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qualitativen Aussagen unabdingbar auch quantitative, und erst in größeren Serien ist Sicherheit zu gewinnen. Zugleich bestätigt der Bautzener Neufund am konkreten Beispiel die grundsätz liche Berechtigung der seinerzeit von W. Kropf (1938) skizzierten Abfolge von deutlich gegliederten, reich verzierten zu geschweiften, unverzierten Gefäßen, die angesichts typologischer Überspitzungen dieses Autors heute gewöhnlich stark eingeschränkt, ja nachdrücklich bestritten wird (Buck 1979, S. 116, 122,131; Peschel 1990, S. 49, 59). Wenn beispielsweise die in einem Billendorfer Kammergrab von Röderau, Lkr. Riesa, bestatteten „acht Toten nicht etwa alle gleichzeitig verstorben sind, sondern einander mit zeitlichem Abstand ins Grab folgten“, ist nachgerade zu erwarten, „daß .scharf profilierte' Gefäße ... mit ,verschliffenen‘ Formen“ vergesell schaftet sind (Peschel 1988, S. 57 f.; vgl. auch 1990, S. 29f., 49). Der Zeitraum zwischen ,erster* und ,letzter* Bestattung wird in diesem Falle archäologisch faßbar. Ein solcher Befund bildet indessen die Ausnahme, und der Normalfall — ärmliche Einzelbestattungen mit Urne, Deckschale und wenigen Beigefäßen — gibt feinchro nologisch leider meist nicht viel her. Hinzu kommt über ganze Fundlandschaften der empfindliche Mangel an verbürgt geschlossenen Inventaren. Angesichts dessen überrascht es eher, wenn sich dank einer peniblen Auswertung von Verbreitungs unterschieden im westlichen Sachsen dennoch schemenhaft eine Billendorfer Früh stufe abzeichnet (Peschel 1990, S. 48 f., Kt. 6 ff.). Im einzelnen bietet unser Keramikkomplex mancherlei Bestätigung und Ergänzung für eine Zusammenstellung früher Billendorfer Merkmale. Mit schärferem Akzent ist auf die bronzezeitlichen Traditionen zu verweisen. Die meisten Gefäßformen lassen sich auf heimische Vorbilder zurückführen, doch zeigen sie sich meist im hallstättischen Gewände (Schweifung, Trichterränder). Immerhin folgt ein Topf wie Abb. 6,1, noch weitgehend der weichen Profilierung kugelbauchiger, schlichtrandiger „Terrinen“ aus der zweiten und dritten „Werkstatt“ W. Grünbergs (1943, S. 40f., z. B. Taf. 55,26, 57,/, 16, 61,7), welche im Gegensatz zur ersten bis in die ausgehende Jüngstbronzezeit reichen (vgl. Gühne/Simon 1986, S. 270 ff.). Stilistisch gehört er also quasi ,vor* den Beginn der eigentlichen Billendorfer Entwicklung (vgl. Kropf 1938, S. 175, Abb. 285). Ferner fällt auf, daß auch die meisten übrigen Töpfe niedrige Hälse aufweisen. Derartige „Terrinen“ sind von Kropf (1938, S. 173,179,183) als das „Hauptgefäß der Gräber der Billendorfer Frühstufe“ herausgestellt worden (anders Buck 1979, S. 116). Dementsprechend treten hochhalsige Kegelhalstöpfe, Kropfs „hohe Vasen“ (1938, S. 177ff., 183), auch im Bautzener Fundkomplex stark zurück (Abb. 5,2). Vor allem ist es die herkömmliche waagerechte Riefung an etlichen Gefäßen und in mehreren Spielarten, die in unserem Grabfund an Bronzezeitliches erinnert: plastische breite Kanneluren auf der Schulter von Töpfen (Abb. 5,7, 6,7,2, 23,8), schmale meist auf Kleingefäßen (Abb. 9,1,3, 10,77, 23,1,5,6, 24,7), ver ¬ traut auch der Wechsel von breiteren und schmaleren Riefen unter- bzw. oberhalb des Halsansatzes (Abb. 5,1, 8,4, 23,8), altertümlich die zweimal angedeutete girlanden artige Raffung des Horizontalbandes unter den Henkeln (Abb. 8,4,7, 23,6), die wiederum an die Erzeugnisse der zweiten „Werkstatt“ gemahnt (Grünberg 1943,