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dazwischen drei Querriefengruppen auf (Abb. 11,6, 24,8). Derartige Zier begegnet in vielfältiger Variation an älteren Billendorfer Schalen mit verdicktem Rand und gehört wohl in die Nähe bzw. Nachfolge der Randtorsion von „Turbanrandschalen“ (Coblenz 1951, S. 140, z. B. Abb. 9,7, 10,6; 1990, S. 56 f., z. B. Taf. 64,20,22). Schalen mit innen verdicktem, waagerecht abgestrichenem Rand (Abb. 11,2,3, 24,9) lassen sich bis in die jüngste Bronzezeit zurück (Gühne/Simon 1986, S. 272) und durch die gesamte Billendorfer Entwicklung bis an deren Ende verfolgen (Peschel 1990, S. 55f.; vgl. z. B. Coblenz 1951, Abb. 7,5, mit 1961, Bl. D77,5). Die in Viertelstellung den Rand einer Schale schmückenden flachen Dellen (z. B. Coblenz 1970, Abb. 6,7) sind asymmetrisch durch einen jener Randausschnitte unterbrochen (Abb. 11,3, 24,9), die nach K. Peschel (1990, S. 56, Kt. 9) „östlich der Elbe zu fehlen“ scheinen. Unser nachträglich eingearbeitetes Stück, das notwendigerweise Randzipfel vermissen läßt (ebenda, Anm. 59), 57 vermittelt zu den schlesischen und damit zu den osthallstättischen Vorkommen, die sich letztlich bis nach Transdanubien verfolgen lassen. Mehrere Schalen beiderlei Randgestaltung besaßen in südlicher Manier einen ringförmig abgesetzten Innenboden (Abb. 11,3,6,7) — in Mitteldeutschland ein verbreitetes Merkmal älterhallstattzeitlicher Stellung (Simon 1969 a, S. 270; vgl. Peschel 1990, S. 56). Insgesamt darf die vorgestellte Gefäßserie als eine repräsentative Stichprobe früher Billendorfer Tonware aus der Stufe I a nach D.-W. Buck angesehen werden. Der typische Keramikstil war danach zu Beginn der Hallstattzeit voll entwickelt. Ob gleitende Übergänge aus der Lausitzer Jüngstbronzezeit (Coblenz 1958 a, S. 111; zuletzt 1990, S. 2; Peschel 1990, S. 48, Anm. 51) bereits in HB fallen (Bouzek 1967, S. 82f., Abb. 5; zu letzt Bouzek/Koutecky/Kruta 1991, Abb. 43), muß offenbleiben. 58 Ungeachtet aller notwendigen Korrekturen im einzelnen 59 wird die von W. Kropf (1938, S. 173 ff.) vor über einem halben Jahrhundert mehr intuitiv umrissene „Frühstufe“ der Billendorfer Kultur durch unseren Neufund in wesentlichen Zügen bestätigt. Die Abgrenzung zur jüngeren Billendorfer Tonware (Stufe Ib —c, im wesentlichen Kropfs „Hauptstufe“) gelingt ebenso mühelos (vgl. für das Bautzener Land z. B. Coblenz 1964 a; 1968). Örtliche Besonderheiten (vgl. Buck 1979, S. 16 f.) deuten sich vorerst bestenfalls an (hochwertige Keramik, schlesische und böhmische Verbindungen). Soweit für das Bautzener Gefilde bzw. die Oberlausitz als Ganzes gültig, mögen sie sich aus der relativen Nachbarschaft zum hallstättischen Osten und Süden erklären. Zugleich sind sie aber zweifellos den individuellen Maßstäben dieser gehobenen Grabausstattung verpflichtet. 57 Eine weitere Schale mit ebensolchem Randausschnitt vom selben Gräberfeld im Stadt museum Bautzen, S.: 2651/55 (R 717). Fundmeldung L. Oberhofer v. 19. 9. 1955 (Ortsakte Landesamt für Archäologie Sachsen). 58 Zwischen der jüngeren „waagerecht gerieften Ware“, die noch in die späte Urnenfelderzeit gehört (z. B. Coblenz 1971; Kroitzsch/Schlegel 1974), und der exemplarisch vorgestellten Keramik der Billendorfer Frühstufe läßt sich zumindest eine durchgängige Materialschicht nicht aussondern. 59 Bedingt vor allem durch unzureichende Belegung mittels geschlossener Funde, stilkritische Überforderung und Einbeziehung jüngstbronzezeitlicher Gefäße.