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Beispielen im Süden (wie Drack 1957, Taf. 2,2; Kossack 1959, Taf. 39,16). Die in unserem Raum im wesentlichen erst junghallstättische Weiterentwicklung von den trapez- zu den Halbmond- oder sichelförmigen Rasiermessern 31 steht hier nicht zur Debatte, jedoch sei nicht verschwiegen, daß auch in der Nachbarschaft erstere vereinzelt noch aus der jüngeren 32 und letztere schon aus der älteren Billendorfer Stufe 33 bezeugt zu sein scheinen. Am Nordostrand des Grabraumes wurde, auf einer großen Tasse ruhend, eine ungewöhnlich lange, massive Eisennadel gefunden (Abb. 2 — 3), deren chronologische und funktionelle Einordnung Mühe bereitet. Sie ist jetzt in acht Abschnitte zerbrochen, die den Eisenkern freigeben und mit Hilfe von Röntgenaufnahmen trotz des dicken Korrosionsmantels eine gesicherte Rekonstruktion erlauben (Abb. 4,2,13,10). Die Nadel ist noch 30 cm lang erhalten, ohne daß ihr unteres Ende abzusehen wäre. Sie besaß einen 0,7 —0,8 cm dicken rundstabigen Schaft, einen scheiben- bis pilzförmigen Kopf von ca. 2,5 cm Durchmesser und 2 cm darunter einen kugeligen Knoten. Das unikate Stück erinnert formal an Abkömmlinge und Fortbildungen der Vasenkopfnadeln, die sich in vielfacher Abwandlung in der älteren Billendorfer Kultur noch einer gewissen Beliebtheit erfreut haben (Buck 1979, S. 135 f.). Tatsächlich finden sich unter ihnen robuste Eisennadeln mit ähnlich profilierten Köpfen (diese z. T aus Bronze); sie werden nach HC, wenngleich nicht unbedingt an den Beginn dieser Stufe datiert (Buck 1977, Taf. 54,33— 6, 65,M2; aus einer „Kupfer-Silber-Legierung“: ders. 1986 a, Abb. 1,52). Eine gute Parallele stammt aus Schlesien (Gedl 1991, S. 88, Abb. 47,7), jedoch erreicht auch sie bei weitem nicht die Dimensionen unseres Exemplars (Abb. 20,7). In seiner Monstrosität ließe es sich eher bestimmten ostalpinen und norditalischen Mehrkopfnadeln zur Seite stellen (z. B. Carancini 1975, Taf. 63 — 66), die im Gräberfeld Hallstatt „in fast keinem Kriegergrab fehlen“, sich freilich im einzelnen deutlich abheben (Kromer 1959, S. 25 ff., z. B. Taf. 3,14, 65,8, 78,2). Wenn unsere Nadel gewiß auch die Schöpfung eines heimischen Meisters darstellt, gibt ein solcher Vergleich doch die Richtung an, aus der er seine Anregungen empfangen hat. 34 Angesichts der in der Urne deponierten Nadeln, die auf ortsübliche Tracht schließen lassen, möchte man eine Verwendung als Kleider- oder Schmucknadel, wie in Hallstatt vielfach bezeugt, allerdings kaum für möglich halten. Den spektakulärsten Gegenstand unseres Grabfundes bildet das eiserne Ärmchen beil (Abb. 4,8,13,7,15). Die Beilklinge lag auf der Mündung einer Tasse im östlichen Sektor der Grabkammer (Abb. 2—3). Will man nicht annehmen, sie sei als solche beigegeben worden (vgl. Wesse 1990, S. 68), kann sie nur in dieser Ebene angestielt gewesen sein. Nach A. Wesse (ebenda, S. 86 ff., 181, Abb. 22) kommen für Ärmchen beile sowohl Längs- als auch Querschäftung in Betracht. Indessen „sind alle als 31 Diese haben im westlichen Mitteleuropa bis in die Bronzezeit zurückreichende Wurzeln und waren dort bereits zu Beginn der älteren Eisenzeit üblich; vgl. Jockenhövel 1971, S. 243. 32 Dresden-Stetzsch: Coblenz 1985, Taf. 17,7 7; dazu Peschel 1981, S. 548f. (fast halbkreis förmig gebogen). 33 Kleinsaubernitz, Lkr. Bautzen: Frenzel 1927e, S. 63, Abb. S. 62/2069 (schlecht erhalten). 34 Eine kleine bronzene Mehrkopfnadel stammt von der Heidenschanze bei Dresden- Coschütz („Abräumung 1940/41“; Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden o. Nr.). Kaum vergleichbar eine Gußform: Polenz 1986, S. 219ff., Abb. 4.