Alle wichtigen Haustiere, die gewöhnlich zu dieser Zeit zu erwarten waren (einschließlich der Hühner), bildeten auch in Dewitz den Bestand. Von den landwirtschaftlichen Nutztieren stand das Rind nach der höchsten Knochenanzahl, ebenso der größten Mindestanzahl der Individuen an der Spitze. Daß letzterer Wert viel höher sein müßte, bestätigt ein Vergleich mit dem erstgenannten. Beim Rind kamen gerade 14,25 Knochen auf höchstens ein Tier. Da ein Säugerskelett im Durchschnitt aus ca. 200 Einzelknochen besteht, wurde also nur ein kleiner Teil an Knochen der ehemals vorhandenen Tierreste gefunden. Gefolgt wurde das Rind zahlenmäßig von Schwein, Schaf/Ziege und Pferd. Nach der Altersanalyse der Haustiere wurde der entsprechende Verwendungszweck differenziert für die einzelnen Tierarten bestimmt. Der hohe Anteil adulter Rinder (72% über 3,5 Jahre alt) spricht für eine längerfristige Haltung der Tiere wegen der Milch- und Arbeitsleistung. Eine detaillierte Altersbestimmung für die Schweine