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„eigenem Rang“ (Torbrügge 1979, S. 54), und die Streitaxt weist den Reiterkrieger aus (Hüttel 1981, S. 176). In der für die Bylaner Kultur erschlossenen sozialen Hierarchie wäre der Bautzener Befund in der Kombinationsgruppe 1-2, „Krieger zu Pferd, Begründer der Kriegsgefolge“, einzuordnen (Koutecky 1968, S. 477, 487). Trotz aller Ausstattungsunterschiede läßt er sich prinzipiell etwa demjenigen von Planany (Dvorak 1938, S. 48, 88f., Abb. 47 —50) zur Seite stellen, und auch in Gorszewice begegnet das Ärmchenbeil einmal zusammen mit dem Hiebschwert, ansonsten wiederholt mit Lanzenspitzen in Bestattungen von „berittenen Kriegern ..., die sicherlich wichtigere Funktionen in den örtlichen Gesellschaften ausübten“ (Gedl 1991, S. 24, 26f.; vgl. auch Wesse 1990, S. 122f.). Zwar ließe sich selbst mit unserem Inventar kaum schlüssig beweisen, daß die „Kammergräberherren“ der Billendorfer Kultur „militärische Führer der Stämme oder von Gefolgschaften waren“ (so Buck 1986 b, S. 21), aber es belegt doch exemplarisch eine nicht näher zu bezeichnende „Vormachtstellung heimischen Adels, dessen weitreichende Verbindungen es gestatteten, mit dem fremden Zaumzeug und der besonderen Art der Zäumung für eine kurz bemessene Zeit auch die augenfälligste Variante des fremden Bestattungsritus anzuwenden, nicht aber für die Dauer zu rezipieren“ (Kossack 1954 a, S. 145). Der Abstand von den Holzkistengräbern der Lausitzischen Jüngstbronzezeit ist ebenso deutlich wie derjenige zu den Großkammern unter Einzelhügeln in der nordwestalpinen Späthallstattkultur. Weder die Übereinstimmungen mit ersteren noch die Unter schiede zu letzteren sollten überbewertet werden; vergleichbar sind — bei allen notwendigen Abstrichen — am ehesten die gleichzeitigen Verhältnisse im Hall stattraum (vgl. Kossack 1970, S. 155 ff.). D.-W. Buck (1979, S. 83) sieht in den in Billendorfer Kammergräbern Bestatteten „die Angehörigen der Führungsschicht einer größeren Bevölkerungsgruppe“. Ein aufwendiges Bestattungsritual wäre zwar auch „auf Grund des Ansehens denkbar, das eine hervorragende Persönlichkeit zu Lebzeiten erlangt hat“, jedoch deutete die Häufung zeitlich gestaffelter Kammergräber auf wenigen Friedhöfen „auf die zunehmende Bindung des gesellschaftlichen Status an bestimmte Familien“. Aus ihrer Mitte seien die „Stammesführer“ gewählt worden (ebenda, S. 87). Er denkt an „Stammes- und Kriegshäuptlinge, Gefolgschaftsführer, Priester“ (Buck 1989 b, S. 134f.). Deren Stellung beruhte also „anscheinend nicht mehr ausschließlich auf ihren individuellen Fähigkeiten und dem daraus resultierenden Ansehen als einzelne überragende Persönlichkeiten ...“ (ders. 1979, S. 88). Ohne weiter auf die nach Meinung des Autors „fortgeschrittene soziale Differenzierung“ in der Billendorfer Kultur einzugehen, sei zum Schluß doch auf einen grundsätzlichen Widerspruch seiner Deutung hingewiesen, der von Bautzen her einer Lösung nähergebracht werden kann. D.-W. Buck (1979, S. 21, 42, 80, 87f., 90; ähnlich 1973b, S. 420f.; 1985, S. 99f.; 1986b, S. 21; 1989b, S. 134ff.) glaubt zu erkennen, „daß in jenen Siedlungskam mern, in denen Holzkammergräber vorkommen, ... keine gleichzeitigen befestig ten Siedlungen bestanden“ haben. Erstere seien vielmehr an „Kleinsiedlungen am