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Kl. Brst. vom Querfortsatz eines Brustwirbels (Proc. transversus) mit Rippengelenk (Fovea costalis transversalis), o. B. Kl. Brst. eines Femurkopfes mit verknöchertem Unterrand der Kugel, geschätzter Dm. 45 mm (Sehne 22 mm), feine Spongiosa. Kl. Schaft-Brste. von Langknochen, nicht bestimmbar. Die Knochenreste aus „Gefäß 5“ stammen von einem adulten Mann; andere menschliche oder auch tierische Skelettreste konnten nicht festgestellt werden. Demselben Individuum sind nach Erhaltungszustand und näher bestimmbaren Knochenfragmenten (Alter nach Obliteration der Sagittalnaht, Körperhöhe nach Größe des Femurkopfes) sehr wahrscheinlich die geringfügigen Leichenbrandreste von „Gefäß 6“ zuzuweisen, die wohl aus dort deponierten Scheiterhaufenrück ständen ausgelesen sind. Geringes Gewicht und stark lückenhafte Zusammenset zung des Leichenbrandes lassen seine Überlieferung nicht als „repräsentativ“ erscheinen, was auf starke Zerstörung im Feuer und unvollständige Beisetzung, gewiß aber ebenso auf laienhafte Bergung zurückzuführen ist (Knußmann 1988, S. 583; Herrmann et al. 1990, S. 265f., 268 f.). Die sorgfältige Präparation und Analyse des wenigen Erhaltenen erlaubt dennoch — teilweise sogar überraschende — Aussagen über Alter und Geschlecht, Erscheinung und Gesundheit dieser Person, der in Anbetracht ihrer ungewöhnlichen Ausstattung für das Jenseits eine exponierte Stellung im Diesseits zugekommen sein muß. Darüber hinaus ergeben sich einige interessante Hinweise auf ihr Schicksal kurz vor dem Lebensende sowie im Zuge der Bestattung. Am Erwachsenalter bestehen keine Zweifel. Das definitive Gebiß war offensicht lich komplett entwickelt (Weisheitszahn durchgebrochen). Soweit überhaupt beur teilbar, scheinen am Körperskelett die Epiphysen verknöchert (Wirbel, Femurköpfe), die Hirnschädelnähte hingegen noch weitgehend offen gewesen zu sein, woraus sich rahmenmäßig eine Eingruppierung in die adulte Stufe ergibt. Die Platten der Wirbelkörper sind, wie in unserem Falle belegt (Abb. 26,1—6), mit ca. 22/23 Jahren vollständig verschmolzen (Rauber/Kopsch 1954, S. 330). Der Kontaktbereich von Pfeil- und Kranznaht wies ursprünglich womöglich Tendenzen zum Fugenschluß auf (Abb. 25,3,4). 61 Vollendet wird letzterer auf der Außenseite in weiten Grenzen erst während der maturen Stufe. Gehören die Leichenbrandreste aus „Gefäß 6“ dazu, läßt die vermutlich im Abschnitt S3 außen verknöcherte und schon fast verstrichene Pfeilnaht (Abb. 25,5) auf ein Alter ab etwa 25/30 und — in Anbetracht ansonsten offener Nähte — unter 45 Jahren schließen (Knußmann 1988, S. 430; Herrmann et al. 1990, S. 66 f.). Die im Längsbruch freiliegende Markhöhle am oberen Femurende (Abb. 26,15) zeigt, daß die Spongiosa gerade noch unter den Trochanter minor gereicht hat (entwickeltes Stadium 1), so daß wir wieder eher ins vierte als dritte Lebensjahrzehnt gewiesen werden (Knußmann 1988, S. 431 f.; Herrmann et al. 1990, 61 Stellenweise linear schmale Bruchkanten der Tabula externa im Fugenverlauf. Unter Hitzeeinwirkung ist es jedenfalls oft zur Nahtspreizung gekommen, wodurch die obliterierende Naht wieder als unverschlossen erscheint; vgl. Herrmann et al. 1990, S. 270.