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Rande des geschlossenen Siedlungsgebietes“ gebunden gewesen, wo „auch günstige Voraussetzungen zur Kontrolle der zwischen den Stammesgebieten verlaufenden Handelswege“ gegeben waren. Neben der „Organisation und militärischen Sicherung des Warenaustausches“ sollen die Siedlungen von Neuendorf und Klein Lieskow speziell „der Eisenproduktion ihren Aufschwung“ verdankt haben (Buck 1985, S. 90, 100). Die in Kammergräbern Bestatteten träten uns hier als „Fernhändler, Eisenproduzenten u. a.“ entgegen (ders. 1989 b, S. 135). „Die Zersetzung der Gentilgemeinschaft ging somit anscheinend nicht von den befestigten Siedlungen, sondern vielmehr von den Gehöftsiedlungen aus ..." (ders. 1979, S. 55, 88, 92; ähnlich 1989b, S. 136). Dahinter verbirgt sich offensichtlich die auf deutscher Seite besonders von J. Herrmann (u. a. 1969 a, S. 77 ff.; 1969 b, S. 108) geförderte Vorstellung, die Lausitzer Burgwälle stellten gewissermaßen Rückzugsbastionen gentilgesellschaftlicher Verbände dar (vgl. Simon 1984, S. 69ff.). „Historisch gesehen waren“ nach D.-W. Buck (1989b, S. 136) in der Billendorfer Kultur „also nicht die befestigten Siedlungen, sondern die Kleinsiedlungen eine gesellschaftlich progressive Keimzelle.“ Den archäologisch faßbaren Tatbeständen wird ein solches Modell kaum gerecht, wie das ausdrücklich einbezogene „Beispiel Oberlausitz“ zeigt: Unserem geradezu als Typusfundstelle geltenden „Kammergräberfriedhof 1 direkt gegenüber und nur durch ein tiefes Tälchen geschieden lag rd. 500 m südwestlich auf dem Felssporn der Ortenburg — mit einer Kulturschicht, Gruben und etlichen Funden für den Zeitraum von der Jungbronze- bis in die Früheisenzeit inzwischen sicher bezeugt (Gerlach 1987, S. 19, 22f., Abb. 1, 3) — die dazugehörige Wehrsiedlung (Beilage 5, Nr. 16 und 11, Abb. 32). Billendorfer Scherben sind von diesem Platz seit alters her bekannt (Needon 1909, S. 245, 251, Abb. S. 249, u. a. 6,31; Frenzel 1933, Abb. 5). Zunächst irrtümlich einem zerstörten „Grabfelde des jüngeren Lausitzer Typus (Billendorfer)“ zugewiesen, sprechen sie nach W. Frenzel (1927 a, S. 40) „für eine Burgwallentwicklung während der Billendorfer Zeit“. K. Herbach (1938, S. 4) erkannte in der „Burg auf dem Schloßberge Ortenburg“ den „Hauptsiedlungspunkt der Billendorfer Stufe“ im Bautzener Raum. 82 Letzte Zweifel an der Existenz eines mächtigen Abschnittswalles zur anschließenden Hochfläche hin sind durch jüngste Grabungen genommen (Gerlach/Wilhelm 1990). Wie die bis zur Jüngstbronzezeit bestehende Befestigung auf dem gegenüberliegenden Proitschenberg (Coblenz 1962 b; Eckardt 1962; zuletzt Spehr 1988 a) beherrschte auch die Billendorfer Anlage eine wichtige Spreefurt zu ihren Füßen (u. a. Frenzel 1933, S. 63 f.). Durch das Tal zwischen den Behausungen der Lebenden und der Toten zog offensichtlich schon in prähistorischen Zeiten (vgl. u. a. Simon 1990, S. 307, Abb. 12) jener aus dem Mittelalter als „Strata regia“ bzw. „via regia“ bekannte Handels- und Völkerweg von europäischem Rang, der 82 Diese Auffassung wird auch in der neueren Fachliteratur geteilt (u. a. Bierbaum 1954, S. 25, 27; Coblenz 1964b, S. 197, 199, 204; Simon 1969b, Abb. 12; Spehr 1988a, S. 135). Um so mehr verwundert ihre Ignoranz angesichts der darauf bauenden Schlußfolgerungen bei Buck.